Sonic Mania Plus REVIEW

Die letzten Spiele um Sega blaues Maskottchen Sonic konnten nicht einmal mehr die Hardcore-Fans begeistern und ließen viele eher ernüchtert zurück. Zwar gibt das japanische Traditionsunternehmen seine Marke nach wie vor nicht auf, doch man merkt immer mehr, dass es Sega und dem für die Reihe verantwortlichen Team Sonic schwerfällt, den pfeilschnellen Igel ein Spiel zu basteln, das ihm auch würdig ist. Das mit Christian „Taxman“ Whitehead ausgerechnet ein Fan dem Franchise im vergangenen Jahr mit Sonic Mania nicht nur eine liebevolle Hommage, sondern auch frischen Aufwind gegeben hat, ist da fast schon bezeichnend. Nun legt Sega nach und veröffentlicht das bereits bekannte Basisspiel mit neuen Inhalten und dem Zusatz „Plus“ im Namen.

Zurück zu den Wurzeln

Sonic Mania Plus legt die teilweise aufwendige 3D-Grafiken jüngerer Serienteile und damit eine Last ab und besinnt sich auf den visuellen Ansatz der Sega Mega Drive Teile. Das dies keinesfalls altbacken aussieht, macht das Spiel dabei schnell deutlich und überrascht immer wieder mit stilistisch mitunter eindrucksvollen Arealen. Whitehead und sein kleines Enthusiasten-Team haben jedem Sprite, jedem Level, jeder noch so kleinen Animation ungemein viel Detailliebe zukommen lassen. Das Gleiche gilt übrigens für den herausragenden Soundtrack, der mindestens genauso viel Varianz und Abwechslungsreichtum an den Tag legt, wie die optische Ausgestaltung. Eine Ausnahme bilden hingegen die Abschnitte in Pseudo-3D. In den entsprechenden Level, die stets Bonusstages sind, muss man Sonic mit recht schwammiger Steuerung und seltsamen Physik-Verhalten durch kleine Labyrinthe bugsieren und Kugeln sammeln. Das funktioniert zwar irgendwie, ist oft aber enorm frustrierend und macht selten Spaß.

Auch spielerisch orientiert man sich mit Sonic Mania Plus an den 16-Bit Klassikern des Franchise und entschlackt das Gamedesign moderner Plattformer sinnig. Sonic flitzt, Sonic kugelt, Sonic springt – mehr braucht es nicht! Gleichzeitig spielt sich dieser Gang zurück zu den Wurzeln der Reihe ungemein frisch. Die Steuerung des blauen Igels ist griffig, das Sprungverhalten nachvollziehbar. Jederzeit hat man ein gutes Gefühl für die Kontrolle von Sonic, sodass selbst die kniffligen Passagen Laune machen. Etwas, das für Sonic Spiele leider keine Selbstverständlichkeit ist.

Ein fantastischer Trip

Obwohl Whitehead und sein Team auf viele bekannte Areale der Reihe setzen, so hat dies in den seltensten Fällen etwas mit Resteverwertung zu tun. Ganz im Gegenteil, glänzt Sonic Mania Plus doch mit einer ungeahnten Kreativität beim Leveldesign. Nicht nur wird wiederkehrenden Bereichen wie der Green Hill Zone und Chemical Plant eine neue Seite abverlangt, gerade bei den Eigenkreationen strotzen die Entwickler nur so vor Ideenreichtum. Besonders in Gedächtnis ist mir etwa ein Level mit Wild West Setting geblieben, in welchen man sich unter anderem auf über einen fahrenden Zug bewegt und sich von übergroßen Revolvern von einen Abschnitt zum nächsten schießen lässt. Übrigens lohnt es sich auch sich einfach mal etwas langsamer durch die Stages zu bewegen. Denn immer wieder locken alternative Wege und Geheimnisse, die man verpasst, wenn man einfach nur bis zum Ende durchrast.

