Metal Gear Solid: Master Collection Vol. 1 REVIEW

Metal Gear (Solid) und Hideo Kojima lassen sich nicht voneinander trennen. Dennoch vermeiden sowohl Publisher Konami als auch der für die Reihe maßgeblich verantwortliche Game-Designer Hideo Kojima seit ihrer unschönen Trennung nach der Veröffentlichung von Metal Gear Solid V: The Phantom Pain die Erwähnung der jeweils anderen Seite. Für die Reihe ist das in vielerlei Hinsicht bedauerlich. Ein komplett neuer Ausflug in die Welt der Spionage-Action mit ihren Verschwörungen, titelgebenden Mechs und bahnbrechenden Ideen auf Game-Design- und narrativer Ebene scheint ausgeschlossen. Ja, Konami legt derzeit in Zusammenarbeit mit Studio Virtuos Metal Gear Solid 3: Snaker Eater als vollwertiges Remake neu auf, aber das ist eben auch „nur“ die Adaption eines bekannten Stoffes. Kojima ist längst selbständig unterwegs und arbeitetet nach Death Stranding (2019) an deren Fortsetzung.

Als Fan von Solid Snake, Big Boss und Co. guckt man also eher in die Röhre und muss sich wohl damit abfinden, dass keine neuen Geschichten mehr in diesem Universum erzählt werden. Immerhin kann man nun die bekannten Geschichten noch einmal wiedererleben. Die Metal Gear Solid: Master Collection Vol. 1 macht es möglich und holt die Anfänge der Reihe endlich auf moderne Plattformen.

„Kept you waiting, huh?“


Metal Gear Solid ist eine der einflussreichsten Videospielreihen überhaupt, und für nicht gerade wenige Menschen – mich eingeschlossen – gehört sie auch zum Besten, was das Medium zu bieten hat. Insofern ist es schon erstaunlich, wie lange Konami die Marke hat brachliegen lassen. Dafür kann sich die Metal Gear Solid: Master Collection Vol. 1 nun aber wirklich sehen lassen, zumindest inhaltlich.

Die Sammlung umfasst Metal Gear (MSX2, 1987), Metal Gear 2: Solid Snake (MSX2, 1990), Metal Gear Solid (PSX, 1998) inklusive der VR-Missionen, Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty (PS2, 2001) mit den Inhalten der Substance Version, Metal Gear Solid 3: Snake Eater (PS2, 2004) mit den Inhalten der Subsistence Version sowie die Nintendo Entertainment System Fassung von Metal Gear und seiner eigenständigen Fortsetzung Snake’s Revenge (1990) sowie die beiden Visual Novels Metal Gear Solid: Digital Graphic Novel und Metal Gear Solid 2: Bande Dessinée. Obendrauf gibt es noch digitale Drehbücher zu den Spielen, digitale Nachschlagewerke und die Musik der Spiele. Das ist ganz schön viel Inhalt, die Konami da auf das jeweilige Speichermedium bzw. in den Download packt und liest sich wie das ideale Rundumpaket eines jeden Serienfans und die perfekte Gelegenheit für Neueinsteiger, das Franchise zu erleben. Nun kann man natürlich auf ganz hohem Niveau meckern und das Fehlen von den anderen Serieneinträgen vermissen, aber da es sich hier um die Vol. 1 handelt, ist davon auszugehen, dass Konami auch eine zweite Volume plant in der dann (hoffentlich) Spiele wie Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots und Metal Gear Rising: Revengeance Platz finden.

Gesamtpaket mit Haken



Als Fan geht mir angesichts des hier gebotenen das Herz auf. Konami hat selbst an die unterschiedlichen Versionen und ihre Unterschiede gedacht. So liegt Metal Gear Solid beispielsweise auch in der Fassung mit deutscher Sprachausgabe vor. Die qualitativ zwar ziemlich, ziemlich mies, aber dadurch eben auch irgendwie wieder cool und eben auch ein Stück Kindheitserinnerung. Wermutstropfen: Die europäischen Fassungen des PlayStation Klassikers liegen nur in der 60 Hz Version vor, lediglich die NTSC-Versionen aus den USA und Japan besitzen 60 Hz, sind aber eben auch Teil der Sammlung.

Für die aktuelle Umsetzung von Metal Gear Solid ist das ziemlich kompetente Studio M2 verantwortlich. M2 haben in ihrer langen Firmengeschichte schon etliche Spiele für moderne Hardware fit gemacht, ausgerechnet Metal Gear Solid gehört aber zu den bisher eher mittelmäßigeren Arbeiten. Auf der einen Seite hat man an viele Details gedacht, alle verfügbaren Bonusinhalte späterer Veröffentlichungen integriert und auch für den legendären Bosskampf gegen Psycho Mantis und dessen ursprünglich sehr Hardware spezifische Lösung für den Kampf eine funktionierende Lösung gefunden. Was aber die reine Emulation angeht, hätte hier eigentlich mehr drin sein müssen. Der Klassiker läuft auf allen Plattformen mit 30 Frames und einer Auflösung von 1080p (mit Ausnahme der Nintendo Switch Version, die mit 720p läuft). Zum Vergleich: Aktuelle Emulatoren schaffen es das Spiel mit 60 Frames und einer 4k-Auflösung laufen zu lassen und eigentlich sollten das auch aktuelle PCs und Konsolen ohne Probleme hinbekommen. Warum man sich dennoch hier mit einer technisch funktionierenden, aber am Ende enttäuschenden Lösung zufriedengegeben hat, ist mir nicht wirklich klar und ich hoffe doch sehr, dass hier noch einmal mit Updates nachgebessert wird.

