Evolve REVIEW
Den klassischen Multiplayer-Ego-Shooter gibt es dank vieler Spielereihen a la Call of Duty oder aber Battlefield wie Sand am Meer und das Spielkonzept ist bei diesen Titeln doch meist sehr ähnlich. Doch da wollen nun die Turtle Rock Studios, die Macher des bekannten Left-4-Dead, einen neuen Weg einschlagen und präsentieren mit Evolve erstmalig einen total asymmetrischen Multiplayer-Shooter. Ob der Titel mit dieser neuen Mechanik es schafft, einen Meilenstein in der Videospielgeschichte zu erzeugen oder ob Evolve ein Fehler in der Evolution ist, das verrät wie immer unsere Review zur durchaus ambitionierten Monsterjagd.
Die Jagd auf das Monster kann beginnen
Evolve ist im Grund ein reiner Online-Multiplayer-Shooter und verzichtet bewusst auf eine Story, obwohl das interessante Setting sicher die ein oder andere spannende Geschichte erzählen könnte. Doch wie bereits erwähnt, Turtle Rock Studios verzichtet ganz bewusst auf jene Handlung und setzt voll und ganz auf den Aspekt des Mehrspielermodus. Ihr habt zwar die Möglichkeit die verschiedenen Klassen im Offline-Modus gegen und mit Bots auszuprobieren, eine Kampagne sucht ihr allerdings vergeblich.
Das Spielprinzip von Evolve ist eigentlich schnell erklärt und lässt zu wenige Fragen zu. 4 Spieler versuchen auf einer der 16 zur Verfügung stehenden Karten 1 gigantisches Monster, welches ebenfalls von einem Spieler gespielt wird, zu jagen und schließlich zu erlegen. Das klingt zunächst nach einer recht unfairen Angelegenheit, doch beide Seiten haben jederzeit die Chance den Kampf für sich zu entscheiden.
In der Rolle als einer der Jäger spielt sich Evolve fast schon wie ein klassischer Ego-Shooter mit seinen 4 unterschiedlichen Klassen und Fähigkeiten. Das Jägerteam besteht immer aus einem Medic, einem Assault, einem Supporter und einem Trapper, dem Fallensteller des Teams. Jede Klasse besitzt eine andere Aufgabe und hat andere Fähigkeiten bzw. Waffen dabei. Der Medic setzt eher auf Heilung und kann mit einem Scharfschützengewehr aus sicherer Entfernung dem Monster schaden zufügen. Der Supporter kann Teammitglieder mit einem Schild schützen, aber auch ordentlich Schaden austeilen. Der Assault ist hauptsächlich für den Schaden am Monster zuständig – ein schwacher Spieler in dieser Roll kann den Kampf enorm in die Länge ziehen. Und zum Abschluss gibt es noch den sogenannten Trapper, er stellt dem Monster mit Harpunen fallen oder schließt es in eine große, undurchdringbare Kugel ein, aus der das Monster erst nach einiger Zeit fliehen kann. Jede Rolle der Jäger spielt eine wichtige Rolle und so kommt es besonders auf ein gutes Zusammenspiel der Jäger an, um das Monster zu erwischen. Und damit die Monsterjagd nicht so schnell langweilig wird, hat das Entwicklerteam jede Klasse 3 verschiedene Charakter spendiert, die nach und nach freigespielt werden können. Dafür müsst ihr den zur Verfügung stehenden Charakter oft spielen und all seine Fähigkeiten gebrauchen, damit ihr die Fähigkeiten verbessert und damit die beiden anderen Charaktere freischaltet. Besonders das Freischalten des letzten Charakters einer jeden Rolle kann so einige Zeit in Anspruch nehmen, Langzeitmotivation ist also durchaus vorhanden.
In der Rolle des Monsters sieht das Geschehen schon ganz anders aus. Ihr steuert den bösen Gegner der Jäger nicht aus der Ego-Ansicht, sondern aus der Third-Person-Perspektive. Ihr habt also das Monster und seine Umgebung immer genau im Blick und das ist auch notwendig, damit ihr jederzeit die Umgebung nach Tieren oder den nach euch suchenden Jägern abchecken könnt. Auch als Monster habt ihr 3 verschiedene Versionen zur Wahl, die sich alle komplett unterschiedlich spielen und jeweils andere Stärken und Schwächen besitzen. Der Goliath ist ein starker Allrounder, der sowohl starke Nahkampf als auch mächtige Fernkampfattacken besitzt und ein besonders flinker Kletterer ist. Der Kraken, das zweite Monster des Spiels ist besonders aus der Distanz gefährlich, seine Blitzattacken richten besonders viel Schaden an Feinden an. Außerdem besitzt er durch die Fähigkeit des Fliegens immer eine schnelle Möglichkeit aus einem Kampf zu fliehen. Und als letztes Monster steht euch der Geist zur Verfügung, der vor allem durch starke Stealthangriffe das Jägerteam zur Verzweiflung bringen kann. Außerdem kann er durch das Erstellen eines Trugbildes die Jäger arg täuschen und entkommen. Aber auch hier müsst ihr erst mit dem Goliath starten und die weiteren Monster durch längeres Spielen freischalten.
