LunarLux REVIEW
LunarLux ist der Debuttitel des US-Indie-Entwicklers CosmicNobab Games. Es handelt sich um ein JRPG, welches seine Inspiration aus Hits wie „Undertale“ und „Mega Man Battle Network“ bezieht. Um LunarLux zu finanzieren wendete man sich an Kickstarter, wo der geforderte Betrag von 10.000 $ mit satten 52.699 $ mühelos erzielt werden konnte. Dies alleine reichte aber scheinbar nicht aus, weswegen man noch die Unterstützung des Publishers Freedom Games in Anspruch nahm.
Das Spiel wurde letztendlich am 25. September 2023 auf Steam erstveröffentlicht, und bekam am 14. März 2024 dann auch endlich das v1.3 Content-Upgrade, welches ausstehende Kickstarter Stretchgoals umfasst. Lediglich die Switch-Version von LunarLux muss noch nachgeliefert werden. Diese soll jedoch im Verlauf von 2024 erscheinen. Was das kunterbunte und überaus charmante JRPG aber nun im Detail zu bieten hat, soll folgender Test aufzeigen.
Komet auf Kollisionskurs!
Vor tausend Jahren wurde der Planet Terra von einem Kometen namens Coda gestreift. Die Auswirkungen dieser kosmischen Katastrophe waren gravierend und verwandelten den Planeten in eine unbewohnbare Vulkanlandschaft. Einigen Menschen gelang jedoch die Flucht auf ihren Mond Luna. Inzwischen wird das Jahr 30XX geschrieben und der Menschheit ist es gelungen sich auf Luna einzurichten. Dummerweise werden die Menschen seit einigen Jahren von einer außerirdischen Monsterspezies traktiert, den sogenannten Murks. Die Viecher bestehen aus Antimaterie, entstammen einer Art Parallelwelt und betrachten die Menschen als Nahrungsmittel. Folglich hat das Militär in Form der Lunex Force alle Hände voll zu tun die wahllos aus Wurmlöchern auftauchenden Murks in Schach zu halten.
Man übernimmt die Rolle von Bella Grey, der Tochter der politischen Führungsspitze Lunas. Ihr Vater Thomas ist der Chefwissenschaftler, und ihre verstorbene Mutter Thea war General der Lunex Force. Natürlich strebt Bella danach in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten und ihre Heimat zu schützen. Daher arbeitet sie als Soldatin der Lunex Force, welche derzeit unter der Führung des charismatischen Saros steht. Mit im Schlepptau hat Bella ihre treue Roboter-Freundin Tetra. Bella gilt als talentierteste Soldatin der Lunex Force, jedoch geht sie ihrem Handwerk, der Beseitigung von Murks, eher widerwillig nach, da sie spürt, dass es sich bei diesen Wesen um mehr als nur stumpfe Monster handelt.
Jegliche Friedensphantasien rutschen jedoch in weite Ferne, als Thomas eine Hiobsbotschaft verkünden muss. Der Komet Coda ist zurückgekehrt und befindet sich auf Kollisionskurs mit Luna. Es bleibt nur noch ein Jahr bis zum Impakt. Um die drohende Vernichtung von Luna und der Menschheit zu verhindert, arbeitet Thomas derzeit an einer Maschine zur Kreierung eines gigantischen Wurmlochs. Mit dieser Technologie soll der Komet umgeleitet werden. Dummerweise benötigt die Maschine eine gigantische Menge an Energie, und hier kommen die Murks ins Spiel. Ein getöteter Murk hinterlässt nämlich einen Anticore, also Antimaterie in stabiler Form, welche als Energiequelle genutzt werden kann. Gelingt es rechtzeitig genügend Anticores einzusammeln, könnte die drohende Katastrophe abgewendet werden.
Doch auch hierbei gibt es ein Problem. Denn viele Murks werden von einem illegalen Monsterjäger, dem sogenannten Murk Slayer beseitigt. Dieser behält die Anticores für sich selbst. Also erhält Bella den Auftrag dabei zu helfen den Murk Slayer dingfest zu machen. Doch wie so oft sind die Dinge nicht so wie sie scheinen. Bella wird eine Menge Geheimnisse ans Licht bringen müssen, wenn sie ihre Heimat, Familie und Freunde retten möchte.
