Bayonetta – Bloody Fate REZENSION
Gerade in Japan ist eine medienübergreifende Franchise-Vermarktung absolut selbstverständlich, weshalb die Übergänge zwischen Videospielen, Manga, Anime und Filmen oft fließend sind. Auch abseits bekannter Marken wie Pokemon und One Piece lässt sich dieses Phänomen beobachten, wie etwa aktuell im Falle von „Bayonetta“. Die attraktive Hexe aus dem Hause Platinum Games prügelt sich nämlich zurzeit nicht nur auf der Wii U erneut gegen Heerscharen von bösartigen Dämonen und Engeln, sondern versucht auch mit der Anime-Adaption Bloody Fate Fans und Neueinsteiger für sich zu gewinnen.
Gemacht für…ja, für wen eigentlich
Dies klappt leider nur bedingt, egal ob man als Spieler bereits mit dem düster schrägen Universum um die titelgebende Hexe vertraut ist oder sich als Neuling auf einen unterhaltsamen Filmabend freut und zum ersten Mal mit dem Franchise in Berührung kommt. Das Problem der Adaption liegt vor allem innerhalb der Rahmenhandlung, welche die Ereignisse des ersten Spiels nacherzählt und damit ziemlich an ihre Grenzen stößt. Das liegt zum einen daran, dass die Story der Vorlage beiderseits komplex und hanebüchen ist, und zum anderen, dass knapp 90 Spielzeit schlicht und ergreifend nicht ausreichen um die ganzen Hintergründe, Figuren und Settings zu erklären. So besteht der Film im Prinzip nur aus Szenen, in denen ungemein öde daherkommende Exploration betrieben wird, und jede Menge Actioneinlagen abgefeuert werden, welche sich an den Bosskämpfen aus dem Spiel anlehnen.
So geschieht es also, dass die durchaus interessante Handlung um Bayonetta, einer Hexe vom Clan der Umbra, die nach über 500 Jahren aus ihren Tiefschlaf erweckt wird und fortan auf der Suche nach ihrer wahren Identität jede Menge gefallene Engel in den Allerwertesten tritt, schnell zur sich ziehenden Fanservice-Show verkommt, die es jedoch weder vermag Fans noch Nichtkenner der Spiele wirklich zu packen. Überhaupt drängt sich schnell die Frage nach der Daseinsberechtigung von Bayonetta – Bloody Fate auf, denn auf Neulinge dürften der gesamte Anime überwiegend konfus wirken, wohingegen Fans sich lediglich an den gut inszenierten Kampfszenen und dem ein oder anderen Insider erfreuen dürften
Mit Blick auf das japanische Erscheinungsdatum dürften die wahren Gründe der Existenz des Filmes vor allem der Tatsache geschuldet sein, dass sich der Kino-Release in Nippon in etwa mit dem Zeitraum deckt, in welchen Bayonetta 2 – also das Spiel – angekündigt wurde. Und – oh Wunder – erschien der Anime auf dem deutschen Markt nur wenige Wochen nach dem Release von genannten Spiel Mitte November 2014. Das Anwerben neuer Zielgruppen bzw. die zusätzliche Bindung an bereits vorhandener Fans durch zusätzliches Material ist natürlich absolut legitim, allerdings wäre eine originale Handlung, die den Zeitraum zwischen beiden Spielen ausfüllt und neue Hintergründe liefert wohl um einiges Spannender gewesen, als der lieblose „Best of“ Zusammenschnitt, welchen das verantwortliche Studio Gonzo (Afro Samurai) hier fabriziert hat. Dabei hat Bayonetta – Bloody Fate definitiv seine Stärken, welche vor allem auf der technischen Seite zu finden sind.
Visuell hält sich der Anime natürlich sehr stark an die Vorlage, zu deren größten Stärken sicherlich das stimmungsvolle Art-Design gehört, welches sich primär aus christlichen Motiven speist. Manche Szenerien wirken in ihrer Groteske geradezu betörend schön und gehen ohne weiteres als schöner Augenschmaus durch. Überhaupt ist das production value angenehm hoch und präsentiert sich durchaus hochwertig. Ein Eindruck, welcher von der deutschen Bluray-Veröffentlichung durch Universum Film natürlich ungemein profitiert. Auch in Sachen Ton macht der Anime einiges her. Dies zählt insbesondere für den aus pompösen Orchester-Klängen und kirchlichen Gesängen bestehenden Soundtrack, aber auch für die sehr ambitionierte japanische Synchronisation. Die deutschen Sprecher machen ihre Sache hingegen „nur“ okay und erreichen nie die Inbrunst ihrer Kollegen aus Japan. Bedauerlich ist allerdings, dass Fans auf die englische Synchronfassung verzichten müssen. Da für diese die Sprecher der Spiele verpflichtet wurden und den meisten Spielern der Reihe bekannt sind, wäre eine entsprechende Implementierung auf der deutschen Heimvideo-Veröffentlichung durchaus sinnig gewesen. Auch in Sachen Extras müssen einige Abstriche gemacht werden, denn abgesehen von ein paar Trailern aus dem Portfolio des Verleihers, gibt es nicht sehr viel mehr zu entdecken.
Fazit
Bayonetta – Bloody Fate ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Weder Fans der Spiele noch Neulinge dürften der Anime-Adaption des Spielehits allzu viel abgewinnen können. Dabei ist das einzige wirkliche Manko des Filmes tatsächlich nur die Abwesenheit einer eigenen, zum Format eines 90-minütigen Filmes passenden Handlung, die nicht wie die Aneinanderreihung von Abschnitten aus ihrer Vorlage wirkt. Wer mit dem Universum bisher nichts zu tun hatte, der greift zu den Spielen. Wer diese bereits kennt, der kann zwar zum Anime greifen. Er verpasst aber nichts, wenn er den Silberling im Regal stehen lässt und weiter zieht.