Everybodys Golf REVIEW
Jede PlayStation Generation besitzt ihr eigenes Everybody´s Golf und natürlich macht Sony auch für die PlayStation 4 keine Ausnahme. Diesmal hat die Entwicklung allerdings ungewohnt lange gedauert, schließlich wurden vorherige Ableger des arcadigen Sportspiels stets um den Launch von neuer Hardware veröffentlicht. Nach einem Betatest im Frühsommer steht nun aber endlich die finale Version des nunmehr zwölften Teils in den Startlöchern. Wie dieser sich schlägt, erfahrt ihr im Test.
Spaßiger Baukasten mit vielen Möglichkeiten
Wie auch schon die Vorgänger vor ihm, so hat auch der aktuellste Ableger der Reihe herzlich wenig mit den komplexen Simulationen von EAs PGA Tour und Co. gemein. Stattdessen stellen Entwickler Clap Hanz und Sonys Japan Studio den Spaß und ein sich schnell erklärendes Spielsystem in den Vordergrund. Schon der Einstieg, in welchem ihr von den gut gelaunten Mitarbeitern des Golf-Vereins begrüßt werdet, ist ungemein sympathisch und zeugt von dem lockeren Ansatz. Bevor es ans eigentliche Spiel geht, lädt aber erst einmal der Charakter-Editor zum Erstellen eures Alter Egos.
Der Baukasten ist angenehm umfangreich, ohne mit allzu vielen Optionen zu überfordern. Ihr könnt eure Spielfigur nach einer Vorlage gestalten oder von Grund auf erstellen. Ob männlich oder weiblich, dick oder dünn, mit stylischen Undercut oder verführerischer Vamp-Mähne, mit oder ohne Gesichtsbehaarung – eurer Fantasie wird feien Lauf gelassen. Ob ihr euch nun ein authentisches Ebenbild schafft oder einen Spaßcharakter, ist euch selbst überlassen. Solltet ihr mit eurer Kreation nicht zufrieden sein, so könnt ihr später immer noch nachbessern. Für die weitere Individualisierung stehen euch sowieso zig freischaltbare Hosen, Oberteile, Accessoires und Frisuren zur Verfügung. Außerdem habt ihr immer die Möglichkeit weitere Charaktere anzulegen.
Einfaches System mit einigen Feinheiten
Nach der Erstellung eures Charakters könnt ihr euch auch schon gleich aufs Grün begeben und Hand an das virtuelle Eisen legen. Bündig gehaltene Tutorial-Einblendungen erklären euch nach und nach die unterschiedlichen Mechaniken des Spiels. Hier funktioniert Everybody´s Golf im Grunde wie andere Adaptionen des Sports. Mit den Pfeiltasten bestimmt ihr die Flugrichtung, durch das Drücken der X-Taste legt ihr Stärke und Genauigkeit eures Schlages fest. Beides wird in einem entsprechenden Balken am unteren Bildschirmrand angezeigt. Im späteren Spielverlauf wird das System durch kleine Implementationen verfeinert und gewinnt ein wenig an Tiefe, der Arcade-Ansatz wird aber stets beibehalten.
Abseits vom richtigen Timing beim Abschlag gilt es aber auch verschiedene Umwelteinflüsse zu beachten. Die Windgeschwindigkeit, die euch in der oberen rechten Ecke des Bildschirms angezeigt wird, sollte stets im Blick gehalten werden, um die Schlagrichtung entsprechend zu koordinieren. Der bei Regenwetter nasse Boden hat hingegen Auswirkungen auf den Aufprall des Balls, der nun weniger weit rollt und schneller zum liegen kommt. Und natürlich verhält sich auch der Abschlag aus dem Sandgraben oder hohen Gras anders, als der vom Tee. Übung macht bei solchen Situationen den Meister, es gibt aber auch Bälle, die sich für spezielle Situationen, etwa für das Rough, besonders gut eignen. Mit welchen Ball ihr letztlich in einer Partie spielt, muss allerdings vor dieser festgelegt werden.
