Assassin’s Creed: Valhalla REVIEW
Schon bevor Assassin’s Creed Valhalla überhaupt erhältlich war, überschlugen sich verschiedene Kritiken, die nicht besonders positiv gestimmt waren. Natürlich gab es aber auch Pressestimmen, die ihre Begeisterung kaum zurückhalten konnten. Nun haben auch wir das Action-Adventure mit einer hohen zweistelligen Spielzeit erlebt und sagen euch, in welche Richtung wir tendieren.
Der kühle Norden
Dass es in dem aktuellen Abenteuer des Franchise um Eivor Varins(dóttir/son) geht, der in der Zeit der Wikinger hineingeboren ist, wird wohl bereits jeder wissen, der dieses Review liest. Selbstverständlich wird die Brutalität dieser nördlichen Epoche gleich mit dramatischen Szenen eingeleitet. Eivor, noch jung und ohne Benennung eines Geschlechtes, muss mit ansehen, wie seine Eltern den Tod finden. Unehrenhaft hingerichtet ist das, was die Augen des Kindes einfangen. Doch noch bevor der Gedanke an Rache überhaupt aufkommen kann, steht das eigene Leben ebenfalls kurz vor dem Ende.
Jahre später setzt sich die Geschichte fort, die nicht an dieser Tragödie klammert. Inzwischen ist durch eine optionale Auswahl benannt, ob Eivor männlicher oder weiblicher Natur ist. Doch ganz gleich wie die Entscheidung ausfällt, ihr erlebt einen starken Krieger, der gerade aus einer brenzligen Situation entkommen muss. Dadurch lernt ihr nicht nur eure sofortige Spielfigur besser kennen, sondern auch die schneebedeckte Kulisse.
Ansässig im Rabenclan, ist Eivor das Kämpfen nicht fremd. So schlagt ihr euch mit Axt oder Schwert durch die Reihen der Gegner ohne Rücksicht auf Verluste und ebnet weitere verschneite Inseln im Norden des heutigen Europas.
Aufbruch ins neue Leben
Ohne weitreichende Erkundung ist der Weg in neue Gefilde aber nicht fern. Ab einem gewissen Storyfortschritt dürft ihr ins heutige England aufbrechen und dort eine neue Heimat aufbauen. Natürlich wird die Mentalität der Wikinger nicht im Geburtsort zurückgelassen und so heißt es, erobern und brandschatzen. Als Fremde überfallt ihr christliche Dörfer und Landstriche, um den eigenen Reichtum auszubauen.
Da ein Wikinger selten alleine kommt, könnt ihr für die Feldzüge eure kleine Gefolgsmannschaft herbeirufen und gemeinsam bewachte Orte überrennen. Dabei sollte der Fokus nicht auf einen schnellen Diebstahl der Schätze liegen, sondern auch darauf, die eigene Gruppe zu beschützen und ggf. zurück ins Leben zu holen.
Zu beachten ist jedoch, dass die Erkundung des Zielgebietes oberste Priorität sein sollte. Schnell landet ihr in Ortschaften, die mit Feinden aufwarten, denen ihr nahezu chancenlos gegenübersteht. Dementsprechend sollte langsames Vordringen eingeplant werden, um ferner neue Eroberungsgebiete einnehmen zu können.
Weniger RPG
Assassin’s Creed Origins und Odyssey hoben sich von ihren Vorgängern mit vielen neuen Rollenspiel-Elementen ab. Ein Level-Up-System, ein Skilltree und massig Rüstungsgegenstände sowie Waffen boten beide Spiele. Assassin’s Creed Valhalla ist da deutlich kompakter. Das Level-Up-System ist in der vorherigen Form gar nicht mehr vorhanden. Stattdessen wurde die Vergabe der Attribute an eine Grundstärke gekoppelt. Mit jedem Levelaufstieg, den ihr über Erfahrungspunkte heraufbeschwört, dürft ihr zwei Fähigkeitspunkte vergeben. In der Auswahl gibt es dabei Beschränkungen, die jedoch immer minimaler werden, da ihr die Richtung der neuen Ausrichtung eures Charakters bestimmt. Wollt ihr eine Balance zwischen Nahkampf und Fernkampf? Ist eine Erweiterung der Lebensskala eher in eurem Sinne? Möchtet ihr euren Wikinger mehr zum Schleichen erziehen?
Die neue Stärken eures kriegerischen Helden müssen zwar nicht mit Bedacht gewählt, aber dennoch ernst genommen werden. Denn Assassin’s Creed Valhalla spart ziemlich am Fundus. Wo ihr in Assassin’s Creed Origins und/oder Odyssey noch an jeder Ecke einen neuen Brustpanzer oder Armschienen gefunden habt, liegt nun vielleicht nur noch etwas an Silber. Der aktuelle Teil der Reihe besinnt sich auf das Motto „weniger ist mehr“. Dadurch seid ihr eher gezwungen, eure vorhandene Ausrüstung aufzuwerten, wozu es wiederum verschiedene Utensilien benötigt. Wer ein gutes Stück findet, darf es evtl. noch mit einer Rune ausstatten und dadurch zusätzliche Skills zuteilen.
Auf den Spuren der Gerechtigkeit
Die Einsparung an RPG-Elementen soll den Charakter des Franchise wieder stärken. Statt nur in der Offensive zu agieren, wird das Heranschleichen und das Verstecken wieder mehr in den Fokus gerückt. Zwar wurde in den beiden vorangegangenen Teilen daran ebenfalls nicht gespart, doch war es mehr Spielerei statt Notwenigkeit.
