Blanc REVIEW
Das französische Entwicklerstudio Casus Ludi sieht das Programmieren von Spiele als handwerkliche Kunst und hat sich auf die Fahne geschrieben, seinem Publikum innovative spielerisch-narrative Erfahrungen zu bieten, die zum Nachdenken und Handeln anregen. Das neuste Werk ist Blanc, ein kooperatives Adventure, das völlig ohne Text auskommt und mit seinem außergewöhnlichen Grafikstil sofort ins Auge fällt.
Von Hand gezeichnet
Bei Blanc ist der Name Programm. Es gibt keine Farben im Spiel, nur Schwarz und Weiß. Alle Grafiken sind auf Papier von Hand gezeichnet, wodurch der Stil von Blanc einzigartig wirkt. Auf diese Weise lassen die Künstler hinter dem Spiel eine winterliche Wildnis zum Leben erwachen.
Als Spieler begleiten wir in dieser unwirtlichen Welt ein ungleiches Paar aus einem Wolfsjungen und einem Rehkitz auf ihrem gemeinsamen Weg durch einen Schneesturm zurück nach Hause. Dabei folgen Sie den Spuren ihrer Familien im Schnee.
Man kann gar nicht anders, als die beiden Hauptcharaktere, den kleinen Wolf und das Reh, sofort ins Herz zu schließen. Die Geschichte über ihre wagemutige Wanderung, die Blanc ganz ohne Text ausschließlich über Gesten und Laute erzählt, ist wunderbar herzerwärmend.
Zu zweit ist man weniger allein
Blanc ist darauf ausgelegt, von zwei Spielern im Couch-Coop erlebt zu werden. Dabei übernimmt ein Spieler die Führung des kleinen Wolfes, der andere steuert das Reh. Die Beiden helfen sich in unterschiedlichen Situationen gegenseitig, etwa um den Weg freizuräumen oder um hochgelegene Orte zu erreichen. Während der Wolf winzig genug ist, um enge Gänge zu durchqueren kann das Rehlein höher springen. Das Wolfsjunge kann bestimmte Gegenstände ziehe wohingegen das Kitz schwere Dinge schieben kann. Besonders hohe Stellen kann der Wolf nur erreichen, wenn das Reh ihm die Räuberleiter über seinen Rücken ermöglicht. Nur als Team werden die beiden den Schneesturm bezwingen und nach Hause finden können.
Das grafisch kunstvolle Geschehen wird dabei von angenehm ruhiger Klaviermusik untermalt. Sie ist nie zu aufdringlich und passt stets zur Situation.
Sollte sich niemand finden, um das Abenteuer lokal gemeinsam anzugehen lässt sich Blanc alternativ auch allein oder Online mit Freunden spielen. In der Singleplayer-Variante wird einer der tierischen Protagonisten mit dem linken Stick gesteuert und der andere mit dem rechten. Nach etwas Eingewöhnung funktioniert das zumeist anständig.
Technische Schwächen
Der optische Stil von Blanc ist über jeden Zweifel erhaben, doch leider hinkt der Titel an der Technik. So kam es in meinem Test vor, dass Gameplay-Elemente wiederholt nicht richtig ausgelöst haben, weshalb ich das jeweilige Kapitel neu beginnen musste. Ohne zu viel verraten zu wollen, kann ich sagen, dass man im Verlauf der Story auf Charaktere trifft, die die eigenen Aktionen imitieren, wodurch zwingend notwendige Ereignisse im Spiel ausgelöst werden. Diese Charaktere haben leider mehrfach die Mitarbeit eingestellt und blieben einfach stehen.
Ich habe in meinem Testzeitraum auf der Nintendo Switch im TV-Modus mehrfach teils deutliche Einbrüche der Framerate erlebt. Auch die Kamera kam bei der kniffligen Aufgabe zu jeder Zeit beide Charakter einzufangen so manches mal an ihre Grenzen. Sie blieb kurzzeitig hinter Objekten hängen oder ließ mich durch Wände hindurch in die unendliche Leere blicken.
Blanc ist strikt linear, es führt immer nur ein Weg zum Ziel. Daneben gibt es in den 10 Kapiteln keine sammelbaren Items oder zusätzliche Herausforderungen. Nach etwa 4 bis 5 Stunden kann man den liebevoll in Szene gesetzten Abspann bewundern. Bei den immer monströseren Open World Games, die uns heute hunderte von Stunden Lebenszeit kosten, empfinde ich das als wirklich angenehme Abwechslung. Leider bietet Blanc keinen Wiederspielwert. Nach dem ersten Durchgang hat man alles gesehen.
Pro & Kontra
- Liebevoll handgezeichneter Grafikstil in s/w
- Angenehme Klavier-Untermalung
- Innovatives Coop-Gameplay ohne Text
- Die Hauptcharakter schließt man sofort ins Herz
- Einbrüche der Framerate
- Kameraprobleme
- Zentrale Gameplay-Elemente funktionieren manchmal nicht
Spiel Bewertung
Blanc REVIEW
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