Ys VIII: Lacrimosa of Dana REVIEW
Die 8 im Titel von Ys VIII: Lacrimosa of Dana dürfte auf viele Spieler abschreckend wirken, vor allem dann, wenn man – wie ich – mit der langlebigen Rollenspiel-Reihe noch keinerlei Berührungspunkte hatte. Spätestens mit Trails of Cold Steel habe ich Entwickler Falcom jedoch schätzen (und ein bisschen lieben) gelernt, weshalb ich den neuesten Serienteil zum Anlass genommen habe, um in die nunmehr 30 Jahre alte Reihe einzusteigen. Und siehe da: der Quereinsteig hat sich gelohnt. Und wie!
Gestrandet
Adol Christin verdingt sich nun seit drei Jahrzehnten als Protagonist der Ys-Reihe seine Sporen und stellt auch im aktuellsten Teil die Hauptfigur. Diesmal hat der abenteuerlustige Schwertkämpfer gemeinsam mit Kumpel Dogi auf der Lombardia, einem Passagierdampfer, angeheuert, um sich ohne große Hektik auf das kommende Abenteuer vorzubereiten. Der Trip findet sein jähes Ende, als das Schiff samt Besatzung inmitten einer stürmischen Nacht von einem Seeungeheuer angegriffen und zerstört wird. Am nächsten Morgen erwacht Adol an einem Strand und muss schon bald feststellen, das er und die anderen Überlebenden sich auf der sagenumwobenen, wie als verflucht geltenden Seiren Island befinden. Jegliche Rettung von außerhalb scheint fern, zu allem Übel wimmelt es auf der Insel auch noch von angriffslustigen Monstern.
In der Not schließen sich Adol und die anderen Schiffsbrüchigen zusammen und lassen sich in einem kleinen Tal nieder und gründen eine Siedlung. Allen ist nämlich klar, das ihr unliebsamer Aufenthalt auf der Seiren Island womöglich länger dauern wird, als gewollt. Die Castaway Village genannte Niederlassung ist dabei mehr als bloß der Ausgangsort für die vielen kleinen und großen Quests, sondern so etwas wie der Lebensmittelpunkt des Spiels. Jedes Mitglied nimmt eine Rolle innerhalb der Gemeinschaft ein und trägt zum stetigen Wachstum der Ortschaft bei. Ein Medizinstudent nutzt sein erlerntes Wissen um Heiltränke für Adol und seine Freunde zusammenzustellen, eine junge Frau, die vor dem Schiffsbruch als Schneiderin arbeitete, fertigt neue Schutzkleidung und Accessoires an, während ein leicht hochnäsiger Bube aus feinem Haus zur Farmarbeit verdonnert wird und den Ort mit Lebensmitteln versorgt.
Um Zugriff auf die verschiedenen Einrichtungen zu erhalten, muss man zunächst einmal die Schiffsbrüchigen ausfindig machen, was angesichts der Größe der Seiren Island ein zeitintensives Unterfangen ist. Zeit ist ein gutes Stichwort, denn wo bisherige Teile bisher meist recht kompakte Erlebnisse mit einer Spielzeit zwischen 15, 20, 25 Stunden waren, da erstreckt sich Ys VIII: Lacrimosa of Dana locker auf mehr als 50+ Stunden.
Lass dir Zeit
Die nahezu verdoppelte Spielzeit merkt man Ys VIII durchaus an, gerade zu Beginn lässt sich die Handlung nämlich viel Zeit. Sonderlich gestört hat mich dies zunächst nicht, denn die Figuren sind – typisch Falcom – wunderbar geschrieben und haben allesamt eine eigene und interessante Hintergrundgeschichte, welcher ich sehr gerne auf die Spur gegangen bin. Als störender empfand ich hingegen den zweiten großen Storypart, der sich um die blauhaarige Dana dreht. Diese ist quasi die zweite Hauptfigur, taucht zunächst aber nur in den Träumen von Adol auf. Nach einigen Stunden kann man Dana schließlich auch selbst steuern, wobei die entsprechenden Abschnitte in spielerischer Hinsicht sehr limitiert sind und zum überwiegenden Teil aus Dialogszenen bestehen. Warum Adol von Dana träumt, die vor über hunderten, vielleicht sogar tausenden von Jahren auf der Insel gelebt hat, was mit ihrer einstigen Hochkultur geschehen ist, von der in der jetzigen Zeitlinie nicht mehr, als Ruinen übrig sind, und wie die Schicksale der beiden Protagonisten miteinander verbunden sind – all das hat mich herzlich kalt gelassen.
Glücklicherweise werden die beiden Handlungsstränge zur Spielmitte zusammengeführt und Dana findet ihren Weg in das hier und jetzt. Ab jenem Moment nimmt die Handlung zwar noch einmal richtig Fahrt auf, der Weg dorthin ist allerdings stellenweise recht ermüdend, sodass ich die anfänglichen Storyhappen um Dana irgendwann übersprungen habe.
Das klingt nun sicherlich negativer, als ich es eigentlich meine. Tatsächlich ist die Story trotz ihrer Längen und der teils zähen und zumeist nicht vertonten Dialogszenen nämlich ziemlich spannend und eine der großen Stärken von Ys VIII: Lacrimosa of Dana. Es ist aber eben weniger der Hauptplot, der mich gefesselt hat, als vielmehr die vielen kleinen Geschichten und die sympathischen Figuren, die mich bei der Stange gehalten haben.
