Deadpool (Xbox One) REVIEW
Fans der Marvel-Helden haben sicher wahrgenommen, dass Deadpool nun auch kürzlich eine Verfilmung bekommen hat. Das Debüt auf der Kinoleinwand gestaltete sich auch ein wenig anders als man es von Marvel-Verfilmungen gewohnt ist. Aber auch als Spiel hat Deadpool bereits seinen großen Auftritt bekommen, dessen Xbox One Version ich nun ein wenig erläutere.
Das Spiel mit dem gleichnamigen Titel basiert nicht auf dem Film, sondern wurde bereits vorher für Xbox 360 und PlayStation 3 veröffentlicht.
Große Klappe und viel Geballer
Mit einem Besuch aus der Zukunft, bekommt Deadpool sogleich seine ersten Instruktionen und darf sich nach Herzenslust mit all seinen mitgeführten Waffen austoben. Dabei treten die Gegner oftmals in Gruppen auf, was ein regelrechtes Gemetzel nach sich zieht. So könnt ihr jederzeit zwischen Feuerwaffen oder zwei Schwertern wechseln und somit dutzende Kombos ausführen, von denen sich sogar noch mehr freischalten lassen. Doch die Kampfkunst greift nicht immer auf die Offensive zurück und so nutzt er oft auch die Möglichkeit des Schleichens, um sich einem Gegner unbemerkt zu nähern und ihn dann eiskalt auszuschalten. Dabei zeigt das Spiel jetzt schon sein Potenzial mit der USK 18 Einstufung. Es rollen Köpfe, Arme werden abgetrennt und auch ein ganzer Körper in zwei Hälften geteilt.
Wer mit starke Nerven ausgestattet ist und sich an den derben Szenen nicht stört, bekommt ein recht humorvolles Spiel geliefert. Dieses ist sehr dialoglastig, doch das liegt hauptsächlich daran, dass Deadpool eine gespaltene Persönlichkeit hat und fast nur mit sich selbst spricht. Das wird durch verschiedene Stimmen verdeutlicht, die jeweils auch eine andere Persönlichkeit auszeichnen und sich gerne gegenseitig auf die Schippe nehmen, so wie gleich das gesamte Spiel. Findet Deadpool eine Truhe, wird gleich eine Parallele zu Zelda dargestellt – Der großen Action-Adventure Serie aus dem Hause Nintendo. Auch Batman bekommt noch sein Fett weg, der zur DC Konkurrenz gehört. Abseits der Geschichte dürft ihr den schrillen Antihelden sogar auf das stille Örtchen, oder in eine verdrehte Pixelwelt folgen und dort für Unheil sorgen. Die Ideen und der Witz scheinen schier endlos zu sein und geben Fans das, was sie auch verlangen – eine passende Umsetzung, die sich nah an der Vorlage orientiert.
Abseits von der humorvollen Gestaltung werden die Spieler auch mit vielen bekannten Elementen bedient. Darunter fallen weitere Figuren aus der Marvelwelt wie unter anderem Cable, Rouge, Spider-Man und Wolverine. Doch auch Feinde oder Gegenstände, die einige aus den Comics kennen könnten, sind ein Bestandteil des Spieles. So dürft ihr beispielsweise einen Sentinal-Arm (bekannt aus X-Men) bedienen, um damit Wände aufzusprengen. Ansonsten lässt sich die Umgebung aber nicht frei zerstören, bietet aber dafür eine nette Kulisse, wenngleich sie nicht atemberaubend aussehen.
Mit Ach und Krach
Damit auch die Kombos in den Massenschlachten vielfältiger werden, könnt ihr sie mit Erfahrungspunkten erweitern und ausgestalten. Ebenso darf eine Investition in der Gesundheit sowie mitgeführte Waffen erfolgen, die euch das Überleben erleichtern. Solltet ihr doch fast chancenlos sein, ist sogar der Rückzug eine gute Option, denn Deadpool heilt seine Wunden nach wenigen Sekunden völlig selbstständig. Somit haben auch Anfänger eine Chance, den Titel auf fairem Niveau durchzuspielen.
Trotzdem sollte man sich aufgrund der Fähigkeiten nie überschätzen und manchmal auf Distanz gehen, aus der ihr eure Feuerwaffen einsetzen könnt und euer Ziel aus sicherer Entfernung erfasst. Fans vom Hack n’ Slay Genre ala God of War, Devil May Cry und Bayonetta dürften daran besonders Gefallen finden, doch ist die Spielmechanik eine völlig andere und kommt auch nicht an die eben genannten heran, die den Wechsel von Hieb- und Schusswaffen im Akkord ermöglichen und gar verlangen. Allgemein wechselt aber das Genre schnell und ist gar nicht wirklich zu bestimmen.
