Evil Dead: The Game REVIEW
Vor allem in den USA nimmt die Evil Dead Reihe von Regisseur Sam Raimi einen enorm hohen Stellenwert in der Popkultur ein. Der Einfluss der bei uns eher als Tanz der Teufel bekannten Filme ist bis heute spürbar, die Popularität dank einer treuen Fangemeinde spürbar ungebrochen. Das die ersten beiden Filme von 1982 und 1987 bei uns für mehrere Jahrzehnte beschlagnahmt waren, hat dem Kult auch in Deutschland keinen Abbruch getan, auch wenn Ash und sein Kampf gegen das Böse in der hiesigen Wahrnehmung sicher nicht den enormen Stellenwert einnimmt, wie etwa in den USA. Das ausgerechnet jetzt noch eine Videospieladaption folgt, ist dennoch überraschend.
Ohne Campbell geht es nicht
Und das, obwohl Evil Dead in den letzten Jahren dank einer durchaus spaßigen Serienauskopplung (Ash vs. Evil Dead) und nicht zuletzt durch das fantastische Remake von Fede Alvarez noch einmal einem jüngeren Publikum präsentiert wurde. Für Evil Dead: The Game setzt Entwickler Saber Interactive aber vor allem auf das klassische Universum mit dem von Bruce Campbell gespielten Ash. Diesen kann man in dem asymmetrischen Multiplayerspiel gleich in vier verschiedenen Ausführungen spielen, alle mit dem Aussehen und der Stimme von Campbell.
Damit bringt das Spiel sicherlich schon einmal den wichtigsten Punkt mit, den es für Fans abzuhaken gibt. Abgesehen von Robert Englund und seinem Freddy Krueger gibt es wohl keine andere Horror-Figur, die so sehr mit ihrem Schauspieler verbunden wird wie Ash Williams. Und auch darüber hinaus ist Evil Dead: The Game ein Liebesbrief an die Vorlage. Der Humor ist drin, der absurd hohe Splatter ist allgegenwärtig und man hat jede Menge Lore in Form von Monstern, Figuren und Schauplätzen eingebaut.
Bewährtes Prinzip
Spielmechanisch orientieren sich die Entwickler an der Formel, die Dead by Daylight groß gemacht hat und die in den vergangenen Jahren auch von anderen Spielen adaptiert wurde. Vier Personen übernehmen die Rolle von „Überlebenden“, eine weitere Person wird quasi zum „Mastermind“ und herrscht über KI gesteuerte Dämonen, stellt Fallen auf und tritt als starker Boss in direkte Konfrontation gegen die anderen Spielerinnen und Spieler.
Der Ablauf in den auf 30 Minuten ausgelegten Runden ist dabei stets identisch. Das Team der Menschen muss auf der Map drei Kartenteile finden, diese schließlich zusammenfügen und das Necronomicon sowie den kandarischen Dolch finden. Mit Letzteren geht es schließlich in den Kampf gegen das „Dunkle“. Diese Feinde lassen sich nur mit dem mächtigen Dolch niederstrecken. Damit es so weit erst gar nicht kommt, greift der Herrscher über die Untoten und Dämonen auf sämtliche Tricks zurück, die es gibt. Die Versorgungstruhen, in denen sich Waffen und Verbesserungsitems für die Überlebenden finden, werden mit Fallen präpariert, man übernimmt kurzerhand Autos, Bäume oder sogar die Kontrolle über Spieler/Spielerinnen und greift deren Teamkameraden an und taucht im Spiel als Bossgegner mit großer Lebensleiste und mächtigen Attacken auf.
Böse sein will gelernt sein
Gerade der Part des Bösen ist spielerisch ganz schön anspruchsvoll, hier empfiehlt es sich dringend, vor der ersten richtigen Partie das entsprechende Tutorial zu spielen, um die verschiedenen Möglichkeiten zu verinnerlichen. Aber auch das Tutorial für die Überlebenden sollte vor der ersten Online-Runde gespielt werden. Für die Überlebenden ist außerdem eine gute Kommunikation wichtig, zumindest aber sollte jeder und jede wissen, was zu tun ist. Läuft man etwa alleine zum Necronomicon und aktiviert dieses, dann wird man wohl schnell das Zeitliche segnen, da die ebenfalls aktivierte Gegnerwelle für eine Person alleine kaum zu stemmen ist. Teamplay ist also essentiell.
