WarioWare: Move It! REVIEW

Spricht man darüber, ob ein Spiel gut ist oder nicht, widmet man sich häufig erst Aspekten wie der Handlung, der Größe der Spielwelt, der Innovationsträchtigkeit der Features, der grafischen Präsentation. Der Spaß am Spiel, sprich der Kern dessen, was Games einmal angetrieben hat, ist in der Besprechung – und ich nehme mich da gar nicht aus – oft eine Randnotiz. Macht das Herumklettern in Asassin´s Creed Spaß? Habe ich Spaß daran, eine Checkliste abzuarbeiten, nur um eine bestimmte Trophäe zu bekommen? Erfüllt es mich, wenn ich eine Waffe in Call of Duty bis zum Maximum gelevelt habe und sie mit goldenem Anstrich versehen kann? Diese Gedankengänge sind mir in diesem Jahr so sehr gekommen, wie schon lange nicht mehr. Spannenderweise sind sie mir stets gekommen, wenn ich etwas von Nintendo gespielt habe. Angefangen mit The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom, kürzlich dann wieder mit Super Mario Wonder und aktuell erneut dank WarioWare: Move It!

Spaß sollt ihr haben

Nintendo ist in vielerlei Hinsicht ein Exot in der Branche. Technische Avantgarde interessiert das Unternehmen mit Sitz in Kyōto vergleichsweise wenig, egal ob es die Hardware oder Spiele betrifft. Auch anderen Trends, wie Games-as-a-service-Modellen, filmreif inszenierter Geschichten oder absurd großen Spielwelten (die aktuellen Zeldas einmal ausgenommen) scheint man bei Nintendo nicht sonderlich abgewinnen zu können. Stattdessen nimmt man etablierte Marken und Genres und versucht ihnen mit neuen Ideen und kreativen Impulsen neuen Esprit zu verleihen. Und über allem steht stets der in der deutschen Videospielpresse einst geprägte und mittlerweile eher ironisch verwendete Begriff des Spielspaßes.

Diese Freude am Spiel, der Wille kreativ mit dem Medium umzugehen, bekannte Mechaniken umzumünzen ist in nahezu jeder Konsolengeneration von Nintendo spürbar, meiner Meinung nach aber selten so ausgeprägt, wie in der aktuellen. Die Nintendo Switch ist nicht nur wirtschaftlich ein mit der Konkurrenz aufmischender Behemoth, auch kreativ zeigt man Sony, Microsoft und anderen Firmen wo der kreative Nagel hängt. Das gilt auch für das kürzlich erschienene WarioWare: Move It! Im Vergleich zu Link, Mario und Co. gehört Marios Gegenspieler mit viel gutem Wille wohl gerade einmal zur B-Riege der Nintendo Marken und hat auch keine großen Verkaufserfolge vorzuweisen. Interessanterweise waren Spiele mit Wario auf dem Cover stets aber welche, die interessante Kniffe auf ihr jeweiliges Genre gefunden oder sogar eine ganz eigene Spielart erfunden haben. Ein Paradebeispiel dafür ist das 2003 für den GameBoy Advance erschienene WarioWare, Inc.: Mega Microgames!, von dem ich behaupte, es ist das perfekte Spiel für den Handheld. Denn die Sammlung an Mikrospielen, mit je einer Verweildauer von kaum mehr als fünf Sekunden, ist der perfekte digitale Happen, während man gerade ein paar freue Minuten hat und diese möglichst spaßig füllen möchte.

Runter von der Couch!


Die neueste Iteration der Reihe verwehrt sich allerdings dagegen, ein reines Handheld-Spiel zu sein. Genaugenommen kann man es auch gar nicht im Handheld spielen, da als Eingabegerät nur die Joy-Cons zugelassen sind. Wer also nur eine Switch Lite hat, muss hier ohnehin verzichten. Denn wie das Move It! im Titel nahe legt, liegt der Fokus auf Bewegungssteuerung. Ich kann das Raunen und Stöhnen bereits hören, und ja, Bewegungssteuerung ist auch nicht das, was ich unbedingt in einem Spiel brauche. Aber im vorliegenden Fall funktioniert das Ganze nicht nur wunderbar, es macht auch richtig, richtig viel Laune.

