Final Fantasy III (3D Remake) REVIEW

Final Fantasy III wurde erstmals am 27. April 1990 für den Famicom (die japanische Original-Version des NES) veröffentlicht. Und es sollte auch eine ganze weile dauern, ehe es das Spiel aus seinem Heimatland Japan herausschaffen sollte. Denn trotz der Popularität, welche die Serie dank Final Fantasy VII im Westen erschließen konnte, ist Final Fantasy III lange Zeit durch Squares Wiederveröffentlichungs-Raster gerutscht. Die westliche Welt konnte das Spiel erstmals in Form eines 3D Remakes für den Nintendo DS erleben, welches 2006 in Japan und den USA erschien, und am 04. Mai 2007 seinen Weg in deutsche Händlerregale fand.

Natürlich war die NDS-Exklusivität für das 3D Remake von Final Fantasy III nur temporär. In den folgenden Jahren wurde das Spiel auf die PSP und Mobile-Systeme portiert. Zu Guter Letzt wurde auch Steam bedient, wo das Spiel seit dem 27. April 2014 zur Verfügung steht. Der folgende Test basiert auf der Steam-Version. Zeit herauszufinden, ob es sich lohnt diese Final Fantasy-Wissenslücke zu schließen.

Vier neue Krieger des Lichts müssen ran – dieses mal auch mit einem Minimum an Persönlichkeit

Man übernimmt die Rolle des Waisenjungen Luneth. Neugier und Abenteuerlust treiben den Burschen in eine Höhle der nördlichen Wildnis seines Heimatdorfes Ur. Die Quittung folgt jedoch prompt, als der Boden unter Luneth einbricht und er jetzt gezwungen ist, sich durch das monsterverseuchte Höhlensystem zurück ins Freie zu kämpfen. Wie sich herausstellt, hat eine höhere Macht Luneth zu sich gerufen. Im Kern der Höhle findet er eine mysteriöse Lebensform in Gestalt eines gigantischen Kristalls. Der Kristall warnt Luneth davor, dass seine Welt von der Dunkelheit bedroht wird, und er, sowie drei weitere Menschen dazu auserwählt sind, als Krieger des Lichts die Gefahr zurückzuschlagen und das Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkelheit wiederherzustellen.

Und so begibt sich Luneth auf die Suche nach seinen potentiellen Kameraden. Allzu lange dauert diese Suche jedoch nicht. Mit seinem besten Freund, den ängstlichen Arc, hat er bereits den zweiten Auserwählten gefunden. Dritte im Bunde ist Refia, die Tochter des Schmieds aus dem Nachbardorf Kazus. Und zu guter Letzt wäre da noch der Ritter Ingus, der versucht seine geliebte Prinzessin Sara zu finden. Letztere versucht nämlich einen Fluch zu brechen, welcher die Einwohner von Kazus und ihrem Heimatschloss in Geister verwandelte.
Doch dies ist nur das erste Problem, mit dem sich die Krieger des Lichts auseinandersetzen müssen. Vielerorts sind üble Monster und Schurken aufgekreuzt, welche danach trachten die Welt ins Unglück zu stürzen. Doch jetzt ist ja unser Quartett unterwegs, um die Krisenherde einzudämmen und dem Drahtzieher der Probleme auf die Finger zu klopfen. Doch wer ist diese Graue Eminenz, welche im Hintergrund die Strippen zieht, und welche Pläne verfolgt sie wirklich?

Da es sich im Kern um ein steinaltes Famicom-JRPG handelt, sollte man bei Handlung und Charakteren keine Komplexitätswunder erwarten. Es ist eine sehr dünne Gut gegen Böse-Story. Es gibt eine nette Wendung bezüglich der Komplexität der Spielwelt und auch die wahre Natur des Endgegners ist durchaus interessant. Letztere wird jedoch durch das klischeehafte „Muhaha“-Verhalten besagten Endgegners entwertet. Hier wäre es besser gewesen, wenn Dieser ein neutrales Verhalten an den Tag gelegt hätte, wie es seiner Existenz würdig gewesen wäre. Jedoch war es dann wohl doch wichtiger Klischees aufzuwärmen – schade. Aber ist ja auch egal, das Spiel kommt nun einmal aus einer Zeit, als die Handlung in JRPGs noch so dünn wie ein Blatt Papier war.

