Monster Hunter Generations REVIEW
Capcom eröffnet dieser Tage auch für europäische Spieler die neue Monster Jagdsaison. Mit Monster Hunter Generations steht uns diesmal aber kein nummerierter Serieneintrag ins Haus, sondern…Ja, was eigentlich? Spin-Off? Ein Brückenschlag bis zu Monster Hunter 5? Oder ein Probedurchlauf für neue Ideen der Entwickler? Auf jeden Fall soll es der finale Ausflug auf dem Nintendo 3DS sein. Wir haben uns Capcom´s Abschiedsgeschenk für die alternde Nintendo Hardware angeschaut und sind sehr angetan. Mehr dazu im Test.
Alle Jahre wieder
Mittlerweile gehört es bei Capcom ja zum guten Ruf jedes Jahr einen neuen Ableger der vor allem in Japan nach wie vor immens erfolgreichen Monsterhatz auf den Markt zu werfen. Da fragt man sich natürlich schon, ob sich der jährliche Neukauf lohnt und ob sich grundlegende Änderungen im Gameplay finden lassen, oder die Macher nur Altbekanntes aufwärmen.
Zunächst kann man diese Frage mit einem Nein beantworten. Auch für Monster Hunter Generations ändern die Entwickler die mittlerweile bewährte Formel zunächst nicht. Nach wie vor erstellt man sich bei Spielstart einen eigenen Charakter, legt Namen, Geschlecht und diverse äußere Attribute, wie Hautfarbe und Haarstil, fest. Anschließend findet man sich in der Hub Welt ein, welches diesmal das verschlafene Forscherdörfchen Bherna. Hier können wir nicht nur mit NPCs quatschen, sondern unter anderem auch unsere Quests annehmen.
Denn, wie sollte es anders sein, tummeln sich um der kleinen Gemeinde jede Menge Monster, die es zu erledigen gilt, außerdem lädt die hiesige Natur zum Sammeln von Beeren, Sträuchern und vielen anderen Gegenständen ein, die unsere Auftraggeber von uns haben möchten. Sehr schnell führt uns die Reise dabei in drei weitere Dörfer. Wo man in den Vorgängern einige Zeit investieren musste, öffnet sich die Welt von Monster Hunter Generations weitaus schneller.
Zäher Einstieg, aber dann…
Wie gehabt, gestaltet sich der Einstieg etwas zäh. Man muss einige Tutorials über sich ergehen lassen, wird dafür aber mit den grundlegenden Spielmechaniken vertraut gemacht. Das ist auch gar nicht mal so verkehrt, denn das Franchise ist nun wirklich nicht für seinen spielerischen Komfort bekannt, auch wenn Capcom diesbezüglich in den letzten Jahren immer weiter aufgeholt hat. Trotzdem dürfte gerade Neulingen in den ersten Spielstunden etwas der Kopf qualmen. Eine geführte Narration gibt es nämlich nicht, die Handlung spielt sowieso eine vollkommen untergeordnete Handlung. Auch in das Gameplay wird man, abgesehen von Erläuterungen in Textform, eher hingeschmissenen, als herangeführt.
Das ist aber vielleicht eine gar nicht mal so verkehrte Herangehensweise, immerhin jammern viele Spieler ja nach wie vor über zu simplifizierte Games. Stattdessen gilt „probieren und eigene Erfahrungen sammeln“. Insofern dürfte man gerade zu Beginn einige Male ziellos durch die Gegend rennen, bis man versteht, die Karte zu lesen und die unterschiedlichen Areale kennenlernt. Ebenso dürften einige schnelle Bildschirmtode folgen, bis man schließlich endlich den für sich richtigen Spielstil entdeckt hat. Wer mühsam am Ball bleibt und sich durch die ersten, zugegeben recht zähen, Spielstunden ringt, der wird mit einem Spiel belohnt, welches für 100, 200 Stunden und länger fesseln kann.
Welcher Stil liegt dir?
Eine der großen und fast schon elementaren Neuerungen sind die vier unterschiedlichen Jagdstile, die man nun bei der Charaktererstellung wählen kann und die das Spielgeschehen durchaus angenehm individualisieren. Der Gilden-Stil orientiert sich stark an der Spielweise vorheriger Teile und richtet sich sowohl an Neulinge wie auch an Veteranen, die das klassische Monster Hunter Gameplay lieben. Ebenfalls für Neueinsteiger eignet sich der Schläger-Stil, der eine etwas einfachere Handhabung und mehr Special Moves mit sich bringt. Für offensive Spieler mit Lust auf möglichst dynamische Gefechte eignet sich der Luftkampf-Stil. Dieser erlaubt es gezielt auf die Monster zu springen, schnellere Ausweichrollen zu machen und bringt weitere erweiterte Bewegungsmuster mit sich. Wer die richtige Herausforderung sucht, für den mag der Konter-Stil das richtige sein. Hier muss man aber wirklich ein gutes Timing an den Tag lesen und die Monster und deren Angriffe genau lesen. Denn nur wer im richtigen Moment kontert, der kann einen mächtigen Gegenangriff entfesseln, welcher sich gewaschen hat.
