Victor Vran Overkill Edition REVIEW

Langsam wird es für die Entwickler schwierig, immer wieder das Genre des Rollenspieles neu zu erfinden und weitere Aspekte zu bieten, die der Spieler so noch nicht gesehen hat. Zudem gibt es einige Abzweigungen und so sind die Unterschiede zwischen Japano Rollenspiele und Action-Rollenspielen nicht unerheblich. Beim zweiten genannten Genre setzt auch Victor Vran an, ein RPG, welches eher im kleinen Kreise bekannt ist, dennoch aber alles andere als klein ist. Jener Titel, der nun als Overkill Edition zusätzlich für PlayStation 4 und Xbox One erschienen ist, möchte ich die nachfolgenden Zeilen widmen.

Die Stimme die mich ruft

Die Story gibt sich nicht sonderlich Mühe interessant zu wirken und stellt uns den Protagonisten Victor nur spärlich vor. Interessanter ist hingegen die Tatsache, das der tapfere Jäger scheinbar unter Schizophrenie leidet und ständig eine Stimme im Kopf hat, die mit ihm redet, über ihn spottet oder gar Tipps gibt. Victor selbst lässt sich aber nicht abbringen von seinem Vorhaben und versucht in einer fiktiven Welt das Umland von Monstern zu befreien. Zumindest solange bis ihm bewusst wird, dass das gesamte Szenario einfach nur eine riesige Falle für Jäger ist, was sein bester Freund Adrian auch schon schmerzlich feststellen musste.

So startet ihr mit leichter Bewaffnung in einen Kampf, der bereits viele Opfer gefordert hat. Opfer, die aber längst das Zeitliche gesegnet haben und zu feindlich gesinnten Skeletten sowie untoten Soldaten wurden. Auch Spinnen und Fabelwesen sind mit von der Partie, um Victor Vran und seiner Stimme das Leben schwer zu machen. Doch unbeeindruckt davon, setzt ihr eure Reise fort und metzelt euch durch unzählige Armeen mit immer besseren Waffen. Ferner kommt es nämlich vor, dass besiegte Gegner interessante Gegenstände zurücklassen, die sogleich in euer Inventar wandern. Schnell ist ein Hammer gegen eine Sense ausgetauscht, die einfach bessere Statuswerte besitzt. Wer sich dem Nahkampf verweigern möchte, darf auch gerne auf diverse Handfeuerwaffen zurückgreifen, die ebenso die Gegner ausmerzen. Zudem wird es euch ermöglicht, eine weitere Waffe in einen dafür vorgesehenen Slot zu legen, auf die ihr inmitten des Kampfes per Tastendruck blitzschnell zurückgreifen könnt. Durch den ständigen Wechsel von Nah- auf Fernkampf und umgekehrt, seid ihr trotzdem nie vollends sicher, denn auch die Gegner werden stärken und das sogar in bereits eroberten Gebieten, wenn ihr diese erneut besucht. Somit bleiben die Kämpfe in der Victor Vran Overkill Edition immer auf einem fordernden Niveau.

Ein kleiner frischer Hauch

In der Victor Vran Overkill Edition ist selbstverständlich ein Level-Up System implementiert, welches jedoch neue Wege einschlägt und dadurch dem Titel einen Hauch von Individualisierung gönnt. Und so steigen mit den eingeheimsten Erfahrungspunkten nicht die eigentlichen Attribute des Jägers auf, sondern nur in der Stufe vorgesehene Faktoren (z.b. Erhöhung der Lebensenergie).

Dennoch kann man Victor stetig aufrüsten. Denn unter anderem gibt es Schicksalskarten, die gewisse Eigenschaften besitzen und euch Vorteile gegenüber den Gegnern verschaffen. Diese Schicksalskarten werden euch aber nicht nur bei einem Stufenaufstieg überlassen, sondern auch von besiegten Feinden gedroppt und schenken euch mit der Ausrüstung unter anderem weitere Lebenspunkte oder erhöhen die Chance auf einen kritischen Treffer. Anfänglich könnt ihr nur zwei Karten gleichzeitig verwenden, die aber mit zunehmenden Charakterlevel ausbaufähig sind. Fünf Karten passen später in die Anpassungen von Victor, wobei die fünfte Karte erst mit einem hohen Charakterlevel freigeschaltet wird. Ein weiterer Slot kann durch eine besondere Kleidung am Körper sogar hinzugewonnen werden.