Das 3D Remake versucht etwas mehr Komplexität in die Sache zu bringen, indem es die namenlosen Spielfiguren der Famicom-Vorlage in tatsächliche Charaktere umwandelt. Luneth und Co. sind sehr simple, um nicht zu sagen flache Charaktere mit wenig Persönlichkeit und ohne nennenswerte Entwicklung. Aber wenigstens sind sie keine stummen Avatare des Spielers, wie in der Originalversion. Wäre natürlich schön gewesen, wenn Square etwas mehr geleistet hätte, als nur das absolute Minimum an Charakterpersönlichkeit beizufügen.

Weitere Grundlagen der Serie werden etabliert

Bei den Grundlagen wagt Final Fantasy III keine Experiemente. Mittels gewohnt unkomplizierter Steuerung navigiert ihr Luneth und Co. aus der Vogelperspektive. Es gibt eine frei begehbare Weltkarte, über welche man die Siedlungen und Dungeons der Spielwelt erreicht. Innerhalb besagter Ortschaften gilt es Schatztruhen zu plündern, mit NPCs zu schwatzen und Monster in rundenbasierten Gefechten zu verdreschen, um Erfahrungspunkte für Level-Ups und Gil für Heilgegenstände sowie neue Ausrüstungsstücke zu verdienen. Der Kampf läuft in Final Fantasy III übrigens noch ohne ATB-Druck ab. Das ATB-System wurde erst im vierten Teil etabliert.

Um den Erkundungsaspekt interessanter zu gestalten, fügt das Spiel einige nette Features ein. So kann man per Knopfdruck nahe heranzoomen, was unsichtbare Gegenstände und Schalter durch ein Lichtfunkeln offenbart. Die negativen Zustandsveränderungen „Wicht“ und Frosch“ werden benötigt, um in einigen Dungeons voranzukommen. Ferner kann man jetzt ein paar Sidequests erschließen sowie optionale Gebiete samt Bossgegner entdecken (so etwas gab es in den ersten beiden Teilen noch nicht). Einige der optionalen Bosse schließen sich dann als zusätzliche Beschwörungen an, womit auch Letztere erstmals in die Serie eingeführt wurden.

Um einige Sidequests freizuschalten, solltet ihr euch mit dem „Mognet“ auseinandersetzen. In jeder Siedlung gibt es einen Mogry, der als eine Art Postbote fungiert, und euch Briefe von befreundeten NPCs einsehen lässt. Einige dieser Briefe enthalten auch Hilfegesuche, welche als Sidequests fungieren. Denkt aber daran, dass jeder der vier Krieger des Lichts seine eigene Post bekommt. Also schaltet die Charaktere durch und nutzt jeden beim Gespräch mit dem Mognet-Mogry (dieses wichtige Detail wird vom Spiel leider nicht erklärt).

Das Recht auf freie Berufswahl

Doch das große Kernfeature von Final Fantasy III ist natürlich das Berufe-System. Ihr dürft euren vier Recken jederzeit einen neuen Beruf zuweisen, sofern die jeweilige Berufsklasse bereits zur Verfügung steht. Der ausgewählte Beruf entscheidet, welche Ausrüstung der jeweilige Charakter nutzen kann, und welche Zauber oder Fähigkeiten ihm zur Verfügung stehen. Und ja, wenn ihr wollt, kann auch jeder Charakter dieselbe Berufsklasse nutzen. Wer unbedingt mit vier Weißmagiern durch die Pampa streifen möchte, kann dies gerne tun.

