Metal Wolf Chaos XD REVIEW
Der Name FromSoftware ist heute untrennbar mit Dark Souls, Bloodborne und Co. verbunden. Bevor dem japanischen Studio in den späten 2000er Jahren der internationale Durchbruch gelang, war FromSoftware wohl nur wenigen Spielern ein Begriff und das, obwohl das Studio bereits seit 1994 Games produziert. Eines dieser Spiele ist das 2004 für die Xbox veröffentlichte Metal Wolf Chaos. In diesem nimmt man es als US-amerikanischer Präsident Michael Wilson an Bord eines Mechs mit Putschisten und dem Vize-Präsidenten auf und erlebt ein aberwitziges Abenteuer, welches nie außerhalb Japans erschienen ist. Bis jetzt. Auf Bestreben von Devolver Digital wurde der Titel nämlich nicht nur lokalisiert, sondern von Entwickler General Arcade auch für moderne Plattformen (PC, PlayStation 4 und Xbox One) fit gemacht und erlebt als Metal Wolf Chaos XD seinen zweiten Frühling nun auch im Westen. Stellt sich die Frage: muss das sein?
Der lange Weg in den Westen
Kurze Antwort: ja, aber selbstverständlich! Die qualitative Auseinandersetzung erst einmal außen vorgelassen, ist es nämlich schon alleine aus historischer Sicht spannend, dass dieses „verloren“ geglaubte Spiel nun einer breiten Öffentlichkeit weltweit zur Verfügung gestellt wird. Nicht nur da das Original mittlerweile für mehrere Hundert Euro den Besitzer wechseln kann und FromSoftware nun einmal einer der wichtigsten und stilprägendsten zeitgenössischen Entwickler ist und die Firmengeschichte eben sehr viel mehr, als Soulsborne her gibt.
Alleine die Geschichte hinter Metal Wolf Chaos gibt genügend Stoff für einen eigenständigen Beitrag. Mit der Maßgabe der in Japan schwächelnden Xbox unter die Arme zu greifen, sollte FromSoftware ein auf den heimischen Markt zugeschnittenes Mecha-Spiel machen. Erfahrung hatte das Studio auf diesem Gebiet dank der halbwegs bekannten Armored Core Reihe sowieso. Innerhalb von gerade einmal acht Monaten (!!!) wurde das Spiel schließlich fertiggestellt und im Dezember 2004 in Japan veröffentlicht. Ein westlicher Release blieb aber aus und das, obwohl die japanische Version bereits mit einer komplett englischen Sprachausgabe ausgestattet war und lediglich Bildschirmtexte hätten lokalisiert werden müssen. Die Gründe für die ausbleibende Veröffentlichung in Nordamerika und Europa ist nicht wirklich bekannt. Eventuell lag es am Umstand, dass sich die Xbox bereits in ihrem finalen Lebenszyklus befand, vielleicht wollte Microsoft das Spiel aber aus inhaltlichen Gründen nicht auf westlichen Märkten sehen. Denn was hier in Sachen Story abgefeuert wird ist, gelinde gesagt, ziemlich abgedrehter Scheiß auf Hirnfurz-Niveau.
JUSTICE IS ALWAYS VICTORIOUS IN THE END!!! LONG LIVE THE USA!!!
