Disgaea 5: Alliance of Vengeance REVIEW
Disgaea 5: Alliance of Vengeance gehört auch zu jenen Spielen, die hierzulande nicht für den breiten Markt erscheinen, sondern sich an eine ganz bestimmte Gruppe Spieler richten. Das trifft wohl auf die meisten JRPGs zu, aber genau dadurch bekommen die Entwickler einerseits viel Freiheit bei der Entwicklung und setzen teilweise einzigartige Ideen um. Andererseits gibt es leider auch immer mal wieder Titel, bei denen man merkt, wie knapp Budget und Zeit waren. Für mich war es der erste Kontakt mit Disgaea, aber schon der Untertitel „Allianz der Rache“ klang durchaus vielversprechend. Zusammen mit einem Taktik-JRPG Kampfsystem war es für mich durchaus einen Blick wert – und ich wurde nicht enttäuscht!
Von Rache und Pinguinen
Wir befinden uns wie in den Vorgängern in Neverworld, einer Welt voller Dämonen. Aber auch hier gibt es mehr oder weniger gute und böse Dämonen, die alle eins verbindet: Der Wunsch nach Rache! Aber woher kommt der Wunsch nach Rache? Der mächtige und wirklich böse Dämon Void Dark regiert mit einer Terrorherrschaft und seiner gigantischen Armee über Neverworld und hat bereits viele Unterwelten komplett vernichtet. Hier kommen unsere Protagonisten, der Dämon Killia mit seinen Overlord-Kräften und Seraphina als Prinzessin der Unterwelt Gorgeous, ins Spiel, die sich Void Dark entgegenstellen wollen. Und hierfür machen wir uns auf, die gigantische Welt zu erkunden und immer weitere Verbündete mit ähnlichen Rachegelüsten für unseren Kampf zu gewinnen um Void Dark zu stürzen.
Zwischen den ganzen Dämonen mit Rachewünschen gibt es aber noch eine andere Spezies, und zwar das mehr oder weniger offizielle Maskottchen der Serie: Prinnies! Ein Prinny ist die Reinkarnation einer menschlichen Seele in Form eines Pinguins mit kleinen Fledermausflügeln, der überall in Neverworld vorkommt und einen großen Teil der eigenen Armee ausmacht. Wirklich schlau sind Prinnies nicht, dafür tragen sie zu einem großen Teil der Komik der vielen Dialoge von Disgaea 5: Alliance of Vengeance bei. Insgesamt wird die Story gut erzählt und zeigt zahlreiche spannende und coole Ideen, allerdings sind eben die besagten Dialoge die wahre erzählerische Stärke des Spiels. Da wirklich jeder Charakter – bis vielleicht auf die Pinguine – auf Rache aus ist, sind sie alle mehr oder weniger verrückt, woraus sich teilweise absurde und extrem lustige Gespräche ergeben. Ein paar Lacher sind so garantiert.
Wer braucht schon Überblick?!
Das grundlegende Kampfsystem ist gar nicht mal so kompliziert, sondern typisch für ein taktisches JRPG. Dabei wird das Kampffeld in Quadrate aufgeteilt, sodass rundenbasiert zunächst die eigene Mannschaft über das Feld zieht und angreift und danach das gegnerische Team angreift. Hier kommt allerdings schon die erste Besonderheit zum Zug, da nicht einzelne Charaktere nacheinander, sondern jeweils nach Eingabe aller Befehle ein Team gleichzeitig oder in Gruppen angreift, sodass unter anderem Kombo-Attacken und ähnliche Boni winken, die über Sieg oder Niederlage entscheiden können. Außerdem gibt es wie in den Vorgängern ganz unterschiedliche Klassen, die unterschiedliche Attribute wie Lebenspunkte, Mana, magischer und physikalischer Angriff, sowie die jeweilige Verteidigung und klassenspezifische Fähigkeiten besitzen. Neben Standardklassen wie zaubernde Hexen, Zauberern mit wenigen, aber sehr starken Attacken, heilenden Priestern und konternden Mönchen gibt es auch noch zahlreiche andere Klassen wie Walküren und Maids, die zusätzlich Items ohne Verbrauch der Aktion einsetzen können. Je nach Klasse werden auch unterschiedliche Waffen bevorzugt, die beispielsweise auch aus der Distanz eingesetzt werden können, oder Elementarschaden passend zu einem der 6 Elemente austeilen. Dadurch ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten und Taktiken bereits bevor der Kampf angefangen hat.
