Silent Hill 2 Remake REVIEW

Ich vergöttere bereits seit meiner Jugend Horrorfilme. Insbesondere der Mystery-Horror wird von mir favorisiert. Titel wie Resident Evil oder Alone in the Dark konnten diese Begeisterung leider nie auf Videospiele übertragen. Doch zwei Jahre nach dem Release von Silent Hill 2 kam ich in den Genuss, das Game nachzuholen. Und mit jedem Tag, den ich tiefer in das Spiel eintauchte, wurde mir klarer, dass das Gerne auch in virtueller Art funktionieren kann. Nach Jahren wuchs in mir der Wunsch, noch einmal die nervenaufreibende Reise nach Silent Hill anzutreten, denn bis auf Silent Hill 4: The Room, blieben alle Nachfolger hinter meinen Erwartungen zurück. Selbst die Silent Hill: HD Collection konnte mich nicht mehr zurückführen und wurde nach wenigen Stunden von mir beiseite gelegt.

Jahre später kamen erste Gerüchte auf, dass ein Silent Hill 2 Remake geplant sei. Leider blieb dies über lange Zeit nur eine reine Clickbait-Meldung. Vielen anderen Titeln gab ich dafür die Chance, mich abermals so zu begeistern, wie es nur der Hit von Konami konnte. Erst The Medium aus dem Jahre 2021 kam dem sehr nahe, was ich mir schon lange wünschte. Das Bloober Team, die als Entwickler fungierten, verstanden ihr Handwerk. Doch dass das benannte Entwicklerteam und Silent Hill 2 irgendwann in einem Atemzug genannt werden würden, wäre seinerzeit blankes Wunschdenken gewesen. Nun ist es Oktober 2024 und das langersehnte Remake ist endlich da und vor allem wahr! Schon jetzt kann ich sagen, dass sich das Warten gelohnt hat.

Hinein ins Ungewisse

Im Silent Hill 2 Remake übernehmt ihr die Rolle von James, der dem Gedanken nachjagt, seine bereits verstorbene Frau lebend aufzufinden. Ein von ihr verfasster Brief lockt ihn nach Silent Hill, wo beide einst viel erlebt haben. Plötzlich findet er sich an einem Ort wieder, der nicht die Hoffnung innehält, sondern eher die Verzweiflung. Verwaiste Häuser, marode Straßen und ein Nebel, der all den Wahnsinn noch nicht erahnen lässt. Denn in der menschenleeren Stadt scheint etwas nicht zu stimmen. Hinter der grauen Verschleierung verbergen sich Monster, die James auf ihre Art begrüßen.

Ausgerüstet mit der ersten Nahkampfwaffe versucht er eine Spur zu finden, die den Brief seiner verstorbenen Frau erklärt. Im ständigen Selbstverteidigungsmodus erkundet James mögliche Wege, die ihn ans Ziel führen. Dabei ist Obacht geboten, denn die Monster, die das kleine Städtchen bevölkern, kommen gerne aus dem Hinterhalt. Glücklicherweise hilft das Rauschen eines Radios dabei, die Kreaturen rechtzeitig zu erspähen, um ihnen nicht chancenlos ausgeliefert zu sein. Mit einem guten und treffsicheren Reaktionsvermögen kämpft sich James immer weiter an die auf einer Karte markieren Orte heran.

Neuauflage

Das Remake bleibt dem Original von 2001 in vielen Punkten treu, erweitert aber die Spielwelt und fügt völlig neue Szenen hinzu. Die beklemmende Atmosphäre steht auch in der Neuauflage im Mittelpunkt. Denn der Nebel, der die Außenwelt einhüllt, weicht inmitten der Gebäude einem ganz anderen Bild. Es ist, als wäre die Welt von Silent Hill bereits vor Jahren stehen geblieben. Alte Röhrenfernseher und bemusterte Tapeten ergänzen sich durch sperrige Möbel. Schmutz und Schutt zeigen auf, dass schon lange keine Menschenseele mehr an den Plätzen war, die James nun gründlich durchsucht.

Wie im Original trifft er jedoch auf einige Personen, die mehr Fragen aufwerfen, als Antworten liefern. So stellt sich Maria vor, die der verstorbenen Frau von James fast zum Verwechseln ähnlich sieht. Doch ihr Verhalten trägt wahrlich nicht dazu bei, gefallen an Silent Hill zu finden. Hinzu kommt ein kleines Mädchen namens Laura, das lieber die Flucht ergreift, als den Schutz von James in Anspruch zu nehmen. So gerät aber auch das eigentliche Ziel immer weiter in den Hintergrund und zwingt den jungen Mann, noch tiefer ins Unheil zu stürzen.

Das Silent Hill 2 Remake versteht sich nicht als Survival-Horror, sondern als abwechslungsreicher Titel, der vor allem von seiner Atmosphäre lebt. Oft im Dunkeln unterwegs, gilt es, jeden Winkel genau zu untersuchen und Hinweisen nachzugehen, die ein Weiterkommen oder gar ein Entkommen sicherstellen. So geht es von Raum zu Raum mit der Hoffnung, einen Schlüssel zu finden, der eine verschlossene Tür öffnet, oder ein Rätsel zu lösen, welches einen wichtigen Gegenstand freigibt, der an anderer Stelle benötigt wird.

