Titanfall 2 REVIEW
Titanfall 2 hatte schon beim Release keinen leichten Stand. Eingepfercht zwischen den Veröffentlichungen der beiden Platzhirsche Battlefield und Call of Duty, fällt dem Shooter von Respawn Entertainment eine eher undankbare Rolle zu. Das ist bedauerlich, denn in qualitativer Hinsicht können es die Titanen locker mit der Konkurrenz aufnehmen – und diese in mancher Hinsicht sogar in die Tasche stecken.
Sich der Kritik angenommen
Titanfall hat 2014 frische Impulse in das angestaubte Shooter-Genre gebracht und vor allem Activision´s große Shooter Reihe nachhaltig beeinflusst. Kein Wunder, besteht das Team von Respawn Entertainment doch teilweise aus ehemaligen Call of Duty Entwicklern. Doch so sehr das Spiel nach wie vor von seinen Fans für den schnittigen Multiplayer-Modus verehrt wird, so wehmütig denken selbige Spieler an die Kampagne zurück. Diese hat den Namen nämlich in keinster Weise verdient und war nicht viel mehr als eine lieblose Aneinanderreihung von Missionen mit Multiplayer-Charme. Bei Respawn Entertainment hat man sich die Kritik offenbar aber zu Herzen genommen.
Hinsichtlich der Rahmenhandlung müssen wir uns allerdings nichts vormachen, sonderlich einfallsreich ist diese nämlich auch in Titanfall 2 nicht. In der Rolle von Jack Cooper (generischer geht es wohl kaum) erleben wir einen intergalaktischen Krieg, in den eben nicht nur Menschen gegeneinander antreten, sondern auch die titelgebenden Titanen. Cooper war eigentlich nie dafür vorgesehen Pilot einer dieser Mech-Krieger zu werden, doch die Umstände zu Anfang des Spiels bringen ihn mit dem Titan BT zusammen. Wo die Geschichte leider nur mit den üblichen Wendungen und Kniffen arbeitet, und selbst keinerlei Überraschung bietet, da überzeugt die Inszenierung der Beziehung zwischen Cooper und BT schon mehr.
Am Ende der rund sechsstündigen Kampagne ist mir der Blechklotz gar richtig ans Herz gewachsen. Die Art und Weise, wie die Drehbuchschreiber und der Sprecher von BT ihm eine eigene Identität verpassen, der trockene Humor zwischen ihm und dem Spieler, der in manchen Dialogen zwischen zwei Antwortmöglichkeiten wählen kann – das ist wirklich gut gemacht und hat dazu beigetragen, das ich mich durch die konfuse und leider viel zu hastig erzählte Story gespielt habe und dabei trotzdem meinen Spaß hatte.
Auf den Spuren von Portal und Half Life
Doch auch an anderer Stelle kann die Kampagne überzeugen. Vor allem dann, wenn die nach wie vor fantastische, aber eben auch bereits bekannte Action einmal zurückgefahren wird und Titanfall 2 plötzlich an die Shooter aus dem Hause Valve (ja, die haben tatsächlich auch mal Spiele gemacht) erinnert. Die bereits aus dem Vorgänger bekannte Fähigkeit an Wänden zulaufen wird beispielsweise für teils knackige Sprungpassagen verwendet, die ich so im Vorfeld gar nicht von dem Spiel erwartet hätte. Gerade im etwas fortgeschrittenen Verlauf musste ich sogar einige Male neu ran, da mir das richtige Timing gefehlt hat und ich Sprung, Doppelsprung und Wandlauf nicht lange genug miteinander verketten konnte.
Die fordernden Geschicklichkeitseinlagen kommen ebenso überraschend, wie der sehr gut durchgetaktete Ablauf der Kampagne. Mit sechs Stunden ist diese wirklich überschaubar, doch abgesehen von der hanebüchenen Hintergrundgeschichte, wird die Spielzeit voll ausgereizt, sodass nie Langeweile aufkommt. Lediglich die Bosskämpfe gegen andere Titans hätten für mich noch eine Spur knackiger und intensiver inszeniert werden können. Letztlich fühlen sich die Bosskämpfe nämlich etwas lasch an und hinterlassen kaum einen bleibenden Eindruck.