Technische Möglichkeiten werden nicht ausgeschöpft


Die Portierungen von Metal Gear Solid 2 und 3 wiederum basieren auf den 2012 für die Xbox 360 und PlayStation 3 veröffentlichten Portierungen, die seinerzeit von Bluepoint angefertigt wurden. Das mittlerweile zu Sony gehörende Team hat seinerzeit ziemlich lupenreine Adaptionen angefertigt, in einem entsprechend guten Zustand sind die Spiele auch in der aktuellen Neuveröffentlichung. Aber auch hier hätte eigentlich mehr drin sein müssen, auch hier fehlt auf für PCs und aktuelle Konsolen eine 4k-Auflösung und auch hier ist das eigentlich nicht mit der mangelnden Leistung aktueller Hardware zu entschuldigen.

Wie sehr man diese technischen Details gewichtet, ist letztlich jedem selbst überlassen. Bei den PlayStation 2 Spielen stört mich die Auflösung von 1080p weitaus weniger als bei Metal Gear Solid, dessen Bildqualität nun einmal ziemlich verschwommen auf modernen TVs aussieht. Das Gleiche gilt auch für die beiden Visual Novels, bei denen ich mir ebenfalls eine höhere Auflösung gewünscht hätte.

Klassiker für die Ewigkeit?


Was die Spiele selbst betrifft, so kratzt der berüchtigte Zahn der Zeit an kaum einem Titel so sehr, dass man nicht mehr nachvollziehen kann, warum die Reihe so hoch gehalten wird. Die MSX- und NES-Titel würde ich hier noch einmal etwas ausklammern, da sie eine andere Formel bedienen. Aber Metal Gear Solid und seine beiden Nachfolger bestätigen sich beim Wiederspielen als Klassiker für die Ewigkeit, vor allem in spielerischer Hinsicht. Dabei ist es natürlich vor allem spannend zusehen, wie sehr sich die Reihe über die Jahre verändert hat und wie viele Eckpunkte des späteren Gameplays bereits in den Spielen vom MSX zu finden sind.

Wer die Reihe nun gar nicht kennt, ein kleiner Abriss: In Metal Gear (Solid) schlüpft man in die Rolle eines US-amerikanischen Agenten. Das ist mal Solid Snake, mal sein quasi Vater Big Boss. Die Spiele der Reihe spielen über einen Zeitraum von mehr als 40 Jahren und bedienen sich inhaltlich und narrativ vor allem beim Actionkino der 1980er Jahre und vor allem bei James Bond. Entsprechend hat man viele Gadgets und Waffen im Inventar, wobei man den Gebrauch letzterer eher überdenken sollte. Die Reihe hat den Begriff Stealth-Action geprägt, auch wenn ich andere Spiele und Reihen – insbesondere Splinter Cell – eher als Stealth bezeichnen würde.

Das Highlight in narrativer und spielerischer Sicht ist für mich noch immer Metal Gear Solid 2. Das 2001 erschienene Spiel war vor allem inhaltlich seiner Zeit voraus, ein Umstand, der dem Titel und vor allem seinem kreativen Schöpfer bis heute noch viel Ansehen einbringt. Was Hideo Kojima und sein Autorenteam seinerzeit erdacht haben, hat heute mehr Bewandtnis als je zuvor. Zwar steckt in den Geschichten auch immer viel Quatsch und Komik, unter dieser Schicht verbergen sich aber spannende Polit-Thriller, die keine Scheu davor haben, große Fässer aufzumachen. Egal ob mediale Desinformation, Abschreckung durch nukleare Waffen, Theorien um Deep States und Manipulation – bis heute gibt es kaum eine Reihe, die sich derart weit ins politische Feld hinaustraut, wie Metal Gear.

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • grandiose Klassiker unter einem Hut vereint
  • viele Bonusdreingaben
  • alle Spiele liegen in ihrer erweiterten Fassung mit zusätzlichen Inhalten vor

thumbs-up-icon

Cons
  • technische Umsetzung der Emulation lässt mitunter zu wünschen übrig
  • aufgrund der niedrigen Auflösung, ist das Bild von MGS auf großen TVs verwaschen

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Spiel Bewertung
Singleplayer
84
84
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

Egal ob man als langjähriger Fan zurückkehren möchte oder sich erstmals mit der Reihe beschäftigen will: Die Metal Gear Solid: Master Collection Vol. 1 ist eine beinahe perfekte Gelegenheit. Spielerisch und inhaltlich bekommt man hier nach wie vor Titel, die den Stempel eines Meisterwerkes zurecht verdient haben. Das gerade viele Fans angesichts des technischen Zustands enttäuscht sind, kann ich in Teilen nachvollziehen, dass man teilweise aber den Diskurs mit Überreaktionen vergiftet, geht zu weit. Dennoch muss sich Konami den Vorwurf gefallen lassen, dass hier mehr drin gewesen wäre – und auch drin sein müssen. Es gibt wenige Reihen, die derart wichtig für das Medium sind, entsprechend hätte man mehr Sorgfalt an den Tag legen müssen und aktuelle technische Möglichkeiten nutzen sollen.

- Von  Adrian

Solide Sammlung von grandiosen Klassikern.
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