Bayonetta 2 REVIEW
Mit einem Dank an Nintendo dürfen wir die Rückkehr von Bayonetta feiern, die scheinbar auch mit ihrem bisherigen Leben abgeschlossen hat. Gekleidet wie eine Dame und schicker Kurzhaarfrisur, lebt sie inmitten unter uns und lässt ab von jenen, die ihr einst nach dem Leben getrachtet haben. Leider scheint die Waffenruhe aber nicht beidseitig zu sein und so schlüpft Bayonetta ein wenig widerwillig in ihr neues schwarzes Outfit, um den anstehenden Kampf beizuwohnen. Leider wird die erste Schlacht von einem tragischen Verlust begleitet, was die junge Hexe zwingt, die Hölle höchstpersönlich aufzusuchen. Mit dem Vordringen zum Ort ohne Wiederkehr trefft ihr auf alte Bekannte und neue Gesichter, die eure Reise noch abwechslungsreicher gestalten.
Es ist Hexenzeit
Und auch wenn es Weihnachten ist, hält die Hexe nicht viel von Nächstenliebe, was sie schnell und eindrucksvoll unter Beweis stellt. Bayonetta 2 bestreitet mit den ersten Kampfeinlagen dasselbe Prinzip wie das Debüt aus dem Jahre 2010. Das heißt, hauptsächlich metzelt ihr euch durch eine Ansammlung von Gegnern, oder stellt euch etwas größeren Brocken gegenüber. Eine wirkliche Struktur ist in den jeweiligen Kapiteln aber nicht zu erkennen und so passiert es nicht selten, dass mehrere Bossgegner in einem Abschnitt auf euch warten. Doch jene Kontrahenten, dessen Gesicht zumeist inmitten ihres Körpers hervorsticht, stellen für die Umbra-Hexe keine große Besorgnis dar. Statt auf böse Flüche, verlässt sich Bayonetta lieber auf ihre Handfeuerwaffen, mit denen sie nicht nur die schönsten, sondern auch heißesten Kombo-Angriffe vollzieht. Ein besonderes Augenmerk fällt aber auf ihr Schuhwerk, an dem weitere Pistolen befestigt sind. Je nach Angriff feuern gleich 4 Läufe auf den Gegner und lassen nicht viel von ihm übrig.
Selbstverständlich wäre Bayonetta aber keine echte Hexe, wenn sie nicht einige Tricks auf Lager hätte. Insbesondere wird die “Hexenzeit“ der wichtigste Indikator des Spieles. Schafft ihr es einem Gegner auszuweichen, setzt die benannte Hexenzeit ein und verlangsamt das Drumherum. Sozusagen agieren eure Gegner nur noch in Zeitlupe, was euch die Chance gewährt, knallharte Treffer an besonders verwundbare Stellen zu platzieren. Leider hält sich das Unterfangen nur wenige Sekunden aufrecht, kann aber mit einem erneuten Ausweichen abermals aktiviert werden. Doch damit ist Bayonettas Repertoire noch lange nicht erschöpft und so präsentiert sich in weiteren Kunststücken, wie etwa die Verwandlung einiger Tiere. Als Schlange durchs Wasser, als Panter mit Vollspeed über die steinigen Wege oder als Vogel gen Himmel entlang, nichts bleibt euch verwehrt.
Haare, Lutscher und Fäuste
Ferner beeindruckt aber wieder die Haarpracht der Umbra-Hexe, die sich in allen möglichen Formen und Varianten ausbauen lässt. Schnell wird mit den richtigen Worten ein Drache beschworen, oder eine Faust aus dem Nichts gefeuert. Hinzu gesellen sich verschiedene Folterinstrumente, die mithilfe von Quick-Time-Events noch an Schwung gewinnen. Gleichzeitig könnt ihr während des Kampfgeschehens die Waffen austauschen und somit immer neue Angriffe auf den Gegner hageln lassen. Ist dann das Feld leergeräumt, bricht die Barriere und öffnet den Durchgang zum nächsten Schauplatz.
