Scorn REVIEW

Wenn man mich fragt, welches mein Lieblings-Franchise ist, dann ist meine absolute Antwort darauf: Alien. Auch wenn Alien mehr ist als die Welten, Kreaturen und Szenen, die der Künstler H.R. Giger erschaffen hat, so ist daraus doch ein ganzes Universum entstanden.

Meine Faszination dafür begann schon als Kind. Mir wurde es also in die Wiege gelegt. Das wir über die Jahre mit mal mehr, mal weniger guten Videospielen zum Thema beglückt wurden, hat mit der Veröffentlichung von Scorn bis dato seinen Höhepunkt gefunden, wenngleich das Projekt schon eigentlich auf der Kippe stand und selbst durch die Hölle ging. Einige Steine hat man sich sogar selbst in den Weg gelegt.

Eine bewegte Entwicklungsgeschichte

2014 konnten wir einen debütierenden Trailer sehen, der die groben Grundzüge und den Einfluss erkennen ließ. Leider war die erste Kickstarter Kampagne alles andere als erfolgreich. Wir spulen vor. Es wurde weiter an dem Spiel und am Konzept gearbeitet. Das bulgarische Studio Ebb Software holte sich Verstärkung ins Team, erstellte einen neuen Trailer und veröffentlichte 2017 Kickstarter Kampagne Nummer 2. Dieses mal lief es besser. Die Ziele wurden erreicht und 2020 suchte man sich mit Microsoft einen Partner, der das finanzielle garantierte, sich gleichzeitig exklusive Rechte sicherte, aber dem Team alle kreativen Freiheiten ließ. Rechnet also erst einmal nicht mit einer Veröffentlichung außerhalb von Xbox oder PC.

Die Kritik an der Kickstarter-Kampagne oder manch Fettnäpfchen, das im Zuge dessen mitgenommen wurde, ist alles völlig an mir vorbei gegangen. Aber den Trailer, den habe ich so schnell nicht vergessen. Als das Marketing vor einem Jahr Fahrt aufnahm, wurde ich so richtig vom Hype gepackt. Ich konnte es nicht mehr erwarten. Schnell noch einmal Alien: Isolation das vierte mal beendet und schon war es soweit.

Mehr als die Summe seiner Teile

Ich habe mich bewusst vor Veröffentlichung zurückgehalten, auch nur irgendwelche Spoiler über Scorn zu lesen oder zu sehen. Das war schwierig, aber es hat mir einiges an Überraschungen bewahrt. Ich lese in Beiträgen häufig die Wörter Ekel oder Ekelig. Das wird dem Werk von H.R. Giger und den Entwicklern allerdings in keiner Weise gerecht. Vielmehr saß ich des Öfteren mit offenen Mund vor dem Bildschirm und musste über Szenen nachdenken. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich ein solches Gefühl schon einmal hatte.

Scorn ist kein Shooter, wie vielleicht der erste Eindruck vermittelt. Einige Elemente aber sind vorhanden. Ihr spielt das Game aus der Ego-Perspektive, bewaffnet und bereit, euch vor jedweden Gegnern zur Wehr zu setzen. Ohne viel vorweg zu nehmen gibt es durchaus mehrere Herangehensweisen, was den Kontakt mit diesen Kreaturen angeht.

Bei dem Titel handelt es sich allgemein um ein sehr erwachsenes Science-Fiction Horror-Adventure, in dem ihr mit eurer Umwelt interagiert. Dabei spielen Scharmützel aber nur eine untergeordnete Rolle. Der Fokus liegt im Erleben, der Erfahrung sowie der Verinnerlichung dieser Welt. Ich hatte manchmal das Gefühl mit der Spielwelt zu verschmelzen.

Ihr könnt den Schwierigkeitsgrad nicht einstellen und das kann euch vor die ein oder andere Herausforderung stellen (gerade im letzten Drittel). Irgendwie ist dies auch reizvoll, wenn das Spielerlebnis für alle gleich ist.