Was sich jedoch wieder stark an den Hack n‘ Slay Spielen orientiert, sind die Endgegner, die mehr als ein paar Schüsse abverlangen und gelegentlich eine ähnlich große Klappe wie Antiheld Deadpool haben.
Um das Potenzial von Deadpool vollkommen auszuschöpfen, müsst ihr in vielen Arealen den Teleport aktivieren, um an Orte zu kommen, die für normale Menschen unerreichbar bleiben. Auch der durchtrainierte Körper des Anithelden wird nicht nur als Schutzschild eingesetzt, sondern muss auch für Sprungpassagen herhalten. Selbst rutschen im Schacht, oder eine kleine Achterbahnfahrt per Lore quer durch eine Mine wird euch geboten und bereiten dem Spieler ein gesundes Maß an Abwechslung.
Die Spielzeit ist hingegen nicht ganz so üppig und wurde auch nicht mit neuem Material zur erneuten Veröffentlichung auf PlayStation 4 und Xbox One angereichert. Da aber die Geschichte in mehrere Abschnitte unterteilt ist, kann man es auf mehrere Tage strecken.
Technik
Deadpool geht einen ähnlichen Weg wie die letzten Spider-Man Spiele, die eher im grafischen Durchschnitt angesiedelt waren. Es gibt zwar immer etwas zu entdecken, doch wird das meiste davon Blut sein. Ja, die Alterseinstufung ist vollkommen berechtigt, denn an brutalen Szenen spart der Titel nicht. Fans werden aber an jeder Ecke ihre Entdeckungen machen, sodass euer Herz schnell höher schlägt. Eine bessere Ausgestaltung der Figuren im Spiel wäre natürlich trotzdem wünschenswert gewesen, doch liegt der eigentliche Fokus auf Deadpool selbst. Die Areale vermitteln ebenso einen Zwiespalt, wie die Seele des Antihelden. Zum Einen erwarten euch triste Areale, zum Anderen wundervolle Schauplätze, die die Grafikschnitzer wieder vergessen machen. Jedoch muss man erwähnen, dass die überarbeitet Version auf der aktuellen Konsolengeneration (Xbox One und PlayStation 4) auch nicht dem entspricht, was möglich wäre. Sicherlich ist man näher an der HD Darstellung dran, doch etwas enttäuschend ist es dennoch, denn Activison hätte die Zeit gehabt, mehr aus der Überarbeitung herauszuholen, die fast zeitgleich mit dem Film erschienen ist.
Ein weiterer Schwerpunkt ist definitiv die Sprachausgabe die unverändert zur PlayStation 3 und Xbox 360 bleibt. Leider bleibt diese komplett in englisch, doch der Wortwitz wird mit deutschen Untertiteln nah an die originale Vorlage gebracht. Leider kommt es schon einmal vor, dass nicht alles eingedeutscht wurde, was aber sowieso nicht so tragisch ist, da ihr in den seltensten Fällen zum lesen kommen werdet. Oft gibt es so viel auf dem Bildschirm zu sehen, dass man gar nicht weiß, wohin der Blick zuerst schweifen soll. Wer eine gute englische Sprachkenntnis hat, ist im Vorteil. Nebenher wird noch die Atmosphäre eines Comics eingefangen, denn oft erscheinen kleine bunte Fenster mit flotten Sprüchen. Auch die rasante Musik fängt das Feeling des zweifelhaften Helden ein, geht aber bei den starken Sprechern fast völlig unter.
Die Steuerung ist gut eingebracht worden und überfordert trotz der ganzen Möglichkeiten nur in sehr wenigen Momenten. Leider bekommt ihr ein nicht so durchdachtes System wie in einigen Hack n’ Slay Titeln geboten. Nichtsdestotrotz geht die Eingabe der Befehle leicht von der Hand und spricht Anfänger wie auch Profis gleichermaßen an. Leider wurde trotzdem das mögliche Potenzial verschenkt, denn oft muss die Perspektive nachgebessert werden, da die Kamera euch nicht immer optimal folgt. Gerade durch die manuelle Justierung gehen euch wertvolle Sekunden in wichtigen Kämpfen verloren, was oft in Frust endet. Von eine Überarbeitung ist auch hier Fehlanzeige.