Alles wirkt wie aus einem Guss. Wer das richtige Timing beweist, bekommt blitzschnelle Abläufe geboten, die nicht nur klasse aussehen, sondern die Kreativität der Entwickler hervorheben. Dies merkt man auch insbesondere dadurch, dass sich selbst die Wiederholungen der Level immer anders gestalten, da der Weg zum Ziel selten nur durch eine Strecke bestimmt wird. Das heißt, es gibt immer wieder neue Routen zu entdecken, die sich recht unterschiedlich in der Mechanik anfühlen und dadurch den Wiederspielwert enorm steigern.

Richtig gelungen sind auch die Bosskämpfe, bei denen die verschiedenen Mechaniken des Spiels zum Einsatz kommen und teilweise vollkommen neue Elemente auftauchen. In einem frühen Bosskampf etwa bekämpft man sich mit Dr. Eggman in PuyoPuyo, einem ebenfalls von Sega stammenden Puzzler, der in den frühen 1990er Jahren für ein Spin-Off mit dem Namen Dr. Robotnik’s Mean Bean Machine hergehalten hat. Das ist nicht nur herrlich selbstreferenziell, sondern sorgt dafür, das man mit immer neuen Situationen konfrontiert wird. Gleichzeitig sorgt der enorme Abwechslungsreichtum dafür, das nie Langeweile aufkommen will.

 

Das Plus in Sonic Mania

Doch was bedeutet nun das Plus? Man muss dazu sagen, dass im ursprünglichen Spiel Sonic, Tales und Knuckles alleine in das unvergessliche Abenteuer gestartet sind. Mit der erweiterten Version kommen nun zwei weitere Protagonisten dazu. Mighty das Gürteltier sowie Ray das Eichhörnchen sind nun Teil des Ganzen und versuchen ebenfalls die Level in rasantem Tempo zu meistern. Dabei kann Ray in höheren Sphären gleiten, währenddessen Mighty seine Robustheit als besonderes Talent verzeichnet. So sorgen beispielsweise Stacheln im eingekugelten Zustand nicht gleich zum Verlust von Ringen bei ihm. Ein Freifahrschein ist dies dennoch nicht.

Hinzu gesellen sich als Zugabe ein optimierter Schwierigkeitsgrad der Bossgegner, sowie der neue Mehrspieler-Wettbewerbsmodus. Hier können sich bis zu vier Spieler gleichzeitig miteinander messen und zeigen, wer der Beste von ihnen ist. Der Hauptfokus liegt aber auf den Zugaben-Modus, der dem Story-Modus ähnlich ist, jedoch andere Optiken in den Farben nutzt. Zudem gibt es eine kleine Einleitung, die Ray und Mighty in die Story integrieren. Im laufenden Spiel selbst dürfen dann gleich zwei Charaktere auf Tour gehen und sogar inmitten des Spieles ausgewechselt werden. Fällt ein Charakter aus, so rutscht ein anderer nach, um das Duo wieder zu komplettieren.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
92
93
Super
94
Multiplayer

FAZIT

Bereits Sonic Mania hat im vergangenen Jahr Fans und Neulinge gleichermaßen verzückt. Christian Whitehead ist mehr als nur ein Fanboy, der einfach eine Hommage an die 16-Bit Ära hingeklatscht hat. Offenbar versteht er die Essenz des Franchise wesentlich besser, als die Hauptentwickler von Sonic es derzeit tun. Das zeigt sich nicht zuletzt an der polierten Spielmechanik, dem stetigen Abwechslungsreichtum, den kreativen Level und der liebevollen audiovisuellen Umsetzung. Wer bislang noch nicht die Gelegenheit hatte, Sonic Mania einem Spaßtest zu unterziehen, sollte nun unbedingt bei Plus zugreifen, denn mit 2 neuen Charakteren, einem optimierten Schwierigkeitsgrad der Bossgegner, sowie dem neuen Mehrspieler-Wettbewerbsmodus, ist die Fassung das Optimum für Retrofans, die die alten Zeiten vermissen.

- Von  Rena

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