Doch selbst wenn alle Nutzungsmöglichkeiten belegt sind, solltet ihr nie müde werden alles zu überwachen. Denn immer neue Karten werden sich eurer Sammlung hinzufügen und bessere Werte vorweisen, die ebenso ausgebaut werden können. Denn ab dem 16. Charakterlevel dürft ihr in dem jeweiligen Stützpunkt, wie zum Beispiel Schloss Zagoravia, Gegenstände kombinieren. Habt ihr beispielsweise drei Karten von demselben Typ, erschafft ihr eine noch stärkere Karte mit der Verschmelzung. Dies kostet zwar ein paar gesammelte Taler, die neuen Attribute werden es euch jedoch danken. Die sogenannte Transmutation lässt sich aber nicht nur auf Schicksalskarten anwenden, sondern kann auch für Waffen und Kräfte genutzt werden, um unter anderem legendäre Gegenstände zu erschaffen, die Victor enorm bei seiner Reise durch drei verschiedene Welten helfen werden.

Victor das Multitalent

Und wenn ich gerade das Thema Kräfte anschneide, möchte ich noch ein paar Zeilen darüber verlieren, denn in einem guten Rollenspiel geht es nicht ohne die Künste eines Zauberers. Doch wie bereits erwähnt ist Victor Vran ein Jäger, der eher plumpe Schüsse und Schwerthiebe bevorzugt. Nichtsdestotrotz wird auch ihm dank der „Kräfte“ die wie Amulette wirken, ein neues Repertoire zuteil. Mit den entsprechenden Befehlen via Buttons kann er beispielsweise einen Kometenschauer auf die Gegner regnen lassen oder einen giftigen Nebel um sich verteilen. Dies wird ihm aber erst gestattet, sofern die Overkill-Anzeige entsprechend gefüllt ist, was wiederum durch kritische Treffer (Overkill) beim Gegner hervorgerufen wird.

Eines sei noch gesagt, denn mithilfe der korrekten Kombinationen im Transmutation-Gerät, die ihr zumeist über das Herumprobieren freischaltet, kreiert ihr ganz neue Kräfte.

Für Sammler, Jäger und Mutige

Dafür gibt es dutzende andere Utensilien, die im Fundus landen und teils überflüssig trotz möglicher Kombinationsmöglichkeiten erscheinen. Ungenutzte und platzraubende Hieb- und Stichwerkzeuge, sowie Kräfte und Schicksalskarten können zu barer Münze gemacht werden. Und wer sich dann auf einen Händler einlässt, darf gleich noch ein paar Dialoge führen, die allgemein jedoch recht spärlich in Victor Vran aufgezogen sind.

Was ich zudem als sehr interessant empfinde sind die einzelnen Herausforderungen, die in jedem Gebiet fünf an der Zahl ermöglichen und sich immer anders aufbauen. Mal sollt ihr mit einer gewissen Waffe eine bestimmt Anzahl an Kontrahenten zu Staub mahlen, ein anderes Mal wird euch abverlangt, keinen gegnerischen Treffer einzukassieren. Eine weitere Aufgabe gestaltet sich darin, geheime Wege zu finden oder eine Art Bossgegner zu vernichten. Immer neue Aufträge warten mit erschlossenen Gebieten auf euch und wandeln den Erfolg in Schätze jeglicher Art um.

Im Übrigen bringt jeder Levelaufstieg etwas Neues mit. Denn neben mehr Lebenspunkten oder einen weiteren Slot für Schicksalskarten, dürft ihr euch für eines von drei Geschenken entscheiden. Des Öfteren ist sogar eine Truhe darunter, die einen noch unbekannten Gegenstand beherbergt. Darunter fallen zum Beispiel Waffen, die gerade bei den Sammlern eine wahre Euphorie auslösen können, denn es gibt sie in Hülle und Fülle. Wie wäre es mit dem gierigen Handmörser des Wolfes, dem effizienten Hammer von Wert, dem Blitzgewehr des Glückes oder dem bösartigen Schwert des Widders?! In Sachen Einfallsreichtum hatten die Entwickler wohl einige erfolgreiche Sitzungen, die zudem noch dafür gesorgt haben, dass es verschiedene Spezifizierungen gibt, die mit grüner, goldener oder violetter Farbe hervorgehoben sind. Und wer jene durchschlagenden Schätze nicht verkaufen mag, darf sie auch gerne in einer Kiste im jeweiligen Rückzugsort aufbewahren.

Headbangende Skelette?

