Austrian Audio PG16 im Test
Nicht erst seit der Pandemie und anhaltender Rekordumsätze, ist das Gaming-Geschäft ein lukratives. Mehr und mehr neue Investoren und Firmen versuchen sich, egal ob im Software- oder eben auch im Hardware-Segment. Auch die 2017 gegründete Austrian Audio will nach ersten Schritten auf dem klassischen Markt nun in den Games-Bereich vordringen und präsentiert mit dem PG16 das erste, hauseigene Headset.
Unauffälliges Design, wertige Verarbeitung
Ein erster Pluspunkt aus persönlicher Perspektive ist das Design. Als Anfang 30er bin ich mittlerweile aus dem Alter raus, in welchem mich die nach Aufmerksamkeit schreienden Aufmachungen der Gaming-typischen Hardware (grelle Farben hier, übertriebene Logos da) ansprechen. Austrian Audio setzt beim PG16 den eher minimalistischen Ansatz der bisherigen Produktlinie fort und setzt auf ein vergleichsweise schlichtes Design. Die Ohrmuscheln und Bügel sind überwiegend in schwarz gehalten, kleine Akzente werden durch metallic-rot gesetzt. Nach dem Auspacken wirkte das PG16 in natura zunächst etwas klobig, aber das haben Headsets ja nun einmal so an sich.
Der UVP liegt bei rund 140 Euro, womit Austrian Audio ihr erstes Headset also im mittleren Preissegment eingliedern. Die Verarbeitung ist dem Preis entsprechend gut. Bügel und Ohrpolster sind aus Kunststoff, die Scharniere aus Metall. Die Polsterung besteht aus Memory-Foam und soll sich so den Ohren individuell anpassen. Die Ohrmuscheln lassen sich um 90 Grad drehen, die Bügel sind ausziehbar und lassen sich so dem Kopf entsprechend anpassen. Das Mikrofon ist fest verbaut und lässt sich nicht abnehmen. Klappt man es nach oben, so wird es automatisch deaktiviert. Ansonsten lässt es sich dank des formbaren Bügels schön in die gewünschte Position bringen. Leider gibt es am Headset selbst keine Möglichkeit, die Lautstärke zu regeln. Je nach Plattform und Spiel (PC, Konsole etc.) muss man also in der Regel den Weg über die Spieloptionen nehmen, um die Lautstärke einzustellen.
Die Ohrpolster sind für meine Bedürfnisse ideal und groß genug. Als Träger von Hörgeräten (und einer Brille) bin ich noch einmal ein Sonderfall. In der Regel empfinde ich es als eher unangenehm Over-Ear-Kopfhörer mit Hörgerät zu tragen, mache diese dann also raus. Die Ohrmuscheln des PG16 sind hingegen groß genug, sodass sie sowohl Ohren und Hörgeräte verschließen und immer noch ein bisschen Platz lassen. Selbst nach mehreren Stunden Nutzung habe ich keinen Druck auf den Ohren verspürt, auch kamen meine Ohren trotz des verwendeten Kunstleders nicht ins Schwitzen. Überhaupt ist der Tragekomfort angenehm. Mit seinen 265 Gramm ist das PG16 durchaus noch als Leichtgewicht zu bezeichnen und wurde mir auch nach langen Sessions nicht lästig. Lediglich die Abschirmung nach draußen könnte noch etwas besser ausfallen. Da ich aber in der Regel in einer ohnehin ruhigen Umgebung spiele, ist dieser Punkt aus persönlicher Sicht nicht ausschlaggebend. Wer aber an einer viel befahrenen Straße wohnt oder laute Mitbewohner/Nachbarn hat, könnte hier ein Manko finden.
Kein Bluetooth und ein (zu?) kurzes Kabel
Was mich dann schön eher stört, ist das Fehlen einer drahtlosen Verbindungsmöglichkeit, stattdessen gibt es nur die Möglichkeit der Verbindung via Kabel. Mit einer Länge von 1,4m ist das beigelegte Klinkenkabel nicht gerade lang, zumindest für mich, der hauptsächlich an der PlayStation 5 spielt, ist die Länge aber gerade optimal. Seit dem Vorgängermodell kann man Kopfhörer und Headsets bei Sony-Konsolen ja direkt mit dem Controller verbinden. Bei den Xbox Modellen geht dies hingegen nicht, mit der Nintendo Switch zumindest wenn man im Handheld-Modus spielt. Ansonsten ist man bei den beiden Konsolen hingegen auf eine Verbindung direkt zur Hardware angewiesen und auch er am PC spielt und das Gehäuse nicht gerade auf dem Tisch neben sich stehen hat, könnte mit der Kabellänge ebenfalls ein Problem bekommen.
