Wimmelbild Marathon Teil 23
Mystery Case Files – Dem Tod schlägt die Stunde
Wimmelbilder überdauern scheinbar jede Krise in der Videospielbranche, denn ihre Spielerschaft interessiert sich zumeist nicht für Trends oder neue Konsolen. Sie installieren die Daten der Disk auf ihrem PC und tauchen in Abenteuer ein, die spielerische zwar immer in dieselbe Richtung ausgelegt sind, storytechnisch aber nie an Kreativität einbüßen. Inzwischen konnten sich unter den Wimmelbildern schon einige Reihen etablieren. Die Mystery Case Files Serie gehört unter anderem dazu, die nicht nur qualitativ den Zeitgeist lebt, sondern mit grusligen Szenarien aufwartet.
Mystery Case Files – Dem Tod schlägt die Stunde ist der neuste Streich, der mit einer düsteren Sequenz eingeleitet wird und die Story noch vor Spielbeginn einleitet. Die Erzählung führt euch durch die Zeit, in der die Königin von England euch beauftragt, ihren treuen Berater und Freund wiederzufinden. Zuletzt wurde er in Huxleys Gästehaus gesehen, einem Ort, an dem die Zeit im viktorianischen Ambiente stehen blieb. Und irgendetwas an diesem Ort ist unheimlich und bedarf genauere Betrachtung, denn scheinbar ist der Schauplatz nicht ganz so befriedet, wie zuerst angenommen. Nun heißt es das Rätsel um den verschwundenen Berater lösen und die mysteriösen Vorfälle im Gästehaus aufzudecken.
Und dafür bedarf es einen Spielernamen sowie die Auswahl einer Schwierigkeitsstufe. Ist alles zu eurer Zufriedenheit erwählt, geht es an die ersten Aufgaben. Und schon heißt es wieder, Ausschau nach jedweden Gegenständen halten und diese richtig mit anderen Objekten kombinieren. Schlüssel anwenden und Informationen einholen, Gegenstände zweckentfremden oder Utensilien von gleicher Art sammeln, gehören zu euren Aufgaben. Und nicht viel später steht ihr vor einem namensgebenden Wimmelbild. Nun heißt es, geforderte Dinge in einem überladenen Bild ausfindig zu machen und diese anzuklicken, damit sie aus der Liste verschwindet. Einige der Fundsachen benötigen vorab aber noch ein wenig an Interaktivität. So muss eine Uhr erst auf 12 Uhr gestellt werden, bevor sie als „gefunden“ gewertet wird.
Wem dies teils zu nervig oder zu anstrengend wird, darf sich auf die Tipp-Funktion stürzen. Ein kleiner Klick und schon wird euch eine Hilfestellung an die Hand gegeben, die eines der geforderten Objekte einkreist. Seid ihr gar an Rätselpassagen zugange und kommt nicht voran, kann dieselbe Funktion das gesamte Rätsel ohne euer Eingreifen zum erfolgreichen Abschluss bringen. Insbesondere bei der Tipp-Funktion heißt es aber Geduld zu beweisen, denn wurde die Schaltfläche angewendet, lädt sie sich erst wieder langsam auf, bis sie erneut zum Einsatz kommen kann.
Dass Mystery Case Files – Dem Tod schlägt die Stunde qualitativ zugelegt hat, bemerkt man schon daran, dass es plötzlich Ladezeiten gibt. Frühere Werke hatten einen nahtlosen Übergang von spielerischen Elementen, zu Videosequenzen. Nun muss man sich etwas gedulden, bis die Geschichte aktiv oder passiv fortgesetzt wird. Ansonsten gibt es wie immer malerische Schauplätze, die viele Details mitbringen und den Charme der Wimmelbilder schnell repräsentieren. Nun bekommen aber gar die Charaktere eine durchaus lebendigere Aufmachung, die zuallererst in der Mimik und Gestik auffällt.
Wie von den Wimmelbildern gewohnt, gibt es wieder viel begleitenden Text, der die Story an den Spieler führt. Gleichzeitig werden die deutschen Textpassagen mit einer gelungenen englischen Lokalisation akustisch begleitet. Soundtechnisch passen Bilder und Musikstücke in Perfektion zusammen. Zwar erwarten euch keine akustischen Untermalungen, die über Wochen im Kopf bleiben und Wiedererkennungswert haben, für ein Wimmelbild in diesem Preissegment ist es aber mehr als nur akzeptabel.
