Asterix & Obelix Slap Them All! 2 REVIEW
Der kleine Comic-Gallier Asterix wurde ursprünglich im Jahre 1959 von den beiden französischen Comiczeichnern René Goscinny und Albert Uderzo kreiert. Seitdem prügelt er sich zusammen mit seinem besten Kumpel Obelix durch zahlreiche Comicbücher. Doch Comics alleine reichen nicht aus, um die unbezwingbaren Gallier zu beschäftigen. Also wurden sie über die Jahre hinweg nicht nur wiederholt auf die große Kinoleinwand verfrachtet, sondern auch in Video- und Computerspiele. Bereits 1983 tauchte das erste Asterix-Videospiel auf dem Atari 2600 auf. Weitere sollten folgen.
Das am 17. November 2023 veröffentlichte Asterix & Obelix Slap Them All! 2 ist die Fortsetzung des ca. zwei Jahre zuvor veröffentlichten ersten Teils. Wenig überraschend handelt es sich auch bei der Fortsetzung um einen Belt-Brawler. Tatsächlich sieht Teil 2 seinem Vorgänger zum verwechseln ähnlich. Hieraus ergibt sich natürlich die Frage, ob nennenswerte Verbesserungen durchgeführt wurden und ob es sich überhaupt lohnt das Spiel zu kaufen, wenn man bereits mit dem Vorgänger vertraut ist. Zeit dies herauszufinden!
Wer hat den Aquila gemopst?
Wir schreiben das Jahr 50 vor Christus. Das römische Imperium unter der Führung des überambitionierten Julius Cäsar hat sich inzwischen ganz Gallien einverleibt. Ganz Gallien? Nicht ganz! Dank des Zaubertranks des Druiden Miraculix leistet ein kleines Dorf nach wie vor Widerstand gegen die römischen Invasoren. Der Zaubertrank spendet temporäre Unbesiegbarkeit und gibt den gallischen Dorfbewohnern somit die Möglichkeit ihre Freiheit zu verteidigen. Doch die Römer lassen nicht locker, und lassen die Region rund um das gallische Dorf von den vier Lagern Babaorum, Aquarium, Laudanum und Kleinbonum überwachen. Ferner hecken Julius und seine Handlanger immer wieder fiese Pläne aus, um die widerspenstigen Dörfler doch noch in die Knie zu zwingen.
So weit zur Ausgangslage der Asterix-Comics. Im Gegensatz zum Vorgänger verwurstet Asterix & Obelix Slap Them All! 2 jedoch keine Stories der Comic-/Filmvorlagen, sondern bietet eine eigenständige Geschichte. Grautvornix, der Neffe des Dorfoberhaupts Majestix kommt panisch aus Lutetia ins Dorf geflüchtet. Ihm auf den Fersen ist eine gesamte Römerlegion. Nachdem Asterix und Obelix die Sandalenträger weggeprügelt haben, erklärt der Jugendliche wie es dazu kommen konnte. Der goldene Aquila, also der Legionsadler der Römer, wurde gestohlen, was eine immense Entehrung Julius Cäsar darstellt. Die Römer haben daraufhin Ozeanix als Täter gebrandmarkt und in den Kerker geworfen. Als Sohn von Ozeanix sollte auch Grautvornix im Knast landen, daher die Flucht vor den Römern. Natürlich ist Ozeanix unschuldig. Also machen sich Asterix und Obelix auf den Weg nach Lutetia, um die wahren Täter zu schnappen, den Römern ihren Aquila zurückzubringen und somit die Unschuld ihrer Freunde zu beweisen.
