NBA Live 16 REVIEW
In unseren europäischen Gefilden werden Sportlandschaft und Fankultur von einigen wenigen herausragend populären Sportarten geprägt. Allen voran: Volkssport Nr. 1 – Fußball. Entsprechend wurde vor wenigen Wochen auch frenetisch und länderübergreifend der Release des neuesten Ablegers von EA Sports‘ traditionsreicher und legendärer Reihe FIFA gefeiert. Aber während die breite Masse sich auf eben diese National Sportart fixiert, hat ein etwas kleinerer Teil unserer hiesigen Population eine andere sportliche Sparte im Kopf und im Herzen. Fernab der fein gestutzten Fußball Rasen in überdachten Fußball Arenen Europas gibt es eine andere, viel rauere und spektakulärere Sportlandschaft… nämlich die der US Sports, die einen ganzen Kontinent zum Kochen bringt. Allen voran: Der US National Sport Basketball, ausgetragen in den heißesten Basketball Tempeln der USA, dominiert von den schimmernden Stars und Poster-Bad-Boys, unter der Schirmherrschaft des Amerikanischen Basketballverbandes – der NBA!
NBA 16 – LIVE
Schon seit 1995 bedient die Electronic Arts Division „EA Sports“ auch die Spieler-Herzen, die für den spektakuläreren US Sport schlagen mit ihrer Serie NBA Live. Seit NBA Live 95 ist eine Menge Zeit vergangen und aus dem bunten Arcade Titel ist eine mehr als ernstzunehmende Sport Simulation erwachsen. Mit NBA Live 16 will EA Sports nochmals neue Maßstäbe setzen und einen Schritt weiter zur maximalen Ausschöpfung der Prozessorkerne unter der Motorhaube der PlayStation 4 machen.
Entsprechend lässt das Game auch direkt vom ersten Kontakt an ordentlich die Muskeln spielen. Wer den kurzen Installationsprozess hinter sich gebracht hat, gelangt zu allererst in eine Cutscene – Intro Sequenz, in der wir direkt ins Geschehen katapultiert werden. In Form einer dramatischen Entscheidungsszene eines Finals gewinnen wir hier einen ersten Eindruck dessen, was dieses Spiel vor allem kann: Optisch und emotional ein Statement setzen. Durchweg besticht NBA Live 16 durch eine hervorragende und auffällig flüssigere In-Game Grafik als sämtliche Vorgänger. Besonders in Zwischensequenzen und Cutscenes reiht sich NBA Live 16 in die Klasse der Games ein, die derzeit ein Maximum aus der aktuellen Konsolen Generation herausholen. Umgebungsdetails, Texturen von Körpern und Kleidung, Körpersprache und vor allem die Mimik der Protagonisten auf dem Feld sind schier atemberaubend gut gelungen. Untermalt von einem der deftigsten Soundtracks auf dem Playstation Tableau entsteht von der ersten Sekunde an direkt eine sehr authentische Stimmung. Man merkt sofort, hier ist man nicht bei einem Fussball Freundschaftsspiel, hier gibt es kein „Fair Play“ Logo auf dem Trikot Ärmel oder Shake Hands und Wimpeltausch der Mannschaftskapitäne, hier gibt es höchstens eine Auswahl an coolen Tattoos und Accessoires für die Spieler deines Teams und einen bösen Blick für den Gegner…
EA Sports hält sich bei den Punkten Menügestaltung und Funktionsanfang ein wenig an altbewährtes aus der Gesamtheit seiner Sportableger. Natürlich können wir, direkt zu Beginn, einfach ein schnelles Spiel mit unserer Lieblingsmannschaft starten, oder aber auch das sehr empfehlenswerte Tutorial starten. Selbst diese ansonsten oft einschläfernde Vorbereitung ist nicht nur zum vollen Umfang der Nutzung aller Skills empfehlenswert, sondern ist bei NBA Live 16 auch noch optisch ein Hingucker, da man hier in Michael Jordan’s schneeweißer und hervorragend animierter Basketball trainiert und erste Schritte macht. Hat man das 1 x 1 der Steuerung drauf (und das wird bei Neulingen eine Weile dauern), kann man sich nach einer Herausforderung in NBA Live 16 umschauen. Neben dem eben erwähnten Quick Match, können wir die Highlights der vergangenen NBA Historie nachspielen, einige Skill Games absolvieren, und natürlich auch eine Karriere einschlagen, wobei wir zwischen der Manager- und der Spieler Perspektive im Vorhinein wählen müssen.
Mittendrin statt nur dabei
Im Mittelpunkt steht bei diesem Teil der NBA Reihe auch die Individualität. Mit der kostenlosen EA Sports Gameface Handy App kannst du ein 3D-Abbild deines eigenen Gesichtes generieren, welches dann automatisch zum EA Server hochgeladen wird, und dir erlaubt einen eigenen Spieler, einen „Pro“ zu erstellen, der exakt aussieht wie du. An sich ein großartiges Feature, das dem Gamer noch mehr Bezug zum Spiel und mehr Motivation verleiht, da eben dieser eigene Spieler im Karriere Modus einen ganz eigenen Werdegang im harten Business der NBA starten kann, mit allen Höhen und Tiefen vom Vorspielen, um die Teams vor dem traditionellen Draft Day zu beeindrucken, bis hin zum Wechsel zum absoluten Top Verein der NBA und dem Griff nach der Meisterschaft. Beim Test jedoch blieb ein wenig diese Euphorie auf der Strecke, nachdem sich herausstellte, dass eben genannte App sich als äußerst widerspenstig erweist. Auch nach zahlreichen Versuchen mit einer modernen Handykamera, akribischer Befolgung aller Anweisungen und besten Lichtverhältnissen gelang selbst nach ca. 20 Versuchen kein brauchbarer Face Scan. Als es dann doch funktionierte und ich mich schon auf den Test mit eigenem NBA Profi freute, quittierte die App dies mit einer kompakten Fehlermeldung: Face Scan abgebrochen, bitte erneut versuchen.
