Please, Don’t Touch Anything REVIEW

Kennt ihr die Website Newgrounds? Ihr wisst schon, diese Seite wo man kostenlos kleine Amateur-Spiele zocken kann, um sich mal für ein halbes Stündchen die Zeit zu vertreiben und etwas unkomplizierten Spielspaß abseits der zeitaufwändigen Tripple-AAA Produktionen zu finden.

Please, Don’t Touch Anything ist genau solch ein Spiel, welches man eigentlich auf Newgrounds und Co. erwartet. Es ist simpel zu bedienen, es ist kurz und verbreitet diesen angenehmen Amateur-Charme (Amateur-Charme wohlgemerkt, nicht Indie. Das sind für mich schon wieder zwei verschiedene Paar Schuhe!). Das Problem ist nur, dass Please, Don’t Touch Anything für aufgerundet 5 € verkauft wird, was natürlich gewisse Qualitäts-Erwartungen von Seiten des Spielers nach sich zieht.

Dabei ist das Spiel bloß das Ergebnis einer sogenannten „Gaming Jam“-Session via Ludum Dare. Das ist eine Art Wettbewerb, wo alle teilnehmenden Entwickler ein Wochenende lang Zeit haben, um ein Spiel zu einem bestimmten Thema zu entwickeln. Das besagte Thema auf dem Please, Don’t Touch Anything basiert lautet übrigens „Entire Game on One Screen“ (das gesamte Spiel soll auf einen einzelnen Screen stattfindet). Der Entwickler Four Quarters war lange Zeit auch nur über Ludum Dare tätig. Mit dem Release von Please, Don’t Touch Anything am 26.03.2015 auf Steam, änderte sich dies jedoch. Ob das Spiel, welches nur auf einen einzigen Screen stattfindet jedoch seinen Preis von 4,99 € wert ist oder nicht, wollen wir nun herausfinden.

Bitte nichts anfassen, ansonsten qualmen die Gehirnzellen

Please, Don’t Touch Anything entpuppt sich als eine Art Rätsel- oder Puzzle-Game. Man spielt quasi sich selbst, der gerade einen Kumpel von der Arbeit abholt, um halt gemeinsam die Freizeit zu verbringen. Bevor es losgeht, verzieht sich der Kumpel (wahrscheinlich geht er aufs Stille Örtchen) und bittet uns die Finger von seiner Arbeitskonsole zu lassen. Jene Konsole reizt mit einem großen roten Knopf, der vor einem Monitor platziert ist, welcher eine Großstadt anzeigt. Was passiert bloß, wenn man den Knopf drückt? Oder sollte man nicht doch lieber warten, bis der Kumpel sein Geschäft erledigt hat? Egal wie ihr euch entscheidet, im Endeffekt geht es sowieso darum alle 25 Lösungsmöglichkeiten dieser Situation herauszufinden – und ja, das brave warten auf den Freund ist eine der Lösungen. Die anderen Lösungen sind hingegen an teils abartig komplexe Knopf- und Codepuzzle geknüpft. Man bekommt vom Spiel zwar ein paar Hinweise diese Rätsel zu lösen, doch sind diese zum Teil sehr schwer zu verstehen und manchmal auch sehr fies versteckt. Manchmal wird das Spiel auch absurd träge, so gibt es z.B. ein paar Rätsel, wo man einen Counter von 0 in den dreistelligen Bereich hochdrücken muss. Da ist man dann mehrere Minuten damit beschäftigt stupide herumzuklicken. Das hat dann echt nichts mehr mit Nachdenken oder Rätsel lösen zu tun, sondern ist pure Schikane! Nur die wenigsten werden die Mühe auf sich nehmen alle 25 Lösungsmöglichkeiten aufzudecken. Und ohne Komplettlösung geht das sowieso nicht.

