Northgard PREVIEW
Seit Jahren sehnen sich Aufbau-Strategen nach einem neuen Siedler-Ableger. Nun liefert Shiro Games, der Entwickler hinter der Evoland-Reihe, zwar keinen direkten Nachfolger, dafür mit Northgard einen Mix aus Echtzeit- und Aufbau-Strategie. Wir konnten bereits einen Blick auf eine sehr frühe Version des Indie-Titels werfen, der erst kürzlich in die Early Access-Phase startet. In unserer Preview erfahrt ihr, ob Northgard tatsächlich das Zeug hat, einer der nächsten großen Aufbau-Hits zu werden.
Auf in den Norden
Unermüdlich segeln die Wikinger über das weite Meer und treffen nach langer Suche auf ein scheinbar unbesiedeltes Fleckchen Land. Natürlich fangen sie sofort an, den neuen Landstrich, genannt Northgard, zu erkunden und in spätere Folge auch zu besiedeln. Die ersten Wälder werden gerodet, einfach Hütten errichtet und weitere Landstriche erschlossen. Doch in der neuen Welt geht es weitaus rauer zu als erwartet. Jenseits der bekannten Grenzen warten neben gefährlichen Tieren und Monstern auch andere Wikinger-Stämme, die um ihr Überleben kämpfen.
Über die Geschichte in Northgard ist derzeit nur wenig bekannt. Laut dem Entwickler Shiro Games wird es eine umfangreiche Kampagne rund um die gestrandeten Wikinger geben. Diese ist in der aktuellen Early Access-Version noch nicht verfügbar, soll aber innerhalb der nächsten Monate mittels Update nachgereicht werden und Unterhaltung für zahlreiche Stunden liefern. Wir sind gespannt darauf, wie gut Shiro Games die nordische Mythologie, samt ihrer äußerst rauen Welt einfängt.
Das actionreichere Siedler
Da man aktuell auf eine spannende Kampagne sowie mitreißende Zwischensequenzen verzichten muss, geht es ohne Umwege in ein Einzelszenario. Zu Beginn darf aus einem der derzeit drei Wikinger-Clans gewählt werden. Jedes Banner (Wolf, Ziege oder Hirsch) beschert unterschiedliche Startvorteile sowie Boni im Technologie-Baum, doch dazu später mehr. Sind Clan, Anzahl der KI-Gegner und der Schwierigkeitsgrad festgelegt, kann die Besiedelung der Insel auch schon beginnen.
Ganz klassisch beginnt jedes neue Spiel mit einem einzelnen Hauptgebäude, auf einem kleinen Fleckchen Land, an einer zufälligen Position irgendwo auf der Landkarte. Das sorgt immer wieder für neue, leicht veränderte Startbedingungen. Zu aller erst sorgen Holzfällerhütten für den nötigen Nachschub an Baumaterial und Wohnhütten für zusätzliche Arbeiterkapazitäten. Dabei gilt zu beachten, dass auf jedem erschlossenen Landstrich nur eine begrenzte Anzahl an Gebäuden Platz findet. Dies zwingt euch schon bald zur Expansion, also der Erweiterung der Siedlungsgrenzen. Zu diesem Zweck rekrutiert ihr tapfere Krieger, die allen Gefahren jenseits der bekannten Grenzen trotzen.
So breitet sich das anfangs kleine Dorf langsam aber stetig über die Landkarte aus. Jedes neu eroberte Gebiet bringt weitere Boni und Bauplätze, was wiederum die Infrastruktur des Clans weiter ausbaut. Im Vergleich zu den Siedler-Ablegern fällt das Wirtschaftssystem aber recht simpel aus. Mit fünf Rohstoffen gestaltet sich die Auswahl an Rohstoffen zudem sehr gering. Zwar setzen einige dieser Ressourcen Bodenschätze im jeweiligen Gebiet voraus, komplexe Produktionsketten wie in anderen Genre-Vertretern sucht man hier aber vergebens. Zumindest die regelmäßigen Jahreszeitenwechsel sowie zufälligen Events wie Naturkatastrophen oder NPC-Invasionen bringen etwas Spannung in den sonst recht unspektakulären Alltag.
Vorbereitung ist die halbe Miete
Überraschenderweise ist weder der Ausbau der eigenen Siedlung noch die Kriegsführung besonders komplex. Vielmehr muss man sich ein gutes Management der Arbeiter kümmern. Möchte man ein stetiges Wachstum erreichen, muss für einen ausreichenden Nahrungsvorrat, Brennholz für den Winter und reich gefüllte Schatzkammern gesorgt sein. Daneben lassen sich zudem nützliche Technologien entwickeln, die eure Arbeiter noch effizienter und eure Krieger noch stärker machen. Das anfangs entspannte „Siedeln“ wird im Laufe der Zeit geradezu zu einem Wettrüsten. Gerade wenn man immer mal wieder einen Blick auf den globalen Punktestand wirft, der einen groben Anhaltspunkt auf den Entwicklungsstand der eigenen Siedlung im Vergleich zu den Mitspielern bietet.
