Persona 4 Arena Ultimax REVIEW

Immer, wenn ich ein Spiel in den Händen halte, auf dessen Cover das Logo von Atlus abgebildet ist, geht mir das Herz auf. Es gibt nämlich wenige Spiele, mit denen ich in einem solch hohen Maße über Jahre hinweg Erinnerungen verbinde, wie mit denen, der Rollenspielexperten aus Tokyo. Das gilt insbesondere für die Persona Reihe des Studios. Dementsprechend kritisch war ich zunächst der Idee gegenüber eingestellt, dass die populäre Rollenspiel-Lizenz für ein Beat ´em Up zweckentfremdet werden sollte, allerdings sollte mich das letztendliche Produkt, Persona 4 Arena, eines besseren belehren. Nun, etwas mehr als ein Jahr später, erscheint mit Persona 4 Arena Ultimax bereits der Nachfolger des Überraschungshits.

Beat ´em Up? Visual Novel? Was denn nun?

Die nunmehr zweite Zusammenarbeit zwischen Atlus und den Prügelspielexperten von Ark Systems Works schließt dabei direkt an die Geschehnisse des Erstlings an. Und hier liegt auch schon gleich die Krux von Persona 4 Arena Ultimax, denn wenn man die Story verstehen, die Figuren, ihre Motivation und Beziehungen untereinander nachvollziehen will, dann kommt man nicht drum herum neben Persona 4 Arena auch Persona 4 und Persona 3 gespielt zu haben bzw. grobe Kenntnisse des dieses RPG-Universums zu besitzen. Wer diese nicht besitzt, der wird schon bei Kernbegriffen wie Midnight Channel, Personas und Shadow Operatives buchstäblich die Fragezeichen über seinen Kopf schweben sehen und mit der Kampagne nur schwerlich warm werden.

Persona 4 Arena Ultimax ist nämlich in erster Linie ein Geschenk Fans der Reihe und dadurch Fanservice durch und durch. Für Kenner beinhaltet der für Beat ´em Up Verhältnisse geradezu gewaltige Story-Modus mit seinen zwei Kampagnen viele interessante Details, zumal die hier erzählte Handlung offizieller Kanon ist und somit die Geschichte, der aus den Rollenspielen bekannten Charaktere fortführt. Bei den zwei Kampagne handelt es sich übrigens um die gleiche Story, allerdings wird sie einmal aus der Sicht der „Persona“ Figuren, und einmal aus der Sicht der Protagonisten von Persona 4, und einmal aus der Sicht der Protagonisten von Persona 3 erzählt. Das ist sowieso schon jede Menge Inhalt, der darüber hinaus Neulinge auch aufgrund der gewählten Erzählform überfordern könnte. Zumindest im Story-Modus haben wir es nämlich weniger mit einem Prügelspiel, als sehr viel mehr mit einer Visual Novel zu tun. Die Handlung wird hauptsächlich in Dialogen mit Standbildern und Charakter-Sprites erzählt, hin und wieder gibt es auch animierte Zwischensequenzen. Die Beat ´em Up Mechanik spielt zunächst eine untergeordnete Rolle, denn während Dialogszenen nicht selten an die 30 Minuten am Stück gehen, so können die wenigen Kämpfe dazwischen bereits nach einer Minute vorüber sein.

Mir als großen Fan der Reihe hat dieser Umstand nichts ausgemacht, im Gegenteil. Ich habe es geradezu genossen mich entspannt zurückzulegen, den Auto Read Modus zu aktivieren und die Handlung zu verfolgen. Die Story selbst ist dabei eigentlich vollkommen nebensächlich, es geht wie gehabt mehr um die über die Jahre hinweg lieb gewonnenen Charaktere. Hier knüpft Persona 4 Arena Ultimax an die Qualitäten der Rollenspiele an und beschwert Fans eine unterhaltsame Zeit.

