Detektiv Conan – Der dunkelste Albtraum REZENSION
Was für ein Jahr für deutsche Fans von Detektiv Conan! Nicht nur hat Kazé in den vergangenen Monaten die ersten 102 Episoden des Anime bei uns auf DVD veröffentlicht und damit so manch nostalgisches Herz höher schlagen lassen, auch brachte der Verleih im Rahmen der Anime Nights den diesjährigen Film Der purpurrote Liebesbrief für eine Sondervorstellung und nur wenige Wochen nach Japan-Release in die hiesigen Lichtspielhäuser. Abgerundet wurde das geschäftige Treiben Ende September mit der Veröffentlichung von Der dunkelste Albtraum auf DVD und Blu-ray. Ob der nunmehr 20. Kinofilm einen schönen Abschluss zu den vergangenen Monaten liefert?
Die rechte Hand von Anokata
Curaçao, einst die rechte Hand des von vielen Fans Anokata genannten Anführers der schwarzen Organisation, bricht in das Hauptquartier des japanischen Geheimdienstes ein. Dabei entwendet sie eine Liste mit Agenten, die in die mysteriöse Organisation eingeschleust wurden, um diese von innen heraus zu infiltrieren. Der Diebstahl wird jedoch bemerkt und mündet in einer hitzigen Verfolgungsjagd, an deren Ende Curaçao einen Unfall hat.
Am Tag nach dem Diebstahl besuchen Conan, Ai, Professor Agasa und die Detective Boys das neu eröffnete Toto Aquarium. Dort fällt Conan alsbald eine offenbar verwirrte Frau auf. Wie es sich für den kleinen Schnüffler gehört, will er der Unbekannten natürlich helfen. Das sich hinter der Frau, die offenbar ihr Gedächtnis verloren hat, um Curaçao handelt, kann Conan zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.
Im Vorfeld der Veröffentlichung in Japan im vergangenen Jahr wurde viel über den Inhalt von Der dunkelste Albtraum spekuliert, schließlich nimmt die schwarze Organisation eine sehr zentrale Rolle ein. Tatsächlich erfährt man auch ein paar neue Hintergründe der treibenden Kraft in dem Detektiv Conan Universum und lernt mit Curaçao eine nicht nur neue, sondern innerhalb der großen Rahmenhandlung auch enorm wichtige Figur kennen.
Roter Faden
Dabei konzentriert sich der Film zunächst weniger auf die schwarze Organisation, sondern legt den Fokus des Geschehens stärker auf Curaçao als Frau ohne Erinnerung, die von Conan und dessen Freunde Hilfe bekommt. In mehreren Szenenwechseln zeigen sich hingegen die bereits bekannten Mitglieder der Organisation, die ihrerseits Jagd auf Verräter machen und gleichzeitig den Verbleib von Curaçao untersuchen. Und auch das FBI sucht fieberhaft nach der Frau.
An und für sich ist Der dunkelste Albtraum in seinem Aufbau sehr ähnlich zu den Anime-Folgen und anderen Verfilmungen. Zunächst rückt Conan als eigentlicher Protagonist zwar etwas in den Hintergrund, dennoch führt ihn seine Spürnase letztlich auf die richtige Spur. Der Weg bis zum fulminanten Finale mag mit den bekannten Bausteinen gepflastert sein, wirkt in seinem Aufbau und seiner Inszenierung aber deutlich stärker, als die Filme der letzten Jahre, die zwar oftmals eine gute Grundidee hatten, aber das übliche Schema uninspiriert auf zwei Stunden Laufzeit gestreckt haben. Davon ist der vorliegende Film glücklicherweise weiter weg, als man es sich im Vorfeld erhoffen durfte, die ein oder andere Länge muss man dennoch in Kauf nehmen.
Dabei droht der Film stellenweise aufgrund seiner vielen Szenenwechsel und wichtigen Charaktere samt deren eigener Subplots ins konfuse abzufallen. Am Ende werden die losen Fäden aber sinnig zusammengeführt und geleiten den Film in ein nachvollziehbares Ende. An diesem stehen zwar keine ganz großen neuen Erkenntnisse, dennoch lohnt sich Der dunkelste Albtraum für Fans, da die Struktur der schwarzen Organisation und deren Motivation ein bisschen klarer wird.
Vorwissen dringend erforderlich
Zu beachten sei aber, dass der Film nur dann seine volle Tragweite entfachen kann, wenn man einigermaßen auf dem Laufenden ist und entweder die japanischen Anime-Folgen oder aber den Manga bis zu einem einigermaßen aktuellen Datum konsumiert hat. Andernfalls wird man sich über das Auftreten des ein oder anderen Charakters wundern, oder diese erst gar nicht kennen. Der dunkelste Albtraum funktioniert damit nicht ganz so gut, als eigenständiger Film, sondern mehr als Fortführung der Rahmenhandlung. Bedenkt man, das der Anime in Deutschland schon vor vielen Jahren eingestellt wurde, in Japan aber beinahe im wöchentlichen Rhythmus eine neue Episode erscheint, ist klar, das einiges seitdem geschehen ist.
Hiesige Fans dürfen sich dennoch freuen, denn für die Lokalisation wurde ein Großteil des originalen deutschen Sprechercasts erneut zusammengetrommelt. Wer den Anime seinerzeit auf RTL II oder anderen Kanälen in der deutschen Fassung gesehen und lieben gelernt hat, dem dürfte hier mal wieder das Herz aufgehen. Optional findet sich auf der Blu-ray natürlich auch die japanische Sprachspur inklusive deutscher Untertitel.
An dem Bild der Blu-ray Fassung gibt es überhaupt nichts auszusetzen. Wie gewohnt, so besitzt auch Der dunkelste Albtraum ein recht hohes Production Value, was man den Animationen, Zeichnungen und Hintergründen zu jedem Moment ansieht. Ganz auf den Einsatz von CGI konnten die Macher zwar erneut nicht verzichten, allzu sehr stören die sich dann doch von den klassischen Animationen unterscheidenden Sequenzen aber zum Glück nicht.
Bei den Extras auf der Blu-ray selbst sieht es hingegen leider etwas mau aus. Mehr als eine Trailer-Show mit anderen Titeln aus dem Hause Kazé gibt es nämlich nicht. Dafür liegt dem Silberling ein Booklet mit sehr vielen Hintergrundinformationen zu Story und Figuren bei. Sammler freuen sich außerdem über das Wendecover ohne FSK Logo.
Fazit
Nach den recht enttäuschenden Filmen der vergangenen Jahre haben sich die Macher mit Der dunkelste Albtraum deutlich gesteigert und erzählen eine Geschichte, die sich im Detektiv Conan Universum endlich wieder wichtig anfühlt und der Rahmenhandlung etwas mehr Fleisch gibt. Zwar weist auch der nunmehr 20. Film seine Längen auf, unterm Strich unterhält er in seinen rund zwei Stunden aber sehr gut und hat mich zufrieden hinterlassen. Anders, als die meisten anderen Filme aus der Reihe, funktioniert Der dunkelste Albtraum aber weitaus weniger als eigenständiger Film. Ein gewisses und vor allem einigermaßen aktuelles Vorwissen, um die Handlung und Charaktere richtig einordnen zu können, sollte also vorhanden sein. In technischer Hinsicht gibt es an der Blu-ray nichts zu meckern, Bild und Ton lassen keinen Anlass zur Kritik, außerdem gefällt das umfangreiche Booklet mit verschiedenen Zusatzinformationen.