Forza Motorsport 7 REVIEW
Natürlich möchte sich der Entwickler Turn 10 auch mit Forza Motorsport 7 den Ruf sichern, die beste Rennsimulation der aktuellen Konsolen-Generation geschaffen zu haben. Dazu stellen sie zusammen mit Microsoft ein Portfolio aus über 700 Wagen zusammen, von denen sogar ein paar Forza-Editions-Fahrzeuge enthalten sind. Selbstverständlich reicht das alleine nicht aus, um sich in den Köpfen der Spieler zu manifestieren und so fließen zudem noch 32 Originalstrecken mit in die virtuelle Umsetzung ein. Dennoch bleibt die Frage, schafft es Forza Motorsport 7 damit seinen Vorgänger sowie die Konkurrenz mit Project CARS 2 und Gran Turismo Sport zu überholen?
Für Anfänger wie Profi
Das Hauptziel wird davon bestimmt, am Ende den Pokal des Forza Drivers Cup in den Händen zu halten. Bis es aber soweit ist, heißt es insgesamt sechs Meisterschaften erfolgreich abzuschließen und an Erfahrung hinzugewinnen. Um dies zu gewährleisten, müsst ihr euch mithilfe einzelner Events und einem sehr spärlichen Fuhrpark langsam aber nachhaltig nach vorne vorarbeiten.
Je nach Spielerfahrung erlaubt es Forza Motorsport 7 die Wagen anzupassen. So gibt es dutzende Fahrhilfen, die euch das Bremsen sowie Schalten abnehmen oder euch in der Spur halten. Selbst die Rückspulfunktion kann auf Wunsch wieder zur Anwendung kommen und Fahrfehler rückgängig machen. Das ist für Anfänger recht zugänglich, wird von Profis aber komplett ignoriert werden. Forza Motorsport 7 ist nämlich eine Vollblut-Simulation, die das authentische Rennerlebnis in die Wohnzimmer bringen will.
Wer komplett auf seine fahrerischen Fähigkeiten vertraut, kann mithilfe von Mods weitere Herausforderungen ins jeweilige Rennen stecken. Verzichtet ihr beispielsweise auf bestimmte Fahrhilfen oder absolviert eine gewisse Anzahl von Kurven nahezu perfekt, werdet ihr am Ende zusätzlich belohnt. Gleichzeitig erschießen sich, egal wie gut ihr fahrt, mit dem Abschluss des jeweiligen Events XP-Punkte. Mit diesen schaltet ihr neue Fahrerstufen frei und könnt ferner aus mehreren Belohnungen wählen, wie Geld, Rennfahrer-Overalls oder vorgegebene Karossen. Neu ist, dass ihr nun nicht mehr per Zufallsprinzip euren Boni erhaltet, sondern diesen explizit wählen dürft.
Die Freiheit in der Simulation
Das Spiel lässt euch zudem die Freiheit, nicht alle Events, die in mehrere Rennen unterteilt sind, abschließen zu müssen, um eine Meisterschaft erfolgreich zu beenden. Ihr wählt jene aus, nach der euch gerade die Lust steht, oder ihr zumindest bereits die Wagen besitzt, um sie zu starten. Mit jedem erfolgreichen Rennen, bei denen ihr die vorderen Plätze belegt, sichert euch ein nicht nur die Chance einer Medaille auf dem Siegertreppchen, sondern auch ein paar Taler, die ihr ferner wieder investieren dürft.
Wer genug Geld zusammen hat, darf gerne seinen Fuhrpark erweitern. Wie bereits zu beginn erwähnt, stehen über 700 Wagen bereit, die euch gerne als Fahrer begrüßen möchten. Wie aus der Simulationsreihe bekannt, sind abermals namhafte Hersteller mit von der Partie, die dem Spiel ihre Karossen in virtueller Form zur Verfügung stellen. Neben großen Herstellern wie Audi, Mercedes, BMW, Toyota, Ford, Mazda und vielen anderen, sind auch ein paar Vehikel dabei, die nicht jedem Spieler sofort ins Gedächtnis kommen. Dabei wird sich nicht nur an aktuellen Wagen bedient, sondern gar Klassikern wie beispielsweise einem Chevrolet Camaro Super Sport Coupe aus dem Jahre 1969 oder dem Dodge Charger R/T aus demselben Jahr.
Wer in Kauflaune ist und seinen Fuhrpark gerne auf ein Maximum steigern will, darf diese nach dem Erwerb sogar noch in neuen Farben oder verschiedenen Designs ausstatten. Der Kreativität sind hier kaum Grenzen gesetzt und die Individualisierung begeistert für Stunden. Weitere Details in der Beschaffenheit der Autos sind ebenso einstellbar.
Fahrspaß garantiert
Die Forza Motorsport Reihe begeistert schon über Jahre und verzichtet auch im siebten Teil nicht darauf, aus der Simulation ein Multiplayer-Erlebnis zu machen. Dies geht zum einen lokal, beeindruckt aber noch mehr im Online-Modus. Dort angekommen, dürft ihr euch mit Fahrern aus der ganzen Welt messen und euer Talent zum Besten geben. Dennoch kann auch die KI herausfordernd sein, wenn ihr in der Karriere euch den Aufgaben stellt.
Die Forza Motorsport Reihe versucht mit dem siebten Teil etwas mehr an Abwechslung in das Spiel zu verfrachten. Dementsprechend sind einige Events implementiert worden, die fernab von dem sind, was Forza-Fans bislang kennen. So gilt es in einem Event beispielsweise einen Parcours zu fahren und dabei die Streckenführung unbeschadet zu lassen, währenddessen ihr in einem anderen Event so viele Kegel wie nur möglich von der Straße feuern müsst.
