Blasphemous REVIEW

Nein, ich werde mich davor hüten und Blasphemous in den kommenden Zeilen nicht mit einer gewissen Reihe von FromSoftware vergleichen. Denn anders, als es die Berichterstattung im Vorfeld mal wieder fleißig suggeriert hat, ist das neue Spiel des spanischen Studios The Game Kitchen kein 2D-Soulslike, sondern ein Metroidvania alter Schule. Und als dieses ist es in vielerlei Hinsicht gerade einmal solide. Dennoch hat mich das Spiel für rund zwei Tage ziemlich in seinen Bann und in eine düstere Welt voller katholizistischer Symbolik und zum Schreien schöner Pixelart gezogen.

Religiöse Geißel


Der historische, traditionelle und religiöse Einfluss, den die Heimat des in Seville ansässigen Studios The Game Kitchen auf Blasphemous hatte, ist unverkennbar. In visueller, aber auch inhaltlicher Hinsicht strotzt das Spiel nur so vor christlicher Symbolik und bedient sich insbesondere katholischer Motive. Sich selbst geißelnde Mönche, die sich ihren Rücken mit einer Peitsche blutig schlagen, Szenerien, die wie die Pixelart-Varianten eines Francisco Goya Bildes wirken und ein Endgegner, den man normalerweise im Vatikan vermuten würde, sind nur drei von den unzähligen Beispielen, die ich aufzählen könnte. Trotz starker Bezüge zur realen Welt, wurde die Spielwelt aber von der unserer Wirklichkeit abgekapselt und stattdessen in einem fiktiven Land namens Cvstodia angesiedelt. In diesem ist das sogenannte „Wunder“ aufgetreten, das jedoch kein heilbringendes Ereignis gewesen ist, sondern die Bewohner mit Tod und Verderben und jeder Menge Monster geißelt. In dieser ziemlich morbiden Welt spielt man den „Reumütigen“, welcher sich aufmacht und sich gegen die finsteren Mächte stellt.

Erzählerisch dichtes Metroidvania


Für ein Metroidvania in dieser Dichte ungewöhnlich, ist die Narration. Die Schreiber haben der Welt eine ziemlich umfassende Lore verpasst, die sich teilweise bemerkenswert stark auf die Historie der katholischen Kirche bezieht und mitunter historische Ereignisse und Konzepte miteinbezieht. Es gibt unzählige Items, die allesamt eine Geschichte und dazu passende Beschreibungen enthalten, es gibt NPCs, die nicht nur Kontext geben, sondern auch komplett vertont wurden und an visuellen Storytelling mangelt es sowieso nicht.

Viele Bezüge haben sogar Einfluss auf das Spieldesign. So hat der Reumütige neben einer normalen Lebensbalken, auch eine Leiste für seine Inbrunst. Mit dieser kann man quasi Magie und besondere Fähigkeiten wirken. Stirbt man, verringert sich die entsprechende Leiste zunehmend, da man mit jedem Tod Schuld ansammelt. Diese wird getilgt, wenn man entweder an den Ort des Todes zurückkehrt und das hinterlassene Schuldfragment wieder aufsammelt oder man einen der mitunter spektakulären Bosse besiegt. Oder man erkauft sich (Stichwort Ablassbrief) den Ablass indem man an bestimmten Orten im Tausch gegen die zentrale Währung des Spiels, den sogenannten Tränen der Abbitte. Abseits von solchen mehr oder weniger offensichtlichen Referenzen, ist die Art und Weise der Erzählung maximal kryptisch gehalten. Entsprechend muss man schon sehr fit im interpretieren und deuten sein, um hier einigermaßen zum Kern der Geschehnisse durchdringen zu können.

