A Plague Tale Requiem REVIEW
Die Geschichte rund um das Geschwisterpaar Amicia und Hugo geht nun mit A Plague Tale Requiem in die zweite Runde und spielt gut 6 Monate nach dem ersten Teil. Inhaltlich geht es im Kern genau da weiter, wo Innocence nach Kapitel 17 aufgehört hat. Dennoch ist zu empfehlen, den ersten Teil nachzuholen, bevor ihr mit dem Nachfolger startet, um die Story besser nachvollziehen zu können.
Hugo hat nach wie vor die „Prima Macula“ in seinem Blut. Dabei handelt es sich um eine übernatürliche Macht, welche in einigen adligen Blutlinen zu finden ist. In den 6 Monaten nach dem Kampf gegen die Inquisition, erlitt der kleine Hugo keinen weiteren Anfall und überschritt keine weitere Schwelle seiner Krankheit. Es könnte tatsächlich alles so wunderschön sein, Amicia, Hugo und Lukas spielen verstecken, erkunden einen Fluss und ich als Spieler sitze nur mit offenem Mund vorm Bildschirm und kann nicht glauben, wie wunderschön und Detailverliebt die Umgebung ist. Hier schreit quasi alles nach Next bzw. CurrentGen. Jedoch kommt alles so, wie es nun einmal kommen muss. Nach einem kleinen Vorfall löst ein Schockmoment die Macula in Hugos Blut erneut aus und die Ratten kehren zurück.
Damit herzlich willkommen zu A Plaque Tale Requiem
Was einem sofort auffällt, die Entwickler wollten mit Reguiem auf der einen Seite den Spieler und Spielerinnen schon etwas Vertrautes mit an die Hand geben, jedoch nicht einfach nur „Copy & Paste“ betreiben. Sie wollten von Anfang an das vertraute „A Plague Tale“ noch besser machen. Und das ist ihnen größtenteils gelungen.
Ihr seid nach wie vor mit eurer Schleuder ausgestattet und dürft damit wahlweise Gegner ausschalten oder Rätsel lösen. Hier gibt es gleich mehrere kleinere Neuerungen. Zum einen müsst ihr jetzt keine Steine mehr suchen. Alles Weitere gilt es nach wie vor zu finden und zu sammeln. Über die „RB“ oder „R1“ Schultertaste lässt sich erneut der Circle herbeirufen, um hier auszuwählen, welche Aktionen wir ausführen möchten. Wollen wir etwas werfen oder schießen? Hierbei gilt es jetzt jedoch zu beachten, dass im äußeren Kreis die eigentliche Aktion via Analogstick und im Inneren des Kreises per D-Pad ausgewählt wird, was wir innerhalb der geplanten Aktion vorhaben. Wollen wir ein Feuer entzünden oder löschen? Schießen oder werfen? Dies lässt sich nun im Einzeln wahlweise zuordnen und somit die Aktionen intensivieren.
Mitreißend
Insgesamt umfasst die Story von Requiem 17 Kapitel. Die Anzahl derer, in denen ihr mit eurem Bruder Hugo unterwegs seid, wurde im Vergleich zum ersten Teil merkbar heruntergeschraubt. Hier versucht man jetzt mehr Abwechslung zu erzeugen, indem ihr wahlweise mit Lukas, alleine oder auch als Hugo unterwegs seid. Selbstverständlich bestreitet ihr als Amicia zusammen mit eurem Bruder Hugo wieder das ein oder andere Kapitel.
Insgesamt muss ich sagen, rein auf der emotionalen Ebene haben die Entwickler es im Vergleich zum Vorgänger geschafft, dem Ganzen nochmal eine Schippe draufzusetzen. Im Verlaufe des Spiels spürt ihr ständig die Verzweiflung, die Unsicherheit das zu tun was richtig oder das zu tun was nötig ist. Die Liebe und Bindung zwischen den Geschwistern ist allgegenwärtig. Egal ob sie verstecken oder am Fluss „Schiffe“ versenken spielen, auf dem Jahrmarkt tanzen und klatschen, oder die einfache Rechtfertigung Amicias, dass sie das alles nur für ihren kleinen Bruder tut. Die innere Zerrissenheit zwischen Recht und Unrecht ist ständiger Begleiter und wird auch dadurch untermauert, als Lukas uns darauf aufmerksam macht, dass es nicht notwendig und förderlich sei, ständig Soldaten zu töten. Kritisches Hinterfragen der eigenen Handlung ist Storytelling auf extrem hohem Niveau. Hier holt man Spieler wie Spielerinnen komplett ab und sorgt dafür, dass man sich thematisch in die Geschichte hineinfühlt und sich damit auseinandersetzt.
Technik mit Kompromissen
Die deutsche Synchronisation ist wieder sehr gut gelungen und auch die zur damaligen Zeit genutzte Wortwahl passt sehr gut und lässt Spieler und Spielerinnen so in die Welt bestmöglich eintauchen. Kritik an Betonungen oder Stimmfarbe wäre komplett fehl am Platz.
