Top 10 Anime Filme und Serien
Es herrscht Uneinigkeit darüber, wann genau der Anime den Sprung einer bestimmten Erscheinungsform bzw. als Genre hin zum eigenen Medium geschafft hat, in der Regel wird die Mitte des 20. Jahrhunderts aber als Geburtsstunde der Japanimation angesehen. In der Nachkriegszeit erlebte erst der Manga und daraufhin auch der animierte Film einen regelrechten Boom in Japan, wobei in der Regel die Tōei Animation und Osamu Tezuka als die wichtigsten Wegbereiter genannt werden. Unlängst ist der Anime ein echter Exportschlager geworden und auch außerhalb Japans nicht mehr aus der Popkultur wegzudenken. Mit unserer heutigen Top 10 der Anime wollen wir keine definitive Liste der „besten“ oder „sehenswertesten“ Filme und Serien dieses Mediums darbieten, sondern viel mehr die große Spannbreite des Mediums zeigen. Von der romantischen Komödie, hin zum düsteren Cyberpunk-Sci-Fi bis hin zum unbeschwerten Coming of Age haben wir einige unserer liebsten Anime zusammengetragen.
1) Ghost in the Shell
Neben Akira gilt Ghost in the Shell als einer der wichtigsten Filme, die dazu beigetragen haben das der Anime als Medium an internationaler Popularität gewonnen und aufgezeigt haben, dass animierte Filme weitaus mehr als „Kinderkram“ sind. Der auf den gleichnamigen Manga von Masamune Shirow basierende Film erschien 1995 und gilt nicht nur als Klassiker sondern auch als maßgebliche Inspiration für Filme wie Matrix und wirkt selbst heute noch auf Science-Fiction- und Cyberpunk-Werke nach. Insgesamt gibt es vier Kinofilme, zwei Fernsehserien, einen Fernsehfilm sowie weitere Adaptionen in Form von Videospielen. An das Original von Regisseur Mamoru Oshii reicht aber bis heute keine Fortsetzung, Spin-Off oder Adaption heran. Und das hat viele Gründe. Oshii filterte nicht nur die Essenz dessen, was den Manga ausmacht, heraus und übertrug dies in seinen gerade einmal 79. Minuten langen Film, sondern hat auch ikonische Bilder geschaffen sowie gezeigt, wie tief sich auch animierte Filme mit Fragen der Menschheit auseinandersetzen können. Hinzu kommt noch der unglaubliche Score von Kenji Kawai, der ohne jeden Zweifel zum besten gehört, was man in einem Anime(film) zu hören bekommen kann.
2) Mein Nachbar Totoro
Was wäre eine Anime-Top-Liste ohne einen Ghibli Film? Ich könnte wohl die gesamte Top 10 nur mit Filmen des japanischen Kultstudios füllen und würde keine getroffene Wahl bereuen. Dennoch möchte ich mich hier ja ein bisschen eingrenzen, weshalb ich mich letztlich auf Ein Nachbar Totoro festgelegt habe. Der 1988 erstmals in den Kinos veröffentlichte Film von Hayao Miyazaki war mein erster und bis heute liebster Film von Ghibli. Was den Film für mich ausmacht, ist seine Unaufgeregtheit. Es geht nicht um die Rettung der Welt, nicht um eine epische Heldenreise, nicht um eine große Liebesgeschichte. Stattdessen erzählt Miyazaki eine geradezu alltägliche Handlung, die sich um Verlust und Ängste, aber um auch die kostbare Zeit der Kindheit dreht. Seinen magischen Anstrich bekommt der Film durch Totoro, einem großen, Katzen-ähnlichen Wesen, welches sich mit den beiden Hauptfiguren Mei und Satsuki anfreundet und diesen nicht nur ein guter Freund wird, sondern auch durch eine schwierige Zeit hilft.
3) Detektiv Conan
Detektiv Conan begleitet mich mittlerweile seit gut 20. Jahren (mal mehr, mal weniger) regelmäßig. Als großer Fan von Sherlock Holmes, Agatha Christie und allgemein von Krimigeschichten dieser Art schlägt die kleine Spürnase genau in eben diese Kerbe. Als Manga gibt es Conan seit 1994, als Anime seit 1996. Trotz der langen Laufzeit ist aber noch lange kein Ende in Sicht, was nicht nur Vorteile hat. Die Reihe hat über die Jahre hinweg viel Ballast angesammelt, gerade der Anime wiederholt sich in seinen Filler-Episoden, weshalb ich ihn nicht mehr allzu häufig verfolge. Doch die Geschichten, die noch selbst von Mangaka und Schöpfer Gosho Aoyama stammen, sind bis heute spannend und sehenswert bzw. lesenswert. Und auch die im jährlichen Turnus erscheinenden Kinofilme lohnen sich in der Regel und sind in Japan stets echte Kassenschlager.
4) Dragon Ball
Dragon Ball gehört für mich und viele andere meiner Generation sicherlich zu den frühesten Berührungspunkten mit dem Medium Anime. Die ganz große, weltweite Popularität hat das Franchise zwar erst mit dem deutlich ernsteren und mehr Fokus auf Action legenden Dragon Ball Z gewonnen. Doch bis heute mag ich den Startschuss von Son Goku´s epischer Reise am liebsten. Eben weil hier der juvenile Humor der Action überwiegt. Eben weil die Welt hier noch etwas bizarrer wirkt, eben weil hier noch alles ein bisschen weniger geschliffen und weniger cool aber dafür charmanter, schräger und irgendwie auch herzlicher ist. Mit gerade einmal 153 Episoden ist Dragon Ball sogar noch einigermaßen leicht konsumierbar. Zwar gibt es auch hier Filler-Episoden, die weniger gut geraten sind. Insgesamt erhält man aber an nach wie vor hervorragendes Seherlebnis.