Aus Pixeln gemachte Kunst


Doch selbst wenn man die Geschichte einfach nur auf sich wirken lässt, ohne viel zu verstehen, funktioniert Blasphemous auf atmosphärischer Ebene ziemlich gut. Gerade in visueller Hinsicht punktet das Werk von The Game Kitchen mit einer unfassbar schönen Optik, die mir in ihren besten Momenten Gänsehaut beschert hat. Insbesondere das die Animationen und Design der Gegner stechen immer wieder hervor. Mein Highlight ist ein als Boss fungierender exhumierter Bischof, der auf Händen getragen wird und sich locker über ¾ des Bildschirm erstreckt. Das angenehm verschachtelte Leveldesign bietet hingegen genügend Geheimnisse und ohne die passende Fähigkeit unmöglich zu erreichende Areale, sodass reichlich Erkundungswille erzeugt wird und man motiviert ist jeden Winkel von Cvstodia zu erforschen. Selbst nach dem Besiegen des finalen Gegners waren in meinem Spielstand noch rund 15% der Karte verdeckt, was mich wiederum motiviert hat weiterzuspielen und nebenbei noch einige der offenen Nebenmissionen zu erledigen. Diese sind übrigens ähnlich wage gehalten, wie die Narration und erfordern häufig NPCs einen wichtigen Gegenstand zu überbringen, welcher aber natürlich auch erst einmal gefunden werden muss.

Solide macht auch Spaß


Einzig das eigentliche Spiel hinterlässt einen etwas zwiespältigen Eindruck. Von den komplexen Kämpfen und vielen Spezialangriffen, die von den Entwicklern versprochen wurden, habe ich jedenfalls nicht viel mitbekommen. Es gibt eine Angriffs- und eine Sprungtaste, außerdem kann man dashen und gegnerische Angriffe parieren. Dadurch eröffnet sich wiederum ein kurzes Zeitfenster, in welchen man zu einen mächtigen Gegenschlag ausholen kann. Die Spezialangriffe, die man erlernen kann, reichen von einen Dashangriff bis hin zu verlängerten Kombos. Sonderlich viel Tiefe steckt in all dem allerdings nicht, auch, da man das ganze Spiel über nur ein Schwert hat und keine anderen Waffen. Lediglich die Bosse stechen ein bisschen hervor, lassen sich stellenweise aber ein wenig zu einfach handeln. Einen recht späten Boss konnte ich sogar komplett austricksen, was in dieser Weise sicherlich nicht von den Entwicklern intendiert war.

Auch gibt es für meinen Geschmack zu wenig Variation im Platforming. Mal muss man während Sprungpassagen auf den Wind achten und bestenfalls nicht gegen diesen springen, mal muss man das Schwert in die Wand rammen und Stück für Stück nach oben springen, während Gegner einen unter Beschuss nehmen. Abseits von der geübten Formel hat Blasphemous in spielerischer Hinsicht aber nicht viel zu bieten, womit ich aber nicht sagen will, dass das solide Gamedesign dem Spaß, den ich hatte, in irgendeiner Weise sonderlich im Weg stand. Dennoch sehe ich hier einige verpasste Chancen.

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Pro
  • unfassbar schönes Artdesign
  • abwechslungsreiche Locations mit vielen versteckten Arealen
  • tolle Bosskämpfe

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Kontra
  • spielerisch nicht sonderlich anspruchsvoll

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Pro & Kontra

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Pro
  • unfassbar schönes Artdesign
  • abwechslungsreiche Locations mit vielen versteckten Arealen
  • tolle Bosskämpfe

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Kontra
  • spielerisch nicht sonderlich anspruchsvoll

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Spiel Bewertung
Singleplayer
77
77
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

In einer Zeit, in der es gefühlt jede zweite Woche ein neues Metroidvania veröffentlicht wird, braucht es eigentlich einen besonderen Kniff, damit das jeweilige Spiel noch aus der Masse hervorsticht. Das als eher klassisch angelehnte Blasphemous bietet dies nicht auf spielerischer Ebene, dafür aber auf visueller und inhaltlicher. Das Gameplay ist keinesfalls schlecht, wer allerdings von Hollow Knight, Dead Cells und Co. kommt, dürfte sich hier angesichts der überschaubaren spielerischen Möglichkeiten unterfordert fühlen. Dennoch oder vielleicht gerade weil Blasphemous ziemlich geradlinig ist, hatte ich dennoch meinen Spaß und habe mich gerne durch seine verdrehte Welt voller religiöser Symbolismus geschnetzelt. Das Artdesign, insbesondere der Gegner und Bosse, ist überwältigend und hat mich immer wieder begeistert auf den Bildschirm starren lassen und auch die Spielwelt mit ihren vielen Geheimnissen motiviert reichlich zum Erkunden und haben mich bestens unterhalten.

- Von  Adrian

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Blasphemous REVIEW

USK 0 PEGI 3

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