Tony Hawk’s Pro Skater 3+4 REVIEW

Nachdem Vicarious Visions die ersten beiden Teile der Reihe mit Tony Hawk’s Pro Skater 1+2 grandios neu aufgelegt hat, war es nicht zuletzt aufgrund des kommerziellen Erfolgs des Zwei-in-Ein-Remakes eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis eine Neuauflage der Teile 3 und 4 folgen sollte. Doch bei Publisher Activision Blizzard hatte man andere Pläne. Vicarious Visions wurde in Blizzard Albany unbenannt und in den Mutterkonzern als Zuarbeiter-Studio für Diablo abberufen, das sich offenbar zumindest in einer Vor-Produktionsphase befindende Tony Hawk’s Pro Skater 3+4 wurde abgesägt. Umso größer war also die Überraschung, als vor einigen Monaten die Bestätigung kam: es geht doch weiter.

Neues Studio, gleichbleibende Qualität


Vicarious Visions bzw. Blizzard Albany ist nach wie vor raus, stattdessen hat man sich diesmal hat man sich mit den Iron Galaxy Studios einen externen Entwickler ins Boot geholt. Tony Hawk’s Pro Skater 3+4 ist das bis dato größte Projekt des Studios, welches zuvor vor allem andere Entwickler unterstützt hat. Unter anderem hat man The Last of Us Part 1 auf den PC portiert, den Retro Studios bei Metroid Prime Remastered geholfen und Portierungen zu Overwatch und Dauntless verantwortet.

Die Remakes der Teile 3 und 4 stehen voll und ganz in der Linie wie die von Vicarious Visions produzierten Neuauflagen der ersten beiden Serienteile. Die seinerzeit für so ziemlich alle Plattformen veröffentlichten Originale (PlayStation PlayStation 2, GameCube, Xbox, PC etc.) wurden von Grund auf neu gebaut und auf aktuelle Plattformen gehievt. Das Gameplay nutzt die angenehmen Modernisierungen der vorherigen Remakes, es gibt ein umfangreiches Roster, welches sowohl die alte Garde rund um Tony Hawk abdeckt, aber auch genügend Platz für aktuelle Skaterinnen und Skater bietet. Man hat sämtliche originalen Level übernommen und sogar ein paar Neue hinzugefügt, einen ordentlichen Multiplayer für offline und online integriert sowie noch die ein oder andere ganz nette Neuerung parat.

Schnipp schnapp, das alte Gefühl ist weg


Je nachdem wie man auf das Spiel bzw. die Spiele in ihrer neuen Variante guckt, kann man aber auch einiges zu meckern finden. Einige Fans der Originale bemängeln etwa das Fehlen vieler ursprünglich enthaltener Musiktracks. Und keine Frage, die Songs haben damals den ganz speziellen Vibe der Reihe maßgeblich mitgeprägt und die Jugend- und Popkultur der späten 1990er Jahre und frühen 2000er Ära gespiegelt. Dass jetzt nur noch eine gefühlte Handvoll aus dem alten Soundtrack übernommen wurde, ist dürfte vor allem ein Problem älterer Fans, zu denen ich mich auch zähle. Nostalgische Gefühle und eine entsprechende Verklärung sind nun einmal starke subjektive Empfindungen und ja, ich hätte gerne Künstler und Bands wie Alien Ant Farm auch in den Remakes gehört. Aber per se kann ich mit dem neuen Soundtrack auch gut leben. Mein Problem ist eher das die neuen Tracks bei mir nicht so stark verhaften. Das ein Lupe Fiasco mit dem fantastischen und wirklich passenden Kick Push vertreten ist, hat mich gefreut. Aber ansonsten…naja. Ist halt nicht so meins und das ist auch okay. Musik ist ohnehin subjektiv und ich kann nebenbei auch Spotify laufen lassen und wahlweise auf diesen Umweg mit der originalen Musik grinden.

Eine weitere Abänderung zum Original und Gegenstand erhitzter Gemüter ist das Abändern der generellen Struktur von Tony Hawk´s Pro Skater 4. Im Original hat sich dieses zu den Vorgängern darin unterschieden, dass man die wesentlich größer gestalteten Level als Hub genutzt hat, in denen man mit NPCs labern, sich Missionen abholen und sogar Minispiele spielen konnte. Im Remake ist davon nichts übrig geblieben, stattdessen wurden die großen Level etwas verkleinert (wenn auch nicht viel) und mit den standardmäßigen zwei Minuten Limit pro Run versehen.

Auch hier verstehe ich woher die Kritik kommt, aber auch hier könnte es mir selbst egaler nicht sein. Eher bin ich fast schon etwas dankbar für die Änderung, denn mir gefällt bis heute das Absolvieren eines Levels unter Zeitlimit besser als die später in der Reihe Einzug haltenden Varianten. Um die Minispiele ist es in der Tat etwas schade und wenn schon nicht als Teil des eigentlichen Spiels, so hätte man diese doch gerne als freischaltbaren Bonus oder ähnliches wiederbeleben können.