Eines der besten seines Genres

Wer also mit dem Franchise nicht bis kaum vertraut ist, der sollte vielleicht erst einmal einen Bogen um den Story-Modus machen. Schließlich gibt es genug andere Modi, in denen eben das drinnen steckt, was die meisten Spieler primär erwarten: einen vollwertigen Prügler, der ohne weiteres zu den Besten des Genres gezählt werden darf. Denn da, wo Atlus seine Stärken für Handlung und Figuren ausspielen darf, da bekommt das Team von Ark Systems Works die Gelegenheit seine Fähigkeiten als geheimer Meister des Beat ´em Up Genres unter Beweis zu stellen.

Dabei zählt auch hier die bekannte und immer wieder rezitierte Devise vieler Prügelspiele, dass die grundlegende Spielmechanik zwar sehr einfach und schnell zu erlernen ist. Das wirkliche Meistern des Gameplays erweist sich aber als sehr schwer und erfordert einiges an Zeit. Dies bekommt man als Anfänger spätestens dann zu spüren, wenn man sich voller naiven Tatendrang gegen wahre Könner in die Online-Kämpfe stürzt und binnen weniger Sekunden den buchstäblichen Hintern versohlt bekommt.

Insofern liegt es also nahe, sich zunächst in den diversen Einzelspieler-Modi mit der Steuerung der Grundmechanik und den verschiedenen Charakteren vertraut zu machen. Von Letzteren gibt es 16 an der Zahl, weitere drei Kämpfer kann man sich per kostenpflichtigen DLC in den Roster holen. Das ist für Genre-Verhältnisse zwar fast ein bisschen dürftig, allerdings besitzt jede Figur noch eine zweite Version, den sogenannten Schatten-Typ. Diese lassen sich aufgrund der Verlagerung von Stärken und Schwächen allesamt ein wenig anders spielen, als die normalen Ausführungen und sind vor allem für erfahrene Spieler geeignet. Darüber hinaus hat natürlich jeder Charakter so oder so individuelle Vor- und Nachteile. Es gibt schnelle Kämpfer, die vor allem im direkten Nahkampf ihre Stärken ausspielen können, ebenso gibt es Figuren, die standardmäßig eher für Angriffe aus der Distanz ausgelegt sind. Außerdem gibt es ja noch die Personas, bei denen es sich, einfach ausgedrückt, um Dämonen handelt, welche das innere Wesen ihres Trägers widerspiegeln. Auch diese und ihre Fähigkeiten können im Kampf genutzt werden.

Trotz eines eher mittelgroßen Rosters dürfte jeder Spielertyp seine Favoriten finden, mit denen er am Besten auskommt. Positiv fällt dabei vor allem das erneut sehr gute Balancing zwischen den einzelnen Charakteren auf. Lediglich die DLC-Charaktere wirken in den Online-Kämpfen zuweilen etwas overpowert, was aber auch eine individuelle Wahrnehmung sein mag. So oder so hängen Erfolg und Niederlage letztlich davon ab, wie gut man die Movesets des eigenen Kämpfers gemeistert hat und inwiefern man in der Lage ist die Angriffe des Gegenübers zu lesen. Letztlich trennt sich die Spreu vom Weizen, wenn man auf den höheren Schwierigkeitsgraden oder im bereits mehrfach erwähnten Online-Modus agiert. Wer sich Siegchancen erhofft, in dem er seinen Gegner mit Angriffen malträtiert, dabei aber das Blocken oder den Einsatz von Spezialmanövern außer Acht lässt, der wird nicht Lange überleben.

Persona 4 Arena Ultimax erweitert das eigentlich recht klassische Beat ´em Up Konzept um zwei interessante Details. Da wären zum einen die Statusschäden, welche ausgeteilt werden können, und den Gegner beispielsweise für kurze Zeit vergiften. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, den Gegner mit einer einzigen, sehr mächtigen Attacke sofort zu besiegen, egal wie viel Energie dieser noch auf seine Statusleiste hat. Beide Ansätze haben ihren Ursprung natürlich in den Rollenspielen und wirken in einem Prügler zunächst etwas befremdlich, haben aber ihre Berechtigung. Nicht zuletzt für die one hit kills braucht es nämlich einiges an Übung und spezielle Voraussetzungen innerhalb des Kampfes.

