Blackguards 2 REVIEW
Blackguards 2 ist trotz des etwas veränderten Namens der Nachfolger von Das Schwarze Auge: Blackguards, welches vor knapp 1 Jahr erschienen ist. Bei einer doch relativ kurzen Entwicklungszeit kommen bestimmt dem ein oder anderen Zweifel auf, inwiefern das Spiel sich wirklich verändert hat und neue Inhalte bietet. Auch ich war skeptisch – aber das Ergebnis hat man positiv überrascht!
Spinnen überall
Die Geschichte beginnt Hals über Kopf damit, dass die Regentin Cassia von Marwan und seiner Armee gestürzt und in ein Verlies geworfen wird. Dort sitzt sie jahrelang alleine mit einigen netten Gesprächspartnern: Riesenspinnen! Wie der Bewacher ihrer Zelle schon am Anfang passend sagt, bringen diese Viecher entweder den Tod oder die Umnachtung. Da Cassia schließlich nach einigen Jahren entkommt und nur dem Ziel folgt, Marwan alles heimzuzahlen, um selber wieder zur Herrscherin zu werden, trifft wohl eher Letzteres zu! Und so macht sie sich auf, langsam die besetzten Gebiete mit ihrer wachsenden Armee zu erobern…
Ohne mehr verraten zu wollen: Insgesamt erzählt Blackguards 2 seine Story schnell und gut, auch wenn sie teilweise ein wenig linear geraten ist. Gerade Cassia hat eine spannende Persönlichkeit, die zu vielen spannenden Dialogen und vor allem Dialogoptionen führen. Beispielsweise kann man versuchen, aus Gefangenen Informationen herauszubekommen. Je nachdem, ob man droht, bittet, foltert oder andere Überzeugungsmethoden verwendet, kann man neben teilweise lustigen und spannenden Gesprächen auch die ein oder andere wertvolle Information erhalten.
Die Kehrseite der Medialle sind die anderen Charaktere: Die drei Antihelden aus dem Vorgänger Naurim, Takate und Zurbaran beteiligen sich zwar an vielen Gesprächen, allerdings nehmen sie deutlich weniger Persönlichkeit an und geben nur einige Kommentare ab. Schade eigentlich, da ansonsten die Story makellos ist – auch was die guten Sprecherstimmen auf Deutsch oder Englisch angeht. Trotzdem bleibt die Story insgesamt gut und bildet eine spannende Grundlage für das Gameplay.
Der fehlender Feinschliff – endlich da!
Das grundlegende Gameplay entspricht dem vom Vorgänger und ist somit an das Pen and Paper Rollenspiel „Das schwarze Auge“ angelehnt. Dabei wird das Spielfeld als Hexafeld eingeteilt und das Gameplay findet rundenbasiert – je nach Initiative der Helden – statt. Pro Runde kann sich jeder Held bewegen und je nach Zugweite auch noch eine Aktion wie das Wirken von Zaubern oder das Angreifen mit bloßer Kraft im Nahkampf oder aus der Distanz mit Pfeil und Bogen ausführen. Sehr positiv im Vergleich zum Vorgänger ist das Wegfallen von vielen auf Zufall basierenden Werten, sodass die eigene Taktik eine deutlich größere Rolle als das virtuelle Würfelglück spielt.
Dabei kann man natürlich rollenspiel-typisch seine Charaktere entwickeln und nach eigenen Wünschen spezialieren. Auch hier machen sich die Neuerungen durchaus positiv bemerkbar, da einige vorher unübersichtliche Kombinationen vereinfacht worden sind. Generell lassen sich die Fähigkeiten nun in 4 Kategorien einordnen: Waffentalente, Zauber, Spezialfähigkeiten und Kampfmanöver. Dabei hat natürlich nicht jeder Charakter das Zeug zum Erzmagier und andersherum auch nicht zum Berserker. Von daher kann man sich natürlich schön bei der Vergabe der durch Kämpfe gesammelten Talentpunkte verplanen, allerdings gibt das Spiel am Anfang sowohl zur Steuerung und zum Gameplay, als auch zur Charakterentwicklung ein gutes Tutorial.
Das bereits bekannte Ausrüsten mit Waffen, Rüstung, Fallen und Zaubertränken ist nahezu komplett übernommen worden. Dabei lohnt sich der ein oder andere Abstecher in entfernteren Städten für besonders starke Waffen oder Zaubertränke, mit denen man besonders kritische Situationen meistern kann.
Aus meiner Sicht war der erste Teil leider relativ linear, da man sich nach und nach von Ort zu Ort hangeln musste – ohne wirklich freie Wahl oder Entscheidungsmöglichkeiten. Wen das auch gestört hat, kann sich freuen: Blackguards 2 ist anders! Hat man erstmal das Tutorial und die ersten Missionen abgeschlossen, besitzt man schon ein kleines Söldnerheer und kann damit beginnen, Teile des Reiches zurückzuerobern. Dabei ist die Karte deutlich größer und verzweigter, sodass man neben Hauptzielen auch jederzeit Nebenmissionen annehmen kann. Außerdem bietet jede eroberte Stadt andere Vorteile, sodass man je nach Eroberung seine Söldnertruppe aufwerten kann, neue Einkaufsmöglichkeiten erhält oder Ähnliches. Gerade dadurch bietet das Spiel viel mehr Erkundungsmöglichkeiten und wirkt deutlich offener als sein Vorgänger.
Ab und zu kommt es dann auch zu einem Gegenangriff Marwans, sodass man nicht nur angreift, sondern auch verteidigen muss – eine interessante Abwechslung, da man dann die Möglichkeit erhält, das Spielfeld mit zahlreichen Fallen zu spicken. Auch die verschiedenen Missionen mit anderen Zielen wie etwa das Befreien von Gefangen oder Entkommen sorgen für ordentlich Abwechslung, da man teilweise verschiedene Hindernisse oder Mechanismen auf der Karte für sich verwenden kann.
Insgesamt steht die Abwechslung deutlich im Mittelpunkt, da sich die Kampfschauplätze immer wieder deutlich verändern und auch die Gegner selber und deren Strategien sich anpassen. Allgemein bleibt Blackguards dadurch bis zum Ende fordernd und bietet immer wieder etwas Neues, wobei man zwischendurch mit leichter Frustration rechnen muss. Mit insgesamt 25 Stunden bei einem Spiel für 20€ kann man also weder über den Umfang, noch über die Abwechslung meckern – im Gegenteil!
Technisch keine Entwicklung
Vergleicht man Blackguards und Blackguards 2 grafisch, fällt einem auf den ersten Blick nichts auf. Schaut man genauer hin… bleibt es auch so. Denn anscheinend wurde genau die gleiche Engine erneut verwendet – mit den gleichen Schwächen. Insgesamt ist die grafische Präsentation gut und solide, ohne Höchstleistungen zu zeigen. So kommt das Spiel komplett ohne grafische Fehler aus und alles läuft flüssig, allerdings sind an einigen Stellen die Texturen schwammig und die Umgebung detailarm. Dies zeigt sich gerade an den Charakteren innerhalb und außerhalb von Kämpfen.
Der Soundtrack hingegen ist gut gelungen, besitzt einige besonders stimmige Tracks und passt perfekt zu eher düsteren Atmosphäre von Blackguards.