RPG meets Golf
Mit jeder gespielten Partie, ja mit jeden geschlagenen Ball verbessern sich verschiedene Attribute wie Schlagkraft und Handling. Die Vergabe der verbesserten Fähigkeiten ist allerdings nicht an euren Charakter, sondern an die unterschiedlichen Schläger gekoppelt. Verbessert sich also ein Merkmal eures 9er-Eisens, so wird dieses nicht auf die restlichen Schläger übertragen. Die Schläger wechseln übrigens je nach Spielsituation automatisch auf das für den Moment beste Instrument, was zu Beginn gerade für Anfänger ein willkommenes Feature sein dürfte.
Die Lernkurve ist allgemein sehr gut ausbalanciert, ohne Neueinsteiger zu überfordern und Veteranen zu unterfordern. Etwas mühsam und für meinen Geschmack zu zeitintensiv ist hingegen das Freispielen neuer Plätze und Features. Unter anderem könnt ihr Plätze mit Alpen- und Hawaii-Setting und ein Golfcart zur schnelleren Fortbewegung und Angeln zum Zeitvertreib freischalten. Dies erfolgt über das Turniersystem im Einzelspieler-Modus, in dessen Verlauf ihr auf immer stärker werdende Bossgegner trefft. Nach und nach steigt ihr mit absolvierten Turnieren und besiegten Bossen im Rang auf und erhaltet Zugriff auf weitere Inhalte.
Rasenkrieg
Eine in meinen Augen nicht ganz durchdachte Entscheidung: der Multiplayer-Modus richtet sich an eure Progression in der Kampagne. Alle eure Fähigkeiten und freigespielten Features und Plätze werden in den Online-Modus übertragen. Habt ihr also nichts freigespielt, so gibt es online nur sehr wenig zu tun. Noch problematischer ist außerdem die Tatsache, das Vielspieler bzw. Spieler mit weiten Fortschritt innerhalb des Solos-Modus einen klaren Vorteil gegenüber Spielern haben, die noch nicht weit gespielt haben und daher noch keinen Zugriff auf die bessere Ausrüstung und Fähigkeiten haben.
An und für sich ist der Online-Modus aber sehr gelungen. Auf den freien Plätzen könnt ihr in aller Ruhe eure Bälle für eine möglichst hohe Platzierung in der Weltrangliste schlagen, mit anderen Spielern via Emotes und einem vereinfachten Chatsystem kommunizieren oder euch auf die Suche nach Goldmünzen und anderen versteckten Boni machen. Die Goldmünzen sind in Everybody´s Golf die Ingame-Währung, mit der ihr im Laden neue kosmetische Items kauft. Richtig gut gefällt mit außerdem Rasenkrieg, ein kompetitiver Team-Modus, in welchen zwei Mannschaften unter Zeitlimit versuchen müssen möglichst viele Punkte zu erzielen.
Auch an die Freunde vom Couch-Multiplayer haben die Entwickler gedacht und einen entsprechenden lokalen Modus integriert. In diesen könnt ihr mit bis zu drei weiteren Spielern in Turnieren gegeneinander antreten. Hierbei lassen sich auch die Bedingungen für das Match (Länge, gespielter Platz usw.) festlegen.
Gelungener Sprung in die neue Generation
Auch die neueste Inkarnation von Everybody´s Golf behält den von der Reihe so charmanten Art-Style bei. Gerade das knuffige Design der Figuren sticht heraus, aber auch die visuelle Gestaltung und die thematische Abwechslung der Plätze gefällt sehr gut. Lediglich die nüchtern gestalteten Menüs wirken etwas altbacken und auch bei der Musik wäre mir ein bisschen mehr Abwechslung willkommen.
Ansonsten hat die Reihe den Sprung in die neue Konsolengeneration aber gut geschafft. Auf der normalen PlayStation 4 läuft das Spiel jederzeit flüssig. Wer eine PlayStation 4 PRO daheim stehen hat darf sich außerdem über zuschaltbare 4k Auflösung und 60 Bilder pro Sekunde freuen. Auch eine HDR-Option wird unterstützt, sofern ein entsprechender Fernseher vorhanden ist.