Durch das Berufe-System erlangt der Spieler also eine große Flexibilität und kann sich jederzeit sein individuelles Team zusammenstellen ohne sich jedoch festlegen zu müssen. Die taktischen Möglichkeiten sind also enorm und man kann sich theoretisch perfekt an jede Kampf-Situation anpassen. Allerdings war Final Fantasy III der erste Teil, welcher das Berufe-System in dieser freien Form einführte. Das bedeutet im Klartext, dass das System noch sehr unausgereift ist. An bestimmten Storypunkten im Spiel bekommt ihr einen neuen Satz Berufe zugeschanzt. Letztendlich bietet das Spiel 23 verschiedene Berufs-Klassen, wobei eine von denen nur durch das bewältigen einer Sidequest erschlossen werden kann.

Das Problem ist, dass das Spiel zwei Level-Up-Systeme nutzt. Einmal die Standard-Level-Ups, welche man auch in den meisten anderen JRPGs vorfindet, und dann halt noch Level-Ups für die Berufe. Sobald ihr eine bestimmte Anzahl an Aktionen im Kampf ausgeführt habt, stuft der aktuelle Beruf auf. Wie auch bei den Standard-Level-Ups, kann man jeden Beruf bis auf Stufe 99 hochleveln. Das heißt, wenn man auf eine andere Berufsklasse wechselt, muss man den neuen Beruf von Grund auf (also ab Stufe 1) erlernen, was natürlich extrem viel Grinding provoziert. Ärgerlich ist auch, dass die benötigten Erfahrungspunkte für einen Berufs-Level-Up unsichtbar sind.

Reguläre Level-Ups durch Erfahrungspunkte beseitigter Monster steigern die HP der Charaktere. Die Berufs-Level-Ups steigern hingegen die MP sowie die Anzahl der ausgeführten Schläge bei einem Angriff. Die Statuswerte (Stärke, Intelligenz ec.) der Charaktere werden hingegen von beiden Levelstufen festgelegt. Es nützt also nichts, wenn euer regulärer Level sehr hoch ist, jedoch der Joblevel niedrig ist. Ihr werdet dann trotzdem niedrige Statuswerte haben (dieselbe Regel gilt dann natürlich auch umgekehrt). Obendrein muss man bei jedem Berufswechsel ein paar Kämpfe mit Strafabzügen bei den Statistikwerten durchführen. Dadurch fühlt sich ein Wechsel des Berufs eher wie ein quälender Prozess, als eine spannende taktische Möglichkeit an. Das hierdurch der Grundgedanke des Systems ad absurdum geführt wird, muss ich wohl hoffentlich nicht näher erläutern.

Somit bleibt das Berufe-System eine coole Idee, welche schlecht umgesetzt wurde und verdammt viel Grinding provoziert. Generell ist das Balancing von Final Fantasy III ziemlich mies. Wer bestimmte Berufsklassen aufs Maximum grindet, hat aufgrund der hohen Anzahl der Angriffe für lange Zeit ausgesorgt und weite Phasen des Spiels verkommen zum Spaziergang. Beim Schlussdungeon gibt es dann einen sprunghaften Anstieg im Schwierigkeitsgrad, der dann noch mal ordentlich Grinding provoziert. Die Tatsache, dass man im recht langen Schlussdungeon nirgendwo speichern kann, hilft freilich auch nicht weiter. Derartige Macken kosten Final Fantasy III jede Menge Spielspaß.

Grafik und Sound

Tja, grafisch mag das Final Fantasy III 3D Remake auf dem NDS ja ganz hübsch gewesen sein. Ich kanns nicht beurteilen, da ich mich mit dem NDS nicht auskenne. Was ich jedoch sagen kann, ist, dass das Spiel auf dem großen PC-Bildschirm richtig mies aussieht. Alles wirkt schludrig, minderwertig und grob. Man merkt deutlich, dass die 3D-Grafik für den kleinen NDS-Screen konzipiert wurde, und nichts auf einem großen Screen zu suchen hat. Die bunten Farbpaletten und ansprechenden Monsterdesigns können auch nicht über die Hässlichkeit der Grafik hinwegtäuschen.