Die Handlung von LunarLux ist interessant und wendungsreich. Sie stellt eine klare Stärke des Spiels dar. Doch noch besser gefallen die sympathischen Charaktere, allen voran natürlich Bella selbst. Man könnte sie zwar als Mary Sue abkanzeln, jedoch macht das nichts, da sie einfach ein extrem liebenswürdiger und positiver Mensch ist, welchen man in dieser Form eigentlich kaum noch geboten bekommt. Auch ihre Mitstreiter in Form von Tetra, die als niedlicher Sidekick für Auflockerung sorgt, sowie ein weiteres Gruppenmitglied, welches später einen guten Kontrast zu Bella darstellt, sind sehr gefällig. Aber auch abseits der eigenen Gruppe wissen die Charaktere zu gefallen. Man schließt die Bewohner von Luna schnell ins Herz, was natürlich auch eine gute Motivation ist diese zu retten.
Positiv ist auch das Worldbuilding. Es werden gerne mal Dinge erklärt oder zumindest angerissen, wie etwa der Nahrungsanbau, die Energiegewinnung oder alltägliche Schwierigkeiten, die das Leben auf einem Mond so mit sich bringen. Das ist ein Extraaufwand, den sich viele andere Spiele gerne sparen. Bei LunarLux hat man sich hingegen mehr Gedanken gemacht, wie das Über(leben) auf einem Mond denn so funktionieren könnte, womit das Spiel auch dem Science-Fiction-Anspruch gerecht wird. Allerdings möchte ich erwähnt haben, dass das Spiel offensichtlich als mehrteilige Serie aufgebaut wurde. Das Spiel konzentriert sich hauptsächlich auf die Murk-Problematik. Die Sache mit Komet Coda und einer weiteren Gefahr, die zum Ende angesprochen wird, sind dann Material für eine oder mehrere Fortsetzungen. Und diese wird es hoffentlich auch geben, weil LunarLux verdammt gut geworden ist!
Der Spaß am Erkunden
Die Grundspielprinzipien eines JRPG sind natürlich auch in LunarLux gegeben. Ihr erkundet die Spielwelt aus der Vogelperspektive, kommuniziert mit NPCs, sammelt nützliche Gegenstände ein und vermöbelt Gegner in Rundenkämpfen, um Erfahrungspunkte für Level-Ups, Skillpunkte zum aufwerten von Fähigkeiten und zwei verschiedene Varianten von Währungsmitteln zu verdienen.
Allerdings hat das Spiel eine Menge Dinge zu bieten, welche es von einem Standard-JRPG unterscheidet. Zunächst ist da einmal der Erkundungsaspekt. Die gesamte Spielwelt ist mit Fundsachen und kleineren Geheimnissen vollgestopft. Es ist so ein Spiel, bei dem man fast alles einer genaueren Untersuchung unterziehen kann, um zusätzliche Schätze zu erbeuten, oder einen Schrifttext zu lesen. Letztere umfassen auch gerne mal Passwörter oder Hinweise. Erstere kann man bei entsprechenden Robotern gegen Preise eintauschen und letztere dienen dazu den Code für die seltenen Schatztruhen zu knacken. Die meisten Gegenstände liegen nämlich offen herum. Relativ früh im Spiel, kann man die Flugfunktion für Bellas Jet-Suit-Rüstung freischalten. Mit dieser kann man an bestimmten Punkten in den Maps den Flugmodus aktivieren und somit wirklich jeden Winkel der Maps erkunden – ein Traum für Entdecker! Selbstverständlich bieten einige Maps und Dungeons auch knifflige Rätseleinlagen oder schadhafte Hindernisse, die es zu überwinden gilt. Langweilig wird es bei der Erkundung definitiv nicht.
Es gibt auch eine Weltkarte, welche es erlaubt die Ortschaften Lunas per Raumschiff anzusteuern. Man darf sogar das Aussehen des eigenen Raumschiffs anpassen, auch wenn diese Möglichkeit lediglich als optisches Gimmick fungiert. Die hierfür notwendigen Teile müssen freilich käuflich erworben werden. Ehrensache, dass es eine solide Menge an optionalen Quests gibt, welche die Erkundung Lunas zusätzlich fördern, und mit deren Bewältigung man sogar seinen Ruf in den Siedlungen verbessern kann, was die Händlerpreise reduziert. Und das ein oder andere Minispiel darf man auch bestreiten.
