Metroid Prime: Federation Force REVIEW

Ersetzt und ausrangiert: So, oder so ähnlich dürfte sich Nintedos Weltraumikone Samus Aran fühlen. Das letzte Abenteuer mit ihr in der Hauptrolle ist schon viele Jahre her. 2007 erschien mit Metroid Prime 3: Corruption für die Wii der krönende Abschluss der gefeierten Prime-Trilogie. Seither ist es ruhig geworden um die blonde Weltraumamazone Samus Aran. Das von Team Ninja entwickelte Metroid Other M von 2010 enttäuschte einige Fans. Viele konnten sich nicht mit der Charakterisierung Arans vereinbaren, die es offenbart. Was bleibt, sind also einige Gastauftritte wie etwa in Super Smash Bros. für WiiU und 3DS.

Nun erscheint mit Metroid Prime: Federation Force ein neuer Titel aus dem Metroid-Universum. Doch noch bevor sich die Fans auf ein langerwartetes Wiedersehen mit Samus freuen können, überfährt Nintendo jeden Funken ihrer Hoffnung mit der knallharten Wahrheit! Nintendos Amazone wird in Federation Force nur am Rande erwähnt. Die Hauptrolle übernehmen bei diesem Einsatz nämlich namenlose Föderationssoldaten in blechernen Mechs. Ob das gut geht?

 

Operation Golem

Federation Force setzt da an, wo Metroid Prime 3 endet. Nachdem es Samus gelungen war, den finsteren Weltraumpiraten immer wieder einen Strich durch die Rechnung zu machen, nimmt sich nun die Föderation der Aufgabe an, der Bedrohung durch die Piraten endgültig ein Ende zu bereiten.

Zu diesem Zweck machen sich die Soldaten haushohe Mechs zunutze. Im Schutz dieser Roboterrüstungen brechen sie zu Missionen im Bermuda-Sternensystem auf, mit dem Ziel, taktische Überlegenheit über die Weltraumpiraten zu erlangen. Dies ist die Operation Golem.

Ein zentrales Merkmal, das die Metroid-Serien seit ihren Ursprüngen 1986 auf dem NES großgemacht hat, ist das Erforschen einsamer Planeten. Samus verbrachte eine ganze Kopfgeldjägerkarriere damit, die entlegensten Winkel und Ecken lebensfeindlicher Welten zu durchforsten. Federation Force geht nun einen anderen Weg. Das Spiel gliedert sich in 22 einzelnen Missionen anstelle einer offenen Spielwelt. Im Bermuda-System gibt es drei Planeten. Den Eisriesen Excelcion, den unfruchtbaren Wüstenplaneten Bion und den von Maschinen beheimateten, grünen Gasplaneten Talvania. Ihr entscheidet Euch zunächst für einen der drei Himmelskörper und daraufhin für eine Mission. Diese sind sehr abwechslungsreich ausgefallen. Mal muss ein bestimmter Gegner ausgeschaltet werden, mal müsst Ihr ein Geheimnis aufdecken, etwa warum ein seit tausenden von Jahren nicht genutztes Kraftwerk auf Talvania urplötzlich ein Notsignal sendet. Keine Mission gleicht der anderen!

Vor der Mission muss die Mech-Rüstung mit Mods und Munition beladen werden. Aber aufgepasst! Die Panzerung hat nicht unendlich Laderaum. So passen höchstens drei Mods in das Inventar. Mods sind Modifikationen, die etwa die Feuerkraft erhöhen oder die Kapazität für Munition erhöhen. Das ist auch bitter nötig. Denn, je nach Gewicht, passt nur eine begrenzte Anzahl an Raketen, Heilkapseln oder Sonstigem in Eure Magazine. Das heißt, vor jeder Mission muss genau erwägt werden, wie viele Einheiten nötig sein werden.

Die Areale, die Ihr in den Missionen durchstreift, sind sehr linear gestaltet. Keine Spur von der offenen Welt vergangener Metroid-Tage. Von Zeit zu Zeit stößt man im äußersten Fall auf kleine Abzweigungen, an deren Ende Mods für Euren Mech versteckt sind. Im Zusammenspiel mit der Aufgliederung in Missionen bedeutet das den Todesstoß für das Erforschen und Entdecken, was Metroid berühmt gemacht hat.

 

Gemeinsam sind wir stark!

