Project CARS REVIEW
Vor fast einen Monat konnten wir die Motoren von Project CARS anwerfen und nach mehrfachen Verschiebungen uns endlich ins Cockpit der tollsten Karossen setzten. Die lizenzierten Wagen auf originalgetreuen Strecken sollten der Konkurrenz das Fürchten lehren und zeigen, wie eine Simulation wirklich aussehen kann. Und damit auch der Spieler auf seine Kosten kommt, gibt es neben dem obligatorischen Singleplayer, bei dem euch fast alle Freiheiten vergönnt sind, ebenso den Karriere-Modus.
1,2,3, Start
Natürlich ist der Karriere-Modus gerade für Singleplayer besonders interessant, da er ein gut strukturiertes System vorweist. In einem Kalender werden die jeweiligen Veranstaltungen hervorgehoben, die es zu absolvieren gilt. Neben dem eigentlichen Rennen könnt ihr auch das Training und die Qualifikation starten. Das heißt, nach ein paar Übungsrunden geht es darum, einen Platz in der Startreihe zu erobern. Gelingt euch dies, beginnt ihr das Rennen in vorderster Reihe und könnt regelrecht durchstarten. Dennoch hat die Sache einen Haken, denn während der Karriere wird euch das Fahrzeug gestellt, mit dem ihr einen Sieg einfahren sollt. Das heißt, jede neue Saison lernt ihr euren Wagen wieder von Neuem kennen und manieriert ihn über originalgetreue Strecken. Dabei müsst ihr auch euer Team mit stolz erfüllen, dessen Verträge ihr vor einer Saison unterzeichnet.
Je nachdem für welchen Einstieg ihr euch entscheidet, seid ihr mit Karts, Tourenwagen oder gar Formel-Fahrzeuge unterwegs. Jedoch kommt ihr auch in den Genuss, die etwas Preis intensiveren Geschosse von Audi, Mercedes wie auch BMW über die Piste zu jagen. Doch damit ist noch keine Rennsimulation geschaffen, denn nicht immer könnt ihr einen strahlenden Sonnenschein erwarten, der eure Reifen geschmeidig über den Asphalt führt. Mit ständigem wechselnden Wetter kommt ihr in einige Situationen, die viel Fahrgefühl abverlangen. Die ohnehin schon recht störrischen Fahrzeuge kommen insbesondere bei Aquaplaning schnell aus der Spur. Und dank einer doch recht präzisen Fahrphysik ist Gegensteuern kein Allheilmittel. Einmal neben der Spur gelandet, wird auch gleich die aktuelle gemessene Rundenzeit eingestampft. So kann jeder kleine Fehler eine tückische Konsequenz haben, die gelegentlich gar dazu veranlasst, das Rennen noch einmal zu wiederholen.
Doch Perfektionismus ist schwer, denn die gegnerische KI setzt nicht immer darauf, euch ein flüssiges Rennen zu bieten. Wer den Crash dann nicht mehr vermeiden kann, muss aber kein demoliertes Auto befürchten, denn Project CARS verzichtet komplett auf übertriebene Schadensmodelle und lässt den Lack bis zur Ziellinie glänzen. Und wo wir gerade schon bei Modellen und all den anderen optischen Parts sind, darf man sagen, Project CARS ist ein wahrer Blickfang. Und dies könnt ihr auch jedem mit Eigenkreationen zeigen, wenn es in die Online-Rennen geht, die noch weit aus mehr fordern, als der CPU es je könnte. Denn um den Titel für euch noch interessanter werden zu lassen, ist es möglich diverse Fahrzeuganpassungen vorzunehmen. So bleibt euch die Qual der Wahl, mit welchem Reifendruck euer Bolide zum Beispiel unterwegs sein soll. Die verfügbaren Optionen können Stunden veranschlagen, werden aber hauptsächlich von Profis genutzt werden, die damit noch siegreichere Wagen zusammenschrauben.
Blickfang
Wenngleich zugunsten der originalgetreuen Wagen weitestgehend auf Schrammen, Beulen und Blessuren verzichtet wurden, punktet die Rennsimulation dennoch mit einer grandiosen Optik. Zwar wird man anfänglich von vielen Anzeigen verstört, die sich ausschließlich an die Kenner des Rennsports richten, nichtsdestotrotz wird das Auge positiv beansprucht. Gerade in der Detailverliebtheit von Wagen und Strecken haben die Slighty Mad Studios keine halben Sachen gemacht. Neben der Piste gibt es nicht selten noch Zuschauer, die die eingeläuteten Rennen anfeuern und mit staunen beobachten. Selbst euren eigenen Fahrer könnt ihr optisch erhaschen und noch vor, wie gar wahrend der Fahrt die Perspektive anpassen, die dann aber oftmals dem Überblick weicht.