Wenn wir schon bei der Technik sind, dann kommt mir dieser eine Satz der Entwickler wieder in den Sinn. „A Plague Tale Requiem ist ein kompromissloses CurrentGen Spiel“. Doch was genau meinen sie damit und wodurch wird dies bemerkbar? Ich bin mir nach wie vor nicht ganz sicher, aber ein etwas genauerer Blick in die Technik des Spiels, verrät uns eventuell ein wenig mehr. Grundsätzlich gab es schon vor Requiem CurrentGen exklusive Spiele, welche von der älteren PlayStation 4 oder der Xbox One und auch von den leistungsstärkeren Pro und X Modellen keinerlei Gebrauch mehr machten. Jedoch wissen wir spätestens seit der letzten Generation, dass das stärkste Team nur so stark ist, wie sein schwächster Spieler. Und hier kommt die Xbox Series S ins Spiel. Einige Entwickler haben bereits bei Microsoft nachgefragt, ob man nicht die Series S irgendwie umgehen könnte, was laut Microsoft jedoch nicht möglich sei. Wer Spiele für die Series X entwickelt, muss diese auch für die Series S herausbringen. Ursprünglich wurde 2020 die Series S als 1440p „WQHD“ Alternative eingeführt für alle Gamer, die nicht in 4K zocken wollen oder aktuell können. Und während viele Entwickler der Meinung sind, die Series S würde Spiele in dieser Generation ausbremsen, so hat man aktuell bei A Plague Tale Requiem keineswegs das Gefühl, dass hier irgendwas zurückgehalten wurde. Die Vegetation ist atemberaubend! Die Details wirklich beeindruckend und das Leveldesign außergewöhnlich schön.
Technik mit Zukunftsvisionen
Zusammengefasst heißt das, grafisch ist Requiem eine echte Wucht! Aber das hat am Ende auch seinen Preis. Und zwar für den kleinen, weißen Kasten. Von der einstigen 1440p Alternative mit bis hin zu 120 FPS Support sind laut technischer Analyse der Kollegen von Digital Foundry, nur noch 900p nativ bei 30 FPS übrig geblieben.
Dies tut dem Spiel selbst keinen Abbruch! Es sieht einfach fantastisch aus. Ob die Muscheln am Strand, die Vegetation, die Spielwelt inklusive seiner ganzen Details und die filmreifen Zwischensequenzen – es beeindruckt auf ganzer Linie. Hier sei erwähnt, dass A Plague Tale Requiem auf PC Hardware in Zusammenarbeit mit Nvidia entwickelt wurde. So ist das Spiel gleichzeitig das erste überhaupt, welches von Nvidias DLSS 3.0 Gebrauch macht.
Und wer den zweiten Teil in nativen 4K und zukünftig auch mit Raytracing spielen möchte, benötigt einen entsprechend potenten Gaming PC! An dieser Stelle schreit also alles nach aktueller Gaming Hardware. Bezogen auf das Beispiel der Series S will ich jetzt nicht behaupten, dass diese jetzt qualitativ hinten komplett abfällt, aber nun kann ich zumindest den Satz der Entwickler schon in gewisser Weise besser einordnen.
Kleine, nichtige Kritikpunkte
Doch trotz der ganzen Jubelei, gibt es auch hier einige negative Punkte, welche wir nicht gänzlich unter den Tisch kehren wollen. So kommt es während des Spielens gelegentlich zu kurzen Rucklern, welche jedoch mit der Framerate nichts zu tun haben. Ich vermute stattdessen, es sind kurze Laderuckler, welche jedoch hin und wieder im sonst schönen Spielfluss auffallen.
Ferner sind an manchen Stellen Glitches mit von der Partie. In Kapitel 4 hat mir ein Glitch sogar eine ganze Rätselpassage verworfen, sodass ich vom letzten Speicherpunkt noch einmal neu beginnen musste. Zudem finde ich es absolut schade, dass in einem Spiel, wo es auf das kooperative Zusammenspiel ankommt, kein lokaler Multiplayer integriert wurde. Wobei, aus technischer Sicht wäre das wahrscheinlich sowieso eine zu große Herausforderung bezüglich des Hardwarehungers geworden.
Der Umfang beträgt insgesamt 17 Kapitel und eine Spielzeit von ca. 20 bis 25 Stunden. Damit legen die Entwickler im Vergleich zum Vorgänger nochmal gut 5 bis 10 Spielstunden nach. Laut der Entwickler soll es leider keinen dritten Teil mehr geben. Die Geschichte zu Amicia und Hugo findet somit jetzt einen Abschluss. Ob dieser würdig ist, müsst ihr jedoch selbst herausfinden.
Video-Review
Pro & Kontra
- Atemberaubende Grafik und tolles Leveldesign
- Gute (deutsche) Sprachsynchronisation
- Erstklassiges Storytelling mit Tiefe
- Ordentliche Spielzeit mit 20 Spielstunden und mehr
- Einige Glitches
- Nachladeruckler
- Kein kooperativer Multiplayer
Leider enthält dieses Review einige sprachliche Fehler. Der unverständlichste besteht für mich darin, dass der Titel des Spiels konsequent falsch geschrieben wird. Es geht hier nicht um „Plaque“ wie beim Zahnarzt, sondern um eine Art Rattenplage, oder? Das passende englische Wort lautet daher „plague“ würde ich schwer vermuten 😉
Ahhhh, da hast du natürlich vollkommen recht. Dank für den Hinweis. Natürlich darf sowas nicht passieren.