Entsprechend kann der Spaß ziemlich schwanken. Bestenfalls spielt man ohnehin mit Personen, die man in der Freundesliste hat und mit denen man via Voice-Chat kommunizieren kann. Cool: Cross-Play wird unterstützt und zumindest in den Partien die ich bisher gespielt habe, hat das auch wunderbar geklappt, egal ob ich nun mit Freunden und Bekannten gespielt habe oder aber mit Fremden, die mir via Matchmaking zugelost wurden. Wenn diese auch wussten, was zu tun ist und nicht zu egoistisch agiert haben, dann macht Evil Dead: The Game auch wirklich Spaß. Wenn alle nur ziellos durch die Gegend laufen, dann eher nicht. Aber so ist das ja eigentlich immer mit Multiplayer-Spielen.
Abwechslungsreiche Map
Ein weiterer Pluspunkt sind die beiden Maps. Diese sind nämlich nicht nur ziemlich groß, sondern decken auch verschiedene Schauplätze der Filme und der Serie ab. Auch hier kommen Fans der Vorlage auf ihre Kosten. Ebenfalls cool: es gibt verschiedene Tageszeiten und Wetterbedingungen. Mal spielt man bei Sonnenuntergang und genießt die fast schon schaurige Herbststimmung, mal schneit es, mal wuselt man sich bei Regen und in tiefster Nacht durch die verlassenen Siedlungen und unheimlichen Wälder. Auf diese doch recht simple Weise wird die Spielwiese zumindest nicht allzu schnell langweilig, nach einigen Wochen oder gar Monaten dürften aber Ermüdungserscheinungen auftreten.
Aber ist Evil Dead: The Game überhaupt ein Titel, den man ewig spielt? Ich habe in den letzten Tagen zwar meinen Spaß, aber schon jetzt drossel ich eigentlich meine Zeit mit dem Spiel. Immer mal wieder eine oder zwei Runden – und das war es. Aber als Spiel für zwischendurch, gerade für Fans des Franchise bzw. dieser Art von Spielen kann man hier eigentlich nichts falsch machen.
Was machen Solisten?
Zu tun gibt es ohnehin einiges, denn alle aktuell 13 Überlebenden und sowie die drei Dämonenklassen haben je einen eigenen Skilltree. Gerade die individuellen Fähigkeiten der menschlichen Figuren sind nicht zu unterschätzen. So kann man etwa Teammitglieder in einem kleinen Radius heilen oder ihnen aber die Angst nehmen. Neben Lebensenergie und Ausdauer ist Angst ein weiterer Faktor, den man im Auge haben sollte. Verfällt eine Figur in Panik, so kann diese nämlich vom Gegenspieler übernommen und kontrolliert werden. Und hat ein geübter Spieler bzw. Spielerin die Kontrolle über einen voll ausgestatteten Ash mit Shotgun und Kettensäge, dann kann eine Partie ganz schnell entschieden werden.
Übrigens gibt es auch für Solisten ein bisschen was zu tun. So gibt es sechs unterschiedliche Missionen, die sich grob an den Vorlagen orientieren. Diese sind mitunter ganz schön schwierig, allerdings winken als freischaltbare Belohnungen zusätzliche Outfits sowie vier der insgesamt 13 Überlebenden. Außerdem kann man gegen Bots den regulären Modus zocken, wobei die KI nicht allzu gut ist.
Pro & Kontra
- bewährter Gameplay-Loop stimmig umgesetzt
- viel Abwechslung bei den spielbaren Figuren, die auch spielerische Unterschiede aufweisen
- visuell gelungene Maps mit vielen Bezügen zur Vorlage
- spaßige Solomissionen
- Matches laufen mehr oder weniger immer gleich ab
- aktuell nur zwei Maps