Zudem düst man zu den verschiedensten Tageszeiten wie auch Wetterlagen über die Rennpiste und entdeckt all die Raffinessen, die uns Mutter Natur auch im wahren Leben schenkt wie Sonnenstrahlen, die durch die Wälder abseits der Rennstrecke schimmern oder Starkregen, der gar euer Wagen auf der nassen Fahrbahn spiegelt. Auch eine tief stehende Sonne kann den Anspruch des begonnenen Rennens stark anreichern und fühlt sich in der Intensität der Blendung dem echten Leben nahezu identisch an. Gepaart sind diese schönen Naturkulissen natürlich mit einem Schwung an namhaften Fahrzeugherstellern wie Renault, Mitubushi, Honda, Mercedes, Audi, Toyota, Ford und viele mehr. Und auch hier kann man dem Entwicklerstudio nur Lob aussprechen, denn jeder Winkel, jeder Reifen, jeder Spiegel und jede Rückleuchte ist kaum an dem zu überbieten, was wir täglich auf den Straßen sehen. Und damit alles noch lebensechter wirkt, bietet Project CARS die Möglichkeit, die Perspektive den Wünschen entsprechend anzupassen. So lässt sich das Fahrzeug der Begierde beispielsweise direkt aus der Ansicht des Cockpits steuern, mit Blick auf die Motorhaube oder im kompletten Fokus auf der Straße. Natürlich überzeugen auch bei den verschiedenen Perspektiven all die kleinen Details, die insbesondere direkt hinter dem Steuer wahrzunehmen sind und zeigen, wie der Fahrer während des Rennens agiert.
Um alles noch athenischer darzubieten, gilt es gar über 110 Rennstrecken zu düsen. Unter anderem erwarten euch die Kurse Laguna Seca, Brands Hatch oder gar den bekannten deutschen Hockenheimring, die allesamt ihre Eigenheiten haben. Dabei bereist ihr die halbe Welt und könnt jene explizit übertragene Straße mit eurem virtuellen Auto erkunden. Denn kurvige Straßen, ewig lange Strecken, schmale wie auch breite Spuren sowie verschiedene Beläge der Straßen sind Teil der Simulation, die auch durch eure Reifenspuren an weiteren optischen Details gewinnt. Durch die verschiedenen Eigenheiten der Rennstrecken kommt zudem der Controller sehr gut zum Einsatz, der jede kleine Unebenheit in eine Vibration wandelt. Gleichzeitig fällt aber auch mit den verschiedenen Wagen auf, wie komplex die Steuerelemente eigentlich wirklich sind. Selbstverständlich ist ein Fahrzeug aus den sechziger Jahren weitaus schwerfällig als eines der neueren Modelle. Und auch die höherwertigen Preisklassen bocken aufgrund ihrer gesteigerten PS Zahl gerne einmal rum. Doch leider wird neben dem Gas, auch die Bremse zum ständigen Begleiter, dessen Verzicht schwerwiegende Folgen haben kann.
Dank schmaler eingefärbter Hilfslinien wird euch aber der Radius, in dem ihr langsam auf die Klötzer treten solltet, bestmöglich hervorgehoben. Solange diese Hilfestellung noch in grüner Farbe unterliegt, könnt ihr bedenkenlos Gas geben. Wechseln die Farben von grün zu gelb, von gelb zu orange und schwenkt langsam in Richtung rot, muss das Tempo schnellstmöglich gedrosselt werden, um nicht mit der Wand oder Absperrung ein Stelldichein zu haben.
Boxengasse
Allgemein ist die Steuerung aber sehr angenehm an das Spiel angepasst, die jedoch nicht vor unschönen Fahrfehlern der Konkurrenz schützt. Wenn teilweise 40 Fahrzeuge gleichzeitig auf der Rennstrecke sind, kann die ein oder andere Kollision nicht mehr vermieden werden. Währenddessen wird das Spiel auch immer mit den passenden akustischen Geräuschen unterlegt, die die Simulation optimal abrunden. Auf Musik wird weitestgehend verzichtet und der Fokus auf jaulende Motoren, quietschende Bremsen und Kommentare aus der Box gelenkt. Genau jene Kommentare, die euch auch über Strafen in Kenntnis setzt, wird über den Lautsprecher des PlayStation 4 Dual Shock Controllers hinausposaunt.
Apropos Box – Project CARS versucht nicht nur durch die detaillierten und originalgetreuen Strecken wie auch Wagen zu überzeugen, nein, auch Optionen wie das Hineinfahren in die Boxengasse unter eingeschränktem Tempo wurden beachtet. Natürlich geht dort ein Reifenwechsel einher, denn auch diese verschleißen mit jedem gefahrenen Kilometer, sodass gar die taktischen Elemente in Project CARS beheimatet sind.