Es ist löblich, dass sich die Entwickler etwas eigenes ausgedacht haben, statt wieder nur altbekannte Stories zu verwursten. Leider ändert das nichts daran, dass die Präsentation in Form einer mäßigen Visual Novel nach wie vor suboptimal ist. Die Dynamik der Comics wird mit diesem Stil nicht erreicht, und die Textboxen tun sich nach wie vor schwer damit Spannung und Humor zu transportieren. Jedoch muss auch gesagt werden, dass die Texte nicht mehr ganz so platt und leblos wirken wie im Vorgänger und ab und zu tatsächlich zum schmunzeln bringen. Außerdem wurden die Visual Novel-Zwischensequenzen endlich voll synchronisiert, was weiteren Auftrieb gibt. Und wer sich mit der Franchise auskennt, wird natürlich mit diversen Anspielungen belohnt. So durchqueren wir im zweiten Level die Ruinen der Trabantenstadt, was Erinnerungen an den Film „Asterix im Land der Götter“ weckt. Und der Boss dieses Levels ist Lügfix, der betrügerische Seher aus „Asterix – Operation Hinkelstein.“ Fans der Comic-Gallier werden also logischerweise mehr Spaß empfinden als Unkundige. Unterm Strich bietet Asterix & Obelix Slap Them All! 2 im Bereich Handlung und Präsentation also eine Verbesserung, auch wenn hier immer noch kein Blumentopf gewonnen wird.
Die Reduzierung des Umfangs ist gut für die Halbwertszeit, aber …
Das Spielprinzip von Asterix & Obelix Slap Them All! 2 unterscheidet sich nicht groß von anderen Genrevertretern. Ihr steuert wahlweise Asterix oder Obelix ohne Zeitlimit durch relativ lineare Belt-Stages und vermöbelt jeden Römer, Banditen, Piraten oder Gladiatoren, der es wagt sich euch in den Weg zu stellen. Ein paar der insgesamt 20 Stages konfrontieren euch zum Ende mit einem Bossgegner, der wesentlich mehr einsteckt als die Standard-Gegner, und kompetenter vorgeht. Bosse teilen nicht nur ordentlich Schaden aus, sondern können auch blocken, kontern oder verfügen sogar über spezielle Fähigkeiten, also Vorsicht.
Standard-Gegner versuchen da eher mit Masse zu beeindrucken, verfügen hier und da aber auch über einige faule Tricks wie Distanzwaffen oder Dash-Moves. Tatsächlich bekamen einige der Gegnertypen seit dem letzten Teil ein Upgrade spendiert. Die kleinen Banditen können jetzt aus der Entfernung mit Messern werfen, während die kleinen Piraten mit sehr trickreichen Ninja-Moves nerven. Bei den Normannen gibt es jetzt neue Bogenschützen-Einheiten, welche ebenfalls recht schadhaft für den eigenen Heilbalken sein können. Gruppenkontrolle ist jetzt also noch wichtiger, um zu überleben. Und vor allem die kleinen Gegner sind im zweiten Teil nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
Wie eben genannt, besteht das Spiel aus 20 Levels. Diese können zwar etwas länger sein, als die 50 Level des Vorgängers. Allerdings wurde die Spielzeit somit auf mindestens die Hälfte reduziert. Die allgemeine Wahrnehmung der Spielerschaft, spricht von einer Spieldauer von ca. 4 Stunden. Natürlich variiert die Spielzeit, je nachdem auf welcher der drei Schwierigkeitsstufen man spielt. Man braucht sich beim Schwierigkeitsgrad nicht festlegen, da man diesen in der Levelauswahl-Tabelle jederzeit uneingeschränkt regulieren darf. Selbstverständlich darf man hier auch jeden bereits erschlossenen Level anwählen und erneut spielen.