Vorbei auch die Zeiten, in denen Samus als einziger Mensch in vollkommener Einsamkeit auf sich allein gestellt war. Das Gefühl von Isolation, ein weiterer Kern der Metroid-Philosophie, geht dahin. Denn im neuen First Person Shooter für den 3DS liegt der Fokus auf kooperativem Gameplay. Genau das ist die große Stärke von Metroid Prime: Federation Force! Jede der Missionen lässt sich, ob lokal oder online, mit bis zu drei anderen Spielern gemeinsam bestreiten. Viel mehr noch sind die Aufträge so gestaltet, dass sie in der Gruppe erst ihr volles Potential entfalten. So gibt es etwa eine Mission auf Excelcion, bei der mehrere Eisgiganten nicht besiegt sondern eingefangen werden sollen. Wenn ein Spieler sich als Köder zur Verfügung stellt, um die Bestien in den Käfig zu locken, können die anderen Spieler im richtigen Moment die Tür verschließen. Bei den Auseinandersetzungen mit den zahlreichen End- und Zwischengegnern bietet es sich an, dass ein Spieler dauerhaft den Boss aufs Korn nimmt, währende die Teammitglieder ihm den Rücken freihalten oder ihn heilen. Je nach Ausrüstung und Mods, die zu Missionsbeginn ausgewählt werden, kann jeder Spieler eine bestimmte Rolle im Team übernehmen. Etwa die des Heilers oder des Angreifers.

Mutterseelenallein sind die Missionen oft bockschwer bis nicht meisterbar. Wer trotzdem allein auf die Jagd gehen möchte, dem bietet das Spiel einige Unterstützung. Etwa den „Einsamer Wolf Mod“. Ist dieser in Gebrauch, verdoppelt sich die Feuerkraft Eures Mechs und der kassierte Schaden wird verringert. Zudem können Solo-Spieler in jeder Mission bis zu drei Drohnen zuschalten, die selbstständig feuern. Kein Ersatz für menschliche Mitspieler aber immerhin eine Erleichterung.

Die Nutzung des „Einsamer Wolf Mods“ schlägt nach bestandener Mission bei der Punktabrechnung zu Buche. Wer das Helferlein nutzt, dem werden wertvolle Punkte abgezogen. Nur mit einer hohen Punktzahl erhält man alle drei Medaillen für die jeweilige Aufgabe. Extrapunkte bringt es dagegen, Nebenaufgaben zu erfüllen. Etwa kann es sein, dass Ihr eine bestimmte Anzahl eines Gegnertypes ausschalten sollt. Zudem läuft bei jeder Mission unbarmherzig die Uhr im Hintergrund. Nur wer es in einem sehr knappen Zeitlimit schafft, das Hauptziel zu erreichen, erhält den begehrten Punktebonus. Das Zeitlimit werden Solo-Spieler nur sehr selten knacken können. In der Gruppe klappt das schon eher.

 

Der 3DS als Mech-Cockpit

Das Studio Next Level Games kennt die 3DS-Hardware wie die eigene Westentasche, das haben sie bereits mit dem fulminanten Luigi´s Mansion 2 bewiesen. Einen First Person Shooter auf der Konsole oder gar auf dem Handheld umzusetzen, ist kein Zuckerschlecken. So viel ist sicher! Dennoch scheint das Experiment gelungen, wenn auch mit einigen Macken. Zu der recht guten Spielbarkeit trägt nicht zuletzt auch das relativ geringe Spieltempo von Metroid Prime: Federation Force bei.

Im Gegensatz zu Metroid Prime Hunters, das für den Nintendo DS erschien, nutzt Federation Force kein frei bewegliches Fadenkreuz. Die Steuerung orientiert sich stark an der Heimkonsolen-Vorlage, sprich Metroid Prime 1 bis 3. Man kann Federation Force daher auch als Lock On-Shooter bezeichnen. Mit dem Druck auf die L-Taste visiert ihr Eure Kontrahenten fest an und folgt nun jeder seiner Bewegungen. Mit der A-Taste eröffnet Ihr das Feuer. Metroid-typisch lässt sich der Power Beam durch Gedrückthalten der A-Taste auch zum Charge-Beam aufladen, der noch mehr Schaden verursacht. Wer etwas genauer zielen will oder muss, um besonders verwundbare Bereiche des Gegners zu treffen, hält die R-Taste gedrückt und neigt den 3DS. Das funktioniert ähnlich wie bei Splatoon. Und hier sitzt einer der Haken an der durchaus durchdachten Steuerung: Das Neigen des Handhelds beißt sich ganz fürchterlich mit dem 3D-Effekt. Zumindest, wenn ihr einen „alten“ 3DS nutzt. Der zweite Haken ist Wendigkeit des Mechs. Dieser wird mit dem Schiebe-Pad des 3DS gesteuert. Allerdings sind schnelle Wendungen nicht möglich.

