Kingsglaive – Final Fantasy XV REZENSION
Der Titel des Films „Kingsglaive“, zu Deutsch „Königsgleve“ (eine Gleve ist eine lange Stangenwaffe), bringt die Handlung des Films direkt auf den Punkt: Der dritte Film der auf der beliebten JRPG Serie Final Fantasy basiert, oder zumindest den Namen benutzt, handelt von der Eliteeinheit des Königs im Lande Lucien. Diese ist sowas wie die persönliche Security von Obama mit Krieger-Charakter oder so. Im Unterschied zum ersten Final Fantasy Film, welcher Squaresoft fast in den Ruin trieb und sicherlich auch für den Zusammenschluss mit Enix verantwortlich war, Hironobu Sakaguchi den Job kostete, und einfach nur ein mieser Film war, handelt der dritte Animationsfilm, wie auch der zweite Advent Children: Final Fantasy VII, direkt auf Basis eines Final Fantasy Titels und beleuchtet weitere Geschichten, erklärt weitere Charaktere oder erzählt eine eigene Geschichte etwas entfernt von der Handlung des Hauptspiels.
Da Final Fantasy XV für PlayStation 4 und XBox One noch nicht erschienen ist, kann ich nichts über die Zusammenhänge genau sagen, nachdem ich den Film am 7. September 2016 auf dem Fantasy Film Fest in Köln sah. Der Blu Ray Release ist erst Ende September, der digitale des Films an diesem Wochenende. Wohl kann ich euch aber meinen Eindruck über die Story des Films selbst sagen, und vor allem, was mir wichtig war, über die Optik dieses reinen Animationsfilms. Mehr Schein als Sein, oder doch ein „guter“ Film?!
Etwas zur Story (ohne Spoiler)
Da wir das Videospiel Final Fantasy XV, bzw. seine Story, noch nicht kennen, ist es etwas schwierig Film und Spiel zu vergleichen, bzw einzuordnen. Prinzipiell kann man die Handlung des Films als Ergänzung zum Spiel sehen. Sie handelt primär von der Kingsglaive, erwähnter persönlicher Mini-Kampfgruppe und Wächter des Königs Regis Lucis Caelum CXIII. Übrigens sind nahezu sämtliche Namen der Charaktere lateinischen Ursprungs – das klingt immer cool. Regis= König, Lucis = Licht, Caelum = Himmel. Der König ist der Vater vom Held des Spiels, Noctis (=Nacht).
Die Story des Films ist relativ platt, aber wichtig für das allgemeine Verständnis. Es kot einem jedenfalls alles irgendwie bekannt vor. König Regis will einen Friedensvertrag mit Nilfheim, einer Art bösen Übermacht, die bereits die ganze Welt unterjochte, schließen. Dabei wird er betrogen – wie sollte es auch anders sein. Ebenfalls wird auch die Funktion des Kristalls der die Stadt beschützt erläutert, wobei dies auch ein typisches „Final Fantasy-Ding“ ist. Neben der Erläuterung der politischen Situation, wird natürlich auch auf Noctis, bzw. eher dessen Beziehung zur Prinzessin von Tenebrae, Lunafreya (Luna= Mond), ausgemalt. Primär handelt die Story aber von einigen wenigen Mitgliedern der Kingsglaive und ihren Aufgaben innerhalb des Verrats durch Nilfheim. Mehr sei dazu hier nicht gesagt.
Die Story ist also soweit ganz nett, weil sie eben weiterem Verständnis dient. Sie alleine hätte aber wenig Daseinsberechtigung, würde sie nicht dem Videospiel in die Hände spielen. Was am Film an sich etwas stört ist, dass der Film teils einige längere, recht öde Szenen hat. Wer Daueraction erwartet ist fehl. Es gibt 2-3 sehr schön anzuschauende, auch längere Kampfszenen die einem auch nachher im Kopf bleiben werden. Da explodiert einfach die halbe Leinwand. Dazwischen wirkt es teils etwas gestreckt. Knapp 120 Minuten geht der Film der trotzdem unterhält, da man ständig Freude an der beeindruckenden Technik, vor allem der Gesichter, hat.