Durch die Kürzung der Levelanzahl bzw. Spieldauer, leidet Slap Them All! 2 nicht mehr unter der extremen Langwierigkeit wie sein Vorgänger. Das ist eine Menge wert! Leider wurde der Preis des Spiels nicht an die Halbierung des Umfangs angepasst. Asterix & Obelix Slap Them All! 2 ist zumindest auf Steam genauso teuer wie sein Vorgänger. Darüber hinaus nervt es, dass immer noch keine Online-Leaderboards für Highscores angeboten werden. Somit ist das Münzen- und Sandalen-Sammeln zur Aufstockung des Punktezählers so sinnlos wie eh und je. Auch der abermalige Verzicht auf Online-Multiplayer (es wird wieder nur lokaler 2-Spieler-Koop geboten), sowie die ersatzlose Streichung der Gimmick-Level (Buttonmashing-Wettrennen, Wildschweinjagd, …), sind klare Kritikpunkte.
Kleine Änderungen beim Prügelplan
Wie gehabt könnt ihr das Spiel mit Tastatur oder Controller spielen. Für die Tastatur bekommt ihr sogar eine Buttonbelegung. Ich selbst habe es via Controller gespielt, und kann an der Steuerung nichts beanstanden. Die Moves gehen leicht von der Hand und erfordern auch keine wirren Kombinationen oder dergleichen. Die Movepalette des Vorgängers blieb größtenteils erhalten, Obelix‘ Kombo für schwere Schläge ist der Schere zum Opfer gefallen, ansonsten ist alles wieder mit dabei. Mit dem Dash könnt ihr die feindlichen Horden einfach umrennen und für etwas Übersicht sorgen. Oder ihr packt einen Gegner und werft ihn in seine Kumpels, das hat den selben Umkegel-Effekt. Jedoch ist die Hitbox zum packen eines Gegners im zweiten Teil wesentlich pingeliger als im Ersten – das nervt!
Ihr bekommt ein gutes Sortiment an leichten und schweren Angriffen. Letztere kommen sogar in verschiedenen Varianten daher, wie etwa dem Uppercut, mit dem ihr die Römer aus den Sandalen hauen könnt. Die Latschen können dann für Extrapunkte eingesammelt werden. Ihr könnt blocken, packen und Sprungkicks lostreten. Und das schöne ist auch hier wieder, dass man munter auf Gegner einprügeln darf, die bereits am Boden liegen. Das ergibt einfach einen guten Flow beim prügeln und ist eines der großen Merkmale der Slap Them All!-Serie!
Das Konditionssystem aus Teil 1 wurde übrigens abgeschafft. Der gelbe Energiebalken, welcher langsam durch erfolgreiche Schläge aufgebaut wird, dient nun zur Aktivierung zweier neuer Fähigkeiten. Den „Wut-Modus“ darf man aktivieren, wenn man ein Drittel des gelben Energiebalkens aufgefüllt hat. Dieser sorgt dafür, dass die beiden Gallier einen starken Geschwindigkeitsboost erhalten, während sich der gelbe Balken wieder entlädt.
Dann gibt es noch den „Ultimativen Angriff.“ Hat man den gelben Energiebalken komplett gefüllt, kann man eben diesen lostreten. Asterix macht bei diesen einen auf „Flash – Der Rote Blitz“ und klatscht für einen kurzen Zeitraum vollautomatisch alle Gegner in Blitzgeschwindigkeit um, diese Schläge richten aber nur geringen Schaden an. Obelix beschwört hingegen einen Hinkelsteinregen, dessen Trefferzonen zwar zufällig gewählt werden, die dafür aber immensen Schaden anrichten. Beide Gallier sind während des Ultimativen Angriffs unverwundbar.
Asterix und Obelix bieten auch einige weitere individuelle Moves und spielen sich etwas anders. Asterix ist etwas schneller und hat eine kleinere Trefferfläche, was ihn immer noch zu einer weitaus besseren Wahl macht als Obelix. Letztere macht aber endlich spürbar mehr Schaden und kann wohl auch ein wenig mehr Einstecken, als sein kleiner Kumpel. Da die Gegner jedoch ernste Stunlocks verursachen können, ist der träge Obelix deutlich riskanter zu handhaben.
