Fifa 17 REVIEW
Und jährlich grüßt das Murmeltier – Electronic Arts veröffentlichte in der vergangenen Woche mit Fifa 17 die neueste Version der beliebten Fußball-Simulation. Für großes Aufsehen sorgte dabei im Vorfeld der neue Storymodus „The Journey“, der uns, ähnlich wie in NBA 2K17, einen Profi auf dem Weg nach oben begleitet. In diesem Falle selbstverständlich auf dem Fußballfeld statt in einer Basketballhalle und in der englischen Premier-League und nicht in Amerika. Mit der neuen Frostbite-Engine bekommt Fifa 17 zudem auch noch ein grafisches Update spendiert, welches Spieler noch realistischer aussehen lassen soll. Doch reichen diese Neuerungen, um einen Kauf zu rechtfertigen? Wir finden es für euch heraus.
„The Journey“ – Möge die Reise beginnen
Zu Beginn unseres Tests wollen wir gleich unsere volle Aufmerksamkeit dem neuen Spielmodus „The Journey“ widmen. Viele Spieler konnten die Veröffentlichung kaum erwarten, da dieser neue Storymodus mit viel Begeisterung und Vorfreude aufgenommen wurde. Und die Vorfreude war nicht unbegründet, denn das gezeigte Material im Vorfeld sah nicht nur beeindruckend aus, sondern versprach auch viele Stunden Spielspaß.
„The Journey“ erzählt die Geschichte des jungen Nachwuchstalentes Alex Hunter aus England. Die Geschichte beginnt hierbei jedoch in der frühen Jugend, genauer gesagt in einem Pokalfinale zweier Jugendmannschaften. Einer dieser Spieler ist dabei Alex Hunter, welcher von seinen Eltern bei eben jenem Pokalfinale beobachtet wird. Dabei kommt es an der Seitenlinie zu einem Streit und unser leiblicher Vater lässt uns im Stich und verlässt das Spiel. Auf dem Feld dürfen wir hingegen erst im Elfmeterschießen eingreifen, dort wird uns die neue Art präsentiert, wie die Standardsituationen nun funktionieren, dazu später aber mehr. Wir verwandeln den Elfmeter und sind der große Held des Finales.
Sieben Jahre später ist Alex Hunter erwachsen geworden und wir zu einem bekannten Sichtungscamp des Fußballs ausgewählt. Nachdem wir uns zu Beginn des Spiels für ein Lieblingsteam entschieden haben, so können wir uns dort nun für dieses Teams beweisen, aber auch andere Vereine können auf uns aufmerksam werden. Eins sei vorweg gesagt: „The Journey“ spielt ausschließlich in der englischen Premier-League, deutsche Vereine sind leider noch außen vor. Dennoch entscheiden wir uns für den deutschen Coach Jürgen Klopp und wählen den FC Liverpool als Lieblingsverein.
Bevor es mit dem Camp losgeht, müssen wir uns für eine Position entscheiden. Leider stehen uns hierbei mit dem ZOM, den beiden Flügelpositionen und der Rolle als klassischer Mittelstürmer nur offensive Positionen zur Auswahl – Verteidiger oder gar Torhüter bleibt uns verwehrt. In dem Sichtungscamp müssen wir diverse Trainingsaufgaben erfüllen, unter anderem Torschüsse oder saubere Pässe, am Ende wartet dann sogar ein Trainingsspiel auf uns. Je besser wir uns dabei anstellen, desto bessere Angebote von aus der berühmten Premier-League erhalten wir im Anschluss. Am Ende des Sichtungscamps bekommen wir diverse Angebote, darunter auch Top-Clubs wie Chelsea, Liverpool oder Arsenal London, aber auch schwächere Teams aus dem Tabellenkeller der Liga. Jetzt haben wir die Wahl: Wollen wir gleich das große Geld verdienen und müssen dafür mehr Leistung abliefern um regelmäßige Einsätze zu bekommen oder starten wir bei einem eher kleineren Team und bekommen ein eher kleineres Gehalt, dafür aber mehr Spielzeit. Auch unser jahrelanger Freund und Kollege Gareth Walker unterschreibt im selben Team wie Alex Hunter und soll dabei unser größter Konkurrent im Kampf um die Plätze werden. Leider verdirbt der Erfolg immer mehr sein Ego und so kommt es schnell zu Reibereien zwischen den beiden ehemaligen besten Freunden.
Wir stellen uns also der Herausforderung und wählen den FC Liverpool und treten den harten Kampf um die Stammplätze an. Wie die Story ab diesem Punkt weitergeht, müsst ihr dann selbst herausfinden, denn diese bietet tatsächlich einige interessante Wendungen und Änderungen, die nicht so immer ganz logisch auf uns wirkten.
