Starlink: Battle for Atlas REVIEW
Starlink: Battle for Atlas ist das neue Toys-to-Life-Spiel von Ubisoft, welches Mitte Oktober für die Nintendo Switch, Playstation 4 und XBox One erschienen ist. Als heldenhafte interstellare Pilotinnen und Piloten stürzen wir uns in die Schlacht, um dem Planetensystem Atlas, und letztlich auch unserem Kapitän, zu helfen.
Toys to life – Was ist das überhaupt?
Das Konzept von „Toys to Life“ war zuletzt im explizit auf jüngere Spielerinnen und Spieler ausgelegten Skylanders-Franchise sehr populär, verlor aber auch wieder schnell an Beliebtheit. In Videospielen, die diesem Konzept folgen, werden reale Spielzeuge durch Erkennung, meist per NFC, in das auf dem Bildschirm ablaufende Spiel integriert. Im Falle von Starlink bedeutet das, dass Raumschiffe und deren Piloten und Waffen auf einen eigens mitgelieferten Controller-Aufsatz aufgesteckt werden und somit im Spiel spielbar sind.
Mir lag zu Rezensionszwecken das physische Starterset der Nintendo-Switch-Version mit Fox McCloud und seinem Arwing, sowie einem weiteren Piloten und zwei Waffen vor. Außerdem wird eine Joyconhalterung mitgeliefert, in die wir wie beim hauseigenen Joycon-Grip die zwei Joycon einsetzen. Nur an dieser Halterung können wir dann das Raumschiff andocken. Rein haptisch machen die Kunststoffmodelle einen wirklich soliden Eindruck. Einzelne Elemente lassen sich fest anstecken und durch leichtes Ruckeln ebenso leicht wieder entfernen. Eine Notwendigkeit dies überhaupt zu tun ist vom Start weg lediglich bei den Waffen und dem Piloten eingebaut. Setzen wir nämlich zum Beispiel gar keine Waffe auf den Flügel des Arwing ist automatisch eine nichtelementare Standardwaffe ausgewählt. Wir können aber auch den mitgelieferten Flammenwerfer oder Eisraktenwerfer aufstecken.
Und was kostet der Spaß?
Soweit, so einfach. Doch hier beginnt bei Starlink: Battle for Atlas eine chaotische Preispolitik, die schon vor dem Kauf für Verwirrung sorgt. Zur Verfügung steht neben dem Starterset mit Raumschiff, zwei Piloten und zwei Waffen, nämlich auch die digitale Kaufoption, bei der wir zum selben Preis weitaus mehr Schiffe, Piloten und Waffen angeboten bekommen. Sind wir also interessiert an den physischen Spielzeugen in Kombination mit dem Game, dann müssen wir weitaus tiefer in die Tasche greifen als bei rein digitalen Käufen. Dafür bekommen wir aber eben auch zusätzlich ein reales Spielzeug geboten. Damit aber nicht genug, denn wir können natürlich auch ein Starterset kaufen und dann einzelne Teile per DLC erwerben. Diese lassen sich dann im Spiel aber nicht auf die physische Art und Weise austauschen, wie wir es mit unserem Starterset noch gemacht haben. Oder eben genau andersherum. Gerade dadurch, dass die Waffen verschiedenen Nutzen innerhalb des Spiels haben, entsteht so schon ein Stück weit eine pay-to-win-Situation. Möchten wir die volle Bandbreite der Waffen haben, um gegen jeden Gegner die optimale Elementar-Kombination einzusetzen, bleibt keine andere Möglichkeit als draufzuzahlen. Das ist ziemlich schade.
