Quake 2 (Neuveröffentlichung) REVIEW

Nachdem id Software und Bethesda gemeinsam mit Nightdive Studios vor rund zwei Jahren bereits das ziemlich ordentliche und sowohl technisch als auch inhaltliche aufgewertete Remaster zu Quake veröffentlicht und den Shooter von 1996 für so ziemlich alle aktuellen Plattformen (PC, Nintendo Switch, PlayStation und Xbox) verfügbar gemacht haben, ist vor wenigen Tagen eine Neuveröffentlichung von Quake 2 mit dem gleichen Aufwand erschienen, die sogar nochmal ein ganzes Stück weitergeht.

Ein Meilenstein


Quake 2 aus dem Jahre 1997 war ein Wendepunkt in vielerlei Hinsicht, vor allem für Entwickler id Software. Das mit Doom, Wolfenstein und eben auch Quake bekannt gewordene Studio aus Texas war nicht nur der Inbegriff für First-Person-Shooter, sondern auch für technische Meilensteine. Quake 2 war in dieser Hinsicht vielleicht kein Meilenstein, aber eine konsequente Fortführung des Originals. Das Spiel bietet viel größere Levels als Quake und viel mehr weitläufige Gebiete. Ein Hub-System ermöglicht es, zwischen den Levels hin und her zu reisen, was zum Erreichen bestimmter Ziele erforderlich ist. Das ständige Suchen von Schlüsseln und Chipkarten wurde etwas aufgelockert und um andere Missionsziele erweitert, etwa das Deaktivieren von Laserfallen und Herunterfahren von Brücken. Seinerzeit bei vielen Fans nicht sonderlich populär, was außerdem die Entscheidung, die Geschwindigkeit der Spielfigur etwas abzumildern, insbesondere im Vergleich zu modernen Shootern ist die Geschwindigkeit, mit der man sich durch die Areale bewegt, aber immer noch hoch.

Kontrovers wurden seinerzeit vor allem inhaltliche Änderungen aufgenommen. Das düstere Fantasy-Setting mit Cthulhu-Einschlag wurde durch eine Sci-Fi-Erzählung abgelöst, in der man in die Rolle eines Marines namens Bitterman schlüpft. Dieser ist Teil einer Operation, die einen Präventivangriff auf den Heimatplaneten einer außerirdischen Zivilisation namens Strogg ausführen soll. Das geht – natürlich – gehörig schief, sodass man nicht in Armeen kämpft, sondern sich alleine der vermeintlichen Übermacht gegenüberstellen muss. Dass Rahmenhandlung und Setting nahezu komplett ausgetauscht wurden, ist der Tatsache geschuldet, dass Quake 2 ursprünglich als anderes Projekt gestartet ist, nicht zuletzt nach dem Weggang von John Romero bei id Software aber in diese eben neue Richtung gewandert ist.

Neue Kampagne der Wolfenstein-Macher und die fantastische N64-Version


Interessanterweise ist es die neue Episode Call of the Machine, die eine Brücke zwischen dem ersten und so komplett anderen Teil und den Nachfolgern schlägt. Für die neue Erweiterung, die dem Remaster beiliegt, zeichnet sich mit MachineGames ein Studio verantwortlich, welches bereits in der Vergangenheit mit dem absolut fantastischen Reboot der Wolfenstein-Reihe eine alte id Marke frisches Leben einverleibt hat und sich mit der neuen Erweiterung schon fast für eine komplette Neuauflage der Franchise bewirbt. Das Studio hat hier nämlich nicht nur einfach mal so ein paar neue Levels zusammengebastelt, sondern eine komplett neue Kampagne inklusive eigener Storyline geschaffen, die derart umfangreich ist, dass man Call of the Machine ohne weiteres als eigenständiges Spiel verkaufen könnte. Die ursprünglichen Mission-Packs The Reckoning und Ground Zero liegen dem Remaster übrigens auch bei, ebenso wie eine Umsetzung von Quake 64, welches eine eigenständige Version von Quake 2 für das Nintendo 64 gewesen ist, welches sich stark von der Vorlage unterscheidet.

Vor Quake 3 Arena war Quake 2


Es ist bemerkenswert, wie viele glanzvolle Namen sich um die Neuauflage tummeln und wie viel Mühe sich die Nightdive Studios als Schirmherren des Remasters gegeben haben. Alle Assets wurden in die hauseigene Kex-Engine portiert, Modelle, Texturen, Animationen und die KI wurden aktualisiert, außerdem eine Reihe verbesserter visueller Elemente, wie dynamische Beleuchtung und Tiefenschärfeeffekte, sowie eine 4k-Auflösung integriert. Eine Reihe von Optionen zur Barrierefreiheit wie hoher Kontrast, Voice-Chat-Transkription, Remapping der Steuerung, Auto-Aim und mehr sind an Bord, ebenso wie diverse Quality-of-Life-Verbesserungen. Praktisch ist hier vor allem ein ziemlich gut funktionierender Wegweiser, den man per Tastendruck aktivieren kann, was angesichts der mitunter kruden Missionsbeschreibungen und der nicht immer ganz einfachen Wegfindung eine eine willkommene Option ist.

