Saga of Sins REVIEW
Das am 30. M ärz 2023 veröffentlichte Saga of Sins ist der neueste Streich des Müncher Indie-Entwicklers Bonus Level Entertainment (Fox n Forests). Die Verantwortlichen sind auf uns zugekommen und haben uns einen Steamkey zu Testzwecken angeboten. Da wollten wir freilich nicht ablehnen und haben uns das Spiel für euch genauer angeschaut.
Es handelt sich um einen 2D-Action-Platformer mit seichten RPG-Elementen und einer klitzekleinen Prise Metroidvania. Die größte Besonderheit von Saga of Sins dürfte wohl die grafische Präsentation sein, welche das Spiel im Stil von Bleiglasfenstern darstellt, und ihm somit einen unverwechselbaren Look verpasst. Dementsprechend entführt euch das Spiel auch ins finstere Mittelalter und konfrontiert euch mit den Schattenseiten des christlichen Glaubens.
Vom Regen in die Traufe
Ihr übernehmt die Rolle des desertierten Kreuzfahrers Cecil. Nachdem dieser erkennen musste, dass es bei den Kreuzzügen nicht unbedingt ehrenvoll zugeht, trat er die Heimreise an. Zurück in seinem Heimatdorf Sinwell, muss Cecil jedoch sehr schnell feststellen, dass er vom Regen in die Traufe gekommen ist. Sinwell wird von der Pest geplagt. Laut Cecils Mentor, dem örtlichen Priester Ulric, liegt der Ursprung der Pest in dem sündenhaften Verhalten der Einwohner begründet. Er beauftragt Cecil damit die Sünder zu reinigen, um das Dorf somit von der Pest zu befreien. Zu diesem Zweck gibt Ulric Cecil die Macht in das Unterbewusstsein der Menschen einzudringen. Dort muss sich Cecil zudem in Monster verwandeln, um sich der im Unterbewusstsein lauernden Dämonen zu erwehren und den Sünder letztlich zu läutern.
Doch Cecils Säuberungsaktion hat auch ihren Preis. Der junge Mann leidet fortan unter Alpträumen, Visionen und provokanten Einflüsterungen des Leibhaftigen. Wird Cecil stark genug sein diesen Wahnsinn zu überstehen?
Für einen 2D-Platformer ist die Story recht nett und bietet im späteren Verlauf auch einige nette Wendugen. Es ist jedoch nichts was einem vom Hocker reißt oder länger im Gedächtnis verweilen wird. Daran ändert auch nichts die Schlussentscheidung, die zu zwei verschiedenen Endings führt. Bedenkt man das Primärgenre des Spiels (Action-Platforming), könnten einige Spieler die Dialogsequenzen obendrein als zu ausufernd empfinden, da sie etwas zu sehr vom Gameplay abhalten.
Action-Platforming im Stil der 16-bit-Ära
Saga of Sins bietet die üblichen drei Schwierigkeitsgrade Leicht, Normal und Schwer. Ich selbst wählte den normalen Grad und war damit auch sehr zufrieden. Das Spiel beginnt leicht, wird im späteren Verlauf aber immer kniffliger und vor allem die späteren Bosse erfordern das lernen von deren Angriffsmustern, um zu überleben.
Die Steuerung ist angenehm simpel gehalten und geht nicht über die Komplexität eines 16-bit Platformers hinaus. Ehrensache, dass Saga of Sins auch in der PC-Version über Controller-Support verfügt.
Ihr startet das Spiel im Dorf Sinwell, welches euch als Hubworld dient. Die jeweiligen Dorfbereiche werden jedoch erst nach und nach freigeschaltet. Hierdurch leitet euch das Spiel einerseits durch lineare Bahnen, erlaubt jedoch bis zu einem gewissen Grad eine freie Levelanwahl. Die jeweiligen Level betretet ihr durch NPC-Dialoge. NPCs werden in die zwei Kategorien Sünder und Unschuldige unterteilt. Sünder sind die regulären Level und Bosskämpfe im Spiel, während die Unschuldigen eher als Bonuslevel mit kleineren Puzzle-Aufgaben angesehen werden sollten. Insgesamt bietet das Spiel 14 reguläre Level, 7 Bosskämpfe, 2 Autoscrolling-Stages (fallen hier in die „Boss“-Kategorie), sowie 10 kleine Zusatzlevel. Ärgerlicherweise erhält man im späteren Verlauf des Spiels den Auftrag jeden Sünder-Level ein zweites mal zu knacken. Dummerweise ändert sich nichts beim zweiten Besuch, weswegen wir es hier mit einer ziemlich billigen Maßnahme der Spielzeitstreckung zu tun haben. Immerhin wird hierdurch die Spieldauer auf ca. 9-10 Stunden Spielzeit gepusht.