Man kann von dem Konzept „Toys to Life“ ansonsten aber halten was man möchte, Tatsache ist, es funktioniert im Falle von Starlink: Battle for Atlas technisch sehr gut und die Spielzeuge machen einen einigermaßen wertigen Eindruck. Sicherlich ist es ohnehin eher für eine etwas jüngere Zielgruppe konzipiert. Die etwas wirre Preispolitik wurde sicherlich konzipiert, um für jeden Interessenten das passende Angebot parat zu halten. Bei mir als zahlendem Spieler würde das eher das Gegenteil bewirken und abschrecken, mich entscheiden zu müssen, welche Option nun für mich die richtige ist. Und selbst wenn man sich für eine Option entschieden hat, wäre das Spiel im vollen Umfang immer noch weitaus teuerer, als andere Triple-A-Vollpreistitel.
Kommen wir nun aber zum eigentlichen Kernpunkt des Ganzen, denn hinter der Kunststoffspielzeugfassade von Starlink: Battle for Atlas verbirgt sich ein absolut sehens- und spielenswertes Action-Adventure.
Story und Inszenierung
Als Teil der Crew der Equinox jagen wir die Vergessene Legion, die im Atlas Sternensystem Unheil verbreitet und scheinbar für die Entführung unseres Kapitäns St. Grand verantwortlich ist. Dazu bereisen wird als Pilot eines kleinen Kampfflugzeugs die insgesamt sieben Planeten des Systems. Neben Hauptmissionen, die uns zu Beginn die Besatzung der Equinox vorstellen und stückweise die Geschichte vorantreiben, lassen sich auch allerlei Nebenquests auf den Planeten und im All lösen.
Im Falle der Story ist die Nintendo-Switch-Version der Konkurrenz absolut überlegen, denn darin schließt sich niemand geringeres als Fox McCloud mit seinem Starfox-Team den Pilotinnen und Piloten der Equinox an, um bei deren Einsätzen zu helfen. Es ist nicht nur cool endlich mal wieder mit dem Arwing zu fliegen, sondern auch, dass Fox gleich eine kleine eigene Story mit exklusiven Missionen rund um die Jagd nach seinem Widersacher Wolf mit auf die Switch bringt.
Die Story wird mit einem Mix aus filmischen Zwischensequenzen und kurzen Comicstrips – im Falle der Vorstellung der Crewmitglieder, die St. Grand in einem Tagebuch beschreibt, welches wir nach dem Absturz der Equinox auf der Oberfläche eines Planeten bergen müssen – insgesamt übersichtlich und anschaulich erzählt. Während der Missionen sprechen andere Crewmitlgieder über ein Videokommunikationssystem mit uns. Die Synchronisation, auch in der deutschen Fassung, ist dabei sehr umfangreich und insgesamt gut gelungen, auch wenn einzelne Charaktere ein wenig nerven können. Das ist überhaupt eine der wenigen Schwächen der zwar simplen, aber durchaus soliden Story. Alle hauseigenen Charaktere des Spiels bleiben weit hinter dem Charme und Kultstatus eines Fox McCloud zurück und sind eher stereotypisch-generisch.
Grafisch muss man auf der Nintendo Switch gegenüber den anderen Fassungen jedoch Abstriche hinnehmen. Gut sieht das Spiel dennoch aus. Das liegt vor allem an den bunten, variablen Planetenoberflächen, die wir erkunden müssen. Auch dass wir ohnehin meist recht zügig unterwegs sind, trägt dazu bei, dass eine wahnsinnig detailreiche Grafik und gestochen scharfe Texturen gar nicht immer nötig sind, um die großartige Atmosphäre der Welten zu vermitteln. Klasse ist dabei auch, dass ein nahtloser Flug vom Weltall in die Atmosphäre der einzelnen Planeten möglich ist. Ladezeiten gibt es lediglich, wenn die Schnellreisefunktion direkt zu einem der bereits bekannten Planeten genutzt wird.
Gameplay
Sämtliche Missionen des Spiels werden vom Schiff aus absolviert. Um die Aufgaben zu lösen, wozu manchmal auch kleine Rätsel gehören, können wir dieses nicht verlassen. Das führt hier und da zu etwas frickeligen Abschnitten, in denen es etwas umständlich ist, dass Schiff in einem kleinen Bereich in die richtige Position zu manövrieren. Im Großen und Ganzen muss ich aber schon zugeben, dass die Steuerung recht gut funktioniert und auch der Wechsel von schnellen Langstreckenflügen zu beispielsweise langsamem Umfliegen von Gegner in Schlachten am Boden meist sehr flüssig und nach kurzer Eingewöhnung auch intuitiv funktioniert.