Die „Ergebnisse“ die man hierbei erzielt, sind freilich ein großer Reiz am Spiel. So wird die Stadt auf dem Monitor etwa von einer Atombombe zerstört oder von einem schwarzen Loch dezimiert. Es gibt aber noch wesentlich abartigere Enden, z.B. jenes wo man einen mutierten Dämonenfötus(?) mit einem Hammer totprügeln muss, was in Form eines Minispiels abgewickelt wird. Please, Don’t Touch Anything bietet schon einige abgedrehte und coole Einfälle, aaaber leider wird das Spiel sehr schnell viel zu kryptisch. Ich selbst habe gerade mal 8 Lösungsmöglichkeiten freigespielt, ehe ich zu einer Komplettlösung gegriffen habe. Das Spiel ist wirklich viel zu schwer und undurchsichtig, um es vollauf genießen zu können (ja, ich weiß ich wiederhole mich, aber man kann es nicht oft genug erwähnen). Außerdem wirken viele der Enden bei weitem nicht spannend genug, um den Aufwand zu rechtfertigen. Ehrlich gesagt, war mein Beispiel mit den Dämonenfötus das Beste was das Spiel zu bieten hat (es ist netterweise auch nicht übermäßig schwer freizuspielen).

Nach der ersten halben Spielstunde, die mir durchaus viel Spaß bereitet hat, hätte ich aber besser aufgehört. Denn der Zeitaufwand für das wälzen von Komplettlösungen, ist dieses Spielchen einfach nicht wert. Genauso wenig ist es übrigens die fünf Euro wert, die verlangt werden. Dieses Spiel gehört als Freeware-Produkt auf Newgrounds und Co. und nicht als kommerzielles 5 €-Spiel auf Steam. Als Bestandteil eines Bundles oder so wäre es aber ok. Auch ich hatte es mal in irgend einem Bundle erworben und bin nur durch ein Youtube-Review darauf aufmerksam geworden. Es ist im Grunde genommen nur ein kleines Newgrounds-Spiel für 30 Minuten Zeitvertreib, nicht mehr und nicht weniger. Leider kostet es zu viel Geld, Geduld und Nerven.

Grafik und Sound

Das Spiel findet ja nur auf einem Screen statt und basiert hauptsächlich auf kryptischen Schalter/Knopf- und Zahlenrätseln. Man sollte also nun wirklich keine hohen Erwartungen an die Grafik stellen. Tatsächlich wurden der Raum sowie die unterschiedlichen Animationen der Arbeitskonsole und der Geschehnisse auf dem Monitor aber sehr liebevoll gezeichnet. Das Spiel setzt auf einen stylischen Pixellook der einem auf Anhieb gefällt. Grafisch bietet das Spiel für sein Genre sehr viel. Nicht jedes Rätselspiel muss langweilig und bieder aussehen wie Please, Don’t Touch Anything beweist.

Auch der Soundtrack ist überraschend hochwertig ausgefallen. Es beginnt mit einer angenehmen relaxten Melodie und wandelt sich zu einem eindringlichen Spannung aufbauenden Thema, sobald der Knopf gedrückt wird. Und abgefuckte Situationen bekommen freilich die entsprechend psychotischen Musiktracks zur Unterstützung. Also wenn es etwas gibt, was den Preis rechtfertigt, dann ist es der tolle Soundtrack!

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Spiel Bewertung
Singleplayer
60
60
-
Multiplayer

FAZIT

Wer seine Geduld und Knobelfähigkeiten auf eine harte Probe stellen möchte und auf liebevolle Amateur-Games á la Newgrounds abfährt, der wird mit Please, Don’t Touch Anything seine helle Freude haben! Ob das Spiel den Preis von 5 Euro wert ist oder nicht, muss freilich jeder für sich selbst entscheiden. Jedenfalls war das Spiel nicht wirklich mein Fall. Die Rätsel sind viel zu kryptisch für einen durchschnittlichen Adventure-Spieler und erzeugen daher recht bald wesentlich mehr Frust als Lust. Andererseits könnte aber genau das den großen Reiz für manch anderen Spieler darstellen. Aber wie auch immer: Die Kommerzialisierung hätte es echt nicht gebraucht.

- Von  Volker

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