Zusätzlich zum Schloss Zagoravia, welches den Hauptteil des Spiels ausmacht, gesellen sich zwei DLCs hinzu. Gerade die Motörhead: Through the Ages Erweiterung hebt sich sehr von gängigen DLCs ab und greift sich storytechnisch die gleichnamige Metal-Band. Das Szenario bezieht sich auf den zweiten Weltkrieg, in dem der Führer nicht zwangsläufig die tragende Rolle einnimmt. Stattdessen geht es eher um Snaggletooth, welcher in der Victor Vran Overkill Edition als Kampfmaschine vorgestellt wird. Doch seine Kräfte sind erlöschen und seine Mechanik wurde auf böswillige Maschinen übertragen, die nun Victor das Leben schwer machen. So geht es für den Dämonenjäger durch drei verschiedene Areale, um Snaggletooth wieder Leben einzuhauchen.

Damit das Metal-Feeling aber erst richtig zur Geltung kommt, gibt es diverse Gitarren, die als Waffe dienen und genügend Feuerkraft mitbringen, um ganze Armeen auszuschalten. Gleichzeitig ertönen dabei verschiedene Akkorde, die einige Skelette dazu bewegen, mit Headbanging die Sounds zu begleiten. Somit erweitert das Motörhead DLC nicht nur die spielerische Note, sondern sorgt gar für einen unverwechselbaren Humor. Erhaltene Gegenstände dürfen im Übrigen auch in die Hauptstory oder dem zweiten DLC mit der Bezeichnung Fractured World mitgenommen werden. Ebenso bleibt der Charakterfortschritt erhalten, wenn ihr zwischen den Welten wechselt. Somit dürft ihr selbst die Reihenfolge festlegen, wie und in welchem Umfang ihr die Victor Vran Overkill Edition erkunden möchtet.

Da manche Abschnitte aber nicht zu Beginn verfügbar sind, bzw. einen gewissen Charakterlevel abverlangen, lohnt es sich jederzeit, zwischen den drei Storyparts zu switchen. Allgemein verdoppelt sich die Spielzeit durch den Motörhead: Through the Ages und Fractured World DLC. Neue Gegner und Utensilien animieren zusätzlich, hunderte von Spielstunden in die Victor Vran Overkill Edition zu investieren.

Im Koop geht’s heiter weiter

Damit aber noch immer nicht genug, denn den Victor Vran Overkill Edition muss nicht alleine gespielt werden, wenngleich er eigentlich ein einsamer Held ist. Im Online Modus könnt ihr euch mit anderen Spielern verbünden und gegen die Mächte des Bösen antreten. Ladet ihr einen weiteren Mitspieler zu eurem Abenteuer ein, so durchstreift er zusammen mit euch die Areale oder geht ganz eigene Wege. Wo sich euer Mitstreiter gerade herumtreibt, wird euch selbstverständlich auf der Karte angezeigt.

Wer nicht alleine auf Reisen geht hat sogar noch weitere Vorteile. Denn wem der Tod ereilt, muss nicht das Areal erneut erkunden, sondern kann sich an gleicher Stelle wiederbeleben lassen. Solange muss aber der Mitstreiter die Stellung halten und selbstverständlich überleben.

Ein kleines Manko gibt es dennoch, denn wenn viele Monster die Bildfläche eingenommen haben und zudem noch vier Victor Vrans herumlaufen, kann man ab und an den Überblick verlieren. Glücklicherweise ist aber oftmals jeder so individuell gekleidet, dass eine Unterscheidung möglich ist. Dies kommt zusätzlich durch den Charakterfortschritt zustande, der jedoch eine weitere Schwierigkeit mitbringen kann. Als Level 5 Spieler sollte man nicht unbedingt einem Level 50 Spieler beitreten. Dies ermöglicht zwar Gebiete zu betreten, die man eigentlich in der Story noch gar nicht freigeschaltet hat, kann aber den ein oder anderen Exitus mitbringen. Zwar finden Spieler evtl. entsprechende Waffen, die aber aufgrund der besonders starken Gegner nur bedingt mithalten können.

Die Konsolenversionen haben aber einen enormen Vorteil gegenüber der PC Variante. In der Victor Vran Overkill Edition wurde ein lokaler Multiplayer-Modus verbaut, der ein Zusammenspiel von Freunden ermöglicht, die sich gerade die Couch teilen. Ein zweiter Controller genügt und schon geht es zusammen gegen Vampire, Skelette und allen anderen dämonischen Geschöpfen – egal ob im Hauptspiel oder den beiden DLCs. Außerdem verlangt der lokale Multiplayer im Gegensatz zum Online-Modus kein Abonnement von XBox Live bzw. PS+.

Overkill?