Wertung: 81%
Mystery Case Files – Dem Tod schlägt die Stunde macht optisch wie auch spielerisch einen verdammt guten Eindruck. Die Entwickler besinnen sich nicht darauf, dass die alten technischen Gegebenheiten auch im Jahre 2018 noch bedingungslos funktionieren. Gleichzeitig besinnt sich das Wimmelbild auf bekannte Stärken, wie der leicht zugänglichen Steuerung und der Tipp-Funktion für Einsteiger. Mit einer relativ interessanten Geschichte bekommt Mystery Case Files – Dem Tod schlägt die Stunde einen Platz unter den besseren Vertretern des Genres und somit für Fans eine Kaufempfehlung.
Maze: Proband 360
Die thematische Bandbreite von Wimmelbildern ist mittlerweile breit gefächert und dürfte so ziemlich für jeden Geschmack und Gemütszustand das richtige Spiel bieten. Vor allem Horrorgeschichten erfreuen sich bei Spielern einer großen Beliebtheit. Maze: Proband 360 stellt dennoch eine kleine Ausnahmeerscheinung dar und weckte bei mir zunächst Assoziationen mit den Saw Filmen. Die anfängliche Prämisse ist nämlich eine recht ähnliche, wachen wir zu Beginn der rund 4-5 stündigen Handlung doch in einem verschlossenen Raum auf, ohne zu wissen, wie wir dort hingekommen sind, geschweige denn, welcher Grauen fortan auf uns wartet. Wir hören lediglich eine unheimliche Kinderstimme, die uns mitteilt, das wir uns einem Test unterziehen müssen, sofern wir jemals aus unserer unfreiwilligen Gefangenschaft fliehen wollen…
Mit dieser durchaus interessanten Ausgangssituation, die nicht zuletzt an die im Adventure-Genre populäre Gattung der „Locked Room Mysteries“ erinnert, erleben wir eine sehr düstere, stellenweise geradezu unheimliche Geschichte, die wenig Platz für heitere Momente lässt. Dieser Ansatz weiß zu gefallen, zumal er zeigt, dass Wimmelbilder eben mehr sein können, als leicht konsumierbare Spielkost für zwischendurch. Leider schafft es Maze: Proband 360 aber nicht über den spannenden Einstieg hinaus zu überzeugen. Zu viele, auf billige Schockmomente setzende Jump Scares, zu viele vorhersehbare Wendungen und die letztlich doch sehr ausgelutschte Gut-gege-Böse Story trüben die anfängliche Euphorie. Dennoch bietet der Titel im Grunde ein paar neue Ansätze hinsichtlich seiner Geschichte, was zu honorieren ist.
Spielerisch hangelt sich Maze: Proband 360 an den bekannten Mustern des Genres ab und setzt auf zwei grundlegende Pfeiler. Zum einen die bekannte Suche nach Objekten, die benötigt werden um innerhalb der Handlung voranzuschreiten, zum anderen Puzzles und kleinere Denk- und Logikaufgaben, die in ihrem Aufbau überwiegend simpel gestrickt sind. So sehr die Entwickler versucht haben bei der Handlung Schwere reinzubringen, so leicht und fließend bleibt das Gameplay und sein Ablauf. Selbst auf normalen und hohen Schwierigkeitsgrad dürften die meisten Spieler keine großen Probleme haben. Sollte sich dennoch mal eine Hürde auftun, so stehen verschiedene Hilfsoptionen zur Verfügung. Lobenswert: gerade die Puzzles fühlen sich innerhalb der Handlung einigermaßen sinnig an und machen aufgrund der „Locked Room“ Thematik zumindest mehr Sinn, als in vielen anderen Adventures und Wimmelbildern ohne diesen narrativen Kniff, schließlich befinden wir uns in Maze: Proband 360 ja in einem Spiel und müssen aktiv Aufgaben lösen, um unser Leben zu retten.
Positive Worte kann ich auch für die visuelle und klangliche Umsetzung finden. Die Wimmelbilder sind detailreich ausgearbeitet und verbreiten eine wohlig gruselige Stimmung, die passend von der atmosphärischen Musik unterstützt wird. Auch die Sprecher sind gut gewählt, wobei man sich mit einem leicht theatralischen Hang abfinden muss, was vielleicht den ein oder anderen Spieler stören könnte.
Wertung: 73%
Maze: Proband 360 ist ein stimmiges Wimmelbild geworden, welches sich im beliebten Subgenre der Grusel-/Horroradventures durch seine düstere Stimmung hervorhebt. Die anfängliche Prämisse zieht einen schnell ins Geschehen und wagt einige interessante Ansätze, bevor man sich zur Mitte dann leider in den bekannten Mustern wiederfindet. Spielerisch erhalten wir ein zwar überwiegend simples, aber durchaus unterhaltsames Erlebnis. Gerade der logische Aufbau der Puzzles und die innerhalb der Handlung Sinn machenden Aufgaben geben Maze: Proband 360 dann auch noch einmal einen glaubwürdigen Touch, den viele andere Wimmelbilder so nicht besitzen.