Durch die spätere Möglichkeit in jeden Level zurückzukehren entsteht auch ein kleiner Metroidvania-Aspekt. Cecil schaltet im Spielverlauf vier verschiedene Verwandlungsformen frei. Diese bieten jeweils einen individuellen Schussangriff, sowie eine Spezialfähigkeit. Der Werwolf hat den Standardschuss und kann rissige Wände aufbrechen. Der Gargoyle hat einen Flammenhauch, mit dem er nicht nur Feinde, sondern auch lästige Holzkisten abfackeln darf, sowie Fackeln beleuchten kann. Der Greif hat einen Streuschuss und kann sich an bestimmten Wänden entlanghangeln. Die vierte Form soll laut Wunsch der Steamkey-Spender geheimgehalten werden, weswegen ich dazu nichts weiter sagen werde.
Innerhalb der Level liegen insgesamt 111 Schatztruhen mit Geld verborgen. Findet man alle 111 gibt es eine spezielle Belohnung. Ich selbst habe mir diese Mühe jedoch nicht gemacht. Das Geld, welches auch von beseitigten Gegnern hinterlassen wird, kann man bei den Madonna-Statuen im Dorf-Hub in Charakterverbesserungen eintauschen. Hierdurch lassen sich Dinge wie Lebensenergie, Schussangriffe oder die Dash-Fähigkeit verbessern. Letztere ist nur begrenzt einsetzbar. Die Dashanzeige muss man auffüllen, indem man vier Gegner tötet oder ein entsprechendes Power-Up einsammelt. Gegner die via Dash beseitigt werden hinterlassen doppelte Geldeinheiten. Es gibt auch ein paar Geschicklichkeitspassagen, die via Dash gemeistert werden müssen.
Das Leveldesign ist solide und bietet ein gutes Maß an Abwechslungsreichtum. Fies platzierte Gegner, Fallen, kleinere Rätselchen, versteckte Schatztruhen und Sonderkonditionen halten den Spieler bei der Stange. Man ist schon gespannt darauf, was der nächste Level alles bieten mag. Vor allem einige der späteren Bossgegner sind angenehm knifflig und interessant geraten. Allerdings muss ich auch dazu sagen, dass ein erfahrener 16-bit-Veteran zwar seinen Spaß haben dürfte, jedoch nicht vom Hocker gerissen wird. Die großen Kracher von Rare, Capcom, Nintendo etc. werden hier jedenfalls nicht angekratzt.
Grafik und Sound
Auf Basis der Unity-Engine haben es die Entwickler wirklich geschafft einen einmaligen Grafikstil zu schaffen. Die Bleiglasfenster-Ästhetik ist mir jedenfalls noch nie zuvor in einem Videospiel untergekommen. Darüber hinaus hat man diesen Stil auch mit netten Details untermauert. So bekommen die Spielfiguren Risse im Glas, wenn sie verwundet sind und zerbersten beim Ableben in Glassplitter. Ist schon recht liebevoll umgesetzt. Allerdings muss auch gesagt werden, dass dieser Grafikstil dermaßen speziell ist, dass er viele Spieler abschrecken könnte. Außerdem sorgt er dafür, dass die Charakteranimationen reichlich hölzern ääähm ich meine gläsern wirken.^^
Der Soundtrack konnte mich jedoch nicht überzeugen. Dieser spielte mir zu leise und unscheinbar im Hintergrund, und er konnte mich auch nicht motivieren die Lautstärke höher zu drehen. Immerhin haben die mittelalterlich-rockig angehauchten Klänge nicht beim spielen gestört. Auch die Sprachausgabe konnte mich nicht so recht überzeugen. Ulrics Sprecher wurde sehr gut besetzt, aber bei den Sprechern von Cecil und dem Leibhaftigen hat man dafür tüchtig danebengegriffen. Im übrigen wird nur englische Sprachausgabe angeboten, was bei einem Spiel aus deutschem Hause doch sehr ärgerlich ist. Hier erwarte ich mir auch eine deutsche Synchro zur Auswahl, zumal der Umfang der Sprachausgabe jetzt auch nicht übermäßig ausfällt. Die Dialoge mit den Dorfbewohnern wurden nämlich nicht vertont.
Pro & Kontra
- kreativer Grafikstil
- nettes Action-Platforming-Gameplay im 16-bit-Stil
- einige gute Bosskämpfe
- Spielzeitstreckung (jeder Level muss zweimal gespielt werden)
- keine deutsche Sprachausgabe
- kein Spiel, welches vom Hocker reißt