Pacific Drive REVIEW

Ein Survival-Spiel, in dem man mit einem Auto unterwegs ist und das auch noch das zentrale Element des Überlebens darstellt? Wer jetzt den Finger hebt und sagt: Aber Stefan, das erinnert mich an Choo-Choo Charles. War das nicht genau so, nur mit einem Zug? Ja, das stimmt. Diese beiden Spiele sind sich sehr ähnlich. Doch Pacific Drive treibt das Konzept auf die Spitze und wirkt am Ende nicht nur wie eine Evolution, sondern könnte eine kleine Revolution mit sich bringen.

Kein guter Start

1947 – Die Halbinsel Olympic war die Geburtsstätte einer neuen, vielversprechenden Technologie. Gerüchte über fantastische Erfindungen, aber auch mysteriöse Vorfälle und übernatürliche Ereignisse machen die Runde. 1955 – Die Regierung riegelte die Halbinsel teilweise ab und errichtete eine Sperrzone, die „Olympic Exclusion Zone“. Die Sperrzone sollte über 30 Jahre hinweg Stück für Stück erweitert werden, bis schließlich alle Zugänge geschlossen werden mussten. Was dort geschah, kam nie an die Öffentlichkeit.

Mit dieser Geschichte treten wir nun als Spieler und Spielerinnen mit einem klaren Auftrag in die Welt. Wir sollen die uns anvertraute Lieferung sicher zu einer Adresse in der Nähe der Sperrzone bringen. Wie man sich vorstellen kann, ist das nicht ganz einfach. Ohne viel von der Story und den spannenden Ereignissen am Anfang zu spoilern, geht das leider nicht. Nur so viel als Warnung. Wer frei von Spoilern bleiben möchte, sollte direkt zur Bewertung springen.

Zudem sei gesagt, das Speichersystem von Pacific Drive ist nicht optimal. Ich verstehe zwar, dass man innerhalb der Biome nicht speichern kann, aber das macht Kurztrips unmöglich. So ein Suspend auf der Playstation kann bekannterweise mal schief gehen und dann ist der ganze Fortschritt nichtig. Ich hoffe an dieser Stelle, dass noch ein Patch kommt.

Eine Frage der Gewöhnung

Ich habe mich sehr schnell an die Steuerung des Autos gewöhnt und muss sagen, dass es mir wirklich sehr gut von der Hand geht. Mir kamen schon deutlich schlechtere Fahrphysiken unter und kann manche Kritik daher nicht nachvollziehen. Natürlich hat das Auto seine Macken. Es ist eines dieser typischen amerikanischen Familienautos. Aber es ist kein Totalschaden. Mir gefällt die Herausforderung, trotz der Umstände das Maximum aus der „Karre“ herauszuholen. Aber zunächst wird einem alles genommen.

Denn der Weg zu eurem Ziel führt euch unglücklicherweise an den Rand einer Sperrzonen-Anomalie und damit beginnt eure Reise ums Überleben. In der Zone angekommen, findet ihr euer geliebtes Gefährt in Millionen Einzelteile zerlegt vor. Umgeben von tödlichen, unerklärlichen Phänomenen rennt ihr um euer Leben und findet ein neues Auto. Erstaunt repariert ihr es und lernt eure neuen Gefährten kennen. Wissenschaftler, die sich ebenfalls im Sperrgebiet aufhalten und euch von nun an mit Rat und Tat zur Seite stehen, oder euch auch mal anschreien und verfluchen.

Die eigentliche Geschichte erschließt sich nach und nach durch Gespräche oder Notizen, die ihr überall in der Welt findet. Das wirkt nicht aufgesetzt, sondern sehr authentisch. Ich hatte nie das Gefühl, explizit nach Puzzleteilen suchen zu müssen, um zu verstehen, was hier passiert. Das nervt mich wiederum bei anderen Titeln. Pacific Drive aber hat ein sehr gutes Pacing, das einen zwar nur ein bisschen an die Hand nimmt, dennoch nicht im Unklaren lässt, was hier eigentlich los ist.