Befindet man sich nicht grade im Kampf, läuft man durch Seraphinas Unterwelt, erledigt alle Vorbereitungen und entscheidet, wohin es als nächstes geht. Neben den obligatorischen Item- und Waffenshops gibt es auch Läden mit bestimmten Fähigkeiten, optischen Skins und auch Läden zum Anwerben neuer Mitstreiter. Hier kann man sich genau entscheiden, wie stark der Charakter, welche Klasse, und wie er aussehen soll. Natürlich hat alles seinen Preis, sodass stärkere Charaktere viele gewonnene Gefechte kosten. Gerade am Anfang sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht, weil sehr schnell hintereinander in zahlreichen kleinen Tutorials alle Details erklärt werden. Nach einiger Zeit und etwas Routine legt sich das allerdings. Einige Shops öffnen auch erst, wenn man etwas weiter in der Story ist, oder mit einigen Charakteren bestimmte Level erreicht hat. Hat man ein Mal den Dreh raus, kann man von den vielen Möglichkeiten profitieren. Obwohl das Grundsystem von Disgaea 5: Alliance of Vengeance seinen Vorgängern sehr ähnelt, gibt es auch hier mehrere Veränderungen. So können nicht nur die verrückten Prinnies sich in Waffen verwandeln und so mit anderen Dämonen mächtige Attacken entfesseln, sondern auch zwei andere Einheiten kurzfristig zu einer besseren Einheit fusionieren. Dies ist aber nur möglich, wenn das Verhältnis zweier Einheiten durch gemeinsames Kämpfen und Dialoge zwischen ihnen gut genug ist. Auch die Gegner stellen sich nicht wirklich dumm an, sondern können die gleichen Taktiken gegen einen selber verwenden. Je nach Kampf trifft man so auf ganz unterschiedliche, teilweise auch neue Klassen und Feinde mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten.
Hat man gerade allerdings keine Lust auf die Hauptstory, kann man auch zahlreiche Nebenquests erfüllen, die immer wieder von verschiedenen Charakteren in der Unterwelt gestellt werden. Außerdem kann man frei entscheiden, in welche andere Unterwelt es zum nächsten Kampf gehen soll, und so auch auf eigene Faust Neverworld erkunden. Denn eines ist sicher: Neverworld ist gigantisch groß und bietet nicht nur vom Kampfsystem her viel Abwechslung, sondern auch viel Raum und Spielumfang zum Entdecken.
Rache war noch nie so schön!
Der Stil des Spiels ist, wie man wohl unschwer erkennen kann, im Anime-Stil gehalten. Dabei ähnelt das Spiel sehr seinen Vorgängern, besitzt aber auch einige Verbesserungen. Allgemein sind die Texturen, Charaktere und Umgebungen sehr detailliert gestaltet worden, grade im Vergleich zum Vorgänger ist alles etwas schärfer und flüssiger. Auch die zahlreichen Charakter- und Gegner-Animationen lassen das Spiel lebendig wirken. Es wird zwar nicht das Potential der Playstation 4 vollends ausgeschöpft, trotzdem sieht Disgaea 5: Alliance of Vengeance (vor allem im Vergleich zu den Vorgängern) gut aus.
Auch der Soundtrack ist insgesamt gut und passend, allerdings wären an der ein oder anderen Stelle mehr abwechslungsreiche Tracks nicht schlecht gewesen, wenn man die enorme Spielzeit berücksichtigt. Spielt man nur an der Kampagne, ist man gut 60 Stunden beschäftigt. Dabei würde man allerdings zahlreiche Nebenquests und vor allem das freie Erkunden der Welt außen vor lassen. Um Disgaea 5: Alliance of Vengeance komplett durchzuspielen, bräuchte man über 100 Stunden. Und dabei liefert das Spiel durch das ausgetüftelte Kampfsystem immer wieder Abwechslung und Spaß.
Natürlich ist das Spiel auch größtenteils vertont, wobei die Vertonungen wie auch die Texte komplett auf Englisch sind. Sollte Englisch für euch kein Problem sein, könnt ihr die tolle Qualität der Sprecher und den Humor der Dialoge genießen. Die Sprecher passen alle sehr gut zu den Charakteren und bringen sowohl den Charakter, als auch die Verrücktheit gut zur Geltung.