Auf dem Weg zum großen Star
Wie auch im echten Leben ist noch kein Superstar vom Himmel gefallen und so müssen wir sehr hart trainieren und in den Pflichtspielen durch gute Leistungen auf unser Können aufmerksam machen. Im Training können wir unsere Fähigkeiten in diversen Trainingsspielen verbessern um damit dann in den Spielen glänzen zu können. Zu Beginn werden wir regelmäßig von der Bank eingewechselt und bekommen 3 Ziele gesetzt, die es zu erfüllen gibt. Darunter zählen Aufgaben wie eine bestimmte Bewertung zu erhalten, ein Tor oder eine Vorlage zu geben und das Spiel gewinnen. Durch das Erfüllen dieser Bonusziele steigern wir unser Ansehen bei unserem Trainer und können eher auf einen Startelf-Einsatz hoffen.
Das Bewertungssystem während des Spiels in Fifa 17 funktioniert ähnlich wie bereits in den Vorgängern des Karrieremodus, wenn man sich für einen einzelnen Spieler entscheidet. Durch gelungene Aktionen wie gute Pässe, gewonnene Zweikämpfe oder Torschüsse lassen unsere Wertung steigen, Tore und Vorlagen geben einen besonders guten Schub nach oben. Fehlpässe, Fouls oder schlechte Torabschlüsse sollten wir vermeiden, damit unsere Wertung nicht zu sehr in den Keller sinkt. Doch leider müssen wir oft feststellen, dass gute Aktionen uns oft viel schlechter ausgelegt werden als sie waren.
Mit besonders guten Leistungen werden wir nach dem Spiel zu einem Interview gebeten, in dem wir jeweils drei Antwortmöglichkeiten haben. Wir können cool, hitzköpfig oder ausgewogen antworten, was sich im Umgang mit dem Trainer oder unseren Fans auswirken kann. Durch coole Antworten steigen wir im Ansehen des Trainers, verlieren aber regelmäßig Fans. Hitzköpfige Spieler mag ein Verein eher weniger, dadurch sind wir aber bei unseren Fans beliebter.
Sind viel besonders erfolgreich so bekommen wir Sponsorenanfragen und werden sogar in das Fifa Ultimate Team der Woche gewählt. Das kommentieren die beiden Kommentatoren Wolff-Christoph Fuss und Frank Buschmann vor dem kommenden Spiel. Solch lustige Anspielungen an den beliebten Spielmodus der Fifa-Reihe haben uns immer wieder zum Schmunzeln gebracht.
Taktisch klügeres Verhalten
Im Grunde bedarf es in Sachen Gameplay von Fifa 17 nur wenig Überarbeitung. Der geniale Vorgänger machte hier bereits sehr vieles richtig, nur wenige kleine Fehler wie zum Beispiel die vielen Fehler der Torhüter oder die schlechten Laufwege der KI-Mitspieler konnten sicherlich einige Nerven der Spieler kosten. Doch damit soll nun Schluss sein, denn Electronic Arts baute mit dem sogenannten „Active Intelligence System“ ein System ein, mit dem unserer Mitspieler kluge Laufwege und so die Lücken in der gegnerischen Hintermannschaft besser sehen und diese ausnutzen. Durch diese Neuerung fällt uns das Tore schießen nun deutlich einfacher, da es uns leichter fällt in den Strafraum einzudringen und von dort aus guter Position den Abschluss zu suchen. Jedoch wurden die Steilpässe deutlich erschwert, da diese nicht mehr so präzise spielbar sind wie noch zuvor.
Damit die Verteidigung nicht chancenlos der Offensive gegenüber steht, so wurde das Tackling überarbeitet und geht nun leichter von der Hand. Außerdem verschieben unsere Verteidiger auch geschickt die Räume, sodass der Gegner oftmals das Mittel des Fernschusses wählen muss. Diese sind mit auch mit schwächeren Spielern jedoch zu stark geworden, sodass wir nicht selten den Ball nach einem gewagten Distanzschuss aus dem Netz holen müssen.
Leider wurde das Verhalten der Schiedsrichter in Fifa 17 im Vergleich zum Vorgänger noch einmal verschlechtert. Die Unparteiischen pfeifen noch mehr harmlose Zweikämpfe grundlos ab und geben schon bei dem kleinsten Foul gleich die gelbe Karte. Außerdem werden im Spiel gegen den Computer viele Fouls gegen uns gepfiffen während die KI fast problemlos sich alles erlauben kann. Da wünschen wir uns definitiv eine Verbesserung für das kommende Jahr.
Eine weitere Neuerung finden wir bei den Standardsituationen wieder. Die erste Änderung finden wir beim Strafstoß, welcher nun deutlich schwerer auszuführen ist. Hier können wir den Anlauf selbst bestimmen und mit einem Pfeil die Richtung angeben, in die wir schießen wollen. Haben wir den Anlauf begonnen so legen wir mit der Schusstaste die Härter bzw. die Höhe des Schusses fest. Es bedarf einiger Übung bis wir platzierte Elfmeter schießen können. Auch Eckbälle bekamen ein Update, wir können mit einem Fadenkreuz nun den Ball präzise in den Strafraum schlagen und mit den Schultertasten den freien Spieler in den freien Raum laufen lassen und so eine gute Torchance erarbeiten. Dies klappt erfreulich gut und so sind Eckbälle wieder um einiges gefährlicher und sorgen für mehr Tore als im Vorgänger. Bei Freistößen, die wir direkt auf das Tor schießen werden, hat sich die Perspektive geändert, die uns jetzt noch mehr das Gefühl geben mitten auf dem Feld zu stehen. Dadurch wird das Erzielen von direkten Freistoßtoren um einiges anspruchsvoller, was jedoch dringend notwendig war.
