Mega Man 11 REVIEW

Die Gaming-Welt ist in Aufruhr. Der kleine, blaue Bomber ist zurück!

Zurecht, denn Mega Man gehört nach wie vor zu den absoluten Klassikern und Evergreens der Branche. Außerdem sind mittlerweile ganze acht Jahre vergangen, seit mit Mega Man 10 der bislang letzte Teil der Spieleserie erschien. Nun kehrt die Reihe mit dem elften Teil auf sämtliche aktuelle Konsolen zurück. Mega Man eilt sein guter Ruf voraus, obwohl in den vergangenen Teilen der Reihe das Niveau stetig schwankte und der Roboterjunge sicherlich etwas vom alten Glanz einbüßen musste. Nun ist er mit neuem Schwung zurück, setzt aber auf Altbewährtes, denn nur hier und dort wurden punktuell Neuerungen eingebaut. Ob das der Schlüssel zum Erfolg ist, habe ich mit der Nintendo-Switch-Version des Spiels testen dürfen. Gleichzeitig konnten wir auch die XBox One Version näher beäugen, was wir im Technik-Part kurz anschneiden.

Das Double-Gear-System

Vor jedem Spielstart können wir uns in einer Rückblende die Hintergrundgeschichte zum aktuellen Mega-Man-Teil ansehen. Jahre vor der Entwicklung der eigenständig denkenden Roboter durch Dr. Light. war dieser gemeinsam mit Dr. Wily an der Universität. Beide sprachen für unterschiedliche Projekte bei einem Gremium vor, welches aber nur ein Projekt zu fördern beabsichtigte. Die Wahl fiel auf Thomas Lights Forschung im Bereich der Robotik, während man Wilys Forschung für gefährlich und problematisch hielt. Wily hatte das Nachsehen, erinnerte sich jedoch Jahre später an seine einstige Forschung zurück und setzte das so genannte Double-Gear-System um.

Beginnen wir ein neues Spiel auf einer der vier Schwierigkeitsgrade Anfänger, Rückkehrer, Langzeitfan und Superheld, so wird die Erzählung in der Gegenwart fortgesetzt. Dr. Wily stürmt die Wartungsarbeiten an acht Robotern und entführt dieses mit Hilfe seiner Erfindung, die er nun perfektioniert hat. Für Mega Man, so mutig er auch sein mag, gibt es nur eine Möglichkeit ihn und die von ihm umprogrammierten Roboterkollegen aufzuhalten: Sich selbst das Double-Gear-System einsetzen zu lassen.

Mit dem Double-Gear-System erhält Mega Man zwei neue Fähigkeiten: Das Speed-Gear macht ihn schneller, was dargestellt wird, in dem die Umgebung und alle Gegner sich in Zeitlupe bewegen. Die zweite Fähigkeit lässt die Schusswaffen besonders durchschlagskräftig werden. Für beide Fähigkeiten wird Energie benötigt, die sich in Form von Zahnrädern wieder auffüllen lässt.

Ganz wie früher und doch in neuem Glanz

Optisch setzt Mega Man 11 neue Maßstäbe für die Reihe. Während man mit Mega Man 9 & 10 (nach einigen vorherigen 16-Bit-Teilen) wieder zurück in den Retrocharme des 8-Bit-Look wechselte, setzt Mega Man 11 deutlich auf grafische Rundumerneuerung. Spielerisch bleibt alles beim klassischen 2D-Plattformer, jedoch schafft die Grafik eher einen 2,5D-Look mit einem Gewissen Gefühl für Räumlichkeit und Plastizität. Möglicherweise hat dem Franchise genau das gefehlt, um in der heutigen Generation der Videospiele anzukommen. Ein Spielgefühl wie in guten, alten Tagen, aber ein Look, der auffällig genug ist, um auch die neuere Generation der Gamer anzusprechen. Mir jedenfalls gefällt dieser Kompromiss sehr gut. Etwas nervig und repititiv ist hingegen die musikalische und tonale Umsetzung des Spiels. Der hibbelige Techno-Hintergrundsound in den Levels hat mich ebenso wenig überzeugt, wie die englische Synchronisation der Figuren.

Technisch macht der Titel auf der Nintendo Switch eine gute Figur. Der Grafikstil ist trotz Modernität simpel genug, um auch im Handheld-Modus bei scharfer Auflösung eine stabile Bildrate hochzuhalten. Das ist ja gerade bei einem Jump´n´Run, in dem es um genaue Sprünge und schnelles Reagieren geht, wichtig. Frameskips, die einem die Tour vermasseln, gibt es aber im Grunde keine. die technisch gute Machart gilt genauso für die Xbox One Version, die sich kaum vom Konkurrenten unterscheidet.

Gameplay

Mega Man 11 setzt in Gameplay und Leveldesign an den Stellen an, die uns in den alten Teilen so sehr vor dem Bildschirm gefangen haben. Spielerinnen und Spieler springen, sliden und schießen (neu sind eben nur die oben genannten Double-Gear-Fähigkeiten) sich durch insgesamt acht Level, an deren Ende ein starker Endboss in Form der „entführten“ Roboter wartet. Besiegen wir diesen, erhalten wir seine ganz spezielle Fähigkeit, die wir dann in den verbliebenen Levels nutzen können. Die Reihenfolge in der wir die Welten betreten spielt also eine Rolle, denn die neuen Waffenupgrades, die wir erhalten, sind wiederum stark gegen andere Bosse oder effektiv in den dazugehörigen Levels. Hier ist aber ausprobieren angesagt, denn man kriegt keine Hinweise darauf, welche Reihenfolge die optimale ist.