Alles ist organisch

Scorn ist ein audiovisuelles Erlebnis wie kaum etwas, das ich bisher gespielt habe. Der Elefant im Raum. Ja, das Spiel ist sehr linear und es gibt sichtbare Barrieren. Verlaufen werdet ihr euch nicht und manche Rätsel gehen sogar über mehrere Ebenen. Auch muss ich die Optik für ihre Statik kritisieren. Es wirkt zwar jedes Bild auf eurem Monitor/Fernseher, als wäre es aus einem Artbook entsprungen, aber dynamische Lichter oder gar Raytracing gibt es nicht.

Doch kommen wir weg von der Optik und werfen einen groben Blick auf die Steuerung. Egal ob ihr euch für das Gamepad oder Tastatur und Maus entscheidet, bis auf einige hakelige Rätsel-Sequenzen, geht das Steuern gut von der Hand.

Der Sound ist für mich ein Highlight. Er ist düster, leise, kann aber auch plötzlich ins Laute wechseln. Es kann räumlich werden, fast wie in einer Kathedrale. Ich glaube auch manchmal, ein Flüstern aus den Wänden zu hören. Es ist stimmig, was ihr sehen und hören könnt. Eine Sprachausgabe gibt es nicht, dafür sind alle Texte auf Deutsch lokalisiert. Fehler sind mir dabei keine aufgefallen.

Ja, das muss man mögen – wäre eine passende Zusammenfassung. Enge Passagen können sehr beklemmend sein. Das Setting wird euch als Spieler spalten. In die Gruppe derer, die sich fallen lassen und in die Welt eintauchen. Die andere Gruppe wird sich wiederum nur kurz mit Scorn beschäftigen. Ich würde auch zu letzterer Gruppe gehören, wenn wir das Spiel nur auf seine sehr simplen Mechaniken reduzieren. Das kann langweilig sein, wenn euch das Gesamtbild nicht passt. Die Rätsel bleiben in der Tiefe zu einfach, die Gegner schwach.

Dennoch, ich kann nichts anders als sagen, dass Scorn für mich ein Meisterwerk ist. Für mich sind es 4 ½ bis 6 Stunden, je nach Spielstil, außergewöhnliche Stunden gewesen, die mir leider keinen Wiederspielwert bieten. Trotzdem werde ich diesen besonderen Titel nie vergessen.

Cloud-Gaming Verfügbarkeit

  • Xcloud – Scorn ist zum Release im Gamepass verfügbar. Mit Ultimate Abo könnt ihr das Spiel per Xcloud streamen. Leider ist die Bildqualität abseits der Konsole nicht ausreichend gut für die sehr anspruchsvollen, dunklen Passagen. Die Blockbildung ist stark ausgeprägt.
  • Geforce Now – Das Spiel ist ab Release auch für den Nvidia Dienst verfügbar. Spielbar ist die Steam und Epic Version. Die Bildqualität ist Top.

Für reine Cloud-Gamer empfehle ich die Geforce Now Version. Habt ihr eine Xbox-Konsole, sollte die Bildqualität bei Xcloud besser sein als auf PC und Co. – somit wäre auch das eine Option.

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • Eine Optik wie aus einem Artbook
  • Gruselig, Organisch, Giger
  • Fantastische Soundkulisse

thumbs-up-icon

Cons
  • Sehr linear
  • Schwache Rätsel
  • Ein kurzes Vergnügen ohne viel Wiederspielwert

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Spiel Bewertung
Singleplayer
73
73
-
Multiplayer

FAZIT

Das Science-Fiction Horror-Adventure Scorn ist eine Punktlandung für Science-Fiction sowie H.R. Giger Fans. Kaum ein anderes Spiel wirkt aber auch so polarisierend, wie es sich derzeit in sozialen Netzwerken zeigt. Die einen werden sich angewidert abwenden, die anderen versinken in dieser Welt völlig und erschaffen indes ein eigenes Erlebnis. Man muss sich natürlich auch darauf einlassen, um die Vorzüge zu erkennen und vollends auszuschöpfen. Auf die reine Spielmechanik heruntergebrochen ist der Titel zwar schwach, zusammen mit der Optik, dem Sound in Verbindung mit Kopfhörern jedoch ein (sehr spezielles) Erlebnis.

- Von  Stefan D.

MS Windows
Xbox Series X
PlayStation 5

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USK 18 PEGI 18

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