Landnama REVIEW

Eine unbesiedelte, in Teilen überaus karge Insel im kalten Norden und eine eifrige Gruppe Leute, die dieses Land urbar machen wollen: Willkommen auf dem Island des 9. Jahrhunderts. Landnama verspricht euch, euch der Herausforderung der Insel zu stellen und die historische Besiedelung Islands nun nachzuspielen. Doch kann das Strategiespiel auch den harten Testkriterien trotzen?

Kampf um Nahrung in eisiger Kälte

Nachdem ihr euch zu Beginn durch einige Textboxen geklickt habt, die euch die Hintergrundgeschichte von Landnama vermitteln, findet ihr euch bald auf dem Spielbildschirm wieder: Ähnlich einer Vielzahl von Brettspielen spielt ihr auf einem in Hexagonen angeordneten Spielfeld. Zu Beginn steht euch nur ein einfaches Lager zur Verfügung, das eurem Clan gehört, und in der Folge wird es darum gehen, die Umgebung zu erkunden und die Umwelt zu bewirtschaften. So steht euch zu Beginn neben eurem Lager ein weiteres Feld zur Verfügung, auf dem ihr eine Fischerhütte errichten könnt, sodass diese euch zu jeder Ernte Herzblut einbringt – eine Art universelle Währung, die euch durch das gesamte Spiel begleiten wird.

Um dieses Herzblut wird es sich in der Folge nämlich die ganze Zeit drehen. Da ihr zu Beginn wie gesagt nur über euer Lager verfügt und nur ein weiteres Hexagon seht, werdet ihr auf Erkundung gehen müssen, um eure Umgebung zu erforschen – schickt ihr eure Kundschafter los, kostet euch das je nach Entfernung des betroffenen Hexagons unterschiedlich viel Herzblut. Haben die Kundschafter Felder gesichtet, könnt ihr auch auf diesen Gebäude errichten – ebenfalls für Herzblut – und so gesellen sich zu eurer Fischerhütte bald etwa ein Jäger oder ein Holzfäller, die euch ebenfalls zu jeder Ernte Herzblut einbringen, oder ihr baut andere Gebäude, die eurer aufstrebenden Siedlung von Nutzen sind. Somit werden immer größere Teile der Karte sichtbar und ihr produziert immer mehr Herzblut, was euch eurem Ziel – dem Ausbau des Lagers über mehrere Stufen bis hin zur Großen Halle, was eine Menge Herzblut verschlingt – immer näher bringt.

So weit, so einfach – doch leider verlangt euch die kalte Insel einiges ab: Am Ende eines jeden Jahres trifft euch der isländische Winter heftig und ihr müsst einen Winterzoll entrichten. Ihr ahnt es: Auch dieser ist natürlich in Form von Herzblut fällig. Daher solltet ihr unbedingt darauf achten, dass ihr genug Ernte einfahrt und diese auch nicht leichtfertig verjubelt, sondern immer ein Polster für den Winter übrig lasst. Wie hoch der Winterzoll dabei ausfällt, ist nicht ganz gewiss: An der Leiste oben wird euch angezeigt, in welchem Bereich der diesjährige Winterzoll liegen wird – wie hoch er exakt wird, wird dann erst zum Jahresende per Zufall bestimmt. Übersteigt er eure Reserven an Herzblut, ist eure Siedlung gescheitert. Das hat ernsthafte Konsequenzen: Der Clan, mit dem ihr die Siedlung errichtet hat, steht für die weiteren Siedlungsgründungen bzw. Missionen nicht mehr zur Verfügung und bleibt ausradiert!

Strategische Komponenten

Nun ja: Man könnte ja nun einfach immer mehr Produktionsstätten bauen und immer größere Ernten einfahren – dann sollte der Winterzoll kein allzu großes Problem werden, oder? Was zunächst einfach klingt, stellt den Spieler immer wieder vor Herausforderungen: Der fällige Winterzoll wird immer höher, je mehr ihr erkundet und gebaut habt und nimmt auch mit den zunehmenden Jahren zu. Erschwerend kommt hinzu, dass ihr beinahe alle Gebäude nur einmal pro Siedlung bauen könnt – sind alle Produktionsstätten einmal gebaut, ist auch das Maximum an pro Ernte verdientem Herzblut irgendwann erreicht, während der Winterzoll weiterhin steigt. Die strategische Notwendigkeit besteht daher im Kern stets darin, die Produktion so effizient wie möglich zu gestalten: Eure Produktionsstätten produzieren so beispielsweise mehr Herzblut, wenn sie von den richtigen Feldern umgeben sind. Der Holzfäller trägt so etwa mehr zur Ernte bei, je mehr Waldfelder sich um ihn herum befinden. Eine strategisch sinnvolle Platzierung trägt somit maßgeblich zu eurem Erfolg bei und ein allzu hastiges Erkunden der Umgebung, das euren Winterzoll schnell in die Höhe treibt, ist bei gleichzeitiger Vernachlässigung der Herzblut-Produktion schnell gleichbedeutend mit dem Ende eurer Siedlung. Immerhin: Sieht man von den höchsten Schwierigkeitsgraden ab, habt ihr pro Siedlung einmal die Möglichkeit, den zu entrichtenden Winterzoll auf das jeweils in diesem Jahr geltende Minimum zu reduzieren.

Angereichert wird Landnama zudem durch auftretende Ereignisse oder spezielle Felder, die ihr euch zunutze machen könnt: Einmal jährlich sucht euch ein negatives Ereignis heim – wobei ihr hier stets selbst aus zwei Möglichkeiten wählen könnt – und bei euren Erkundungen ergeben sich gelegentlich Begegnungen, die euch Boni verschaffen. Mit einem Stern markierte Felder erhöhen wiederum eure Ernteerträge und wenn ihr ein Wahrzeichen entdeckt, von dem es in jeder Region eines gibt, steht euch dessen Bonus sogar für die restliche Besiedlung ganz Islands zur Verfügung. Schließlich ist diese euer großes Ziel: Das in Landnama in sechs Regionen eingeteilte Island soll komplett besiedelt werden, was sechs Missionen bzw. Siedlungsgründungen entspricht.

Ein Hauch von Makel bei der spielerischen Abwechslung

Erfreulich dabei ist, dass die jeweiligen Missionen sich nicht gleichen, sondern zufällig generiert werden. Soll heißen: Habt ihr Landnama einmal durchgespielt und startet einen neuen Anlauf, werdet ihr nicht noch einmal dieselben Karten spielen, die ihr bei eurem ersten Durchlauf bereits gesehen habt. Für die Langzeitmotivation des Spiels ist dies von enorm hoher Bedeutung, da somit ein gewisser Wiederspielwert bleibt. Ein wenig ergänzt wird dieser durch freischaltbare Clans und höhere Schwierigkeitsgrade, die euch beim nächsten Durchlauf vor eine noch größere Herausforderung stellen werden. Dies wiederum ist erfreulich, da die zu Beginn zur Verfügung stehenden Schwierigkeitsgrade noch recht überschaubar sind.

Dass Landnama allzu viele Spieler wirklich über Wochen an den Bildschirm fesseln wird, ist dennoch nicht anzunehmen. Auch wenn die unterschiedlichen Regionen, die ihr besiedeln sollt, stets ihre ganz eigenen Herausforderungen für euch bereithalten und mit Ereignissen hier und da eine kleine Zusatzkomponente eingebaut wurde: Insgesamt ähnelt sich der Spielablauf in jeder Region doch sehr. Ungeachtet aller Unterschiede bei den einzelnen Karten werdet ihr im Grunde genommen immer wieder dieselben oder doch zumindest sehr ähnliche Strategien und Vorgehensweisen verfolgen, um an euer Ziel zu gelangen. Anders formuliert: Strategische Tiefe ist eigentlich da, ein wenig mehr strategische Breite wäre zwischen den einzelnen Spielen jedoch noch möglich gewesen; wenn ich an andere Titel denke, wurde diese etwa durch unterschiedliche Missionsziele erreicht.

Bei dieser Anmerkung kann es sich aber wirklich nur um einen kleinen Kritikpunkt handeln und über allem muss die Erkenntnis stehen, dass Landnama Spaß macht und viel strategisches Geschick von euch erfordert, bis ihr ganz Island besiedelt habt. Dabei ist es auch abwechslungsreich und tiefgehend genug, um euch für einige Stunden zu motivieren und bietet durch zufallsgenerierte Karten auch hinreichend Wiederspielwert, dass ihr es auch nach längerer Zeit gerne wieder startet. Schließlich darf man bei der winzigen Kritik, die ich hier angebracht habe, einen entscheidenden Faktor nicht vergessen: Möchtet ihr Landnama auf Steam erwerben, werden dafür 13,99 Euro fällig – und für einen solchen Preis ist das wirklich Meckern auf sehr hohem Niveau!

Pro & Kontra

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Pros
  • Passende Atmosphäre und Aufmachung
  • Schneller, einfacher und gut unterstützter Zugang
  • Angenehmer strategischer Tiefgang
  • Hoher Wiederspielwert

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Cons
  • Auf Dauer fehlt ein wenig die spielerische Abwechslung

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Spiel Bewertung
Singleplayer
85
85
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

Landnama ist ein schön gestaltetes Strategiespiel mit passender Gestaltung und Atmosphäre sowie angenehmem Tiefgang. Die zufallsgenerierten Karten sorgen für einen gewissen Wiederspielwert, der euch immer wieder zurückbringen wird, wenngleich kleine Abstriche bei der Langzeitmotivation gemacht werden müssen, da sich die einzelnen Spielabläufe doch recht schnell ähneln. Angesichts der Preisklasse, in der wir uns hier bewegen, ist das allerdings nicht wirklich ein Problem, das besonders ins Gewicht fällt.

- Von  Roman

Schönes Strategiespiel für kleines Budget.
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Landnama REVIEW

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