Final Fantasy XV – Ich freue mich!
Wann hat euch ein Videospiel das letzte Mal so richtig bewegt? Bei mir dürfte es eine späte Szene in The Last of Us gewesen sein. In dieser stehen die beiden Protagonisten Joel und Ellie nach langer und beschwerlicher Reise kurz vor ihrem Ziel und erfahren einen Moment der Ruhe, der sich vollkommen von dem bisher erlebten abhebt und einen wunderschönen Kontrast in das Spiel bringt. Diese eigentlich simple Sequenz hat in mir etwas ausgelöst, was Videospiele leider nur zu selten schaffen. Doch vor wenigen Stunden hatte ich dieses kaum greifbare Gefühl erneut. Und das in einem Titel, der noch veröffentlicht werden muss und welchem ich gegenüber lange Zeit recht skeptisch war – Final Fantasy XV.
In deinen Träumen bist du der König
Die Rede ist von der just veröffentlichten Platinum Demo für den kommenden Rollenspiel-Blockbuster aus dem Hause Square Enix. Diese dient als eine Art Prolog zum Hauptspiel und wird im finalen Produkt nicht enthalten sein. In rund 30-45 Minuten (je nach Spielweise) durchlebt man einen Traum von Protagonist Noctis, den wir hier als noch jungen Bub erleben. Begleitet wird er von einem niedlichen, kleinen Wesen namens Carbuncle, welches starke Ähnlichkeiten zum tierischen Begleiter in dem ebenfalls noch erscheinenden The Last Guardian aufweist. Mit Carbuncle als Wegweiser soll Noctis aus seinem Traum herausfinden und muss sich dabei einigen Herausforderungen stellen.
Im Gegensatz, zu der bereits im letzten Jahr erschienenen, aber nur für Käufer von Final Fantasy Type-0 HD zugänglichen Demo Episode Duscae handelt es sich bei der frei verfügbaren Platinum Demo weniger um einen Gameplay Showcase, sondern vielmehr um einen Appetizer, der uns ein Gefühl für den Protagonisten, die Welt und die Stimmung von Final Fantasy XV machen soll. Rätsel und wirkliche Aufgaben gibt es nicht, allerdings rudimentäre Kämpfe. Und diverse Plattformen, mit deren Hilfe wir beispielsweise das Wetter (sonnig, bewölkt, regnerisch), die Spielgeschwindigkeit und andere Faktoren beeinflussen können. Hier will Square Enix zeigen, was mit dem Spiel und der eigens entwickelten Luminous Engine möglich ist. Und das ist in der Tat einiges.
Wunderschön, aber…
Ja, Final Fantasy XV ist ein technisch wirklich eindrucksvoller Titel. Abgesehen von der mir nach wie vor etwas seltsam erscheinenden Darstellung von Haaren und hier und da etwas detailarmen Texturen macht das Spiel grafisch einen vorzüglichen Eindruck und dürfte ohne Zweifel zum Besten gehören, was die jetzige Konsolengeneration auf den Fernseher zaubern darf. Die Gesichtsanimationen wirken fast schon unheimlich realistisch, ebenso wie die flüssigen Animationen von Noctis. Auch hinsichtlich diverser Effekte, etwa Feuer, Wasser, Licht und Schatten, bewegt sich das Spiel in hohen Sphären. Und von den phänomenal in Szene gesetzten Welten will ich gar nicht erst anfangen, ansonsten würde meine Schwärmerei kein Ende finden.
Allerdings muss man aktuell noch ein großes „Aber“ hinten dran hängen. Denn die wohl von Square Enix angepeilten 30 Bilder pro Sekunde werden derzeit noch nicht geboten. Vor allem wenn es auf dem Bildschirm zur Sache geht, geht die Bildrate in der Demo (getestet wurde die PS4 Version) merklich in die Knie. Das ist gerade bei den Kämpfen natürlich ärgerlich. Und ich hoffe wirklich, dass es die Entwickler schaffen bis zum Stichtag am 30. September die technischen Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen.
Sorgenkinder
Und die Performance ist nicht das einzige Sorgenkind, welches ich noch immer habe. Selbiges gilt auch für das Kampfsystem. Es ist bereits deutlich spürbar, das die Entwickler das Feedback von Spielern der Episode Duscae umgesetzt haben. Einiges ist seit letztem Jahr passiert und in vielerlei Hinsicht fühlt sich Final Fantasy XV bereits deutlich runder an. Doch gerade bei den so wichtigen Kämpfen fehlt mir nach wie vor der richtige Wumms.
Egal wie groß oder klein meine Waffen oder die Gegner sind: auf die Kampfdynamik scheinen diese Faktoren keinen Einfluss zu haben. Schon in der Episode Duscae Demo wirkten die Kämpfe gegen größere Gegner nicht so episch, wie sie es eigentlich sollten. Und selbiges Problem ist auch in der nun veröffentlichten Probefassung noch vorhanden. Dabei bin ich eigentlich ein großer Fan des actionlastigen Kampfsystems. Ja, es wirkt im Fahrwasser von Titeln wie God of War und Co. austauschbar, aber in den Grundzügen funktioniert es und macht auch durchaus Laune. Die hohe Geschwindigkeit der Kämpfe ist gut getaktet und der Wechsel zwischen Waffen und Fähigkeiten funktioniert flüssig und lädt zu schönen Komboketten ein.
