Etrian Odyssey 2 Untold – The Fafnir Knight REVIEW
Wenn es der Videospiellandschaft derzeit an einem nicht mangelt, dann sind das Remakes. Egal auf welchem System, egal von welchem Hersteller – beinahe jede große und mittelgroße Firma sieht sich berufen ihre in die Jahre gekommenen Titel mit mal mehr, mal weniger Aufwand aufzufrischen. Während nicht wenige Spieler von diesem Trend angenervt sind, begrüße ich ihn. Denn im besten Falle kann ich einen vergessenen Klassiker erneut erleben oder erstmalig entdecken. Wenn man dann, wie im Falle von Etrian Odyssey 2 Untold – The Fafnir Knight, auch noch ein Vorzeigeremake eines in Europa nie erschienenen Titels erhält, dann kann man sich eigentlich wirklich nicht beschweren.
Auf Erkundungstour
Zwar ist das Genre der Dungeon Crawler ursprünglich im Westen entstanden, doch perfektioniert haben es die Japaner. Nicht zuletzt Atlus versteht sich seit jeher darin seine Spieler auf fordernde Erkundungstouren gepaart mit spannender Handlung und anderen stimmigen Gameplay Elementen zu schicken. Etrian Odyssey 2 Untold – The Fafnir Knight stellt dies aktuell wieder unter Beweis und baut gekonnt auf der ursprünglich für den Nintendo DS erschienenen Vorlage Heroes of Lagaard auf.
Im Vergleich zum Original hat sich einiges getan. Der zunächst wichtigste Unterschied ist die vor Spielstart zu treffende Entscheidung zwischen dem Classic– und dem neuen Story-Modus. Während man im klassischen Spiel ohne wirkliche Rahmenhandlung in die Dungeons geschickt wird, seine Charaktere aus insgesamt 13 Klassen selbst zusammenschustern kann und selbst als Kenner der Vorlage dank abgeänderter Dungeons etwas neues erleben darf, wird man im Story-Modus mit einer spannend erzählten Geschichte und zwar vorgefertigten, aber liebevoll skizzierten Charakteren unterhalten. Zwar reicht die Handlung keinesfalls an die komplexen Geschichten anderer Atlus Marken wie Shin Megami Tensei heran, trotzdem stellt sie das Herzstück von Etrian Odyssey 2 Untold – The Fafnir Knight dar und ist sowohl für Neueinsteiger, wie auch Veteranen der empfehlenswerte Einstieg ins Remake.
Spannendes Abenteuer vor märchenhafter Kulisse
Etrian Odyssey 2 Untold – The Fafnir Knight hat es mit seiner für japanische Spiele so typischen Mixtur aus östlichen (Anime-Klischees, seichter Humor) und westlichen (nordische Mythologie) Elementen geschafft, mich binnen weniger Stunden komplett in seinen Bann zu ziehen. Atlus bedient sich vielen verschiedenen Elementen und schmeißt diese nicht nur zusammen, sondern stellt sie stimmig in Szene und lässt sie sich einander ergänzend. Verniedlichte Charaktere mit großen Kulleraugen, eine an das europäische Mittelalter angelehnte Spielwelt und starker westlicher Fantasy-Einschlag – all das sorgt für ein geradezu märchenhaftes Abenteuer mit hohen Suchtpotenzial.
Letzteres ist nicht nur der schön erzählten Handlung und ihrer liebevollen Atmosphäre zu verdanken, sondern eben auch dem grundlegenden Spielsystem. Wie man es von dem Genre kennt, wird man in ein riesiges Labyrinth geschmissen bei welchem zunächst kein vorne oder hinten zu erkennen ist. Der in unzählige Areale unterteilte Irrgarten muss nämlich Schritt für Schritt erkundet werden und durch das Anfertigen eigener Karten dokumentiert werden. Die Zeiten, in denen Hobby-Abenteurer ihre Kartografiekünste auf haptischen Karoblättern niederschreiben mussten, gehören natürlich längst der Vergangenheit an.
Stattdessen wird der untere Bildschirm des Nintendo 3DS genutzt um eigene Maps anzulegen. Das Zeichensystem funktioniert dabei denkbar einfach und bietet ebenso viel Komfort, wie es Details erlaubt. So lassen sich die Kästchen in verschiedenen Farben einzeichnen, spezielle Funde, wie Schatztruhen, lassen sich mit entsprechenden Symbolen markieren und, und, und.
Knüppelschwer, wie eh und je
In Dungeons lauern aber nicht nur Schätze und Sackgassen, sondern auch allerhand Monster. Während man mit den normalen Gegnertypen trotz steigender Widerstandsfähigkeit und mächtigeren Angriffen ganz gut fertig wird, so dürfte man spätestens bei den FOE´s (Field on Enemy) und Bossen ganz schön ins Schwitzen kommen. Wie gehabt, werden die als Minibosse agierenden FOE´s auf der Karte angezeigt und lassen sich umgehen oder in Fallen locken, womit die Kämpfe zunächst umgangen oder zum eigenen Vorteil gestartet werden können.
Auch beim rundenbasierten Kampfsystem bleibt sich Etrian Odyssey 2 Untold – The Fafnir Knight treu: man wählt de Aktionen der eigenen Party-Mitglieder und kämpft so lange, bis die Gegner besiegt und neue Erfahrungspunkte und Items eingeheimst werden. Bei einer Niederlage hat man noch einmal die Möglichkeit den Kampf zu wiederholen oder komplett zu flüchten. Erfolgt eine weitere Niederlage, landet man mit verlorenen Spielfortschritt wieder in der Hub-Welt.
Hochkonjunktur für Abenteurer
Doch es warten nicht nur unzählige Ausflüge in das Labyrinth und Kämpfe auf den Spieler. Rollenspiel typisch gibt es natürlich auch viele Quests, die uns entweder in der Story weiterbringen oder uns in ihrer optionalen Form mit Geld und Items belohnen. In der Hub-Welt Lagaard gibt es aber noch mehr zu tun. So kann man sich in der hiesigen Schenke neue Informationen einholen, im Gästehaus übernachten und verlorene Energie regenerieren und sich mit neuen Waffen und Items eindecken.
Neu ist die Möglichkeit die Stadt zu entwickeln. Hierzu braucht man natürlich Geld, welches zusätzlich durch das Erfüllen verschiedener Bedürfnisse der Bewohner von Lagaard verdient wird. So schön das neue Element auch ist, so viel Luft nach oben besteht noch bei der Umsetzung. Durchdachter sind da schon die ebenfalls neu integrierten Grimoire Stones. Mit den von besiegten Gegnern erbeuteten Zaubersteinen kann man aktive und passive Fähigkeiten der eigenen Charaktere verbessern und so etwa Angriffe verstärken oder neue und Klassen untypische Fähigkeiten erlernen. Das sorgt für einen angenehmen Tiefgang in der Ausarbeitung der eigenen Party und gibt dem Spieler etwas mehr Freiheit.
Das eigentliche Klassensystem ist da schon etwas stringenter. Jede Klasse kann nämlich nur bestimmte Waffen tragen und Fähigkeiten erlernen. Letztere werden mit Erfahrungspunkten über einen Skill Tree freigeschaltet, wobei man hier nach eigenem Gusto Fähigkeiten mehr oder weniger ausprägen kann.