Das visuelle Erlebnis
Final Fantasy war damals bahnbrechend was die Technik anging (die Story für die Tonne) und in Zeiten von Animationsfilmen wie Wall E etc. ist es echt schwer sich zu behaupten. Eines gilt beim Vergleich zu anderen Animationsfilmen zu beachten: Sämtliche Pixar oder Disney Animationsfilme, ja selbst Avatar, spielen in einer Comic-Welt oder sind schlicht absolut fiktional. Das ist der immens Vorteil dieser Filme. Der Mensch kennt „diese Welten“ nicht aus dem echten Leben. Deswegen wirkt dort auch alles perfekt und stimmig, denn er kennt es nicht anders und weiß nciht, wie es außen müsste. Das „Problem“ bei Final Fantasy Filmen ist es, dass es Menschen sind die man sieht, realistische Städte, menschliche Bewegungen, Gebäude, der Himmel und und und. Da sieht man als Zuschauer ständig „was nicht so ganz richtig ist“. Wer sich übrigens wundert, warum in solchem Filmen selten wallende Haare zu betrachten sind: So doof es klingt, tatsächlich sind Haare so ziemlich das Schlimmste, was man einem Computer zu rendern geben kann. Das kostet immense Rechenpower. Das ist auch ein Grund, warumd er erste Final Fantasy Film „keine langen Haare hatte“, außer Teils bei der Hauptprotagonistin. Eine Ratte in Ratatouille macht da also nur bedingt Probleme.
Diese ausführliche Erläuterung muss man immer im Hinterkopf haben, wenn man von der Technik in Kingsglaive redet. Es ist schier unfassbar, wie gut die Gesichter der Hauptprotagonisten aussehen (der obige Charakter ist am besten gelungen). DAS IST FOTOREALISTISCH! Die Mimik, die Gestik, die Struktur der Haut – es ist absolut menschlich. Auch die Animationen der Laufbewegungen ist sehr gelungen, da war sicher Motion Capturing am Werk. Geht es an Nebencharaktere, wirkt dies alles bereits weniger perfekt, was aber nicht so weit stört so lange es zu keiner Nahaufnahme kommt. Es fällt auch auf, dass Figuren im Hintergrund sich sehr hakelig bewegen – die hatten sicher kein MoCap oder haben einen Stock wo sitzen.
Wo der Film bei den Figuren glänzt, enttäuscht er etwas, was das Design und die Detailfülle der Umgebungen angeht. Alles wirkt recht trist, steril und kalt, weswegen dort wenig der optischen Opulenz zu sehen sind. Die Autos (Audi wird mehr als offensichtlich beworben) sind wiederum sehr gelungen, auch manche Straßenszenen. Wo Kingsglaive wieder richtig auf die Kacke haut sind Kämpfe und Effekt-Feuerwerke. Gerade zu Anfang bekommt man eine mehrminütige Massenschlacht zu sehen an der es im Sekundentakt explodiert und förmlich die Kinoleinwand abfackelt. DAS IST FINAL FANTASY! Da wird gezaubert was das Zeug hält, man glaubt ständig „Blitz“ und „Feuer“ zu sehen und viele Monster die man aus der Serie kennt haben einen Auftritt – das erfreut das Herz jedes Fans.
Für Fans
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Allgemein wird viel Fan-Service betrieben. Seien es die erwähnten Auftritte berühmter Monster wie Behemoth, oder die simple Erwähnung von „Gil“ – toll! Hätten nur noch Biggs und Wedge gefehlt. Da bin ich mir aber fast sicher, dass wir im Game ein Wiedersehen bekommen werden. Allgemein fühlt man sich als Fan der Serie recht heimisch, vor allem, da der Film es schafft, eine in sich stimmige Welt zu erzeugen. Nichts wirkt künstlich oder deplatziert – die Welt könnte es so wirklich geben. Zudem ist es schön, bereits viele Dinge, die man aus zahlreichen Final Fantasy XV-Videospiel-Demos, Gameplay und Trailern kennt, im Film wiederzusehen. Was ich aber doch gerne gewusst hätte: Warum verdammt können sich die Leute in der Welt zu ihrer Waffe teleportieren, wenn sie die irgendwo hinwerfen? Das hätte ich damals in der Demo schon gerne gewusst…
Fazit
Der erste Final Fantasy-Film war von der Optik her grandios, der Rest Müll. Advent Children war guter Fan Service, vor allem weil er eben auf DEM Final Fantasy -Spiel überhaupt basierte und Fans so nach Jahren nochmal eine Geschichte aus dem Final Fantasy VII Universum bekamen. Kingsglaive macht es etwas anders, spielt er doch teils parallel zum Game (vermutlich). Auch hier wird gewaltig Fan-Service betrieben und genau das gefällt. Optisch ein Leckerbissen, wenn man nicht zu sehr hinsieht und auch eine ebenfalls nette, wenn auch platte, Story. Ich persönlich finde es ist der beste Final Fantasy Film. Es macht Spaß ihn zu sehen, doch es sollte auch klar sein, dass er, wenn man das FF-Universum „rausdenken“ würde, ein relativ öder Film ist. Für Fans aber ein klares: SUPER!