Gleichzeitig lassen besiegte Gegner Heiligenscheine zurück, die auch in Bayonetta 2 gängiges Zahlungsmittel sind. Ist die Tasche gefüllt, könnt ihr einen langjährigen Freund über das dementsprechende Portal besuchen und weitere Waffen, sowie Attacken eintauschen. Zudem sind Bayonettas heiß geliebte Lutscher vor Ort zu erwerben, die ihr neue Lebensenergie schenken, wenn sich ein Kampf doch wieder verzwickter darstellt, als zuerst angenommen.
Ist dann der Abschnitt überstanden, wird euch eine Statistik gestellt, die einige Faktoren zusammenrechnet und unter anderem mit Platin, Gold, Silber oder Bronze abschließt. Doch selbst wenn nach gut 10 Stunden Spielzeit die verwirrende Story beendet ist, gibt es noch keinen Grund das Spiel beiseitezulegen. Neben flotten Kostümen, die die Hexe als Samus Aran, Link oder Fox McCloud einhüllen, gibt es auch einen kleinen aber feinen Multiplayer-Modus, der euch gestattet, online im Duo auf Gegner einzudreschen. Derjenige, der die meisten Punkte einheimst, darf sich als Sieger des Matches bezeichnen. Des Weiteren ist aber auch der Mehrspielwert von Bayonetta 2 enorm, denn die verschiedenen Schwierigkeitsstufen geben neuen Anreiz, abermals die Reise zur Hölle aufzunehmen. Mitunter kommt ihr auch an weiße Portale vorbei, die euch zu einem Schauplatz Teleportieren, in dessen Mitte ganz bestimmte Aufgaben von euch abverlangt werden. Die Forderungen weichen voreinander ab und können unter anderem verlangen, Gegner in einem gewissen Zeitfenster Einhalt zu gebieten, fremde Waffen zu nutzen, oder ohne einen Gegentreffer auszukommen. Wer die Prüfung besteht, erhält ein wertvolles Item.
Technik
Spielerisch erwartet euch ein Wirrwarr aus vielen Szenen, die sich manchmal als anstrengend äußern. Wer bislang also noch kein Vergnügen hatte Bayonetta kennenzulernen, wird anfänglich etwas Probleme haben, den schnellen Bildern zu folgen. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase genießt euer Auge aber jede Sekunde und bekommt als Dank eine wundervolle Optik geboten. Die verschiedenen Szenarien sind bis ins letzte Details ausgebaut und erstrahlen in feinen Texturen. Der Ideenreichtum der Gegner rundet Bayonetta 2 ab und bietet zudem atemberaubende Cutscenes, die Vergleiche mit anderen Wii U Titeln undenkbar machen. Ja, Bayonetta 2 ist aktuell das schönste Spiel auf der Heimkonsole von Nintendo. Und letztlich gehen kleinere Fehler komplett unter und fallen nicht weiter ins Gewicht.
Was optisch gut funktioniert, wird vom Sound sogar noch unterstrichen. Die wechselnden Orchesterstücke gehen mit coolen Metallsounds einher und bauen ordentlich Stimmung auf. Begleitet werden die musikalischen Darbietungen von einer englischen Sprachausgabe, die mit deutschen Bildschirmtexten bestückt sind. Die Übersetzung bedient sich einem Jargon, der aber nicht unbedingt bei allen Spielern für Begeisterung sorgt.
Natürlich bleiben wir euch noch einer Erläuterung der Steuerung schuldig. Um es erneut zu erwähnen, Bayonetta 2 ist ein Wii U exklusives Spiel, das dementsprechend auch das GamePad der Heimkonsole nutzt. Obgleich ihr via Touchscreen die Manöver ebnet, oder euch der herkömmlichen Steuerung widmet, bleibt alleinig eure Entscheidung. Sicherlich hätte man mehr Funktionen auf die Mitte des Tablett-Controllers legen können, doch wären diese im Eifer des Gefechts komplett untergegangen. Lobend darf ich aber die Möglichkeit hervorheben, komplett auf das Fernsehgerät zu verzichten und Bayonetta 2 im Off-Screen-Modus zu zocken. Ansonsten bricht auch der zweite Teil nicht mit dem bekannten Hack n‘ Slay Prinzip und gibt wieder dutzende Kombos frei, die mit den richtigen Tastenkombinationen übers Bild fegen.