Gerade in Valhalla wird ein vorsichtiges Vorgehen wieder öfter verlangt, zumal es nicht selten vorkommt, dass ein übermächtiger Gegner vor euch steht. Insbesondere die Wachen des Ordens sind nicht zu unterschätzen, die in England auf Patrouille sind. Sie beschützen die Ordensmitglieder, die mit dem Kult aus Odyssey gleichzusetzen sind. Das heißt unter anderem, jedwede Hinweise einsammeln, die euch auf die richtige Spur bringen.
Die Jagd nach den Mitgliedern des Ordens ist eines der interessantesten Aspekte des Titels, die euch zugleich alle Landstriche erkunden lässt. Dadurch werdet ihr vielleicht sogar verfluchte Orte ebnen, die nach ihrer Befreiung suchen. Questgeber kreuzen sicherlich ebenfalls euren Weg,
Eivor, König der Diebe
Das Brandschatzen, Erobern und Schmieden neuer Bündnisse verfolgt einen großen Zweck. Abseits der Kämpfe erbaut ihr eure Siedlung, in der viele Gleichgesinnte ein neues Leben beginnen möchten. Das bedeutet zugleich, Missionen erfüllen und fremde Städte berauben.
Das erschließt im späteren Verlauf aber sogar den Weg nach Asgard, wo ihr mitunter auf Thor und Loki trefft. Zugleich ist das neue Zuhause ein Ort, in dem ihr Minispiele oder Nebenquests starten könnt, um weitere Fassetten von Assassin’s Creed Valhalla kennenzulernen. Optische Veränderungen an eurer Spielfigur sind ebenfalls vor Ort möglich.
Um eine gute Übersicht zu gewinnen, ist nicht nur eine Landkarte am Start, die alle besuchten Areale verankert, sondern auch ein Rabe, der eine genauere Ansicht vor Ort verschafft. Mit den obligatorischen Aussichtspunkten werden sogar ganze Ortschaften aufgedeckt, die zudem weitere Nebenquests sichtbar machen.
Animus
Der aktuelle Teil der beliebten Reihe führt die Sprünge in die Gegenwart fort. Erneut übernehmt ihr dort die Rolle von Layla, die bereits in Odyssey und Origins einen wichtigen Teil der Erzählung übernahm. Gleich mit dem Einstieg in ihre Geschichte wird ein direkter Anschluss gesucht. Inzwischen ist vom Ende der Welt die Rede, welches sie und ihr Team unbedingt aufhalten will.
Der Wechsel in die Gegenwart ist glücklicherweise sehr zurückgefahren worden und spielt nur noch eine geringfügige Rolle. Wenngleich die Abschnitte sehr klein gehalten sind, stören sie aber trotzdem in manchen Storyparts den allgemeinen Spielfluss. Wer jedoch bereits Odyssey gespielt hat, könnte neugierig werden, wie es mit Layla weitergeht.
Die Optik
Valhalla ist wahrlich ein sehr schönes Spiel, welches aber leider nicht sparsam an Bugs ist. Geplagt von einigen Grafikfehlern, gewinnt man schnell den Eindruck, dass der Fehler von Unity wiederholt wurde. Natürlich bin ich optimistisch gestimmt, dass einige Patches Abhilfe schaffen werden.
Doch gerade die NPCs sehe ich als weniger gelungen an. Viele Charaktere präsentieren sich mit steinerner Mimik und lebloser Gestik. Nur wichtigen Figuren wurde die Zeit und Muße geschenkt, Authentizität mit einzubringen.
Hauptsächlich werdet ihr aber wundervolle Landstiche erleben, deren Fauna und Flora gelungen sowie harmonisch ist. Ein langsamer Tag- und Nachtzyklus zaubert die schönsten Himmelsbilder auf den Bildschirm. Leichte Winde lassen die Blätter der Gräser und Bäume bewegen. Und selbst, wenn es durch den tiefen Schnee von Norwegen geht, zeichnen die Fußspuren eine gelungene Darbietung der Spielwelt.
Am meisten hat mich aber die Darstellung des Wassers beeindruckt. Sofern ihr mit dem Boot neue Ufer ausspäht, bekommt ihr wunderschöne Wellen wie Spiegelungen geboten, die der Realität kaum noch Luft lassen.
Sound und Steuerung
Der Sound ist der nördlichen Herkunft der Wikinger angepasst. Oft werdet ihr von Klängen begleitet, die im Kopf Bilder der starken Krieger samt ihrer winterlichen Bekleidung malen. In befriedeten Gebieten wird oftmals sogar die Fauna in den Mittelpunkt gestellt und dadurch die unberührte Natur akustisch hervorgehoben.
Oft scheiden sich bei der deutschen Lokalisation die Gemüter. Nun ja, es gibt diese Momente, in denen die Vertonung ins deutsche etwas lieblos im Ohr klingt. Überwiegend werden die Situationen und Emotionen aber sehr gut eingefangen, ohne dass ihr das Gefühl bekommt, eine sterile Sprecherkabine wahrzunehmen. Selbst witzige Gespräche übertragen die humorvolle Situation bestmöglich.
Als weiteren technischen Aspekt steht noch die Steuerung an. Diese ist in vielen Situationen leider recht schwerfällig und weniger geschmeidig gegenüber den Vorgängern. Oft gelingen mir die geplanten Manöver nicht und ich muss stattdessen improvisieren. Das kostet insbesondere bei härteren Gegnern einige Siege und führt nicht selten unweigerlich zum Exitus und zum dementsprechenden Neustart. Spielerisch trübt dies leider gelegentlich die Stimmung und führt zum Abbruch mancher Mission.
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Pro & Kontra
- Große Spielwelt
- Gute deutsche Lokalisation
- Schöne Kulissen
- Einige Grafikbugs
- Weniger RPG-Elemente