Das Spiel erlaubt sogar die uneingeschränkt freie Anwahl aus drei Schwierigkeitsgraden, welche festlegen gegen welchen Gegner-Palette-Swap ihr im Kampf antreten müsst. Außerhalb von Story- und Bosskämpfen verzichtet LunarLux auf Zufallskämpfe. Standorte für optionale Kämpfe werden visualisiert. Obendrein respawnen erledigte Gegner, wenn man das Gebiet verlässt und wieder betritt. Somit ist es auch erlaubt Grinding zu betreiben, sofern man denn will.
Rundenkämpfe mit Timing und Geschicklichkeit
Das Herzstück in einem JRPG ist natürlich das Kampfsystem. LunarLux bietet eine spannende Verschmelzung aus Rundenkampf und Minispiel-Einlagen, welche die Geschicklichkeit und das Timing des Spielers auf die Probe stellen.
Bella und ihr Mitstreiter, welcher ab der zweiten Spielhälfte hinzustößt, verfügen jeweils über 20 „Active Skills,“ welche hauptsächlich verschiedene Angriffsmanöver repräsentieren. Die meisten dieser Skills müssen natürlich erst einmal gefunden oder gekauft werden. Man kann die Active Skills auch bis auf Stufe 4 aufleveln, wofür man jedoch spezifische Gegenstände finden muss. In der Praxis muss man für viele dieser Angriffsskills ein kleines Reaktions- oder Timing-Minispiel durchführen, damit der Angriff erfolgreich durchgeführt wird bzw. guten Schaden anrichtet. Ferner muss man im Kopf behalten, dass jeder Active Skill SP verbraucht, welche das hiesige Äquivalent von Magiepunkten darstellen. Und da einige Angriffe auch spezielle Effekte beinhalten wie Chancen für negative Zustandsveränderungen oder HP-Absorbtion, gibt es genug Hirnfutter, um sich eine Strategie zurechtzulegen.
Erfolgreiche Angriffe bauen obendrein einen Energiebalken des jeweiligen Charakters auf. Bella kann bei vollem Balken auf Wunsch drei reguläre Active Skills auswählen, was bei entsprechender Kombination zu einer besonders effektiven Combo-Attacke führt. Ihr Kamerad kann bei vollem Balken eine Art Superform aktivieren, was ihm für einige Züge Statusboosts gewährt. Doch Vorsicht, denn eingesteckte Treffer bauen die Energiebalken wieder ab.
Um feindliche Treffer zu vermeiden, darf man sich meistens in einem Geschicklichkeits-Minispiel messen. So muss man ein kleines Herz-Icon vor Kugelhagel schützen (Undertale lässt schön grüßen), oder muss die Spielfigur in einem Grid aus 3 oder 9 Feldern manövrieren, um den feindlichen Angriffen zu entgehen. Sollten alle Stränge reißen, kann man auch einen Energieschild aktivieren, welcher den Schaden komplett abblockt, jedoch nur für einen kurzen Zeitraum besteht und nur eine begrenzte Anzahl an Ladungen hat. Man kann den Schild also nicht inflationär einsetzen.
Ein besonders cooles Feature sind die „Support Skills,“ von denen man bis zu 30 Stück erlangen kann. Bei jeder Aktivierung eines Active Skills im Kampf, darf man noch einen Support Skill anwählen. Diese bringen wirklich nützliche Boni, wie etwa Schadens-Multiplikatoren, Heilungen für HP, SP oder Schilde, Bonus-Angriffe von NPCs wie Tetra oder Lunex-Soldaten und weiteres. Welche Support Skills zur Auswahl stehen, entscheidet jedoch der Glücksfaktor. Es ist jedoch gestattet lediglich 8 der 30 Support Skills zu aktivieren, wodurch man eine strategische Selektion treffen darf. Die Support Skills sind in zwei Kategorien aufgeteilt. Die blaue Kategorie umfasst 20 Skills, welche allesamt aktiv geschaltet werden können. Ferner kann man die blauen Support Skills mit Skillpunkten bis auf Stufe 5 hochleveln. Von der mächtigeren roten Kategorie darf man leider nur bis zu 3 aktivieren. Die roten Support Skills können nicht verbessert werden, was aber auch daran liegt, dass sie sowieso schon ziemlich mächtig sind.