Und wem selbst das noch nicht an Abwechslung ausreicht, der kann sich ab sofort hinter das Steuer von Trucks setzen. Ein kleines Hindernis gibt es jedoch zu erwähnen, denn wer sich gerne hier austobt, muss zwangsläufig auf die Third-Person-Perspektive verzichten, da die Kolosse die komplette Ansicht und damit den Straßenverlauf optisch schlucken. Glücklicherweise bietet der Titel wieder mehrere Ansichten, die im Menü einstellbar sind.
Simulation auch für’s Auge?
Gegenüber Gran Turismo Sport fällt bei Forza Motorsport 7 sofort das aufgeräumte und leicht verständliche Menü auf. Doch damit beginnt erst der Siegeszug des Xbox One und PC Racers. Natürlich sind die Boliden wieder bis ins kleinste Details in die virtuelle Welt übertragen worden. Effektlacke, die im Sonnenlicht eine Komposition an Farben freigeben, Spiegelungen der Landschaft in der Heckscheibe, zerkratzter Lack nach einem Zusammenstoß mit Kontrahenten und vieles mehr ist das, was Forza Motorsport 7 im grafischen Repertoire hat.
Wer nun aber glaub, Turn 10 besinnt sich lediglich auf die Darstellung exakt nachgebildeter Wagen, der wird schnell eines besseren belehrt. Das dynamische Wetter und die verschiedenen Tageszeiten halten nämlich ebenfalls Einzug in die Rennsimulation. So seid ihr live dabei, wenn sich ein wolkenverhangener Himmel langsam von seiner Last befreit. Ihr wohnt einem Sonnenaufgang bei oder seht dabei zu, wie die Straßen immer feuchter vom Regen werden. Selbst Nebelbänke durchquert ihr, die zeigen, wie sehr sich die Entwickler Gedanken gemacht haben, ein nahezu perfektes Spielerlebnis zu erschaffen.
Gerade die verschiedenen Wetterlagen und Tageszeiten lassen die Rennstrecken so noch einmal in einem ganz anderen Licht erscheinen. Da diese gegenüber Project CARS 2 ein Nachsehen in ihrer Anzahl haben, ist das nicht ganz unwesentlich. Des Weiteren punktet Forza Motorsport 7 mit so kleinen Details, die zwar in erster Linie unbewusst wahrgenommen werden, dem Spiel aber Leben einhauchen. Unter anderem erlebt ihr während eurer Fahrt auf den lizenzierten Strecken, wie gerade ein Flugzeug startet und immer weiter an Höhe gewinnt. Das trägt zwar nicht zum Spielfluss bei, macht den Titel aber noch Facettenreicher in seiner Optik.
Schlussendlich wird Forza Motorsport 7 auf der Xbox One X in 4K laufen und damit noch mehr Schärfe und bildgewaltige Fahrmanöver in den Fokus stellen, als ohnehin schon.
Technik
Abseits der Grafik gibt es aber noch mehr lobende Worte zu verteilen. Zwar ist die musikalische Begleitung eher im Menü zu verzeichnen, dafür holen aber die Motoren-Sounds und quietschenden Reifen akustisch alles aus dem Spiel heraus, um es genügend Atmosphäre zu verleihen. Mit einem Headset auf den Ohren bekomme ich gar mit, wie sich die Luftströme anpassen, wenn ich an vergitterten Absperrungen vorbeirase.
Die Steuerung ist aber wohl der wichtigste Aspekt einer erfolgreichen Simulation. Das sich hier Turn 10 nicht mehr die Butter vom Brot nehmen lässt, hat das Entwicklerteam schon mehrfach bewiesen. Alle Kommandos funktionieren in einer 1:1 Umsetzung, ohne die kleinste Verzögerung weiterzugeben. Das heißt, ihr könnt euch vollends auf die Simulation einlassen, ohne Nachteile zu erfahren, die nicht durch falsches Fahrverhalten zum Tragen kommen. Mit den unterstützenden Vibrationseffekten des Controllers, ist zudem die Gegebenheit der asphaltierten Straße in Perfektion eingefangen. Zudem sind die fahrerischen Unterschiede der Boliden bedacht, die ganz klar unterscheiden, ob ihr einen kleinen Renault Clio oder einen Audi R8 fahrt.
Wirklich alle Details bedacht….?
Gut, gegenüber dem Kontrahenten Project CARS 2 gibt es zwar mehr Wagen, dafür aber weniger Strecken. Natürlich sind Klassiker wie Monza, Silverstone wie auch Hockenheim dabei, dennoch müssen Simulationsfans ganz klare Abstriche machen. Und dies ist nicht die einzige Stelle, an der Bandai Namcos Racer ganz klar im Vorteil ist. Auch bei den nötigen Boxenstopps inklusive optischer Einbindung, überholt der Mitstreiter auf ganzer Linie. Dafür ist Forza Motorsport 7 einstiegsfreundlicher und kümmert sich um so viele andere Details.
Gerade der riesige Fuhrpark sollte die Sammler vollends begeistern. Die Wagen, die sogar über Lootboxen erworben werden können, sind mit so vielen kleinen Extras bedacht. Zudem wird der siebte Teil der Racing-Reihe im Laufe der Zeit mit weiteren Inhalten versorgt wie beispielsweise dem Auktionshaus, welches sich bereits im Vorgänger einer hohen Beliebtheit erfreut hat. Optionen wie Forzathon, Ligen und der Marktplatz kommen später ebenfalls hinzu und halten sicherlich seine Weile bei Laune.