Ständig befindet man sich im Wettstreit mit einem Gegner, den man vielleicht nach einer Spielstunde das erste Mal zu Gesicht bekommt. Man baut und erobert um die Wette, ohne den Gegner direkt anzugreifen, da dieser oftmals einfach zu weit entfernt ist. In den meisten Fällen ist hier ein Punktesieg optimal. Punkte bzw. Ruhm lassen sich durch Expansion, Forschung sowie Kampf mit NPC’s verdienen. Je nach Schwierigkeitsgrad hat man als Spieler ganz schön viel zu tun, um über den Widersacher zu dominieren.
Northgard schafft den Spagat zwischen entspannter Aufbau-Simulation und hektischer Echtzeit-Strategie recht gut. Damit richtet sich der Titel an eine ganz bestimmte Zielgruppe, die schon lange auf Nachschub wartet. Spielerisch funktioniert der Indie-Titel bereits jetzt ohne große Komplikationen. Auch wenn ihr auf ein umfangreiches Tutorial verzichten müsst, gehen alle Spielmechaniken bereits nach wenigen Stunden spielend von der Hand. Das eingängige Gameplay sollte selbst Einsteiger nicht überfordern.
Was Northgard derzeit noch fehlt, um langfristig zu motivieren, sind jede Menge Content, eine umfangreiche Kampagne und ein gut ausbalancierter Mehrspielermodus. Dies soll in den nächsten Monaten, während bzw. gegen Ende der Early Access-Phase noch alles implementiert werden. Die französischen Entwickler versprechen neben den genannten Punkten, zudem an einem erweiterten Handels- sowie Diplomatie-System zu schrauben. Shiro Games möchte im Zuge des Early Access-Programms eng mit der Community zusammenarbeiten und auf die Wünsche der Spieler eingehen.
Technik, Performance und Multiplayer
Weniger ist oft mehr, dieser Ausdruck trifft völlig auf den Grafikstil von Northgard zu. Der französische Indie-Titel besticht mit einer einfachen Farbgebung und leicht verwaschenen Texturen, welche die Atmosphäre weiter unterstreichen. Es scheint, als hätten sich die Entwickler Klassiker wie die ersten Siedler-Ableger oder den Aufbau-Hit Banished als Vorbild genommen. Für das nordische Setting könnte der comicartige Look nicht besser gewählt sein. Zudem fallen dank der minimalistischen Texturen die Anforderungen an die Hardware sehr moderat aus.
Hingegen weit entfernt von Anspruchslos fällt die Soundkulisse aus. Melancholische Klänge begleiten das Spielgeschehen und sorgen für eine angenehme Atmosphäre. Für ein Wikinger-Szenario fällt der Soundtrack stellenweise für unseren Geschmack aber etwas zu sanft aus. Es fehlt an Härte, dem Sturm, der um die Hütten weht und die Arbeiter beinahe am Boden festfrieren lässt. Zugegeben ist es sicher schwierig in einem Strategie-Titel Spannung durch die Soundkulisse zu erzeugen, doch sind wir zuversichtlich, dass die Entwickler auf dem richtigen Weg sind. Auf eine Sprachausgabe muss man derzeit verzichten. Im momentanen Entwicklungsstand geben Arbeiten lediglich monotone Lauten von sich, dies könnte aber auch im fertigen Spiel erhalten bleiben, so unsere Vermutung.
Auch wenn der Umfang derzeit noch etwas mager ausfällt, die Performance stimmt zumindest. Northgard läuft selbst auf schwächerer Hardware sehr flüssig und störungsfrei. Momentan lassen sich leider nur minimale Justierungen an den Grafikeinstellungen vornehmen. Für das fertige Spiel wünschen wir uns jedoch ein umfangreicheres Grafikmenü, in dem jeder Spieler die Einstellungen an seine Bedürfnisse anpassen kann. Während unseres Tests stürzte Northgard nicht einmal ab und auch schwere Bugs konnten wir keine feststellen.
Über einen Mehrspieler-Modus verfügte die von uns getestete Version leider noch nicht. Dieser sollte in den nächsten Monaten nachgereicht werden und wird künftig vermutlich einen zentralen Punkt einnehmen. Sollte der Multiplayer-Part die erwarteten Features bieten, erwarten den Spieler zahllose Stunden und lange Nächte. Es gibt schließlich nichts Schöneres, als zusammen mit seinen Freunden eine unbekannte Insel zu besiedeln. Vorausgesetzt natürlich, das Gameplay bietet bis dahin ausreichend Abwechslung sowie Tiefgang. Für eine zuverlässige Prognose ist es momentan aber noch zu früh. Hier heißt es wieder: „Abwarten und Tee trinken.“
Informatives Review, das mich dann doch nochmal vor nem Fehlkauf bewahrt hat ;-)…Schade, dass das Spiel noch kaum Content hat. Irgendwie gibt’s seit CIv5 einfach nix gescheites mehr im „Siedelgenre“…