Nervig, da wenig intuitiv, ist das Sliden. Um unter Elementen, die uns den Weg versperren, oder auf uns zufliegenden Projektilen drunter durch zu rutschen, muss die Sprungtaste betätigt und auf Steuerkreuz oder Controlstick nach unten gedrückt werden. Dieser Fähigkeit hätte man besser eine eigene Taste zuweisen sollen, denn irgendwie fühlt sich das in dieser Weise auch nach einigen Stunden Spielzeit noch seltsam an. Da macht es auch keinen Unterschied, auf welcher Plattform man Mega Man 11 genießen mag.

Alle anderen Mechaniken des Gameplays funktionieren wirklich flüssig und genau. Es ist vollkommen klar, wer oder was Schuld ist, wenn wir zum Beispiel wieder einmal um Haaresbreite einen rettenden Vorsprung verfehlen und in den Abgrund stürzen. Nämlich wir selbst. Schon auf zweitniedrigster Schwierigkeitsstufe verzeiht das Spiel selten Fehler dieser Art. Die Steuerung ist aber präzise genug, um sich diesbezüglich nicht unfair behandelt zu fühlen. Dennoch kann Mega Man 11, je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad, knüppelhart sein. Auf „Anfänger“ wird so gut wie alles verziehen, wir haben unendlich Leben zu Verfügung und können Stürze in Abgründe und Stacheln überleben. Schon auf „Rückkehrer“ fällt dieser Luxus in Gänze weg, es sei denn, wir kaufen uns entsprechende Ausrüstungen. Mit jeder weiteren Schwierigkeitsstufe werden dann Gegner immer stärker und unberechenbarer und die Zahl der Treffer, die wir einstecken können sinkt somit. Da ist absolute Vorsicht geboten und die Möglichkeit sich mit verschiedenen Items und Modulen auszurüsten, gewinnt drastisch an Relevanz.

Einkaufsbummel in Dr. Lights Labor

In Lights Labor können wir in Leveln gesammelte Schrauben einsetzen, um zwischen zwei Kategorien von Items zu wählen. Objekte, bzw. Unterstützungen werden verbraucht, um entweder bei geplantem Einsatz etwa die Energie- oder Waffenanzeige wieder aufzufüllen oder spielerische Fehler auszugleichen, wie der „Pierce Protector“, der uns einmalig vor Berührungen mit Stacheln schützt. Kaufen wir davon mehrere, so sind wir dementsprechend häufiger geschützt. Module hingegen bieten dauerhafte Verbesserungen unserer Fähigkeiten, können aber auch bei besonders starken Effekten gleichzeitig einen Malus auf andere Fähigkeiten bedeuten. So macht der „Energy Dispenser“ beispielsweise die ultimative Double-Gear-Technik sofort verfügbar, reduziert aber gleichzeitig die Lebensanzeige. Die Auswahl der Items, die wir nutzen, muss also wohlüberlegt sein, nicht zuletzt, da unsere Ressource, die Schrauben, nicht in Massen auftreten. Man kann sich allerdings zu Nutze machen, dass gesammelte Objekte (auch Schrauben) erhalten bleiben, wenn wir einen Level unterbrechen und zum Auswahlbildschirm zurückkehren. Der Fortschritt in dem Level geht dabei verloren, es lassen sich so allerdings Schrauben sammeln, ohne allzu weit in den jeweiligen Level vorzudringen.

Kurz, aber mit Wiederspielbarkeit

Mega Man 11 hat vor allem durch die vier Schwierigkeitsgrade, sowie die zuletzt beschriebene Möglichkeit Schrauben zu „farmen“, um unseren titelgebenden Helden besser auszurüsten, eine hohe Wiederspielbarkeit und lässt sich auch auf schwierigen Stufen mit etwas Geduld meistern. Der einzelne Durchlauf fällt aber, wie so oft ganz klassisch, eher kurz aus. Acht Bosse stellen keine allzu große Vielfalt dar, vor allem, da einige von ihnen bereits aus anderen Teilen bekannt sind. Interessant designt sind die Endgegner, sowie auch einige Zwischenbosse, aber allemal! Außerdem lassen sich mit erfolgreichem Abschluss des ersten Spieldurchlaufs einige neue Spielmodi, bzw. Herausforderungen freischalten, in denen in etwa gegen die Uhr leicht veränderte Levelabschnitte absolviert werden müssen. Das sind nette Zusätze, ein hier und da umfangreicheres Hauptspiel hätte ich aber ebenso dankend angenommen.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
80
80
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

Mega Man 11 präsentiert sich als gelungene Rückkehr der Reihe. Hier und da könnte es zweifellos etwas umfangreicher sein, der Sound ist mindestens gewöhnungsbedürftig und mit der wenig intuitiven Slide-Mechanik hat das Gameplay zumindest eine etwas größere Macke. Im typischen Stil der Vorgänger kann auch dieser Teil je nach Schwierigkeitsgrad irre knifflig werden und einen schon durchaus an einigen Stellen zur Verzweiflung treiben. Dabei hat man aber nie das Gefühl, dass das Spiel unfair ist, sondern kann aufgrund der Präzision im Gameplay eigene Fehler leicht analysieren. Und genau das gehört doch bei Mega Man irgendwie dazu. Mega Man 11 ist nicht perfekt, aber eine ordentliche Rückkehr und hoffentlich der Start zu einer neuen Generation Mega-Man-Spiele, die meiner Meinung nach in Zukunft ruhig 8-jährige Pausen vermeiden dürfte.

- Von  Florian

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