Survival, aber richtig

Ich bin bei Survival-Spielen sehr, sehr wählerisch und es muss wirklich alles irgendwo stimmen, damit ich nicht sofort frustriert das Handtuch werfe. Pacific Drive hat mich mehr als einmal an den Rand des Wahnsinns getrieben. Aber irgendwie auch motiviert, weiter zu machen. Seltsam, oder? Die Erklärung, die ich für mich gefunden habe, liegt in der Lernkurve. Ich habe vor der Veröffentlichung zwei Reviews über das Spiel gelesen, die mich mental darauf vorbereitet haben, dass ich sehr vorsichtig sein muss. Und das war definitiv ein fataler Fehler. Ich war wie ein aufgescheuchtes Kaninchen hinter dem Steuer eines Papppanzers. Aber der Trick zum Überleben liegt woanders. Selbstverständlich werde ich euch an meinen Lektionen teilhaben lassen, nachdem die Grundformel geklärt ist.

Der Hub und Startpunkt ist eine Garage – euer Anker in einer Welt des Chaos. Von hier aus führen euch viele Wege, mehr oder weniger sicher, zur nächsten Aufgabe, die ihr für die Wissenschaftler erfüllt, die euch begleiten. Denn die wollen mit euch nur einen Weg aus dieser Zone finden. Ihr sammelt Teile für euer ramponiertes Auto, repariert es und flüchtet vor den Gefahren dieser unheilsamen Welt. Denn eines darf man niemals vergessen, alles an diesem Ort will schnellstmöglich euren Exitus.

Taktik des Überlebens

Kisten werden geöffnet, Türen aufgeschnitten, Reifen zertreten und alles, was auch nur annähernd einen Wert hat, wird in verwertbare Materialien umgewandelt. Eine Weisheit aus meiner Erfahrung lautet: Nehmt alles mit, denn von nichts kann es zu viel geben. Man muss sich sowieso Mühe geben, genügend Wertstoffe zu finden, denn um sie zu nutzen, braucht man auch das entsprechende Werkzeug, um Material zu zerschneiden oder herauszureißen. So wird der Kreislauf von Sammeln, Reparieren, Herstellen, Erforschen, Überleben, Laufen, Fahren, Scheitern und in letzter Sekunde einen Ausweg finden zu eurer Religion.

Hier habe ich auch die Motivation gefunden, immer weiterzumachen. Mit jeder Mission, die man erfolgreich abschließt, mit jedem Bereich der Zone, den man lebend verlässt, steigt der Ehrgeiz. Die gewonnenen Materialien werden in wichtige Upgrades, Maschinen oder Werkzeuge umgewandelt, die schon nach zwei Trips einen großen Unterschied machen. Levelt beispielsweise so schnell ihr nur könnt auf Offroad-Reifen. Ihr werdet euch ferner an diesen Tipp erinnern, wenn eure Reise in Pacific Drive noch vor euch liegt.

Eine instabile Spielwelt

Die Welt ist instabil. Das werdet ihr schnell merken. Der einzige Ausweg sind die Portale. Doch ihre Benutzung ist mit großen Risiken verbunden. Denn sobald ein Portal aktiviert wird, beginnt ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit. Alles um euch herum versinkt im Chaos und ihr müsst mit dem ARC, einem Kurzstreckenteleporter, zum nächsten Portal navigieren. Auf dem Weg kann alles passieren. Mir wurde schon das ganze Auto auseinandergenommen. Aber mit etwas Übung könnt ihr die Gefahren umgehen. Benutzt ständig euren Scanner, um die Welt um euch herum zu erkunden. Die Erklärungstexte zu Anomalien und Co. helfen euch dabei und sollten nicht verkannt werden.

Und ja, das Fahrzeug ist sehr anfällig für Beschädigungen. Seien es Unebenheiten, große Schlaglöcher oder andere Ärgernisse. Mit Zeitdruck im Nacken wird die Flucht aus einem Gebiet zu einer regelrechten Tortur, die nur wirklich frustresistente Spieler und Spielerinnen auf Dauer durchhalten wollen.