Neu trifft auf alt


Sei es drum, die Entwickler haben sich zu diesen Schritten entschieden und im Falle der Musik aus lizenzrechtlicher Sicht wohl auch gezwungen gefühlt. An und für sich muss man ihnen aber keinen Strick draus binden, es kommt halt stark auf die eigene Sichtweise an. Wer nach 2000 geboren ist und die Spiele mit Tony Hawk’s Pro Skater 3+4 zum ersten Mal erlebt, wird viele der genannten Kritikpunkte wohl ohnehin als Gejammere von Videospiel-Opas und -Omas abtun und auch das ist ok. Zeiten ändern sich und das ist eben nicht immer etwas schlechtes, im Gegenteil.

Ich mag zum Beispiel, wie divers das Roster mittlerweile geworden ist. Seit Tony Hawk’s Pro Skater 1+2 ist meine Liebe für Skateboard nicht nur in Videospielform, sondern auch im echten Leben neu entflammt. Zwar habe ich das vor 20 Jahren verstaute Skateboard auch weiterhin eingestaubt im Keller gelassen, dafür beschäftige ich mich mittlerweile wieder sehr gerne mit der Profi-Szene. Und neue Talente wie etwa Yuto Horigome, Zion Wright und Letícia Bufoni neben Legenden wie Rodney Mullen und Chad Muska zu sehen, ist wirklich cool. Noch cooler wäre es, wenn die Figurenmodelle etwas detaillierter gewesen wären, denn diese wirken im Vergleich zu den schön gemachten Strecken seltsam rückständig. Abgesehen vom Auswahlbildschirm, sieht man die Talente aber ohnehin nur von hinten und erfreut sich stattdessen über die sauberen 60 Frames und visuell vielfältig gestalteten Level.

Mods für weniger Stress


Die Level sind ja ohnehin eines der wichtigsten Merkmale der Reihe. Ich bin doch sehr überrascht, wie stark der Internetdiskurs offenbar die Level aus Teil 3 als die besten der Reihe ansieht. Zwar gehören Level wie Gießerei, Kanada und die Suburbs für mich durchaus zum stärksten Line-Up der Franchise. Die anderen Level habe ich seinerzeit wie heute eher als okay bis unteres Mittelmaß empfunden. Den Flughafen zb. finde ich auch in der Neuauflage schrecklich, ebenso wie das mit einem Cyberpunk-Fiebertraum und Klischees aufgeladene Tokyo. Weniger stark sind meine Emotionen bei den neu aufgelegten Leveln von Tony Hawk’s Pro Skater 4. Diese funktionieren als in sich geschlossene Level aber auch nur teils gut, da sie nun einmal etwas zu groß geraten sind. Tatsächlich hätte man hier noch ein bisschen mehr einschneiden können und vielleicht auch sollen, denn für manche Aufgaben ist das zwei Minuten Limit schon arg knapp.

Es gibt auch Abhilfe in Form der Modifikationen. Diese sind wohl als Accessibility Option gedacht und können einem durchaus etwas Frust nehmen. Wer sich etwa an der Länge der Aufstehanimation nach einem Sturz stört, kann diese abschalten. Oder man stellt Stürze komplett aus. Auch kann man das Zeitlimit bis auf 60 Minuten hochstellen und wirklich bequem durch die Level fahren, Tricks vollführen, um den Highscore in die Höhe zu treiben, die S-K-A-T-E-Buchstaben einsammeln und andere Missionen absolvieren.

The grind begins


Abseits der neu implementierten Optionen hat man im Create-A-Park-Modus erneut die Möglichkeit, eigene Level zu erstellen und diese mit der Community online zu teilen. Lokaler und Online-Multiplayer ist wieder an Bord, man kann einen eigenen Skater bzw. eigene Skaterin erstellen und hat im Ingame-Shop (der auch nur mit Ingame-Währung auskommt!) die Wahl aus unzähligen Kleidungsstücken und Accessoires. Die geheimen Level und Figuren aus den Originalen gibt es ebenfalls zum freischalten. Außerdem kann man gegen Ingame-Währung auch Bam Margera und Michelangelo von den Turtles als Skater freischalten. Wer die teurere Deluxe Edition kauft, bekommt außerdem Zugriff auf den Doom Slayer und den Revenant (ebenfalls aus Doom) sowie ein paar andere nette Goodies.

Video zum Spiel

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • technisch gelungen modernisiert
  • snappy Steuerung, die jederzeit eine tolle Kontrolle gibt
  • großes Roster mit alten und aktuellen Talenten
  • der Gameplay-Loop ist nach wie vor grandios
  • es gibt einiges freizuspielen und auch ohne dies, ist die Motivation hoch

thumbs-up-icon

Cons
  • visuelle Details bei den Skatern könnte etwas höher sein
  • vom originalen Soundtrack ist nicht mehr viel übrig
  • die inhaltliche Abänderung bei THPS 4 wird nciht jeden gefallen.

Facebook
Twitter

Das könnte dir auch gefallen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Partner: