Klonoa Phantasy Reverie Series REVIEW
Remaster und Remakes erfüllen – je nachdem, aus wessen Warte man sie betrachtet – verschiedene Zwecke. Für Fans werden lieb gewonnene Titel für neue Plattformen verfügbar gemacht und bestenfalls technisch verbessert, für die Historie werden Games vergangener Tage konserviert und für die Macher sind sie oft ein im Vergleich zum Aufwand stehender Bonus sowie die Auslotung, ob eine alte Marke das wirtschaftliche Potenzial für eine komplett neue Produktion erfüllt. Beim kürzlich veröffentlichten Klonoa Phantasy Reverie Series kommt irgendwie alles zusammen.
Technisch gelungene Remakes
In der Sammlung sind das 1997 für die PlayStation veröffentlichte Klonoa: Door to Phantomile sowie das 2001 für die PlayStation 2 veröffentlichte Klonoa 2: Lunatea’s Veil enthalten. Publisher Bandai Namco hat das Studio Monkeycraft mit der Anfertigung der Remakes betraut. Zuvor hat das Team bereits Katamari Damacy REROLL und Wonder Boy – Asha in Monster World betreut – eine gute Vita, die im Vorfeld die Hoffnung auf eine gute Rückkehr von Klonoa gemacht hat.
Und gerade auf den ersten Blick machen die beiden Neuauflagen auch einen ziemlich guten Eindruck. Auf Basis der Unity-Engine wurden die 2,5D-Spiele genommen und generalüberholt. Die Spiele platzen nur so vor Farben und besitzen diesen für Plattformer der 1990er Jahre so typischen Charme, der sich nicht zuletzt in den Modellen der Figuren widerspiegelt. Klonoa etwa, eine optische Mischung aus diversen Tieren wie Hunden und Hasen, ist mit seiner Pacman-Mütze und seinen großen Augen einfach nur niedlich und für mich so etwas wie eine Vorstufe zum cooleren Sonic.
Auf dem zweiten Blick hingegen wirkt die Optik ein bisschen…billig? Das klingt vielleicht etwas hart und im Großen und Ganzen bin ich mit der visuellen Umsetzung zufrieden. Aber der generelle Look wirkt zuweilen schon ein bisschen so, als habe man es mit einer Umsetzung für mobile Plattformen zu tun und nicht mit Remakes für die aktuellen Konsolen und den PC. Aber wie immer gilt bei ästhetischen Fragen natürlich der eigene Geschmack. Das ist auch bei der Musik der Fall, allerdings funktioniert diese vor allem im ersten Teil für mich grandios. Nahezu jeder Level hat eine eigene Musik, die man dynamisch, mal verspielt, mal fröhlich, mal melancholisch ist.
Kaum gealtert
Man merkt den beiden Titeln in spielmechanischer Hinsicht nur bedingt ihr Alter an, was sehr für die Qualität spricht. Zwar hat sich das Genre der Jump ´n Runs in den vergangenen Jahren sehr viel weiterentwickelt, aber als reine Plattformer ohne viel Drumherum sind die Spiele der Klonoa Phantasy Reverie Series ziemlich gelungen. Man hüpft mit Klonoa, löst hier und da kleinere Rätsel, saugt ähnlich wie Kirby Gegner zu sich heran, um mit diesen etwa höhere Sprünge ausführen zu können oder sie auf andere Gegner zu werfen. Und immer wieder stellt man sich in Bosskämpfen teilweise grandios designten Widersachern, die selbst mit Endgegnern in jüngeren Super Mario Spielen den Boden aufwischen. Fast jeder der größeren Bosse hat mich mit seinen unterschiedlichen Mechaniken und den benötigten Lösungsansätzen positiv überrascht.
Auch die teilweise sehr unterschiedlichen Level heben sich angenehm vom Genre-Standard ab. Die typischen Sand-, Unterwasser-, Waldlevel gibt es eher nicht, gerade der zweite Teil hat ein paar kreative Ideen. Im Remake von Klonoa 2: Lunatea’s Veil zeigen sich auch noch einmal stark die Möglichkeiten der damaligen PlayStation 2 Hardware. Wo das erste Spiel auch im Remake noch eher verhalten mit der Perspektive spielt, geht Teil 2 in die vollen und inszeniert die Spielwelten auf verspielte Art und Weise.
Auf Fröhlichkeit folgt Melancholie
Eingerahmt ist das Gameplay durch eine stellenweise erstaunlich melancholische Handlung. Sowohl der erste wie auch der zweite Teil heben sich angenehm von anderen Spielen ihrer Art ab und muten der eigentlich eher jungen Zielgruppe durchaus auch mal schwere Themen zu. Grundlegend sind die Rahmenhandlungen aber eben dann doch selten mehr als Rahmen gebende Konstrukte, die in teilweise recht langen Zwischensequenzen ausgebreitet werden. Wer darauf gar keine Lust hat, kann entsprechende Szenen vorspulen oder komplett überspringen.
Aus heutiger Perspektive vor allem positiv aufgefallen ist mir, wie wenig aufgeplustert die Spiele sind. Zwar gibt es in jedem Level mehrere Sammelobjekte, die man einsammeln kann – man muss es aber nicht. Und selbst wenn man den Anspruch erhebt, jedes Level zu 100% zu komplettieren, so ufert diese Absicht noch lange nicht in die grindigen Dimensionen manch moderner Plattformer ab. Dadurch wirken beide Spiele wie kompakte, aber dennoch vollkommen zufriedenstellende Erlebnisse.
Pro & Kontra
- technisch gelungene Remakes
- grandiose Musik
- tolle Bosskämpfe
- kreative Ideen im Leveldesign und den Bosskämpfen (gerade in Teil 2)
- visuelle Look wirkt etwas "billig"
- vergleichsweise simples Gameplay (abseits der Bosskämpfe)