Federation Force bietet zwei vordefinierte Steuerschemas. Zudem lässt sich optional auch das Circle Pad Pro nutzen. Aber wie man es auch dreht und wendet, die Steuerung bleibt ok, ist aber nicht das Gelbe vom Ei. Das ist etwas überraschend, denn mit Metroid Prime Hunters gibt es innerhalb desselben Franchise bereits eine Vorlage, die unmissverständlich zeigt, wie sich ein punktgenauer und blitzschneller Ego-Shooter auf Nintendos Doppelbildschirm spielen lassen muss.

 

Ist das Alien-Technologie?

Metroid Prime: Federation Force gewinnt ganz sicher keinen Preis für die grafische Qualität. Die Areale wirken karg und mit Details wurde gegeizt. Auch die Texturen sind nicht von einem anderen Stern, sondern eher von gestern. Aber all das dient vermutlich einem anderen Zweck: Das Online-Gameplay läuft absolut flüssig, selbst mit mehreren Mitspielern. Alles in allem ist die Grafik ansehnlich und den Stil kann man auch mögen. Darüber lässt sich bekanntlich streiten. Gut gelungen ist, wie zu erwarten, der 3D-Effekt, doch leider ist aufgrund der Bewegungssteuerung anzuraten, ihn abzuschalten.

Der Sound ist mehr als ok, kann aber mit der Musik der großen Konsolen-Brüdern nicht mithalten. Gerade der Soundtrack von Metroid Prime aus der Feder von Kenji Yamamoto gilt als legendär. Federation Force bietet dafür teilweise Sprachausgabe auf Deutsch. Die Stimme Eures Mechs dürft Ihr sogar selbst konfigurieren. Ihr habt die Wahl zwischen einer männlichen und einer weiblichen Stimme und könnt die Tonhöhe verändern.

Apropos Sprache und Kommunikation. Seit jeher Nintendos Achillesferse, gerade bei Onlinegames. Mit anderen Mitspieler dürft Ihr nur via vorgefertigter Textschnipsel kommunizieren. Schade, dass Nintendo hier zurückgerudert ist. Zumindest im Spiel mit Freunden bot Hunters schon auf dem DS einen Sprachchat.

In Sachen Umfang gibt es nichts zu meckern. Federation Force erfüllt sozusagen die Marge. Neben den 22 Missionen, die man Solo oder in der Gruppe spielen kann, bietet das Spiel den Modus Blast Ball. Blast Ball spielt sich etwa wie Fußball. Es spielen drei gegen drei Spieler. Der Ball ist riesig! Zum Glück nutzt Ihr anstelle Eures Fußes den Waffenarm Eures Mechs, um das Teil im Kasten der gegnerischen Mannschaft zu versenken. Diverse Items nehmen dabei weiteren Einfluss auf den Verlauf des Spiels. Dieser Modus basiert auf einer kreativen, neuen Idee. Es kommt nicht die Dynamik eines echten Fußballspiels auf. Jedoch bietet Blast Ball eine willkommene Abwechslung. Ein kompetitiver Modus, in dem man Kontrahenten durch direkten Beschuss außer Gefecht setzen muss, fehlt leider. Auch das ist etwas erstaunlich, da Metroid Prime Hunters auf dem Nintendo DS quasi vollkommen auf dieser Idee basierte.

Übrigens: Wer alle Missionen im Hauptspiel abschließt, den erwartet eine Überraschung! Mehr verrate ich aber nicht.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
70
78
Okay
86
Multiplayer

FAZIT

Metroid Prime Federation Force ist ein grundsolides Spiel mit sehr guter Technik. Alles zielt auf die gemeinschaftliche Spielerfahrung und das kooperative bestreiten von Missionen ab. Diese Idee ist sehr gut umgesetzt. Der Titel funktioniert sehr gut als First Person Shooter und ist sicherlich einer der besten Vertreter seines Genres auf einer mobilen Konsole. Doch lineare Missionen zu bestreiten, nicht einsam und allein, sondern in Begleitung eines ganzen Teams, das ist meiner Meinung nach nicht Metroid! Alles, was mich an Metroid Prime: Federation Force stört, ist der Name, dem es in dieser Form nicht gerecht wird.

- Von  Johannes

Nintendo 3DS

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