Wie gehabt kann man als Einzelspieler beide Charaktere per Knopfdruck durchschalten. Anders als zuvor heißt es jetzt jedoch nicht mehr Game Over, sobald eine Spielfigur alle Lebensenergie eingebüßt hat. Im zweiten Teil, bleibt diese lediglich für den Rest des Levels KO, und man kann mit der anderen Spielfigur weiterkämpfen. Vorsicht ist aber dennoch geboten, denn es gibt nach wie vor keine Checkpoints. Sind beide Gallier hinüber, muss man den Level komplett von Vorne beginnen. Dafür wird jeder gewonnene Level gespeichert, weswegen ein Extraleben-System entfällt, und man ohne größeren Druck spielen kann.
Und selbstverständlich gibt es wieder Nahrungsmittel aus zerstörbaren Fässern zu erbeuten. Mit Äpfeln, Schweinshachse und Wildschweinbraten lässt sich der angeschlagene Heilbalken regenerieren. Die Menge der Nahrungsmittel wurde auch netterweise auf zwei Spielfiguren abgestimmt. Schön ist auch, dass störende Blockaden nun schneller zerstört werden können, als im Vorgänger. Wenn auch nichts Weltbewegendes, sind derartige Detailverbesserungen für einen höheren Spielkomfort immer gerne gesehen.
Grafik und Sound
In grafischer Hinsicht hat sich im Vergleich zum Vorgänger nichts geändert. Die schöne Comicgrafik leistet immer noch einen tollen Job den Charme der Vorlage einzufangen. Sowohl Charaktere als auch die Ortschaften wirken handgezeichnet und wie aus einem Guss. Die Animationen sind hochwertig und das Artwork der Comics wurde perfekt umgesetzt. Im Hintergrund findet Parallax-Scrolling seinen Einsatz und trotz des Prügelchaos gegen mehrere dutzend Gegner und/oder haufenweise von Statisten-NPCs läuft alles sauber, flüssig und frei von jeglichen Bugs. Schwachpunkte sind hingegen die bereits angesprochene Storypräsentation in Form von halbherzigen Visual Novel-Sequenzen, sowie das Genre-übliche Recycling von Gegnertypen (leider auch bei Bossgegnern).
Im Gegensatz zum Vorgänger bietet Asterix & Obelix Slap Them All! 2jedoch endlich mehr Variation bei den Ortschaften. Die meisten Level haben jetzt einen individuellen Look. Es wurden zwar einige Ortschaften aus dem ersten Teil recycelt, aber es kamen auch viele Neue hinzu.
Der Soundtrack wird dezent im Hintergrund abgespult. Somit stört er zwar nicht beim spielen, verfügt jedoch auch über keinerlei Erinnerungswürdigkeit. Das heißt nicht, dass die Stücke schlecht sind, aber sie passen halt nicht so recht zum actionreichen Brawler-Spielablauf. Die Prügel-Soundeffekte und gut vertonten deutschen Sprachsamples fetzen hingegen ziemlich gut. Und anders als im Vorgänger wird endlich auch eine volle Sprachausgabe für die Textboxen und Visual Novel-Segmente geboten.
Pro & Kontra
- schöne Ingame-Grafik, welche der Vorlage auch gerecht wird
- breite Movepalette und spaßiges Brawler-Gameplay mit einem guten Spielfluss
- erlaubt dem Spieler ein hohes Maß an Kontrolle im Kampf
- endlich eine volle Sprachausgabe
- für einen Belt-Brawler immer noch ein großer Umfang (20 Level, drei Schwierigkeitsgrade)
- fragwürdiges Preis- Leistungsverhältnis (gleicher Steam-Standardpreis wie der Vorgänger, obwohl bestenfalls der halbe Umfang geboten wird)
- die Storypräsentation im Visual Novel-Stil kann immer noch nicht so recht überzeugen
- Koop-Modus ist nur lokal spielbar
- der OST wirkt für das Spielgenre immer noch zu lasch
- die Gimmick-Level wurden ersatzlos gekickt