Technisch schafft es die Victor Vran Overkill Edition solide auf dem TV-Gerät zu laufen. Die Charakterdarstellungen sind zwar recht klein geraten, dafür bewahrt sie aber die komplette Übersicht des jeweiligen Areals. Selbstverständlich wäre einiges mehr möglich gewesen, was bei dem Action-Rollenspiel mit einem hohen Anteil an Hack’n’Slay Elementen aber kaum stört. Abwechslungsreiche Schauplätze versuchen ein wenig die optische Schwäche von Victor Vran einzudämmen, dass aber leider nur bedingt funktioniert. Im Allgemeinen wirkt es so, als hätte man alles schon einmal gesehen. Dafür läuft das Gameplay sehr flüssig und verzeichnet kaum Ruckler. Selbst wenn ganze Armen von Gegnern auf euch zukommen, fließen die Bilder geschmeidig und sorgen für keinerlei Verzögerungen im Spielverlauf. Gleichzeitig punkten die Schauplätze mit einer Dynamik, die durch eine zerstörbare Umgebung hervorgerufen wird.

Soundtechnisch bietet die Victor Vran Overkill Edition eine nette akustische Kulisse, die perfekt ins Gesamtkonzept passt. Der Fokus liegt aber definitiv auf der Sprachausgabe, die insbesondere durch „die Stimme“ eine interessante Gewichtung erhält. Die lockeren Monologe, die zudem noch mit Witz angereichert sind, machen Spaß beim Lauschen und werden euch mit Garantie einige Schmunzler abringen. Um die deutsche Sprachausgabe noch ein wenig mehr abzurunden, wird zudem die Effekt-Kulisse in die richtige Richtung gelenkt. Wer jedoch auf den Sound und die Lokalisation verzichten mag und stattdessen auf Untertitel setzt, bekommt zwar auch die deutschen Texte dargeboten, muss aber mit einigen kleinen Rechtschreibfehlern leben. Die Frage bleibt dennoch, warum man auf die Sprachausgabe verzichten sollte, denn gibt es etwas cooleres als mit Nicolas Cage bzw. Vin Diesel auf Entdeckungstour zu gehen? Die deutsche Synchronstimme Martin Kessler spricht nämlich Victor, währenddessen Torsten Michaelis, bekannt für Martin Lawrence und Wesley Snipes deutsches Sprachorgan, den unerwünschten Besucher im Kopf des Jägers mimt. Beide in Kombination sind einfach nur grandios und machen das Spiel zu einem echten Erlebnis.

All diejenigen, die den Fokus mehr auf den Motörhead: Through the Ages DLC gelegt gaben, dürfen sich auf originale Songs der Metal-Band freuen, die das Kriegsszenario mit all seinen unschönen Seiten begleiten. Gleichzeitig sorgt die musikalische Untermalung für ordentlich Schwung bei der Beseitigung aller gegnerischen Geschöpfe und löst bei euch eine regelrechte Treibjagd auf diese aus.

Die Steuerung wurde natürlich auf einen Controller optimiert. Und wenngleich ich Action-Rollenspiele lieber auf dem PC zocke, habe ich auf der PlayStation 4 mit der Victor Vran Overkill Edition enormen Spaß. Alles ist in Perfektion abgestimmt und die verschiedenen Befehle blitzschnell ausgeführt. Zudem zeigt mir der Dual Shock 4 Controller dank der Lightbar an, wann es um Victor gesundheitlich weniger gut steht. Mit einem pulsierenden Rot und leichten Vibrationen wird mit schnell suggeriert, dass es Zeit wird, einen Heiltrank in Erwägung zu ziehen.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
84
85
Gut
85
Multiplayer

FAZIT

Sicherlich kann das Action-Rollenspiel Victor Vran Overkill Edition nicht mit dem Primus Diablo mithalten, dennoch sind die eingebrachten Ideen ein Garant für viele tolle Spielstunden. Zwar kämpft der Titel mit einer schwachen Story und mittelmäßiger Grafik, dafür kommen alle, die gutes Gameplay schätzen, vollends auf ihre Kosten. Zudem darf abermals die Sammelleidenschaft ausgelebt werden, die durch die beiden enthaltenen DLCs noch weiter heranwächst. Gleichzeitig ist der Titel noch mit einer interessanten Lokalisation ausgestattet, die im Text zwar ab und an versagt, dafür aber in der Synchronisation deutlich punktet. Wer also wieder einmal Lust hat, in einem Action-RPG fiktive Welten zu erkunden, kann hier gerne Stunden seines Lebens investieren, ohne es später zu bereuen.

- Von  Rena

MS Windows

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