Agatha Christie: Mord im Orient Express REVIEW
Hercule Poirot, der sympathische Detektiv mit dem Schnurrbart aus Belgien, dürfte vielen Leuten inzwischen ein Begriff sein. Nicht nur die Romane der Kultautorin Agatha Christie erfreuen sich großer Beliebtheit, auch die mittlerweile drei modernen Verfilmungen können sich sehen lassen. Nachdem wir bereits vor ca. zwei Monaten in London ermitteln durften, führt uns Agatha Christie: Mord im Orient Express (Murder on the Orient Express) an Board des ruhmreichen Zuges. Wir haben uns das Abenteuer genauer angeschaut und nehmen euch mit auf eine spannende Fahrt im Orient Express – Abfahrt!
Ein Klassiker modernisiert
Die Handlung von Agatha Christie: Mord im Orient Express entspricht tatsächlich ihrem Original aus dem Jahre 1934 mit allen Details. Doch anders als vor rund 90 Jahren erleben wir die Handlung im Dezember 2023. Ergo ist der Orient Express ein wenig moderner ausgestattet. Außerdem gibt es bereits Smartphones an Board sowie Laptops und einen elektronischen Safe, den wir knacken müssen.
Als der belgische Detektiv Hercule Poirot eine Reise mit dem Orient-Express von Istanbul nach London buchen will, ist der Zug überraschenderweise bereits ausgebucht. Nur durch seine Beziehungen zu Monsieur Bouc, dem Direktor der Eisenbahngesellschaft, der mit ihm reist, bekommt er noch ein freies Abteil. Auf der Fahrt durch Jugoslawien, zwischen Vinkovci und Brod, muss der Zug anhalten, da die Strecke durch eine Schneeverwehung blockiert ist. Dabei wird ein amerikanischer Reisender in der Nacht heimtückisch ermordet. Monsieur Bouc bittet selbstverständlich Hercule Poirot, auch diesen Fall zu lösen und wir nehmen diese Aufgabe dankend an.
Zudem lernen wir mit Joanna Locke, eine junge amerikanische Polizistin und Ermittlerin, kennen, die fiktiv dem Geschehen des Spiels hinzugefügt wurde. Dadurch springt die Handlung zur Mitte des Spiels auch mal aus dem Zug hinaus in die Vergangenheit und die Ermittlungen der jungen Polizistin, die allerdings stark im Zusammenhang mit dem Mord an Board des Orient Express liegen. In diesen Rückblenden lernen wir einige Charaktere genauer kennen, die sich auch an Board des Zuges befinden.
Alle Mann an Board
Doch bevor die große Reise mit dem berühmten Orient Express starten kann, müssen wir in einer ausführlichen Einführung einen ersten Fall in einem Hotel in Istanbul lösen. Dort meldet ein Gast, dass sein Ticket für die bevorstehende Fahrt gestohlen wurde und wir müssen in seinem Hotelzimmer nach Hinweisen suchen sowie die Angestellten des Hotels befragen, um Beweise zu sichern. Dies hat zwar wenig mit dem späteren Mordfall zu tun, zeigt uns aber die wichtigsten Spielmechaniken.
An Board des Orient Express wird dies später allerdings auch nicht anders sein. Neben der Aufklärung des Mordes erwarten uns immer mal wieder kleinere Nebenaufgaben wie beispielsweise ein Puzzle des Kühlschrank-Inhaltes oder das Mixen eines Cocktails aus diversen Zutaten. Die meiste Zeit verbringen wir allerdings damit, dass wir potenzielle Verdächtige nach ihrem Alibi befragen, Zeugen ausquetschen oder wichtige Gegenstände finden, die uns immer weiter in Richtung der Lösung des Falles bringen. Gelegentlich warten auch knifflige Rätsel auf uns, wie beispielsweise ein Schiebepuzzle an einer Kiste oder einem Safe, den wir knacken müssen. Diese sind an einigen Stellen sogar durchaus fordernd. Sollten wir doch mal nicht weiterkommen, steht uns allerdings jederzeit eine Hilfe optional zur Verfügung.
Im Gegensatz zu den Sherlock Holmes-Titeln kann man hier jedoch keine großen Fehler machen und dadurch einen Unschuldigen hinter Gitter bringen. Die Handlung bleibt eher linear und Fehler leuchten auf und können direkt korrigiert werden. Dadurch fehlt auch ein wenig der Wiederspielwert, sollten wir den Mordfall nicht korrekt gelöst haben. Mit 13 abwechslungsreichen Kapiteln bietet Agatha Christie: Mord im Orient Express dennoch einen ordentlichen Umfang, der durch das Finden goldener Schnurrbärte (rein optional!) sogar noch einige Zeit mehr in Anspruch nehmen kann.
Glanz im vollen Zuge
Neben dem fantastischen Gameplay während der Ermittlungen kann sich auch die Optik von Agatha Christie: Mord im Orient Express sehen lassen. Die Charaktermodelle rund um den sympathischen Detektiven Hercule Poirot überzeugt ebenso wie die anderen Charaktere, die sich an Board befinden. Die Passagen von Ermittlerin Joanna Locke sind eine willkommene Abwechslung zu den engen Räumen und dem schmalen Gang des Zuges, in dem man sich sonst nur von A nach B bewegen kann. Sehr ansprechend ist auch die hervorragende Synchronisation mit deutscher Lokalisierung. Jede Figur hat den zu ihrer Herkunft passenden Akzent oder Dialekt und auch die Betonung und sogar die Mimik lassen Lügen erkennen und Rückschlüsse zu.
Das alles zusammen mit einem passenden Soundtrack und einem ebenso ansprechenden wie abwechslungsreichen Gameplay ergibt eine tolle Atmosphäre, die fesselt und immer wieder dazu anregt, neue Geheimnisse zu entdecken und jeden noch so kleinen Winkel zu erforschen. Der Schwierigkeitsgrad ist ähnlich wie in einigen Vorgängern eher leicht, allerdings gibt es wie bereits erwähnt einige knifflige Rätselabschnitte. Wer dann doch mal nicht weiter weiß, kann auf Hinweise zurückgreifen, die schnell zur Lösung des Rätsels beitragen.
Pro & Kontra
- Spannendes Gameplay bei Ermittlungen
- Zusätzlicher Charakter sorgt für Abwechslung
- Charaktere überzeugen insgesamt
- Geringer Wiederspielwert
- Ermittlungen wenig anspruchsvoll