So spielt sich das Jägerteam in Evolve
Vor jedem Start einer neuen Runde legen wir unsere Prioritätenliste der jeweiligen Klasse fest. Danach wird dann im Abgleich der anderen Spiele die Rolle festgelegt, ein gezieltes Aussuchen ist leider nicht möglich. So kann es auch schon das ein oder andere Mal passieren, dass wir eine eher ungeliebte Rolle einnehmen müssen, was aber nicht weiter groß stören soll.
Das Spiel startet für die Jäger in einem großen Raumschiff, welches wir anschließend per Fallschirmsprung verlassen. In dieser etwa 30 Sekunden dauernden Sequenz kann sich das Monster bereits einen kleinen Vorsprung herausspielen, welcher allerdings keineswegs spielentscheidend ist. Nach der Landung auf dem Planeten gilt es möglichst schnell die Fährte aufzunehmen und den Spuren die das Monster hinterlässt zu folgen. Maggie, ein Trapper der Gruppe, führt uns immer auf direktem Wege zum Monster und kann gefallene Kämpfer wiederbeleben – eine sehr wichtige Rolle. Als Jäger ist bereits jetzt unsere Zeit gekommen, denn je eher wir das Monster finden können, desto schwächer ist dieses noch und wir haben noch ein leichtes Übergewicht im Kampf. Dies kippt allerdings immer mehr, je länger die Runde andauert, da das Monster durch Fressen von Tieren sein Level steigert und somit an Stärke gewinnt. Hat das Monster Phase 3 und damit die Maximalstufe erreicht, muss das Jägerteam wirklich alles an Können an den Tag legen, um den Kampf noch für sich zu entscheiden. Dadurch wirkt die Suche nach dem Monster bereits zum Start hin hektisch und wir stehen dauerhaft unter Druck den Koloss schnell zu finden und möglichst nicht mehr entkommen zu lassen. Aber genau das macht den Reiz von Evolve aus. Durch das Jetpack erreichen wir auch höher gelegene Orte, damit das Monster auch hier nicht sicher vor uns ist. Allerdings müssen wir dieses gezielt einsetzen, denn der Tank muss sich eine kurze Zeit lang aufladen.
Haben wir das Monster erst einmal aufgespürt, müssen die Jäger versuchen es möglichst lange festzuhalten und dabei viel Schaden anzurichten. Besonders in Phase 1 wird das Monster nur eines kennen – die Flucht. Ab Phase 2 wird es eventuell auch den offenen Kampf suchen, um das Team gezielt zu schwächen. Besonders als Medic und Support ist man jetzt ein gern gewähltes Ziel des Monsters, damit die Heilung auf die Kameraden ausbleibt. Und in Phase 3 wird euch wirklich alles abverlangt, um den Kampf möglichst lange offen zu halten und als Sieger die Karte zu verlassen. Kampfunfähige Jäger können von Mitspielern für eine kurze Zeit zurück ins Spiel geholt werden, erst wenn ein Spieler komplett gestorben ist, muss man auf den Respawn aus dem Landungsschiff warten. Habt ihr das Monster schließlich besiegt, so könnt ihr euch über Erfahrungspunkte sowie Charakter-Meisterschaftspunkte freuen und euch auf die nächste Jagd vorbereiten.
So spielt sich das Monster in Evolve
Nach der Auswahl des Monsters, welches ihr spielen wollt, habt ihr die Möglichkeit 3 Skillpunkte auf vier Fähigkeiten zu verteilen. Weitere Punkte erhaltet ihr bei einer Evolution, ihr könnt also maximal 9 dieser wertvollen Punkte erspielen. Durch jeden weiteren Punkt verstärkt sich die Attacke um jeweils 30%, es liegt also an euch ob ihr auf Stufe 3 entweder 3 völlig ausgeskillte Attacken oder durch eine 4. Attacke flexibler im Kampf sein wollt.
Nach dem Verteilen der Fähigkeitspunkte geht es auch schon los – mit dem bereits oben erwähnten Vorsprung vor den Jägern. Nun heißt es möglichst schnell den Startpunkt zu verlassen und erste kleinen Tiere zu töten und zu verspeisen. Denn nur so steigert sich eure Rüstung und euer Evolutionsbalken. Auf Stufe 1 solltet ihr jeden offenen Schlagabtausch vermeiden und fliehen, sobald die ihr die Jäger durch eure Fähigkeit des besonders guten Riechens wahrgenommen habt. Gelegentliche Schleichphasen können euch wichtige Zeit einbringen, da die Jäger dann keine Fußspuren von euch mehr sehen können. Auch das Laufen durch Wasser hat den selbigen Effekt. Aufpassen müsst ihr vor Aasvögeln, die sich ebenfalls auf eure Beute stürzt und ebenso wie Vögel am Wegesrand eure Position verraten. Phase 2 ist durch das Fressen einiger Tiere bereits sehr schnell erreicht und ihr werdet sehen, dass sich das Verteilen der 3 Punkte und das Erweitern des Lebensbalkens positiv auf eure Siegeschance auswirkt. Ihr müsst euch für die Evolution einen sicheren Platz suchen, denn ihr seid während der Verwandlung für einige Zeit kampfunfähig und für die Jäger ein gefundenes Fressen. Außerdem verliert ihr nach dem Stufenaufstieg eure komplette Rüstung und müsst euch diese erst wieder anfressen, denn sonst kann ein Kampf mit den Jägern ein sehr schnelles Ende für euch finden.
