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Gosho Aoyama’s Collection of Short Stories REZENSION


Die gesellschaftliche Stellung von Manga in Japan ist immens und in keiner Weise mit der im Westen vorherrschenden Popularität von Comics zu vergleichen. Jedes Geschlecht, Altersklasse, Berufsgruppe und Schicht haben eigens auf sie zugeschnittene Manga in Hülle und Fülle. Entsprechend hoch ist der wöchentliche Output, entsprechend krass der Konkurrenzdruck unter Mangaka, die allesamt auf den einen großen Erfolg hoffen, der für mehrere Jahre in Serie geht und ein geregeltes Einkommen verspricht.

Einen solchen Erfolg hat Aoyama Gōshō mit Detektiv Conan geschaffen. Seit 1994 erzählt Aoyama die Geschichte um den kleinen Detektiven, die Anime-Adaption läuft beinahe genauso lange und konstant im japanischen Fernsehen, der jährliche Film zum Franchise ist stets ein Kassenschlager und das Geschäft mit Merchandise läuft auch. Wie andere Mangaka, so hat aber auch Aoyama bis zu seinem Durchbruch an kleinen Reihen gearbeitet, die das spätere Werk hinsichtlich Stilistik und Themenspektrum bereits vorweggenommen haben. Einige seiner zwischen den Jahren 1986 und 1988 entstandenen Kurzgeschichten wurden 1999 als OVA adaptiert und finden dank KAZÉ nun erstmals in Form der Gosho Aoyama’s Collection of Short Stories auch den Weg auf den deutschen Heimkinomarkt.

Aoyama kann mehr als Conan


Die Sammlung enthält insgesamt sechs Kurzfilme, von denen vier Episoden eine Laufzeit von ~ 30 Minuten haben und zwei weitere knapp zehn Minuten lang sind. In den direkten Vorlagen waren die Geschichten vom damals ja noch gar nicht existierenden Detektiv Conan Universum entkoppelt, die OVA´s hingegen suchen durchaus die Nähe zum Franchise. So haben die für alle Episoden verantwortlichen Osamu Nabeshima (Regisseur) und Kazunari Kouchi (Drehbuchautor) die Geschichte Verirrter roter Schmetterling die eigentlichen Figuren mit bekannten Gesichtern aus Detektiv Conan, namentlich den Eltern von Kudō Shin’ichi, ersetzt und lassen den kleinen Meisterdetektiven in der selbst erdachten Folge Die zehn Planeten am Nachthimmel gar selbst auftreten.

Die vier anderen Geschichten (PI George in „Kleiner Detektiv ganz groß“, Warte auf mich!, Weihnachten im Sommer und Noch einmal jung) sind hingegen direkte Adaptionen, wobei hier wiederum Sprecher aus dem Detektiv Conan Anime eingesetzt wurden. Man merkt schon: das Fanherz dürfte hier vollends aufgehen. Schon in den Frühwerken zeigt sich immer wieder das Detektiv-Thema, spielt aber nicht immer die übergeordnete Rolle. Warte auf mich! Ist zum Beispiel eine amüsante Teen-Romanze mit Zeitreisen und einem nach heutigen Maßstäben sehr eigenwilligen Ende. In Weihnachten im Sommer hingegen aktiviert der von Herzschmerz und unter zu viel Alkohol stehende Protagonist hingegen eine tödliche Waffe im Weltall, die droht die Erde nach Ablauf eines 24. Stunden-Countdowns zu vernichten. In Noch einmal jung erlebt ein alter Schwertkampfmeister hingegen noch einmal die Vorzüge der Jugend, während PI George in „Kleiner Detektiv ganz groß“ durch und durch die Art von Geschichte zeigt, für die Aoyama heute bekannt ist.

Nicht nur inhaltlich, auch stilistisch finden sich etliche Ähnlichkeiten. Vor allem das Design der Figuren schreit nur so, von wem es kommt und ist auch heute noch ein schöner Kontrast zu den Designs anderer populärer Manga- bzw. Anime-Marken.

Aufwand, der sich auszahlt


Zusätzlich zu den sechs angenehm abwechslungsreichen Geschichten gibt es noch ein sieben Minuten langes Making of, in welchem die Detective Boys die Studios besuchen, in denen der Detektiv Conan Anime produziert wird und unter anderem den Animatoren und den Synchronsprechern über die Schulter schauen.

Bei der Umsetzung für das Heimkino hat sich KAZÉ merklich Mühe gegeben. Das ursprüngliche Bild dürfte noch einmal überarbeitet worden sein, denn die Bildqualität ist für einen OVA aus den späten 1990er Jahren erstaunlich gut und scharf, vor allem wenn man die ebenfalls bei KAZÉ erscheinenden Detektiv Conan DVDs als Maßstab nimmt, für welche das Bild nicht nachträglich bearbeitet wurde und die Qualität entsprechend weitaus niedriger ist. Die einzige Ausnahme bildet das Making of, welches nur auf HD-Format hochskaliert wurde, aber ein deutlich schlechteres Bild aufweist. Auch in Sachen Ton muss man dem Publisher applaudieren, hat er doch für den Release extra eine deutsche Sprachfassung anfertigen lassen, die ziemlich gut geworden ist. Der japanische Originalton findet sich ebenfalls auf der DVD respektive Blu-ray. Sehr ansprechend wurde auch die Verpackung designt. Die Amary-Hülle befindet sich in einen Pappschuber, wobei die jeweiligen Cover andere Artworks aufweisen.

Adrian sagt

Gosho Aoyama’s Collection of Short Stories stellt für Fans von Aoyama Gōshō einen besonderen Release dar. Schon Jahre vor seinem Welterfolg, hat der Japaner nämlich seinen grundlegenden Stil gefunden und lässt immer wieder Gemeinsamkeiten und ähnliche Ansätze durchscheinen. Das ist nicht nur aus historischer Sicht unglaublich spannend, sondern auch abwechslungsreich und ziemlich unterhaltsam. Das die Geschichten in der Adaption stärkeren Bezug auf Detektiv Conan nehmen, als es in den ursprünglichen Vorlagen noch der Fall war, empfinde ich nicht als sonderlich störend, nötig wären die Verweise aber nicht gewesen, dass die Storys allesamt für sich stehen und auf eigenen Beinen sehr gut laufen. Auch mit der technischen Umsetzung bin ich sehr zufrieden, denn KAZÉ hat sich offenbar die Mühe gemacht das Bild noch einmal abtasten zu lassen und hat außerdem noch eine deutsche Sprachfassung anfertigen lassen. Das ist ziemlich vorbildlich und rundet das ohnehin schon stimmige Gesamtpaket ab.

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