Abgerundet wird das Paket mit einem sowohl online als auch lokal offline verfügbaren Multiplayer-Modus, der viele, aber nicht alle bekannten sowie eine neue Map umfasst. Auf PC und Xbox ist es sogar möglich im Splitscreen mit bis zu acht (!!!) Personen zu spielen – also am besten den Beamer auspacken oder gleich einen Saal im Kino mieten. Auf Switch und PlayStation ist der lokale Splitscreen auf vier Personen beschränkt, was aber immer noch ziemlich cool ist. Und was soll man noch über den Multiplayer an sich sagen, außer, dass Quake 2 bis heute einer der besten Arena-Shooter ist und den Weg zum wohl besten Arena-Shooter (Quake 3) ebnete.

Auch 2023 noch ein tolles Erlebnis


Wie aber spielt sich Quake 2 im Jahre 2023 und hält es den Test der Zeit stand? Kurzum: Grandios und absolut! Ich war nie der größte Fan der Kampagnen der Reihe und habe mich immer in den anderen Marken von id Software mehr Zuhause gefühlt, muss aber sagen, dass ich dank der Neuauflagen des Originals und nun auch der Fortsetzung die Reihe auch abseits vom Multiplayer zu schätzen gelernt habe. Inhaltlich finde ich den ersten Teil noch immer am spannendsten, auch, da das Sci-Fi-Setting in Teil 2 und später auch in Teil 4 wenig spannende Dinge gemacht hat. Was aber das Gameplay angeht, ist der Klassiker über jeden Zweifel erhaben. Vor allem tut es aber unglaublich gut, wieder einen schnellen Shooter der alten Schule zu spielen.

Das einzige, womit ich mich auch hier arrangieren musste, sind die aus heutiger Sicht doch eher tristen Level. Das Design der Areale ist stellenweise grandios, meinen ästhetischen Geschmack treffen die vorwiegend in Braun und Grau gehaltenen Umgebungen aber selten. Auch hier ist Call of the Machine übrigens eine grandiose Ausnahme und macht nicht nur in puncto Leveldesign, sondern auch visueller Darstellung ein paar ganz tolle Dinge.

Pro & Kontra

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Pros
  • sehr gelungene Neuauflage mit technischen Erweiterungen (4K Auflösung, Remapping der Steuerung und mehr)
  • neue Kampagne Call of the Machine ist ein absolutes Highlight
  • Quake 64 ist dabei sowie alle Erweiterungen
  • immer noch einer der besten Arena-Shooter im MP

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Cons
  • visuell selten abwechslungsreiche Areale in der originalen Kampagne

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Spiel Bewertung
Singleplayer
84
85
Gut
86
Multiplayer

FAZIT

Die Qualitäten von Quake 2 sind unbestritten und sie sind auch über 25 Jahre nach der ursprünglichen Veröffentlichung noch unbestritten gut. Das flotte Gameplay flutscht wunderbar weg und entfesselt eine nach wie vor tolle Sogwirkung. Die technischen Überarbeitungen, die Anpassungen in der Benutzeroberfläche sowie die Integration von Barrierefreiheitsoptionen, machen den Shooter sogar noch ein gutes Stück besser als das Original. Was hingegen schon 1997 einen eher mittelmäßigen Eindruck hinterlassen hat, lässt sich auch 2023 als Kontrapunkt herausarbeiten. Insbesondere gilt das für die sich zum großen Teil sehr ähnelnde Optik der Areale. Ja, seinerzeit war die Öffnung der zuvor in strikte Level unterteilte Struktur hin zu offenen Arealen und Missionsstruktur neu, visuell ansprechend war der grau-braune Matsch aber auch damals nicht. Hier leisten aber die Erweiterungen sowie die neue Episode Call of the Machine für Abwechslung. Dass man überhaupt nach all den Jahren noch einmal komplett neue Inhalte anfertigt, ehrt die Entwickler sehr. Und das man dabei auch noch Rücksicht auf die Lore und Geschichte von Quake nimmt und eine gewisse Kontinuität wahrt, umso mehr. Und dass alles für gerade einmal 9,99 Euro. Ein sehr viel besseres Old-School-Shooter-Paket kann man eigentlich kaum bekommen, vor allem nicht für diesen Preis.

- Von  Adrian

Grandiose Neuauflage mit vielen spannenden Neuerungen.
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Quake 2 (Neuveröffentlichung) REVIEW

USK 0 PEGI 3

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