Wie eingangs bereits angerissen, schlüpft man in die Rolle von Michael Wilson, seines Zeichens amtierender Präsident der USA. Dieser muss nach einem Putschversuch seines Vizes Richard Hawk nicht nur aus dem Weißen Haus fliehen, sondern auch mit ansehen, wie sein ehemaliger Kollege das amerikanische Volk versklavt und ein totalitäres Regime mithilfe der heimischen Streitkräfte errichtet. Statt ins Exil zu gehen, nimmt Wilson den Kampf aber selbst auf und tritt in einem bis an die Zähne bewaffneten Mech gegen Hawk und seine Unterstützer an. Erzählt wird die aberwitzige Story vor allem in Briefings zwischen Wilson und seiner Assistentin Jody. Hin und wieder gibt es außerdem noch Einspieler vom fiktiven Nachrichtensender DNN, in welchem im Prinzip genau das stattfindet, was heute auf Fox News und Co. abgeht. Überhaupt ist Metal Wolf Chaos XD stellenweise erschreckend nah an der aktuellen Zeit. Dabei haben sich Director Keiichiro Ogawa und seine Kollegen alle Mühe gegeben wirklich jedes Klischee über den US-Patriotismus, böse Politiker und Falschmeldungen verbreitende Nachrichten in das Spiel zu packen, was wiederum so dermaßen überdreht ist, dass man den Entwicklern hier entweder ein geniales Gespür für sich anbahnende Entwicklungen oder eine ausgefuchste Fantasie attestieren muss.
Nicht zuletzt in Verbindung mit der herrlich schlechten Synchronisierung wird Metal Wolf Chaos XD zum spielbaren B-Movie. Schade nur, dass irgendetwas bei der Abmischung von Sound, Musik und Sprachausgabe falsch gelaufen zu sein scheint. Die einzelnen Tonspuren sind nämlich unverhältnismäßig leise, ein, zweimal hat der Ton im Spiel sogar ganz ausgesetzt. Ansonsten bin ich mit der Portierung aber zufrieden. Bedenkt man die 15 Jahre, die mittlerweile seit der ursprünglichen Veröffentlichung vergangen sind, so bleibt ein visuell erstaunlich guter Gesamteindruck, der von der jetzt höheren Auflösung und 60 Bildern pro Sekunde positiv verstärkt wird.
One-Man-American-Defense-Force
Auch spielerisch wurden keine der einstigen Stärken sonderlich eingebüßt. Metal Wolf Chaos XD ist ein schnelles, banales Action-Spiel mit viel Zerstörung und Waffenporno. Man führt gleichzeitig bis zu acht Waffen mit sich, zwischen denen man jederzeit hin und her wechseln kann. Unzählige Varianten von Pumpguns, Granatwerfern, Maschinenpistolen und Railguns warten darauf benutzt zu werden, eine der abgedrehtesten Waffen überhaupt ist eine Haikanone mit der man seine Gegner einfriert. Eine der Hauptmotivationen des Spiels ist es die Waffen freizuschalten, in dem man in den Missionen, die man wiederholen kann und muss, Geld verdient und kleine Vorgaben erfüllt, etwa Geiseln befreit. Nach hinten aus artet das Ganze leider auch etwas im Grind aus, denn die späteren Bossgegner müssen schon mit den besseren Waffen bekämpft werden, da man ansonsten kaum eine Chance hat.
So richtig übel nehmen kann ich das dem Spiel aber nicht, denn das Grundgerüst ist schlichtweg spaßig und aufgrund der meist recht knackigen Missionen auch angenehm kurzweilig. Etwas ärgerlich ist hingegen das Fehlen von Checkpoints. Kämpft man sich eine Viertelstunde durch einen Level und stirbt schließlich beim Bossgegner, so muss man den gesamten Level wiederholen. Immerhin sind die Level abwechslungsreich, da man in jeder Mission einen anderen Schauplatz besucht. So muss man auf der Gefängnisinsel Alcatraz den Abschuss einer verdächtig an Neon Genesis Evangelion erinnernden Superlaserwaffe verhindern, während man in New York einen verdächtig an Ghost in the Shell erinnernden Spinnenroboter kämpft.
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- überdrehte und genau deshalb auch sehr unterhaltsame Story
- motivierendes Gameplay
- coole Bossgegner und Missionen
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- seltsam abgemischter Sound
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Pro & Kontra
- überdrehte und genau deshalb auch sehr unterhaltsame Story
- motivierendes Gameplay
- coole Bossgegner und Missionen
- seltsam abgemischter Sound