Das Herzstück: der Multiplayer-Modus
Unterm Strich dient die Kampagne diesmal also nicht nur dazu, den Spieler mit den grundlegenden Mechaniken vertraut zu machen. Nichtsdestotrotz dürfte Titanfall 2 die meisten Käufer aber wegen seines Multiplayer-Parts interessieren. Und auch hier liefert der Titel ab und überzeugt mit einem runden Gesamtpaket.
Bei den Modi gibt es natürlich Klassiker wie Capture the Flag, Deathmatch sowie die entsprechende Team-Variante (wahlweise mit oder ohne Titans oder sogar nur mit den Blechbüchsen). Die Alltime-Klassiker machen ebenso viel Spaß, wie die Abwandlung von Domination, hier Hardpoint genannt: auf der Map gibt es je drei Punkte, die es einzunehmen und zu halten gilt.
Im Modus Kopfgeldjagd sammelt man Geld für Abschüsse von menschlichen Mitspielern, Titanen und von KI gesteuerten Soldaten. Nach jeder Welle öffnen sich auf der Karte kleine Terminals, an denen man sein verdientes Geld auf das Teamkonto laden kann. Stirbt man, wird das erspielte Geld halbiert. Dies bringt eine weitere taktische Komponente in das Geschehen, denn ob man nun auf Nummer sicher geht und schnell zum portablen Bankterminal hetzt oder lieber auf Risiko spielt und versucht noch einen oder mehrere Abschüsse mitzunehmen, bevor man das Geld abgibt, kann über Sieg oder Niederlage entscheiden.
Jetzt noch schneller dank Enterhaken
Schon der Vorgänger hat sich durch die hohe Spielgeschwindigkeit ausgezeichnet. Titanfall 2 steht dem im Nichts nach und packt sogar noch eine Schippe an Tempo oben drauf. Und es ist einfach herrlich, wie wunderbar einfach und elegant Wallruns und Doppelsprünge von der Hand gehen, oder wie befriedigend es ist, wenn man in einen anderen Raum rutscht und die verdutzten Gegner erwischt. Überhaupt: in Sachen Bewegungs- und Trefferfeedback sind die Mannen von Respwan Entertainment der Konkurrenz aktuell einen Schritt voraus. Gepaart mit den flüssigen 60 Frames pro Sekunde entsteht so ein überaus intensives Spielgefühl, das geradezu süchtig macht.
Und wem das sowieso schon hohe Tempo nicht genügt, der darf nun dank des neuen Enterhakens sogar noch schneller über die Maps sausen. Sowieso eröffnet der Enterhaken noch einmal neue Möglichkeiten und gewährt (ein bisschen Geschick Voraus gesetzt) sogar Zugang zu eigentlich kaum erreichbaren Stellen auf den Maps.
Die bisherigen Karten fallen durch stimmiges Leveldesign und gelungene Höhenunterschiede auf. Zwar findet der Großteil der Gefechte am Boden statt, doch gerade wenn die Titans allmählich das Schlachtfeld unsicher machen, ist es ratsam auf Dächer und anderen Erhöhungen auszuweichen und sich von dort aus weiter über das Areal zu bewegen oder eben auf Gegnerjagd zu gehen. Gute Sniper haben hier einen kleinen Vorteil, sollten aber eben in der Lage sein schnell ihre Positionen zu wechseln. Mit neun Maps zum Launch bietet Titanfall 2 eine solide Auswahl, etwas mehr hätte es aber schon sein können. Immerhin: alle zukünftigen Maps werden frei herunterladbar sein. Das ist doch mal löblich!
Im Vorfeld einer jeden Partie kann man sich sein eigenes Loadout zusammenstellen und so die eigentlich nicht vorhandenen Klassen formen. Zur Auswahl stehen die bekannten Balermänner: Voll- und halbautomatische Gewehre, Pistolen, diverse Granaten, Snipergewehre, Schrotflinten und Anti-Titan Waffen. Jeder Spieler kann zwei Waffen bei sich tragen, dazu noch einen Typ von Granaten. Munition und Granaten sind unendlich, letztere haben aber eine gewisse Cooldown-Phase. Zusätzlich können noch diverse Perks und Extras für die Waffen freigeschaltet werden. Welchen Titan man im Kampf anfordern kann, sofern die entsprechende Leiste gefüllt ist, kann man natürlich auch auswählen. Mit der Ingame-Währung, die man sich durch erfolgreich beendete Partien erwirbt, lassen sich außerdem neue Waffen usw. freischalten.