Ihr seht also, dass eine Menge Komplexität im Kampfsystem von LunarLux verborgen liegt. Tatsächlich kann die Komplexität anfangs etwas überwältigend wirken. Jedoch blickt man schnell durch und genießt die Masse an Optionen, die einem zur Verfügung steht. Und dank der Reaktions- und Geschicklichkeits-Minispiele ist man immer konzentriert dabei, weswegen die Kämpfe nie zu stupiden, langweiligen Menü-Klickereien verkommen, wie man sie sonst vom Genre gewohnt ist. LunarLux bietet eines der besten Rundenkampfsysteme, die ich bis dato erlebt habe!
Grafik und Sound
Grafisch präsentiert sich LunarLux in feinstem Top-Down Pixellook. Der Stil erinnert an GBA-JRPGs, was angesichts der Inspirationsquelle „Mega Man Battle Network“ aber auch nicht verwundern sollte. Jedenfalls ist die Pixel-Grafik im 16-bit-Stil sehr hübsch gelungen und profitiert vom unverbrauchten Anime-Sci-fi-Setting. Die Animationen sind liebevoll, die Spezialeffekte sehenswert und das Artdesign einsame Spitze! Besonders gefällig ist auch die bunte Farbpalette, welche oft an die schicke Neon-Farbpalette des Synthwave-Stils erinnert.
Auch der tolle Soundtrack untermauert die hohe Qualität von LunarLux. Die Tracks sind einfach launig und bereichern den poppig-bunten Anime-Flair dieses quirligen Sci-fi JRPGs.
Die Soundeffekte passen ebenfalls und das Spiel bietet sogar Spurenelemente einer Sprachausgabe! Diese äußert sich zwar nur in vereinzelten Ausrufen und Sätzen für die Kampfsegmente, aber dieses Bisschen stellt dennoch einen schönen Mehrwert für die Gesamtpräsentation dar. Eine vollständige Sprachausgabe wäre natürlich schön gewesen, aber ich glaube das wäre für ein kleines Indie-Projekt wie dieses dann doch zu viel verlangt.
Leider lässt das Spiel eine deutsche Übersetzung vermissen. Englischkenntnisse sind also von Vorteil. Wesentlich problematischer sind jedoch die Bugs, welche trotz des letzten v1.3-Updates immer noch im Spiel herumwuseln. Mir persönlich sind drei Bugs untergekommen. So reagierte die rechte D-Pad-Eingabe beim Kampfskill „Gun-Saber“ meistens erst beim zweiten oder dritten Versuch. Ab und zu ist es auch vorgekommen, dass mir das Spiel den Einsatz eines Heilitems verweigerte, da die Lebenspunkte meiner Spielfigur angeblich voll wären, was aber nicht der Fall war. Am schlimmsten ist jedoch der üble Lag in der Militär-Basis. Im dortigen Laserlabyrinth sowie im Erdgeschoss läuft das Spiel bei mir nur mit halber Geschwindigkeit. Keiner dieser Bugs hindert an einem erfolgreichen Abschluss des Spiels, aber sie haben einen negativen Einfluss aufs Spielerlebnis und kosten einige Punkte in der Abschlusswertung. Es wäre wirklich schön, wenn da noch ein Patch nachgeliefert wird.
Pro & Kontra
- geniales Kampfsystem, welches nicht nur Strategie, sondern auch Geschicklichkeit fordert
- interessante Handlung mit sympathischen Charakteren
- wunderbare audiovisuelle Präsentation
- fördert den Erkundungsdrang des Spielers, es gibt viel zu entdecken!
- einige Bugs trüben das Spielerlebnis
- keine deutsche Textübersetzung verfügbar
- das Spiel ist für ein JRPG ein wenig kurz geraten, aber dafür bekommt man hohe Qualität