5) Sailor Moon
Eines der Animes, der den Hype hierzulande mit ausgelöst hat ist sicherlich Sailor Moon. Die Erstausstrahlung fand 1995 auf ZDF statt. Sicherlich kein Sender, auf dem man ein Anime erwartet. Doch mit einem weiteren Versuch und zusätzlichen Staffeln, konnte RTL 2 das Mädchen mit den Zauberkräften, wie der Untertitel hieß, etablieren. Die 200 Folgen auf 5 Staffeln verteilt haben großen Einfluss auf das Genre genommen und zählen noch immer Scharen an Fans. Diesen Erfolg konnte das Reboot 2014 nicht mehr einheimsen. Bis zum heutigen Tag steht trotz großer Abweichungen zum Manga der erste Anime von Sailor Moon in der Gunst der Zuschauer. Und selbst im Jahr 2021 wird die Industrie nicht müde, massenhaft Fanartikel zu produzieren.
6) Kickers
Entweder mochte man Kickers oder Captain Tsubasa. Na ja, ich mochte eigentlich beides. Und objektiv betrachtet ist Captain Tsubasa sicherlich auch die bessere und ereignisreichere Serie von beiden. Dennoch tendiert mein Herz stets ein bisschen mehr in Richtung Kickers. Die Geschichte um Gregor, der neu in die Stadt kommt und gleich am ersten Tag dem Fußballverein seiner schule beitritt, ist weniger cool als Captain Tsubasa und deutlich geerdeter. Und vielleicht sagt mir eben das auch etwas mehr zu. Leider war nach nur 26 Episoden Schluss mit den Kickers und das merkt man der Serie gegen Ende auch an. Insofern ist der Abschluss etwas unbefriedigend, viele Geschichten und Figuren nicht zu Ende erzählt. Der Weg dahin ist dennoch ein schöner.
7) Perfect Blue
Es gibt nur wenige Schöpfer von Anime, die aus der Masse hervorstechen – Satoshi Kon ist so einer. Der mittlerweile leider verstorbene Regisseur hat zwar nur vier Langfilme und eine Serie geschaffen, diese haben es aber allesamt in sich. In Perfect Blue zeigt Kon die Schattenseiten des Idol Business auf und begleitet den Aufstieg einer jungen Sängerin. Dabei vermengt der Film seinen Blick hinter die dunklen Fassade einer Multi-Millionen-Industrie mit einem waschechten Psychothriller, der einem stellenweise den Atem raubt. Die Inszenierung ist düster und vertrackt, die behandelten Themen real und nachvollziehbar. Perfect Blue ist alles andere als leichte Kost und bleibt noch sehr lange in Erinnerung.
8) Garden of Words
Mit Your Name hat Makoto Shinkai einen Welterfolg geschaffen, der für einen neuen Anime-Boom im Mainstream gesorgt hat. Doch schon vor seinem Rekordbrecher hat Shinkai einige spannende Filme geschaffen. Darunter auch The Garden of Words, der gerade einmal 46. Minuten lang ist. In dieser Zeit erzählt der betörend schön visualisierte Film die Geschichte eines jungen Schülers im Park auf eine erwachsene Frau trifft und sich mit dieser anfreundet. Wo andere Anime jetzt vielleicht mit schlüpfrigen Humor um sich schmeißen würden, bleibt The Garden of Words gefühlvoll und auf dem Boden und zeigt schlicht zwei einsame Menschen, zwischen denen sich eine Freundschaft entwickelt, die für beide heilend ist. Zwar nicht ganz ohne Kitsch, aber dafür ohne Fremdscham.
9) Tenshi no Tamago/Angel´s Egg
Tenshi no Tamago bzw. Angel´s Egg dürfte sicherlich der unbekannteste und auch am schwersten zugängliche Film dieser Liste sein. Mit Mamoru Oshii führte ein bereits vorher genannter Name Regie bei diesem 1985 veröffentlichten Film, der gänzlich ohne Sprache auskommt. Der Film begleitet ein junges Mädchen, welches ein Ei durch eine postapokalyptische, mit eindrucksvoll surrealistischen Bildern inszenierte Welt durchstreift und dabei stets von einem Mann verfolgt wird. Tenshi no Tamago besitzt viele Anknüpfungspunkte für eine Interpretation und über die Jahre hat sich im Internet ein regelrechter Kult um den Film gebildet, der diesen in langen Essays und Analysen versucht zu deuten. Doch selbst wenn man beim Schauen nicht viel versteht, so bleiben hier zumindest Bilder und Klänge, die man nicht vergessen wird und die diesen Film alleine schon sehenswert machen. Übrigens gilt Tenshi no Tamago auch als eine maßgebliche Inspiration für Hidetaka Miyazaki, den Schöpfer der Dark Souls Spiele.
10) My Hero Academia
Superhelden in allen Formen und Farben? Willkommen bei My Hero Academia und der Geschichte, die mit einem ganz normalen Jungen beginnt. Izuku träumt schon lange davon, als Superheld durchzustarten. Was wie Tagträumerei klingt, ist jedoch gar nicht außergewöhnlich. Denn die Geschichte spielt in einem alternativen Japan, das regelrecht von Superhelden und Superschurken bevölkert ist. Geschuldet ist dies durch einen Vorfall, der unzähligen Menschen spezielle Fähigkeit gibt, die sogar vererbt werden können. Izuku hat bei der Verteilung weniger Glück, will seinen Traum aber nicht aufgeben. Und plötzlich kommt es zu einem schicksalhaften Zusammentreffen. Bislang gibt es 98 Folgen, die in 5 Staffeln gepackt wurden. Ein Ende ist noch nicht eingeläutet, was weitere Episoden verspricht.