Zu den Missionen, die wir auf den Planeten absolvieren müssen, um uns mit der lokalen Bevölkerung anzufreunden und so Verbündete im Kampf gegen die Legion zu gewinnen, gehören verschiedene Sammel- und Kampfquests. Finden wir zum Beispiel Raffinerien oder kleine Ansiedlungen und helfen diesen etwa, sich gegen angreifende Outlaws zu verteidigen, können wir danach zum Beispiel Gegenstände liefern, um diese auszubauen. Je besser ausgebaut, desto größer der Umkreis, indem uns zum Beispiel auf der Karte Gegenstände angezeigt werden oder desto höher die Produktion von Elektrum, welches wir wiederum zum Ausbau anderer Standorte verwenden können. In weiteren Haupt- und Nebenmissionen müssen wir Gegenstände ausfindig machen und scannen, während Anhänger der Legion versuchen, uns davon abzuhalten, oder müssen große Funktürme von ebenjenen befreien und einschalten. Auch können wir zum Beispiel, um die Fauna des Planeten zu analysieren, einzelne Individuen einer Spezies scannen, um sie in eine Datenbank einzutragen, indem wir diese auf Knopfdruck anwählen und dann 360° umfliegen. Alles in allem ist es ein steter Wechsel zwischen, bzw. eine Kombination aus Suchen, Sammeln und Kämpfen. Auch wenn das alles recht schlüssig ist und gut in den Handlungsverlauf und die Geschichte eingebettet, sind gerade die Nebenmissionen auf Dauer doch etwas repetitiv.
Aber wie wird das im Gameplay von Starlink: Battle for Atlas umgesetzt? Zu den Fähigkeiten, die beim Sammeln am Boden hilfreich sind gehören eigentlich nur das Aufnehmen oder Herausziehen von Gegenständen und das Schießen. So lassen sich zum Beispiel Energiezellen aufheben und an anderer Stelle einsetzen, um etwa einen Motor zum laufen zu bringen. Die Schussfunktion hilft beim Abbau von Erzen, aber auch bei der Zerstörung von Behältern, in denen sich zum Beispiel Elektrum – eine Art Währung zum Ausbau von Raffinerien und anderen Gebäuden Verbündeter – befindet. Außerdem helfen die Schusswaffen natürlich im Kampf. Hier setzt ein Schere-Stein-Papier-Prinzip (Feuer schlägt Eis usw.) an, und leider eben auch der pay-to-win-Aspekt des Spiels. Zwar können wir Waffen auch im Spiel austauschen, ohne die physischen Spielzeuge zu nutzen, jedoch gibt es keine Möglichkeit diese durch Spielfortschritt zu erhalten. Treffen wir auf Gegner eines Elementartyps, für den wir keinen entsprechenden gegenteiligen Waffentyp haben, so wird es weitaus schwieriger diesen zu besiegen. Unmöglich ist es dabei nicht trotzdem im Spiel voranzuschreiten, aber ein Erwerb der Waffen durch einen Echtkauf kann ungemein helfen und das ist sehr schade. Gerade durch den Action-Adventure-Charakter des Spiels fällt so ein immenser Teil des Fortschritts weg, der für Spiele dieser Art eigentlich typisch ist. Haben wir Schwierigkeiten mit einem Gegner, müssen wir seine Schwachstelle herausfinden und dementsprechendes Equipment suchen und einsetzen. Das wir in diesem Fall dann schlicht den Geldbeutel zücken müssten, finde ich sehr bedauerlich. Durch Erfüllen von Nebenmissionen können wir zwar Booster erhalten, die unser Schiff oder unsere Waffen stärken und somit aufleveln, der effektivere Weg bleibt aber reines Geld-ausgeben.