Der Stil orientiert sich am Chibi-Look von Final Fantasy IX und ist somit reine Geschmackssache. Positiv ist die Rendersequenz, welche beim Spielstart abgespielt wird. Wie von Square gewohnt ist diese richtig schick gelungen und macht Lust aufs Abenteuer. Doch unterm Strich ist das Final Fantasy III 3D Remake ein Paradebeispiel dafür, dass alte 3D-Grafiken verdammt schlecht altern und dem zeitlosen Pixelstil gnadenlos unterlegen sind.

In akustischer Hinsicht macht das Spiel eine wesentlich bessere Figur. Die Tracks werden in hoher Qualität abgespielt und bringen natürlich einige ikonische Melodien der Final Fantasy-Saga mit sich. Unabhängig davon versprüht der OST von Final Fantasy III eine angenehme Aura von positiver und abenteuerlustiger Energie. Diese gereicht dem Spielprinzip eines JRPG-Oldies der dritten Konsolengeneration definitiv zu Ehre. Man sollte jedoch nicht die orchestrale Epik moderner FF-Teile erwarten.

Die Soundeffekte sind in Ordnung, eine Sprachausgabe wird jedoch leider nicht geboten. Die Bildschirmtexte wurden professionell ins Deutsche übertragen. Bugs sind mir nicht aufgefallen.

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • das Berufe-System ist in der Theorie sehr gut, aber …
  • FFIII führte viele coole Standards für die Serie ein (Esper-Beschwörungen, Sidequests, optionale Gebiete, Mogrys)
  • launiger Soundtrack
  • gute Spielbarkeit

thumbs-up-icon

Cons
  • … das Berufe-System provoziert extrem viel Grinding, was das Spiel sehr zäh werden lässt
  • mieses Balancing des Schwierigkeitsgrads
  • die NDS-3D-Grafik macht sich verdammt schlecht auf dem großen PC-Bildschirm
  • dünne Handlung und sehr oberflächliche Charaktere

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Spiel Bewertung
Singleplayer
60
60
-
Multiplayer

FAZIT

Nach dem Überraschungserfolg des allerersten Final Fantasy Anno 1987 hatte sich Squaresoft schwer getan die Qualität des Erstlings zu wiederholen. Weder Final Fantasy II, noch der diesen Test zugrunde liegende dritte Teil können überzeugen. Zwar rudert Square nach dem sehr experimentellen zweiten Teil wieder in die Gameplay-Bahnen des Originals zurück, jedoch hat man es mit dem Berufe-System zu gut gemeint. Zwar bietet das Berufe-System auf dem Papier eine nie dagewesene Flexibilität und entsprechende taktische Möglichkeiten für den Kampf, allerdings zahlt man hierfür einen teuren Preis: Nämlich haufenweise an Grinding-Arbeit, wenn man wirklich Gebrauch von der neuen Flexibilität machen möchte. Da man jeden Beruf von Grund auf hochleveln muss, wird man sich doch wieder nur auf einige wenige Klassen spezialisieren, was den Grundgedanken des Systems ad absurdum führt. Auch wurden die Berufe-Level merkwürdig mit den Standard-Level-Ups verzahnt. Das Spiel gibt hierbei auch keine Auskunft inwiefern besagte Verzahnung funktioniert. Wer durchblicken will, muss also externe Infoquellen anzapfen, und das kann nicht Sinn der Sache sein. Angesichts dessen fallen die anderen Macken in Form einer dünnen Story, oberflächlicher Charaktere und einer potthässlichen 3D-Grafik für das Remake gar nicht mehr so stark auf. Zwar ist Final Fantasy III ein deutlich besseres Spiel, als der murksige zweite Teil und führt viele coole Elemente in die Serie ein (z.B. Beschwörungen oder Sidequests), aber der Grind ist zu extrem, als das man das Spiel wirklich genießen könnte.

- Von  Volker

Nur zum Füllen einer Wissenslücke geeignet.
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