Man muss sich übrigens nicht dauerhaft für einen Jagdstil festlegen, sondern kann zwischen diesen nach Lust und Laune wechseln. So hat man genügend Raum, um herauszufinden, welcher Stil einem am ehesten liegt. Definitiv eine gelungene Neuerung, die frischen Wind in die Kämpfe bringt. Diese sind nach wie vor angenehm fordernd und erweisen ein gewisses Können. Nach wie vor kann man aus 14 verschiedenen Waffengattungen wählen, vom Großschwert, über Bogen und At, bis hin zu Doppelklingen und Hammer ist alles dabei, was man bereits kennt. Durch die Jagdstile und die unterschiedlichen Waffen eröffnen sich übrigens auch vollkommen neue Kombinationsmöglichkeiten.
Zusätzlich zu den Jagdstilen gesellen sich nun außerdem Jagdtechniken. Dies sind verschiedene aktive und passive Skill-Sets, die man bei entsprechend aufgeladener Leiste via Touchscreen aktivieren kann. So kann man beispielsweise einen Rundumschlag ausführen lassen, sich in brenzligen Situationen schnell aus einem Kampf zurückziehen oder die Heilung beschleunigen.
Wer pirscht sich denn hier an?
Die zweite große Neuerung ist der Pirscher-Modus. Hier steuert man aber keinen menschlichen Jäger, sondern übernimmt erstmals die Kontrolle über einen der katzenähnlichen Felyne. Der neue Modus soll sich vor alle an Spieler richten, die mit Monster Hunter Generations zum ersten Mal in Berührung mit der Serie kommen. Zwar stehen einem die kompletten Quests offen, die man auch als menschlicher Jäger bestreiten kann. Allerdings wurden die Spielsysteme etwas vereinfacht, etwa haben Felyne unendlich Ausdauer, können schneller Rohstoffe abbauen und auch das teilweise unübersichtliche Item-Managment wurde simplifiziert.
Hier eröffnet sich ebenfalls noch einmal eine neue Sichtweise auf Monster Hunter, die zwar einiges vereinfacht, was Veteranen vermissen könnten, dafür aber auch bekannte Elemente aufbricht und neu auffasst. Außerdem gibt es im Pirscher-Modus exklusive Quests, die man eben nur in dem Fell der putzigen Maskottchen bestreiten kann.
Apropos Quest: von diesen gibt es diesmal gefühlt noch mehr, als je zuvor. Für meinen Geschmack fast schon zuviel, denn man wird an so ziemlich jeder Ecke mit einer neuen Aufgabe betreut. Da kann man schon einmal schnell den Überblick verlieren. Richtige Fans der Reihe wird es freuen, denn so lassen sich noch mehr Stunden, als zuvor in dem Spiel versenken.
Altbacken? Denkste
Es ist immer wieder eindrucksvoll, was Capcom technisch aus dem Nintendo 3DS herausholen kann. Auch Monster Hunter Generations präsentiert sich mal wieder als ziemlich ansprechend und umschifft Hardwarelimitierungen gekonnt. Um möglichst detailreiche Areale zu bauen, wurden die auf eine bestimmte Größe beschränkt, wodurch es zwar immer wieder Ladezeiten gibt, man dafür aber eine wirklich gut gemachte und vor allem abwechslungsreiche Spielwelt präsentiert bekommt. Ebenfalls besticht der Titel einmal mehr durch sein schönes Artdesign, welches westliche und fernöstliche Elemente miteinander verbindet. Das wahre Highlight sind aber nach wie vor die Monster, die nicht nur durch ihre Größe beeindrucken, sondern auch durch ihre verschiedenen Animationen und ihr individuelles Aussehen.
Ich selber spiele Monster Hunter Generations übrigens auf dem alten Nintendo 3DS. Die Performance ist gut, die Ladezeiten in einem vertretbaren Rahmen. Die Auflösung wirkt wie gehabt etwas grobkörnig, aber damit kann ich leben. Auf dem New Nintendo 3DS soll die Performance noch etwas flüssiger sein und das Bild einen Tacken schärfer.
Auch dürfte sich die Steuerung auf den neuen Handheld-Modellen eine Spur filigraner anfühlen. Denn eines der großen Mankos ist nach wie vor die ziemlich überladene Steuerung. Alleine schon, das ich mit dem Steuerkreuz die die Kamera nachjustieren muss, während ich meinen Charakter mit dem Schiebepad steuere ist ein ziemlicher Krampf, aber man gewöhnt sich daran.