Nostalgische Gefühle

Doch nicht nur spielerisch wird einiges an Abwechslung geboten, auch, was die Modi angeht wird einiges geboten. Abseits des umfangreichen Story-Modus, kann man die Handlung in einer sehr viel simpleren Ausführung auch im Arcade-Modus erleben. Abgesehen von kleinen Dialogfetzen vor und nach den Kämpfen, konzertiert sich dieser voll und ganze auf das prügeln. Im neu dazugekommenen Golden-Arena-Modus wird hingegen die Rollenspielmechanik leicht aufgegriffen, sodass man während des Kampfes Erfahrungspunkte sammelt, dadurch im Level steigt und neue Fähigkeiten für die jeweiligen Figuren innerhalb des genannten Modus freischalten kann. Im Score-Attack Modus geht man hingegen auf simple Highscore-Jagd. Dann gibt es mit der Versus-Modus natürlich noch den üblichen Verdächtigen, in welchen man auf die schnelle ein Einzelmatch gegen den Computer oder einen Freund lokal spielen kann.

Wahre Enthusiasten sind hingegen im Online-Modus richtig aufgehoben, wo es auf wirkliches Können ankommt. Hier kann man entweder per Matchmaking Gegner suchen, oder sich in eine liebevoll im Stile einer Arcade-Halle gestaltete Lobby begeben, in welcher man mit seinem Avatar nicht nur herumläuft und sich auf Gegnersuche begibt, sondern mit anderen auch via Chat kommunizieren kann. Sehr angenehm in den Online-Matches ist – neben der zugänglichen Community – auch der technisch saubere Ablauf. Zwar kommt es zu Beginn der Begegnungen oftmals zu starken Rucklern, diese verschwinden in der Regel aber mit dem letzten, den Kampf einläutenden Gong komplett. Selbst gegen Kontrahenten aus den USA und Japan laufen die Kämpfe sehr flüssig und ohne störende Verzögerung. Vorbildlich.

Überhaupt ist Persona 4 Arena Ultimax ein aus technischer Sicht durchaus als eindrucksvoll zu bezeichnendes Spiel. Neben den butterweichen 60 Frames überzeugt vor allem der visuelle Stil, der sich natürlich stark an Persona 3 und Persona 4 orientiert und eine mit düsteren Einschlag versehene Anime-Ästhetik zu bieten hat. Vor allem der Umstand, dass Figurenmodelle und Levelhintergründe zum großen Teil handgezeichnet sind, sorgt für einiges Staunen, auch wenn man ehrlicherweise anmerken muss, dass die Hintergründe selbst nicht ganz die große Variation zu bieten haben. Toll auch, dass es Atlus einmal mehr geschafft hat (fast) alle Sprecher der englischen Synchronisation der Rollenspielteile zusammenzutrommeln und erneut zu verpflichten. Dies und der sich aus den musikalischen Werken von Serienkomponist Shoji Meguro nährende Soundtrack sorgen endgültig für nostalgische Gefühle.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
84
84
Gut
84
Multiplayer

FAZIT

Atlus und Ark Systems Works liefern zum Ende der PS3/Xbox360 Ära mit Persona 4 Arena Ultimax noch einmal einen richtigen Kracher ab, der zweifelsohne zu den besten Beat ´em Ups der letzten Jahre gehört. Das sowieso schon gute Kampfsystem des Vorgängers wurde an den richtigen Stellen verbessert, hinzu kommt eine audiovisuell sehr ansprechende Umsetzung sowie ein üppiger Umfang. Darüber hinaus gelingt es de Spiel sowohl Fans der Reihe, wie auch Spieler, die Wert auf einen gut ausbalancierten Prügler legen, gleichermaßen zu bedienen.

- Von  Adrian

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