Glücklicherweise blieb dies, bis auf einige Querelen in Bezug auf defekte Speicherdaten, die einiges an Zeit und Nerven kostete, der größte Ärger an NBA Live 16.
Angenehmer verläuft da schon der Einstieg in den nochmal etwas überarbeiteten Multiplayer Modus des Spiels. Nach der Verbindung zu den EA Servern hat man sofort die Gelegenheit, sich unter das slam-dunkende Volk zu mischen. Hierzu steht das schnelle 1 vs. 1 Online Match gegen einen zufälligen Gegner nach Ranglisten Prinzip zuerst auf der Liste der Optionen. Wer es jedoch etwas tiefgründiger und langfristiger mag, der kann sich in NBA Ultimate Team an die Gestaltung eines eigenen Teams machen. Hier erschafft der Spieler mit einer eigenen Mannschaft, die ihm zu Beginn zugelost wird, eine Top Mannschaft, und kann diese über online erspielte Erfolge nach und nach immer weiter verstärken und höherklassige Gegner angreifen. Einmal begonnen zeigt dieser Modus schnell ein langfristiges Suchtpotential. Allerdings sei erwähnt, dass man hier gegen bares Geld die kostbaren Ultimate Team Punkte „einfach“ kaufen kann. Es ist also Versuchung geboten für zusätzliches Geld ein paar Stufen der Karriereleiter zu überspringen, das sich schnell läppert… Ohne In-Game Payment hilft nur ein harter, arbeitsintensiver Weg zum Ruhm.
Technik
Das grundsätzliche Gameplay bzw. die Steuerung live im Spiel orientiert sich stark an den Steuerungsmodellen der Vorgänger Episoden der NBA Reihe. Allerdings haben die EA Sports Macher auch ihren Basketball Ableger einen weiteren Schritt in Richtung 100% Realitätsnähe bringen wollen. Die Konsequenz ist, dass so manche Situation nicht mehr ganz so reibungslos und – wie selbstverständlich – geschmeidig abläuft. Aspekte wie Kollisionsverhalten, Fehlpässe, straucheln, abgefangen Pässe orientieren sich immer mehr an den Gesetzen der Physik, als an den Gesetzen des bedingungslosen Spielspaßes. Das ist jedoch keines Wegs schlecht, zumal auch die Gegner spätestens dieses Jahr keine fehlerfreien Basketball Maschinen mehr sind, sondern ebenfalls Fehler und somit Raum für gnadenlose Konter lassen. Die Steuerung und das über den Controller transportierte Feeling stimmen jedenfalls definitiv. Special Moves und Wurf- oder Pass-Kommandos werden flüssig und ohne Verzögerung umgesetzt. Wer also einmal die etwas komplizierte Steuerung verinnerlicht hat, kann sich authentisch und kreativer denn je auf die Jagd nach den großen Titeln machen.
Ich bin aufs große Ganze wirklich begeistert von NBA Live 16, denn hier haben wir es mit einem sehr stimmigen und vor allem sehr energetischen und stimmungsvollem Sport Game am technischen Puls der Zeit zu tun. Die NBA lebt, vielmehr als unser König Fußball, von ihrer eigenen Dramatik. Die angefeuerte Stimmung in Basketball Arenen wie dem New Yorker Madison Square Garden ist einzigartig, voller Feuer, und anstatt unter orchestralen Meisterschafts-Hymnen und in Zweierreihen auf das Spielfeld zu kommen, laufen unsere Akteure hier lässig und mit entschlossenen, angespannten Gesichtern unter Pyro Fontänen und pumpenden Black Music und Hip Hop Beats in der Arena auf…was die Menschenmengen, die diese Spektakel live verfolgen endgültig zur Extase bringt. EA Sports ist es bemerkenswert gut gelungen, eben dieses sportliche „Drama“ zu transportieren. Wenn man nach den ersten Testläufen inklusive einigem „Trial and Error“ so langsam mit dem Style des Spiels und der Steuerung warm wird, ertappt man sich auf einmal dabei, auf dem Sofa die Drehungen und Körpertäuschungen der eigenen Spieler mitzumachen. Und spätestens, wenn dir kurz vor dem Ende des 4. Viertels nach einem Solo Lauf mit deinem eigenen Spieler ein fetter Slam-Dunk gelingt und der authentische und lebensechte US Sport TV Moderator begeistert deinen Namen schreit, weil du den Big Point gesetzt hast… dann merkst du, was NBA Live 16 für ein authentisches und Adrenalin geladenes Spiel ist. Das hier ist viel weniger „Simulation“ als andere Sports Games, hier sind zwar die grafischen, akustischen und technischen Eckpfeiler gegeben, bieten aber vielmehr nur die Plattform für ein richtig heißes Spieleerlebnis, dass von seinen Emotionen lebt.