Grim Facade – Die rote Katze
Ein neues Wimmelbild aus der Grim Facade Reihe kommt mit dem Untertitel „die rote Katze“ daher. Damit wird ein Symbol bezeichnet, das auf den Türen von ermordeten Personen klafft. Jene Morde, die bereits im Vorfeld angekündigt werden, geschehen in Venedig und rufen euch auf den Plan, da die Polizei ratlos ist. Und es ist Eile geboten, denn als neues Ziel ist der Sohn des Bürgermeisters auserkoren.
Der interaktive Krimi gibt bereits mit dem Start einen Blick auf den Unhold, der die Morde zu verantworten hat. Damit Anfänger wie Fortgeschrittene Spieler die gleichen Ausgangsbedingungen haben, die sich ihrem Niveau anschmiegen, können die Optionen dementsprechend angepasst werden. Kurz darauf werden die ersten Schritte eingeleitet, um mit dem Wimmelbild beginnen zu können. Wie fast immer bedeutet dies, Gegenstände ausfindig machen, die von Nutzen sein könnten. Hier ist zudem das Erkennen der Kombinationsmöglichkeiten gefragt, denn Grim Facade – Die rote Katze verlangt an einigen Stellen das Verbinden mehrerer Gegenstände zu einem. Ist das neue Utensil geschaffen, kann es an der vorgesehenen Stelle angewandt werden, um ein Weiterkommen einzuleiten und die Story fortzusetzen. Beispielsweise bastelt ihr euch bereits zum Anfang des Spiels einen Magneten, mit dem ihr wiederum an einen Schlüssel kommt, den ihr Richtung der zerbrochenen Glasscheibe zu schieben.
Wer nicht gleich auf die Lösung der geforderten Aufgabe kommt, darf wie in allen Big Fish Wimmelbildern die „Tipp-Funktion“ nutzen, um eine kleine Hilfestellung an die Hand zu bekommen. Um aber nicht ständig in die Versuchung zu kommen, sich auf den Button auszuruhen, benötigt die erneute Verwendung ein wenig Ladezeit. Das heißt, sofern ihr den „Tipp“ in Anspruch nehmt, müsst ihr euch gedulden, bis dies abermals möglich ist. Dasselbe gilt für das Lösen von Rätseln, die natürlich im aktuellen Grim Facade Teil nicht fehlen dürfen. Die Besonderheit liegt in dem Ableger aber darin, dass nicht nur ein Rätsel in einer Szenerie verbaut ist, sondern gleich mehrere, was dadurch ein wenig mehr Ausdauer einfordert. Dennoch bleibt die Umsetzung relativ einfach und verlangt zumeist etwas schieben und klicken.
Der Schwerpunkt von Grim Facade – Die rote Katze ist natürlich aber das namensgebene Wimmelbild. Dahinter steht ein Suchbild, welches ein wachsames Auge einfordert. Die Anforderung besteht darin, eine Reihe an geforderten Gegenständen ausfindig zu machen und diese anzuklicken, um sie von einer Liste zu streichen. Sind alle Utensilien aufgedeckt, bekommt ihr ein besonderen Gegenstand überreicht, der wiederum in die Geschichte selbst einfließt.
Technisch ist Grim Facade – Die rote Katze ein annehmbares Mittelmaß, welches natürlich kaum mit PC Spielen verglichen werden kann, die über Jahre konzipiert werden. So wirken insbesondere die Zwischensequenzen stark in ihren Animationen und Bildqualität eingeschränkt. Dem Wimmelbild-Spieler wird es aber reichen, denn die eigentliche Geschichte erfährt dadurch keine Nachteile. Dasselbe gilt für den Sound, der grundsolide ist und manches Szenenbild noch ein wenig in seiner Lebhaftigkeit unterstreicht. Ansonsten gibt es wie gewohnt eine englischsprachige Vertonung, die solide ist und von deutschen Bildschirmtexten begleitet wird.
Die Steuerung bleibt eingängig gehalten und ist leicht zu verstehen, sodass sogar Anfänger einen recht schnellen Einstieg ins Gerne erhalten können.
Wertung: 70%
Alles in allem ist Grim Facade – Die rote Katze das, was man als Durchschnitt bezeichnen würde. Der Spieler bekommt die perfekte Mischung an Wimmelbildern, Rätseln und einer recht interessanten Geschichte, die an einigen Stellen mit ordentlicher Spannung begeistert, an anderer Stelle aber genauso schnell wieder abflaut. Die Technik schwächelt an einigen Stellen, was man bei dem Preis von unter 10 Euro aber sogar verstehen kann und kaum als Vorwurf zu gelten ist. Wer das Genre mag, muss sich daher kaum sorgen machen, einen Fehlkauf zu verantworten