Trotzdem zünden die Kämpfe noch nicht so recht bei mir und ich kann mir aktuell schwer vorstellen 50, 60, 70 Stunden und mehr Spaß mit der jetzigen Ausrichtung zu haben. Zwar haben die Entwickler bereits verlautbaren lassen, dass das Kampfsystem steht. Trotzdem hoffe ich sehr, das hier noch einmal Hand angelegt wird und die verbleibenden Monate bis zur Veröffentlichung für eine ordentliche Portion Feinschliff genutzt werden.
Das könnte was werden!
Trotz der nach wie vor vorhandenen Baustellen und der stetig davon laufenden Zeit bis zum Release im Herbst diesen Jahres, bin ich nach dem Spielen der Platinum Demo zuversichtlicher denn je, das Final Fantasy XV ein richtiger Kracher werden könnte. Und hier komme ich wieder zurück auf meine Worte zu Eingang. Denn obwohl es sich hier nur um eine knapp 45. Minuten lange Demo handelt, hat sie es dennoch geschafft mich emotional mitzunehmen und bei mir ein heimeliges Gefühl auszulösen. Das hatte ich bei einem Titel der Reihe das letzte Mal Anfang der 00er Jahre mit Final Fantasy X!
Die in der Demo gezeigten Welten geben mir genau das, was ich von der Reihe erwarte – fantastische Welten, die mir ein „Wow“ entlocken und mich immer wieder staunend stehen lassen. Insbesondere der Abschnitt, in welchem Noctis in einem übergroßen Spielzimmer den Eingang zum nächsten Areal finden muss, hat mich gefesselt. Und das, obwohl diese Art von Level gar nicht mal mehr etwas so Besonderes darstellt und schon in anderen Spielen aufgegriffen wurde. Doch in Zusammenhang mit der sowieso grandiosen Musik und dieser ganz eigenwilligen, fast verträumten Stimmung kitzeln die Entwickler immer mehr Zuversicht aus mir heraus und erzeugen einen Gänsehautmoment nach dem anderen.
Eine der größten Stärken von Final Fantasy XV scheint aktuell also die Spielwelt samt ihrer Atmosphäre zu sein. Nun muss nur noch die Geschichte stimmen, über welche viel spekuliert werden kann. Hier lasse ich mich gerne überraschen und lege mein Vertrauen erneut in die Hände der Entwickler. Immerhin gefallen mir die von vielen Spielern gescholtenen Protagonisten bereits sehr und sind mir nach dem Spielen von Episode Duscae bereits ein bisschen ans Herz gewachsen. Der neuerliche Eindruck bestätigt meine Hoffnung, dass die Hintergrundgeschichten und die Charakterisierung der Figuren stimmig werden könnte und ich mit der Truppe gerne ein großes Abenteuer erlebe.
Meisterwerk? Katastrophe? Austauschbar?
Final Fantasy XV dürfte eines der wichtigsten, wenn nicht gar das wichtigste Spiel der aktuellen Konsolengeneration werden. Nicht nur für Entwickler und Publisher Square Enix, sondern auch für die sich im Umbruch befindende japanische Videospielindustrie. Aktuellen Schätzungen zu Folge muss der Titel mindestens 10. Millionen Exemplare absetzen, um sich zu rentieren. Kein Wunder also, das die Macher alles daran setzen kritische Stimmen zu besänftigen und auch außerhalb der klassischen Spielerschaft von JRPGs ihre Käufer zu finden. Diese will man nicht nur mit dem Spiel selbst, sondern mit einem riesigen, erweiterten Unviersum ködern und halten. Der kürzlich angekündigte Kinofilm und Anime dürften da wohl nur die Spitze des Eisberges sein.
Betrachtet man das eigentliche Spiel, zeichnet sich mittlerweile ab das Final Fantasy XV ein sehr westliches Spiel werden wird: ein auf Echtzeit setztendes Kampfsystem, eine riesige Open World in der man Auto fahren kann und, und, und. Ein solcher starker Einfluss westlicher Spielelemente hat schon anderen japanischen Marken nicht gut getan und man muss absehen, wie es sich hier gestalten wird. Doch anders, als etwa bei den letzten Hauptablegern von Resident Evil, bin ich hier weitaus zuversichtlicher, dass das Experiment funktionieren könnte und man einen guten Spagat zwischen westlicher und japanischer Spielphilosophie hinbekommt.
Diverse Spielsysteme und die technische Balance benötigen noch eine große Portion Feinschliff, bis sie vollends rund sind und flüssig funktionieren. Wenn die größten Probleme bis zum Relase Ende September ausgemerzt sind, dann könnte uns mit Final Fantasy XV aber ein richtiges Brett erwarten. Mein Hype is vorsichtig geschürt und ich freue mich darauf, dass ich in einigen Monaten endlich wieder in ein großes High-Budget Rollenspiel aus Nippon abtauchen kann.