Die Gefahren von Silent Hill

Die Neuauflage verlangt aber auch, das nicht jeder Kampf umgangen wird. Spätestens bei den Bossgegner, wie unter anderem Pyramid Head, muss das gesammelte Arsenal zum Einsatz kommen. Daher sollte James die Feuerwaffen nur in Notfällen einsetzen, damit genügend Munition zur Verfügung steht, um stärkere Gegner auf Distanz zu halten. Das Spiel bleibt aber dabei konstant fair mit dem Fundus an Heilung und Munition.

Die Stellen zum Speichern sind ebenfalls gut gesetzt, sodass selbst Genre-Neulinge eine Chance haben, den seltsamen Geschehnissen bis zum Ende auf den Grund zu gehen. Glücklicherweise darf der Schwierigkeitsgrad nach der jeweiligen Spielerfahrung angepasst werden. Eine optional hohe Schwierigkeitsstufe können übrigens auch die Rätsel knackiger machen.

Remake vs. Original

Ich muss zugeben, dass meine Erinnerung gegenüber dem Original bereits verfälscht waren und es sich seinerzeit deutlich grusliger angefühlt hat. Dennoch ist es dem Entwickler Bloober Team gelungen, eine Kulisse zu erschaffen, die den Ekel perfekt transportiert. Das gelingt vor allem durch eine Soundkulisse, die Geräusche ins Spiel bringt, die zur Interaktion anregen. Ich schaue mich ständig um, woher das Quietschen, Kratzen oder Knistern kommt. Und wenn mir das Radio dann noch einen Gegner ankündigt, der einfach nicht zu sehen ist, spielt auch der Respekt mit, dass James dies nicht überleben könnte.

Dennoch muss ich sagen, dass das Silent Hill 2 aus dem Jahre 2001 einen entscheidenden Pluspunkt aus meiner Sicht hatte. Das Remake wird aus der Third-Person-Perspektive gespielt, was nicht in jeder Szene als gelungen daherkommt. Zudem wirkt es trotz neue Orte und erweiterter Schauplätze etwas linearer, was aber wiederum die Zielführung und den damit verbundenen Erzählfluss stärkt. Man könnte nun meinen, dass der Titel dadurch an Spielzeit einbüßt. Doch das Gegenteil ist der Fall, denn das Silent Hill 2 Remake verdoppelt den zeitlichen Umfang sogar.

Technik

Natürlich werden von einem Remake hohe Erwartungen an die visuelle Umsetzung gestellt. Allerdings muss ich sagen, dass Silent Hill 2 schon 2001 eine echte Grafikbombe war und auch heute noch funktioniert. Selbstverständlich ist im Remake alles klarer, detaillierter und lebendiger, aber nicht so sehr, wie es hätte sein können. Die Zwischensequenzen waren vor über 20 Jahren in ihrer Erzählweise stärker. Die Figuren wirken gelegentlich in ihrer Mimik und Gestik hölzern. Die aktuelle Technik hätte einiges mehr ermöglicht, als das, was uns geboten wird. Ja, das ist Jammern auf hohem Niveau, aber letztlich will das Spiel ein AAA-Titel sein. Die Umgebung ist zumeist gut getroffen und beweist, was kleine Details ausmachen, wenngleich kleinere Grafikfehler auftreten können.

Das Remake gewinnt aber über den Sound an Tiefe. All die unheimlichen, verstörenden und seltsamen Geräusche tragen zum Unbehagen bei, das sich mit jedem Schritt steigert. Der (neue) Sprechercast schafft es ebenfalls, die gelungene Atmosphäre beizubehalten. Die deutsche Sprache ist jedoch nur in Textform zu finden.

Die Steuerung funktioniert gut und lässt die Quick-Time-Events wieder aufleben. Diese sind aber relativ harmlos und erfordern daher keine ständige Wiederholung, bis der Hass wieder durchbricht. Nah- und Fernkampfwaffen sind auf unterschiedlichen Tasten angeordnet, was mehr Kontrolle über die Kämpfe freigibt. Glücklicherweise bekommt James all das Zeug gut in seiner Jacke verstaut, was er ferner benötigt. Das scheint seine Superkraft zu sein.

Pro & Kontra

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Pros
  • Tolle Atmosphäre
  • Nahe an der Vorlage
  • Erweiterte Schauplätze
  • Genialer Sound und beklemmende Geräuschkulisse
  • Coole Rätsel

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Cons
  • Statische Third-Person-Perspektive
  • Schwaches Kampfsystem
  • Zwischensequenzen erzählerisch schwächer gegenüber dem Original

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Spiel Bewertung
Singleplayer
86
86
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

Konami lieferte 2001 mit Silent Hill 2 einen unvergesslichen Horror, der lange nach einem Remake verlangte. Das Blobber Team nutzte diese geniale Vorlage, ohne großartige Experimente mit dem Gameplay oder der Story zu machen - so wie ich es von einem Remake erwarte. Nichtsdestotrotz haben sich ein paar Fehler eingeschlichen, die etwas an der Umsetzung zerren. Insbesondere das Kampfsystem und die Charakteranimationen hätten mehr Luft nach oben gehabt. Der beklemmende Horror geht aber glücklicherweise nicht verloren und wird vor allem durch die mehr als gelungene Soundkulisse bestmöglich in Szene gesetzt. Die erweiterten Schauplätzen samt höherer Spielzeit sowie die gelungenen Rätsel stärken den Kaufgrund, wenngleich das Silent Hill 2 Remake nicht das Original von 2001 übertrumpfen kann. 

- Von  Rena

PlayStation 5

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