In einem Land vor unserer Zeit
Spielerisch setzt auch der achte Serienteil auf die seit jeher bewährten Grundzutaten. Die meiste Zeit über durchstreift und entdeckt ihr nach und nach die Insel. Diese ist ziemlich groß und verfügt über eine Vielzahl an visuell abwechslungsreichen Orten. Mal seid ihr in einem finsteren Sumpfgebiet unterwegs, mal führt euch die Reise durch einen mit dichten Nebel verhangenen Wald oder in die hohen Berge. Oft lauft ihr an malerischen Strände und über weite Wiesen, immer wieder gibt es aber auch richtige Aha-Momente, etwa, wenn ihr erstmals Fuß in die Ruinen der einst auf der Insel beheimateten Zivilisation setzt. Ich könnte noch sehr viel weiter ausholen, möchte aus Spoiler-Gründen allerdings nicht zu viel verraten. Eines sei aber gesagt: selbst nach Dutzenden Spielstunden hat es Ys VIII noch immer geschafft mich mit seinen neuen Arealen zu überraschen.
Diese so stimmig in Szene gesetzte Spielwelt hat bei mir einen regelrechten Erkundungsdrang ausgelöst. Was hat es mit den Piraten-Skeletten auf sich, die ich in einer Höhle gefunden habe? Wer versteckt sich hinter dem Kürzel T und hinterlässt auf der Insel kryptische Memos? Auf welche Geheimnisse werde ich in den Ruinen stoßen? Und warum leben auf der Insel Dinosaurier? Immer wieder habe ich mich an Jurassic Park, Indiana Jones und andere Abenteuerfilme meiner Kindheit zurückerinnert gefühlt und wollte mehr über die Spielwelt herausfinden. Eine Mischung, die genau meinen Nerv getroffen hat und für mich sehr viel von der Faszination des Spiels ausmacht.
Und das, obwohl Ys VIII in grafischer Hinsicht ziemlich altbacken. Dennoch hat das Spiel immer wieder optisch eindrucksvolle Momente und zaubert stimmige Bilder auf den Fernseher. Und trotz simpler Animationsphasen und beschränkter Mimik wirken die Figuren sehr lebendig, was aber nicht zuletzt den guten Sprechern zu verdanken ist. Diese machen sowohl im japanischen Original wie auch in der englischen Lokalisation einen wunderbaren Job.Vor allem bei der Musik protzt Ys VIII. Diese ist nämlich gut. Richtig, richtig gut! Der fantastische Soundtrack transportiert und trägt die Stimmung wunderbar und ist dabei jederzeit vielschichtig. Harte Gitarrenriffs in den Kämpfen, ruhige Orchestralmusik während der Erkundungstouren, atmosphärische Klänge bei wichtigen Storymomenten. Wow!
Kampfflow
Spielerisch wird Ys VIII vor allem vom fantastischen Kampfsystem getragen. Das ist so gut, das es selbst nach 20, 30 Stunden noch Spaß macht.Auch wenn Ys VIII verschiedene Rollenspiel-Elemente besitzt, so sind diese rudimentär. Die Charaktere sammeln Erfahrungspunkte und leveln mit diesen auf, wobei sich mit jeder neuen Stufe der Lebensbalken usw. erhöht. Ihr sammelt Ressourcen und baut mit diesen neue Waffen, Items und Ausrüstung, vertreibt euch die Zeit beim Angeln und erledigt verschiedene Aufgaben für eure Freunde aus der Siedlung. Unter anderem auch, um eure Beziehung mit diesen zu intensivieren.
Das vielleicht wichtigste Spielelement sind aber die Kämpfe. Falcom bleibt der Serientradition treu und gibt euch erneut ein stark auf Action fokussiertes System an die Hand – und verdammt, ist das gut! Es gibt keine, vom eigentlichen Spielgeschehen unterbrochene Kampfbildschirme, stattdessen findet alles in Echtzeit statt. Je stärker ihr werdet, desto schneller mäht und schnetzelt ihr euch durch die kleinen und mittelgroßen Gegner, je weiter das Spiel fortgeschritten ist, desto stärker und variantenreicher werden vor allem die Bosse. Hier werden wie aus dem nichts sogar typische Shoot ´Em Up Elemente (kein Witz!) eingestreut und ihr müsst Energiekugeln und Attacken aus allen Himmelsrichtungen ausweichen. Auch hier besitzt das Spiel den ein oder anderen Aha-Moment, der mich ziemlich verzückt hat.
Ich muss an dieser Stelle sehr deutlich machen, wie begeistert ich von dem Kampfsystem bin. In Videos mag dieses simpel und eintönig wirken, sobald man jedoch selbst Hand an den Controller legt und sich wie in einem Rausch durch die Gegner schnetzelt und dabei mühelos einfache Angriffe mit den Charakter spezifischen Spezialangriffen zu Kombos verkettet, entspinnt sich aber ein Spielfluss, den ich so in kaum einem anderen Spiel erlebt habe.
Schöner Test, macht echt bock auf das Spiel! Mal sehen wann es auf Steam freigeschaltet wird. Wobei die vor kurzern ja auch Teil 7 auf Steam rausgehauen haben. Ys-Fans haben aktuell ne gute Zeit.:)
Ich habe definitiv Lust mehr von der Reihe zu spielen! Hoffe für PC-Spieler auch, dass das Spiel bald auf Steam kommt. Denke aber mal das es sich nur um ein paar Wochen Verzögerung handeln kann.