Die Rahmenhandlung ist schnell erklärt: Im Story-Modus wollen Wario und seine Freunde, von denen ich bis heute nicht weiß, welchen Platz genau sie in der gesamten Nintendo Lore eigentlich einnehmen, einen Urlaub auf einer tropischen Insel machen. Dort wartet aber nicht nur Spaß, sondern auch eine Herausforderung. Mittels der geheimnisvollen Haltungssteine (welche wie Joy-Cons aussehen) muss man nämlich die Götter des Eilands besänftigen. Und das macht man, indem man sich vor dem Fernseher zum Affen macht.

Move it!


Als Ausgangsposition dienen diverse Haltungen, die man mit den Joy-Cons nachahmen muss. Das kann ganz simpel sein, indem man die beiden Joy-Cons auf den flachen Händen oder an die Hüften gepresst hält, wird nach hinten raus aber durchaus etwas komplexer, wie etwa die Kikeriki-Haltung, die mich regelmäßig in den Wahnsinn getrieben hat. Im Großen und Ganzen sind die meisten Haltungen aber simpel und hat man etwas Platz im Wohnzimmer, dann ist das auch alles gut umsetzbar. Welche Haltung für welches Mikrospiel benötigt wird, wird vor dem Start des jeweiligen Gameplay-Happens eingeblendet. Und dann heißt es flott sein.

Die Mikrospiele weisen unterschiedliche Situationen auf, in denen man schnell reagieren muss. Mal muss man einen Baseball schlagen, mal eine Nase popeln, mal mit einem Sektglas anstoßen usw. Das Erkennen der Bewegungen funktioniert mit den Joy-Cons erstaunlich gut. Wer Bewegungssteuerung also noch mit den furchtbar unpräzisen Wii Remotes verbindet, kann hier beruhigt aufatmen.Insgesamt gibt es über 200 Mikrospiele, die mitunter ziemlich absurd, ja fast bizarr sind. Ohnehin ist der Humor der WarioWare-Reihe schon immer skurril gewesen und auch bei Move It! Musste ich doch immer wieder schmunzeln, welche albernen Situationen in den Minigames abgebildet werden. Ein kleines Manko des Story-Modus ist die Erklärwut vor jeder neuen Pose, was den eigentlich schnellen Spielfluss immer wieder unterbricht. Ehrlicherweise würde man ohne die Tutorials aber auch nicht viel verstehen, eine andere Lösung fällt mir auch nicht ein. Schön hingegen ist die charmante Präsentation der Rahmenhandlung. Abseits des Story-Modus gibt es noch einen Party-Modus, in welchen bis zu vier Personen gleichzeitig spielen können. Hier dient als Rahmen ein Spielbrett, bei dem man einen Endpunkt erreichen muss.

Pro & Kontra

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Pro
  • über 200 neue und alte Mikrospiele
  • vor allem im Multiplayer macht es enorm viel Spaß
  • schöne Präsentation der Cutscenes
  • gutumgesetzte und präzise funktionierende Bewegungssteuerung

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Cons
  • nicht kompatibel mit Switch Lite
  • viele - wenn auch nötige - Erklärungen im Story-Modus bremsen mitunter Spielfluss aus

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Spiel Bewertung
Singleplayer
80
82
Gut
84
Multiplayer

FAZIT

Eigentlich bin ich kein großer Freund von Spielen mit Bewegungssteuerung, WarioWare: Move It! hat mich nun aber doch sehr positiv überzeugt. Das Erkennen der Bewegungen funktioniert dank der Joy-Cons präzise, die Umsetzung der teils bekannten Mikrospiele aus vorherigen Teilen der Reihe sowie die vielen neuen Gameplay-Happen ist durch und durch gelungen. Ich habe den Story-Modus und einige Runden im Party-Modus mit meiner Frau gemeinsam gespielt und hatte eine hervorragende Zeit. Dass man nun komplett auf Bewegungssteuerung setzt und damit nicht mehr die bündigen Spiel-Sessions vorheriger Ableger leisten kann, mag ein Manko sein. Dank WarioWare: Get it Together! gibt es auf der Switch aber bereits einen etwas älteren Ableger, bei dem klassisch gespielt werden kann.

- Von  Adrian

Ein absoluter Spaßgarant, auch mit Bewegungssteuerung.
Nintendo Switch

WarioWare: Move It! REVIEW

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