Zahlreiche Spielmodi sorgen für viele Spielstunden
Fifa 17 bietet im Grunde die selben Spielmodi welche bereits der Vorgänger geboten hat. Einzig mit „The Journey“ findet der neue Storymodus rund um Alex Hunter Einzug in den neuesten Teil der Reihe. In diesem Spielmodus können wir gute 15-20 Stunden Spielzeit verbringen, je nachdem auf wie viele Minuten wir die Halbzeitlänge stellen. Das ist für ein Storymodus in einem Sportspiel ein recht ordentlicher Umfang.
Natürlich ist auch der bei vielen Fans beliebte Karrieremodus wieder vertreten. Auch in diesem Modus hat Electronic Arts einige interessante Änderungen. So reicht es als Manager nicht mehr aus, dass wir eine sportlich erfolgreiche Saison bestreiten, sondern müssen diverse Vorgaben des Vorstands erfüllen. Je nachdem für welches Team wir uns entscheiden haben wir andere Ziele. Der FC Bayern z.B. fordert von uns nationale und kontinentale Erfolge während, während man bei Borussia Dortmund eher auf den Nachwuchs setzt. Zu den Zielen gehören beispielsweise Meisterschaften/Aufstiege, den Vereinswert zu steigern oder Jugendspieler in die erste Mannschaft zu integrieren. Je mehr Ziele wir erfüllen, desto ein höheres Ansehen genießen wir im Verein und dem Präsidium.
In Fifa Ultimate Team geht es weiter darum, dass wir uns aus zahlreichen Spieler-Karten ein mächtiges Team zusammenstellen. Hier gibt es die Neuerung, dass wir mit diversen Aufgaben zusätzliche Münzen verdienen können, die wir wiederum in neue Vereinskarten investieren können.
Die kleinen Minispiele vor den Spielen können wir in Fifa 17 nun auch mit einem Freund zusammen bestreiten oder gegeneinander antreten, was die Wartezeit in Freundschaftsspielen unterhaltsam verkürzt, da diese nun deutlich mehr Spaß machen als noch gegen die KI. Da wurde die Jagd nach der besten Punktzahl doch sehr schnell eintönig und wurde häufig sobald es möglich war übersprungen.
Mit der Frostbite-Engine zu neuem Glanz
Für viele Fans der Reihe war die Ankündigung der neuen Frostbite-Engine als neue Grafik die wohl größte Neuerung von Fifa 17. In ersten Trailern bekam man wunderhübsche Bilder zu sehen, die uns sehr beeindruckten. Nun haben wir die fertige Version vorliegen und können den ersten Eindruck nur bestätigen. Bislang sah noch kein Fifa so hübsch aus wie das Aktuellste. Die Animationen sehen verblüffend echt aus und die Gesichter der Superstars sehen ihren Vorbildern zum Verwechseln ähnlich – besonders die Spieler des FC Bayern München. Leider wurden hier aber einige wichtige Spieler der Top-Ligen vergessen, so erkennen wir selbst einen Julian Weigl nur schwer wieder. Ein besonderes Highlight sind die Abendspiele, da die neue Grafik-Engine das Flutlicht besonders gut aussehen lässt und für eine tolle Atmosphäre sorgt.
Als Kommentatoren-Duo ist wie im Vorgänger wieder das Paar Wolff-Christoph Fuss und Frank „Buschi“ Buschmann am Mikro. Diese haben wieder in aufwendiger Arbeit zahlreiche Sprüche eingesprochen, doch auch in diesem Jahr sind wieder einige nervige Wiederholungen vertreten. Dafür gibt es in diesem Jahr deutlich weniger Fehler (z.B. sagt Herr Fuss in Fifa 16 zu einem Abstoß gerne mal Einwurf). Positiv ist zu erwähnen, dass extra für den Spielmodus „The Journey“ spezielle Sprüche entworfen wurden, die auf unseren Spieler eingehen. Statistiken oder die Nominierung in das Fifa Ultimate Team der Woche sorgen für interessante Informationen.
Auch im Multiplayer-Modus auf den Online-Servern macht Fifa 17 wieder einen sehr soliden Eindruck. Zwar kann es gelegentlich zu kurzen Hängern kommen, diese halten sich aber in einem sehr vernünftigen Rahmen. Abstürze oder Verbindungsabbrüche konnten wir in unserem Testzeitraum zu unserer Freude keine feststellen.