Habt ihr erstmal Level 3 erreicht, so erhaltet ihr das Ziel einen Stromgenerator zu zerstören, womit ihr ebenfalls die Runde für euch entscheiden könnt. Doch genau an diesem Punkt muss das Entwicklerstudio noch etwas an der Balance arbeiten, denn das Jägerteam zu eliminieren ist noch um einiges leichter als das Stromrelais zu zerstören. Konzentriert eure Angriffe als Monster möglichst auf den Heiler des Teams und anschließend auf den Supporter oder Daisy, damit die Wiederbelebung des Spürhundes ausbleibt. Mit dem endgültigen Ableben des Medics habt ihr den Sieg schon so gut wie in der Tasche und ihr könnt euch über eine durchaus gelungene Animation nach dem Sieg freuen.
Keine Schlacht gleicht einer anderen Schlacht
Spielmodi gibt es bisher in Evolve relativ wenige und diese unterschieden sich auch nur im Detail. Neben dem eigentlichen Hauptspielmodus, der Jagd, gibt es noch den Modus Rettung, in dem wir als Jäger andere Jäger befreien und beschützen müssen sowie den die Evakuierung. Dieser spielt sich schon fast ein wenig wie eine kleine Kampagne, jedoch fehlt uns auch hier etwas die gewünschte Abwechslung. In 5 Runden bekämpfen sich Jäger und Monster und erspielen sich durch Siege gewisse Vorteile für die nächste Karte.
So kann ein sonniger Tag dem Monster das Versteckspiel erschweren, die Jäger werden von räuberischen Wildtieren bedrängt oder aber bessere Geschütze verbessern die Verteidigung in der letzten Runde, in der wir als Jäger verschiedene Generatoren vor dem Monster und weiterer kleiner vom Computer gesteuerter Begleiter verteidigen müssen. Mit etwa einer Stunde Spielzeit hat die Evakuierung genau die richtige Länge, obendrein motiviert ein gehöriger Batzen Bonus-XP, diese Evakuierung auch bis zum Ende durchzustehen. Durch die unterschiedlichen Boni und die jeweils andere Spielweise des Monsters spielt sich dabei keine Runde wie die Runde zuvor.
Doch leider gibt es auch ein klein wenig Kritik zu verüben. Auch wenn es 16 spielbare Karten in Evolve gibt, gleichen sich viele doch sehr stark und der Wiedererkennungswert einer Map ist nur selten vorhanden. Viele Karten weisen die selben Strukturen auf, Höhlen oder eine leerstehende Fabrik können wir fast auf jeder der 16 Maps ausfindig machen. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Entwickler darüber noch einmal Gedanken machen werden und neue Karten per DLC nachreichen werden. Es wäre sicherlich keine schlechte Idee.
Evolve ist technisch höchste Evolution
Die Welt von Evolve ist gespickt mit hübschen Ecken und Kanten die sich wirklich sehen lassen können. Eine tolle Weitsicht und hübsch animierte Charaktermodelle zeigen recht schnell, dass Evolve rein für PC und die beiden Next-Gen-Konsolen entwickelt wurde und man viel Zeit in die Grafik des Spiels steckte. Besonders die Animation während der Evolution des Monsters ist besonders gut gelungen. Aber auch die Feuereffekte des Goliath oder des Flammenwerfers des Assault sehen einfach klasse aus. Nur gelegentlich fallen matschige und unschöne Texturen auf sowie Aufpoppen von diversen Gegenständen. Sowohl die PC-Version als auch die im Test zur Verfügung stehende Playstation 4-Version des Spiels laufen mit runden, nativen 1920×1080 (1080p Full-HD) Bildpunkten während die Xbox One mit 1600×900 Bildpunkten auskommen muss. Habt ihr also die Wahl bei den Konsolen, so solltet ihr Sonys Konsole bei Evolve den Vortritt lassen.
Und auch tontechnisch kann man Evolve nicht viel vorwerfen. Die Dialoge vor und während eines Matches sind gut vertont und wirken in der Situation sehr authentisch. Einzig die Hintergrundmusik wirkt an manchen Stellen belanglos, dies sollte allerdings nicht großartig stören, denn das Spiel erzeugt durch den Sound auf den jeweiligen Karten für ausreichend Spielatmosphäre.
Die Online-Server liefen während des Testzeitraumes sehr stabil, sodass wir keinerlei Abstürze oder Spielabbrüche zu verzeichnen haben. Selbst kleinere Lags konnten wir nicht feststellen, das Spiel lief jederzeit flüssig. Einzig die etwas längeren Ladezeiten zwischen den jeweiligen Runden könnten auf Dauer eine etwas nervige Angelegenheit sein.