Beschädigungen führen zu platten Reifen, defekten Scheinwerfern und brutzelnder Radioaktivität, um nur einige Probleme zu nennen, die euch unterwegs ereilen können. Das Spiel bietet natürlich noch viel mehr. Habe ich schon erwähnt, dass man auch tanken und Benzin sammeln muss? Die Problematik scheint sich in alle Himmelsrichtungen auszubreiten, um letztlich den Kamp ums Überleben noch sinnbildlicher darzustellen. Scheitert ihr, müsst ihr den Rückweg antreten. Die verlorenen Materialien und Autoteile sind weg, aber das Auto muss trotzdem repariert werden.

Alles halb so wild

Was kaum jemand in seiner Rezension erwähnt, ist, dass man jeden erdenklichen Aspekt des Spiels anpassen kann, um sich das Leben leichter zu machen. Faktoren wie Benzinverbrauch können ausgeschaltet werden, wie auch Schäden oder die unbarmherzigen Stürme. Ihr könnt Pacific Drive euren Bedürfnissen anpassen. Denn ich finde, auch wenn man mit der Mechanik nicht viel anfangen kann, sollte man diesen außergewöhnlichen Titel gespielt haben. Die Geschichte ist spannend und das Erlebnis dieser Reise sehr emotional.

Grafisch macht das Spiel einiges her. Stürme, die Panik verbreiten, weltliche Anomalien, Licht- und Schattenspiele und inmitten der beste Freund, das Auto. Es sieht sowohl auf dem PC als auch auf der Playstation sehr gut aus. Mein persönliches Highlight ist aber der Soundtrack. Dieser wurde sogar lizenziert und man kann eine Jukebox in der Garage oder ein Radio im Auto benutzen, um die Titel in Dauerschleife und voller Lautstärke zu hören.

Pacific Drive wurde für PC und Playstation 5 veröffentlicht. Weitere Veröffentlichungen sind derzeit nicht geplant. Der Titel ist mit GeForce NOW über die Cloud spielbar und natürlich auch mit Cloud-Computing-Diensten wie Shadow PC kompatibel. Neben der Standard Edition gibt es auch eine Deluxe Edition mit kosmetischen Items.

Dieses Spiel ist nicht das, was ich erwartet habe. Ich bin jedoch froh, dass ich nicht aufgegeben und stattdessen immer weitergespielt habe. Es ist ein Survival-Titel, der bewegend anders, motivierend und vor allem erfrischend neu ist.

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • Toller Soundtrack mit lizensierter Musik
  • Stimmige Optik mit hübschen Details
  • Das Auto wird euer bester Freund
  • Sinnvolles Upgrade-System das Spaß macht
  • Spannende Story die man auflösen möchte
  • Schwierigkeitsgrad maximal anpassbar

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Cons
  • Frust kann das Spiel potenziell zerstören
  • Einige Fehler und Glitches können zusätzlich ärgern
  • Speichern nur zwischen den Trips

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Spiel Bewertung
Singleplayer
84
84
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

Pacific Drive ist schwierig und nicht für jeden geeignet, dafür aber brutal motivierend und mit einer interessanten Geschichte untermauert, die mich persönlich dranbleiben lässt. Das Spiel präsentiert sich optisch ansprechend und mit der lizenzierten Musik auch ohrwurmverdächtig. Das Spiel macht vieles richtig und lässt selbst manche Frustmomente gekonnt hinter sich. Der Gameplay-Loop könnte viele abschrecken, andere aber auch wiederum erfreuen. Doch zugegeben, etwas monoton ist es schon, würden nicht immer wieder zufällige Ereignisse die Planungen über den Haufen werfen und Dynamik in diesen Alltag bringen. Einzig nervige Glitches, die nichts mit gewollten Anomalien zu tun haben, verhindern eine noch höhere Wertung. Pacific Drive ist ambitioniert und zeigt es auch. Für mich ist es bereits jetzt eines der besten Titel des Jahres, über das man auch noch länger sprechen wird.

- Von  Stefan D.

Pacific Drive ist ein Survival-Spiele mit neuem Gameplay-Ansatz
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