Neben dem Klinkenkabel sind im Lieferumfang noch ein Splitter, eine Stofftasche zum Verstauen des Headsets sowie ein Code für die Software Spatial Sound Card L zum Erstellen einer virtuellen Soundkarte enthalten. Durch letztere kann das Headset um einen 7.1 Kanal erweitert werden. Allerdings handelt es sich hier eben nicht um einen nativen 7.1 Kanal, sondern eben nur um eine simulierte Variante, welche mit Nachteilen (etwa erhöhte Latenzen) zu kämpfen hat. Zudem empfinde ich die Software als nicht sonderlich einsteigerfreundlich.
Hauptsächlich habe ich das PG16 an der PlayStation 5 verwendet. Überwiegend bin ich vom Klang sehr angetan. Der Sound ist klar, hat eine angenehmen, aber nicht zu dominanten Bass und lässt genügend Raum für die hohe akustische Palette, welche Spiele besitzen.
Überzeugender Sound
Sehr gut lässt sich dies am Beispiel Death Stranding veranschaulichen. Zu Spielbeginn gibt es eine Zwischensequenz, in welcher Protagonist Sam vor Regen in eine Höhle flieht. In der Höhle wird ein leichter Hall wiedergegeben, während man im Hintergrund noch das leise Rauschen des Regens vernimmt. In derselben Zwischensequenz gibt es auch einen Dialog zwischen Sam und einer anderen Figur. Der Fokus wird hier klar auf die Stimmen gelegt, die mir einen kleinen Tick zu dominant sind. Je nach Spiel, kann man hier sicherlich ein bisschen in den Optionen herumprobieren, allerdings ist Death Stranding mit seiner Vielfalt an Einstellungsmöglichkeiten eher die Ausnahme von der Regel. Nach der Cutscene wird man in das eigentliche Spiel entlassen und muss eine kurze Strecke bis zum Missionsort laufen. Nach wenigen Schritten schlägt ein gesungenes Musikstück an. Auch hier werden die Klänge und Stimmen schön und klar wiedergegeben, gleichzeitig lassen sich nach wie vor Umgebungsgeräusche (das Rauschen eines Baches, die Schritte auf dem Boden etc.) erkennen.
Intensiv habe ich das PG16 außerdem im Battle Royale Modus von Fortnite verwendet. Der Shooter bietet ebenfalls eine Fülle an Geräuschen und Musik. Im eigentlichen Spiel selbst muss man natürlich auch sehr auf die Geräusche anderer Spielerinnen und Spieler achten. Schritte, fahrende Autos, Gefechte in der Entfernung – all diese Klänge werden gut wiedergegeben und ermöglichen es mir, die Entfernung einigermaßen abzuschätzen, aus welcher das Geschehen kommt. Ebenfalls in Fortnite habe ich auch das Mikrofon verwendet, wobei ich mich hier vor allem auf das Feedback meiner Mitspielerinnen und Mitspieler verlasse. Diese versicherten mir, mich jederzeit gut gehört zu haben. Auch Umgebungsgeräusche, wie etwa das Betätigen der Tasten auf dem Controller, seien kaum zu vernehmen gewesen. Testweise habe ich eine Session aufgezeichnet und mir später angehört. Und auch ich bin von der Qualität des Mikrofons angetan, vor allem mit dem Preis im Hinterkopf. Meine Stimme ist klar zu erkennen, es gibt kein unangenehmes Klirren oder andere Störgeräusche in der Stimme. Wie gesagt, spiele ich aber in einer meist sehr ruhigen Umgebung.
Probeweise habe ich das Headset auch am Laptop und direkt am Fernseher benutzt und mir Filme und Serien angesehen und Musik gehört. Auch hier zeigt sich ein gutes Gesamtbild, auch hier liegt die Betonung der Ausgabe einen Ticken zu sehr auf den Stimmen. Laute Geräusche (wie etwa Explosionen oder Schüsse) haben einen kräftigen Wumms. Musikstücke mit vielen verschiedenen Instrumenten klingen ausgewogen.
Das PG16 hat einen guten Eindruck bei mir hinterlassen. Gerade in Hinblick auf die Soundqualität merkt man dem ersten Gaming-Headset von Austrian Audio an, dass hier Menschen mit Fachkompetenz am Wer sind. Gerade mit Hinblick auf den UVP von 140 Euro ist die gebotene Leistung doch bemerkenswert gut. Zwar liegt mir persönlich etwas zu sehr Dominanz auf den Stimmen und der Bass hätte eine Spur voluminöser ausfallen können, allerdings kann ich mit beiden Mankos vollkommen leben. Auch das eher schlichte Design sowie die weitestgehend wertige Verarbeitung des Headsets überzeugen. Abstriche muss man dafür bei diversen Features machen. Das man das Headset nur über ein (kurzes) Kabel bedienen kann und es keine drahtlose Verbindungsmöglichkeit gibt ist so ein Defizit, aber auch das es keine Möglichkeit gibt die Lautstärke direkt am Headset selbst einzustellen. Wenn man mit den Nachteilen leben kann oder diese einem schlicht nichts ausmachen, bekommt man für den Kaufpreis aber ein wirklich gutes Produkt.